Ferrari: Alonso hofft auf Wunder
Fernando Alonso möchte die WM-Entscheidung nach der Enttäuschung in Südkorea weiter hinauszögern - Felipe Massa nach dem Rennen frustriert
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat sich im Grand Prix von Südkorea nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Fernando Alonso kam auf Platz sechs ins Ziel, sein Teamkollege Felipe Massa erreichte Rang neun. Die Roten sammelten in Yeongam gerade einmal zehn Punkte. Zum Vergleich: Sauber-Pilot Nico Hülkenberg (mit Ferrari-Motor im Heck seines C32) erzielte für seinen vierten Platz ganz allein zwölf Zähler. "Ein wirklich schwieriges Wochenende für uns", fasst Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali zusammen.
"Die Vorzeichen waren schon am Freitag zu erkennen. Es wurde uns schnell klar, dass wir hier im Rennen nicht so konkurrenzfähig sein würden wie in Belgien, Italien oder Singapur", erklärt der Italiener, dessen Fahrer im Rennen nicht viel ausrichten konnten. "Es wird ein schmerzvoller Sonntag, wenn man immer im Verkehr steckt und nicht überholen kann. Bezüglich der Rundenzeiten waren wir auf dem Niveau von Mercedes und von Sauber, die unseren Motor im Heck haben. Lotus und Vettel waren zu schnell für uns."
Ferrari hofft darauf, dass die erheblichen Probleme in Yeongam durch das Streckenlayout bedingt waren. In einer Woche in Suzuka soll es wieder besser laufen. "Mal sehen. Ich hoffe, dass es dort nicht ganz so schlecht wird", meint Domenicali. "Heute waren wir nicht in der Lage, von einem etwaigen Pech von Sebastian zu profitieren. So war die Situation in Südkorea. Vielleicht sieht es nächsten Sonntag schon wieder besser aus."
Schlechte Form hatte sich angedeutet
"Wenn so etwas, was Mark heute passiert ist, mal am Auto von Vettel passiert - ich wünsche ihm nichts Schlechtes -, dann ist etwas möglich. Nur in einem solchen Fall können wir in Sachen WM noch etwas machen", sagt Domenicali, dessen Team 118 Punkte Rückstand auf Red Bull hat. Alonso liegt in der WM 77 Zähler hinter Vettel. "Ich kann Vettel nur gratulieren. Seine Erfolge sind vollauf verdient. Für uns ist das eine zusätzliche Motivation, dorthin zu kommen, dass auch wir solche Resultate erreichen können", so der Ferrari-Teamchef.
Der spanische Topstar der Italiener war nach Rang sechs in Südkorea zwar nicht allerbester Laune, aber auch nicht tief frustriert. "Silverstone war wohl unser schlimmstes Rennen. In Singapur sind wir zwar Zweiter geworden, aber dort waren wir langsam. Die Strategie war dort gut, das Auto aber nicht", vergleicht Alonso seine schlechten Erlebnisse 2013. "Wir hatten Probleme damit, die Reifen ausreichend haltbar zu betreiben. Das haben wir am Freitag gesehen, am Sonntag im Rennen hat sich dies bestätigt."
"Wir waren etwa auf dem Niveau von Mercedes und von Lotus. Als Kimi rundenlang hinter mir war, konnte ich ihn eigentlich recht einfach im Zaum halten. Red Bull war außer Reichweite. In Suzuka müssen wir wieder ein Zehntelchen näher dran sein. Viel ist da gar nicht nötig, um wieder auf Normalniveau zu sein", meint der Asturier. "Die drei zweiten Plätze in Folge waren etwas zu viel. Das entsprach nicht unserem wahren Leistungsstand. Unser Auto ist für die Region um den dritten, vierten oder fünften Platz gut, aber wir sind jeweils Zweiter geworden."
"Nach drei kleinen Wundern hatten wir nun ein schlechtes Wochenende in Südkorea. Die Wahrheit bezüglich der Konkurrenzfähigkeit liegt irgendwo in der Mitte dazwischen. In Suzuka wollen wir wieder in besserer Form sein", erklärt Alonso, der sich an Hülkenberg die Zähne ausbiss. "Sauber war sehr gut. Die leisten sehr gute Arbeit, sie waren schon in Monza weit vorne dabei. Die sind auf einem Hoch. Nico fährt sehr, sehr gut. Er konnte vor uns bleiben, weil er ein fantastisches Rennen gefahren ist. Wir selbst müssen es halt besser machen."
