• 13. Oktober 2013 · 11:18 Uhr

Riesenschock und Rechenschieber: Horner überglücklich

Der Red-Bull-Teamchef erklärt die Strategie bei Sebastian Vettel und Mark Webber, hatte aber ein direktes Duell auf der Strecke erwartet - Surer: "Webber ärgert sich"

(Motorsport-Total.com) - Die Red-Bull-Piloten waren am Sonntag in Suzuka die schnellsten Rennpferde auf dem Formel-1-Taktikbrett. Die richtigen Züge beim Japan-Grand-Prix sagte am Kommandostand der Österreicher Christian Horner an. Der Teamchef ist nach dem fünften Sieg in Serie für Sebastian Vettel überglücklich: "Ein Erfolg für die ganze Truppe", jubelt er bei 'Sky Sports F1' auch über Rang zwei für Mark Webber. "Es macht keinen Unterschied, wer vorne ist, wenn Autos auf den Plätzen eins und zwei ankommen."

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Vettel und Horner kommen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus Zoom Download

Zunächst hatte Horner einen "schockierenden" Start zu überstehen, als Vettel mit Lewis Hamilton kollidierte und sich den Frontflügel beschädigte. Sein australischer Teamkollege blieb zwar nicht in Führung, aber vor dem Stallgefährten: "Man hat bei Mark gesehen, dass er in Richtung Boxenmauer gezogen ist und die Innenseite in Kurve eins übergenommen hat", erinnert sich Horner. Marc Surer wundert sich über das relativ langsame Losfahren von dessen Schützlingen: "Beide Red-Bull-Piloten sind mäßig gestartet. Die zweite Startreihe hatte irgendwie viel mehr Grip - warum auch immer."

Der 'Sky'-Experte weiter: "Wenn auch Lewis Hamilton noch vorne geblieben wäre, dann wäre es für Red Bull noch schwieriger geworden. Für Mark Webber ist es schiefgegangen, weil er zu Beginn nicht in Führung gehen konnte." Der Australier hatte Lotus-Pilot Romain Grosjean vor der Nase. "Wenn man drei Stopps macht, dann muss man volles Rohr machen. Vor ihm fuhr aber Grosjean, an dem er nicht vorbeikam. Er musste sich auf dessen Tempo einstellen. Das hat ihn den Sieg gekostet." Für Horner begannen fortan die Rechenspiele und es wurde klar, dass Webbers Plan langsam aber sicher bröckelte.

Webber zu lange hinter Grosjean

"Das ganze Rennen wurde vom ersten Stint diktiert. Mark hat die Reifen schneller verbraucht als Sebastian und wir mussten ihn an die Box holen." Webber war plötzlich für drei Besuche bei der Crew eingeplant, Vettel blieb beim Plan A: "Dann musste er unheimlich Druck machen auf seiner Zweistoppstrategie. Wir holen uns dabei natürlich auch das Feedback der Fahrer. Als sich das Fenster für drei Stopps öffnete, war es die einzige Chance, die wir erkannt haben, um Mark an Romain (Grosjean, Anm. d. Red.) vorbeizubringen."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Japan


Webber sei nicht mehr in der Lage gewesen, den Stallgefährten in den letzten Runden zu hetzen und einen internen Zweikampf zu forcieren: "Es wäre unangenehm geworden, hätte er das gekonnt." Und eigentlich hatte Red Bull mit diesem Szenario fest gerechnet. Wenn nicht sogar mit einem Sieg für Webber: "Theoretisch hätte Mark - wenn Sebastian länger hinter Romain gehangen und er ihn schnell erwischt hätte - die frischeren weichen Reifen gehabt. Wir dachten, unsere beiden Fahrer wären in den letzten vier oder fünf Runden eng beisammen."

"Aber bei Sebastian ging es schneller und Mark brauchte ein paar Runden mehr mit dem Verkehr auf der Strecke", erklärt Horner und lobt seinen Weltmeister für eine tadellose Vorstellung. Surer glaubt nicht daran, dass Red Bull die Jetons so spontan auf drei Stopps beim Australier setzte. "Die Entscheidung über eine solche Taktik fällt grundsätzlich vor dem Rennen. Natürlich kann man während des Rennens wieder umstellen. In diesem Fall gab es aber nicht viele Möglichkeiten. Red Bull ist zweigleisig gefahren", analysiert der Schweizer.

Keine Gedanken an WM-Titel

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Sebastian Vettel war in Sachen Reifenmanagement eine Klasse für sich Zoom Download

Surer erkennt zwei Optionen im Fall Webber: "Man musste an Grosjean vorbei. Das kann man mit zwei Stopps, wenn man früh stoppt und die frischen Reifen nutzt. Oder man macht drei Stopps und hat am Ende die frischeren Pneus. Das hat letztlich bei beiden geklappt." Trotzdem glaubt der Ex-Formel-1-Pilot, dass Webber heimlich ins Lenkrad biss: "Intern haben sie die Plätze getauscht. Das ärgert ihn bestimmt sehr." Gegen Vettel sei jedoch kein Kraut gewachsen gewesen, findet Horner: "Er hat alles absolut richtig gemacht und mehr aus den Reifen herausgeholt als andere. Das war wichtig, um die Strategie umzusetzen."

Das ganze Team hat sich verbale Streicheleinheiten verdient: "Um auf diesem Niveau einen Doppelsieg zu erzielen, muss von der Logistik über alle Abteilungen in der Firma in Milton Keynes bis hin zu den Abläufen an der Strecke alles passen: Strategie, die Form der Fahrer. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Das erreicht man nicht einfach zufällig." An den vierten Titel für Vettel will Horner aber nicht denken: "Es sind noch immer vier Rennen und ein langer Weg. Wir können uns nicht auf andere, sondern nur auf uns selbst konzentrieren." Der frisch gebackene Vater meint: "Wenn man Dinge plant, dann geschehen meistens ungeplante. Das habe ich diese Woche bemerkt."

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