Marko über Buhrufe: "Es ist der Neid"
Christian Horner und Helmut Marko loben das perfekte Rennen von Sebastian Vettel und der gesamten Red-Bull-Mannschaft und nehmen Stellung zu den Buhrufen
(Motorsport-Total.com) - Sieg in Monza mit Sebastian Vettel und Platz drei mit Mark Webber: Für Red Bull war der Grand Prix von Italien in Monza ein voller Erfolg. Vettels sechster Saisonsieg wurde lediglich von einigen Buhrufen auf dem Podest getrübt. Schon mehrmals hagelte es in jüngster Zeit Buhrufe nach seinen Siegen. "Natürlich werden sie ihn in Italien ausbuhen, denn es ist Ferrari-Land", meint Teamchef Christian Horner diesbezüglich. "Alle hier sind Alonso-Fans. So ist es eben."
Trotzdem glaubt er nicht, dass sich Vettel die Buhrufe zu Herzen nimmt: "Das ist eine seiner Charakterstärken: Es geht ihm nicht nahe und er macht seine Aufgabe weiter." Auch Helmut Marko findet klare Worte. "Es ist der Neid, es sind zwei Länder. England ist traditionell mit Deutschland nicht auf bestem Fuße. Wenn man hier einen Ferrari-Fahrer schlägt, dann darf man sich keine Sympathien erwarten. Das ist klar."
"Er nimmt es zur Kenntnis, wobei es auch unverständlich ist. Es ist sicher nicht angenehm, aber deshalb wird er den Alonso nicht vorlassen." Aus sportlicher Sicht war es ein erfolgreiches Rennen. Vettel und Red Bull sind auf dem Weg zum vierten WM-Titel hintereinander. "Es war eine brillante Performance des Teams", lobt Horner. "Wir mussten uns um einige Dinge kümmern, wie den Bremsplatten von Sebastian, die Getriebeprobleme und den Öldruck bei Marks Autos."
"Die Boxenstopps waren fantastisch, denn sie haben Mark vor Massa zurück auf die Strecke geschickt." Speziell der Bremsplatten bei Vettels-Auto nach dem Start bereitete den Red-Bull-Strategen Kopfzerbrechen. "Wir konnten es an den Daten sehen und gaben ihm eine Zielrunde vor. Es ist nicht einfach, wenn das ganze Auto auf den Geraden und in den Kurven vibriert. Er hat es aber gut gemeistert. Die zweite Rennhälfte war dann etwas einfacher", so Horner.
"Wir hatten gestern schon einige Schwierigkeiten bei den beiden Getrieben. Deshalb mussten wir die Getrieberäder austauschen. Bei Mark konnten wir am Ende nichts machen, als der Öldruck fiel. Wir brauchen dieses Getriebe auch für Singapur. Beide haben es fantastisch hinbekommen. Ich glaube, es hat Mark kaum Zeit gekostet, aber er hat es gut in den Griff bekommen."
Traditionell hatte Red Bull in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten auf den letzten Hochgeschwindigkeitsstrecken der Formel 1. Dieses Manko wurde eindrucksvoll ausgemerzt. Horner gibt zu, dass ihn der Speed selbst beeindruckt hat. "Es hat uns auch sehr überrascht. Wir haben auf allen Strecken, wo wir normalerweise Schwierigkeiten haben, gewonnen. Wir haben in Montreal gewonnen, in Spa und hier in Monza. Das ist der harten Arbeit hinter den Kulissen geschuldet."
"In der Fabrik wird hart gearbeitet, nicht nur am aktuellen Auto, sondern man muss auch an das nächste Jahr denken." Auch Marko strahlte nach dem Sieg über das ganze Gesicht: "Wir sind natürlich sehr, sehr froh, dass wir auf diesen beiden Strecken, für die man uns schwach geredet hat, gewonnen haben. Wir haben ein aerodynamisches Paket entwickelt, das schon in Spa sehr gut funktioniert hat. Hier war dann das Tüpfelchen auf dem i. Es ist schon eine große Freude, wenn man hier im Ferrari-Land auf diese Weise gewinnt."
Alonso der Hauptgegner in der WM
Nach Monza stellt sich die Frage, wer noch ein Gegner für Vettel in der WM ist. "Unser Hauptgegner ist Fernando Alonso und Ferrari", sagt Horner. "Es sind bei den Fahrern noch 175 Punkte zu vergeben und bei den Konstrukteuren noch viel mehr. Wir schauen jetzt nicht auf die Wertung, sondern gehen es Rennen für Rennen an. Es geht in Singapur weiter, aber nun genießen wir diesen Sieg in Monza."
Deswegen wird Red Bull auch bei den Überseerennen weiterarbeiten, bis der WM-Titel in trockenen Tüchern ist. "Er wird auch heute nicht groß feiern, wie ich ihn kenne", meint Marko über Vettel. "Er wird sicher lange im Briefing sitzen, denn das Rennen lief nicht ganz so wie wir wollten. Natürlich darf man nicht vergessen, dass wir als Team ihm diese Technik zur Verfügung stellen, damit er gewinnen kann. Wir haben zwar einen Höhenflug, aber wir feiern, wenn die WM gewonnen ist."