Alonso wartet auf weitere Wunder
"Ich konnte nicht an Nico vorbeikommen. Er war schnell und ist absolut fehlerlos gefahren. Ich hatte keine Chance", lobt der zweimalige Weltmeister den deutschen Sauber-Piloten. "Hamilton ging es doch genauso. Der ist auch 20 Runden hinter Nico gefahren und hatte keine Möglichkeiten. Ich hatte gedacht, dass es mit den zwei DRS-Zonen einfacher wird, aber wir haben nicht so viele Überholmanöver gesehen."
"Es ist immer frustrierend, wenn man an einem Gegner nicht vorbeikommt. Aber wir waren eben nicht schnell genug - vor allem nicht in jenen Streckenbereichen, wo man überholen kann. Wenn man lange Zeit hinter anderen Autos herfährt, dann leiden auch die Reifen mehr. Das ist kein schönes Gefühl", berichtet der Spanier. "Force India und wir leiden unter den veränderten Reifen, Sauber profitiert hingegen. Aber was Nico leistet, ist super."
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Früh übt sich, wer Meister werden will: Rubens Barrichello kommt als vielversprechende Kart-Hoffnung aus Südamerika nach Europa und wird 1990 auf Anhieb Meister in der Formel Vauxhall Lotus. Die Szene ist baff. Fotostrecke
Alonso möchte Vettel nach dessen vierten Sieg in Folge noch nicht zum Titel gratulieren. "Wir müssen Wochenende für Wochenende unser Bestes geben. Aber natürlich wäre es ein Wunder. Wenn heute jemand neu als Fan zur Formel 1 käme, das rote Auto, den Fahrer mit dem blauen Helm und dazu den aktuellen Punktestand sehen würde, der würde doch niemals glauben, dass dieser Kerl noch um die WM kämpft", so Alonso. "Wir brauchen ein Wunder. Diese Hoffnung darauf müssen wir in den verbleibenden fünf Rennen aufrecht erhalten."
Dass es nach dem Grand Prix von Südkorea "nur" 77 Punkte Rückstand auf den amtierenden Champion sind, hat Alonso unter anderem seinem Noch-Teamkollegen Felipe Massa zu verdanken. Der Brasilianer wäre in der ersten Kurve beinahe mit dem Spanier kollidiert, warf sein Auto aber gekonnt in einen Dreher, um dies zu verhindern. "Das war nicht Wildes. Wir waren dort im Pulk mit drei oder vier Autos. Felipe hatte wohl irgendwo ein wenig Kontakt", sagt Alonso.
Massa verhindert Schlimmeres
"Ich bin vorsichtig gewesen, um mich aus allem herauszuhalten. Es ist nichts passiert. An meinem Rennen hat das nichts geändert. Ich lag auch davor schon hinter Nico. Für Felipe war es schlimmer. Deswegen ist er am Ende nur auf Platz neun gekommen. Ich weiß aber gar nicht, wie viel besser wir als Team hätten abschneiden können", analysiert Alonso die wilden Szenen aus der ersten Runde und deren Auswirkungen auf den Grand Prix.
"Es waren dort viele Autos auf einem Haufen. Die beiden Sauber waren plötzlich neben mir, ich zog nach rechts und war neben Fernando. Ich habe ein bisschen später gebremst. In der ersten Kurve waren welche links neben mir, in der Kurve selbst waren viele Fahrzeuge. Plötzlich war da ein Mercedes. Ich musste mein Auto in einen Dreher werfen, um eine Kollision zu vermeiden", schildert Massa. "Ich hatte Glück, dass mich niemand getroffen hat. Das Rennen habe ich aber dennoch dabei verloren. Es war schade."
"Eigentlich hat er dort alles richtig gemacht", lobt Formel-1-Experte Marc Surer die Reaktion von Massa in Runde eins. "Ich konnte anschließend an ein paar Autos vorbeifahren. Schwierig war es mit dem Sauber, der unheimlich schnell auf den Geraden war. Ich habe ein paar Plätze gutgemacht und letztlich wenigstens einige Punkte geholt. Ohne den Zwischenfall in der ersten Runde wäre etwas mehr möglich gewesen", meint der Brasilianer, der am Ende der Saison sein Cockpit für Kimi Räikkönen räumen machen muss.
In einem ereignisreichen Rennen zeigte Massa gute Überholmanöver und enge Kämpfe. Unter anderem gab es eine Berührung mit dem Mclaren von Sergio Perez. "Ich war links neben ihm. Er wusste das, ist aber trotzdem herübergezogen und hat mich berührt. Mehr muss ich dazu nicht sagen", winkt Massa ab. Das Wochenende war enttäuschend für den Alonso-Teamkollegen. "Red Bull stärker als wir, Mercedes stärker als wir, Lotus stärker als wir und sogar vielleicht auch Sauber. Es war also nicht besonders gut. Ich hoffe, dass es in Suzuka wieder besser wird."