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Monza: Geschwindigkeitsrausch im roten Fahnenmeer
Was Mailand den Modemachern, ist Monza für die Formel 1: Informationen über die Rennstrecke, Land und Leute im Überblick
(Motorsport-Total.com) - Im Königlichen Park der norditalienischen Lombardei kriecht den Formel-1-Fans bei Kurvennamen wie Parabolica, Lesmo oder Variante Ascari ein Kribbeln den Rücken hinunter. 15 Kilometer nordöstlich von den Toren Mailands - der zweitwichtigsten Metropole Italiens - gelegen, wäre Monza eigentlich eine verschlafene Kleinstadt, wären da nicht zigtausende Fans aus aller Welt, die beim Grand Prix von Italien die engen Straßen in ein heilloses Chaos verwandeln.
Rennbesucher, die in Mailand nächtigen, sollten morgens mindestens zwei Stunden einrechnen, bis sie an der Strecke eintreffen, und abends kaum weniger, um wieder zurückzukommen. Diejenigen, die ihre Idole einmal ganz aus der Nähe sehen möchten, sollten sich am besten schon ganz früh morgens in der Nähe des Parkplatzes hinter dem Fahrerlager in Position begeben. Hier haben sie auch die beste Möglichkeit, das eine oder andere Autogramm zu erhaschen.
Italien seit 1950 ununterbrochen im Formel-1-Kalender
Ausgetragen wird der Grand Prix von Italien, seitdem es die Formel-1-Weltmeisterschaft gibt - nur der Grand Prix von Großbritannien wurde ebenso ununterbrochen ausgetragen. Die Strecke inmitten eines schönen Parks hat sich über all die Jahre verändert, aber die unveränderte Start- und Zielgerade erinnert an die lange Vergangenheit des Kurses. Seit 1950 fand der Grand Prix von Italien bisher 63 Mal statt: 62 Mal in Monza und einmal, 1980, in Imola. Zwischen 1950 bis 1957 wurde in Monza (Monza in der Formel-1-Datenbank) sogar das jeweilige Saisonfinale ausgetragen.
Monza ist ein Platz der Geschichte und der Inbegriff italienischer Motorsport-Leidenschaft: Der letzte Sieg eines Italieners beim Monza-Grand-Prix liegt mittlerweile zwar 47 Jahre zurück - damals gewann Ferrari-Pilot Ludovico Scarfiotti -, doch das hält die Tifosi nicht davon ab, in jedem Jahr in Monza wieder ein wenig Motorsport-Geschichte zu erleben. Ein Blick in das Geschichtsbuch verrät, welch einmalige Historie Monza hat: 1960 fuhr Phil Hill in einem Ferrari Dino 246 das letzte Mal mit einem Frontmotor einen Sieg heraus. Emerson Fittipaldi drehte 1971 das letzte Mal in der Geschichte der Formel 1 mit einem Allradauto seine Runden.
1971 war sowieso ein besonderes Rennen in Monza, als Peter Gethin mit nur 0,010 Sekunden Vorsprung vor Ronnie Peterson gewann - Rekord! 1958 sahen lediglich drei Autos das Ziel - ebenfalls Formel-1-Rekord. 1971 gab es sage und schreibe 41 Führungswechsel - einmalig in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports. Die schnellste Formel-1-Runde aller Zeiten drehte Juan-Pablo Montoya im Jahr 2002 - mit 259,823 km/h Schnitt!
Berühmte Steilkurve wird heute nicht mehr befahren
Bereits im Jahr 1922 fand im Königlichen Park zu Monza der erste Grand Prix von Italien statt. Auch die Formel 1 gastiert seit 1950 in Monza, wo zwischenzeitlich auf einer rund zehn Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke gefahren wurde. Besonders bekannt ist Monza für die Steilkurve, auf der heute aber nicht mehr gefahren wird. An sie erinnert nur noch eine Betonruine, die Jahr für Jahr mehr der Witterung zum Opfer fällt. Pläne, sie abzureißen, wurden nach Protesten auf Eis gelegt. Wo heute mehrere Schikanen die Formel-1-Autos einbremsen, wurde früher überall mit Vollgas gefahren, weswegen es in Monza viele Todesopfer zu beklagen gab.
Die Traditionsstrecke ist damit leider auch ein Ort mit einer tragischen Vergangenheit. Im Jahr 2000 starb ein Feuerwehrmann, als es nach dem Start zu einer Massenkollision kam und ein herumfliegendes Rad den Mann tödlich traf. 1961 starben der deutsche Ferrari-Pilot Wolfgang Graf Berghe von Trips und 15 Zuschauer. Der Österreicher Jochen Rindt verlor 1970 im Qualifying in der Parabolica sein Leben und wurde als einziger Fahrer in der Geschichte posthum Weltmeister. 1978 starb der Schwede Ronnie Peterson an den Folgen eines Startunfalls. Auf der Trage hatte er sich noch seine verletzten Beine anschauen können. Niemand rechnete damit, dass er sein Leben lassen würde. Doch eine Lungenembolie ließ ihn über Nacht versterben.
Mit einem Schnitt von über 250 km/h ist das Autodromo Nazionale di Monza die schnellste Formel-1-Rennstrecke im Kalender. Der 5,793 Kilometer lange Kurs beansprucht wegen der brutalen Verzögerungsmanöver vor allem die Bremsen, aber auch die Reifen, die besonders in den schnellen Kurven wie der Curva Grande und der Parabolica stark belastet werden. Im Rennen ist der Kurs 53 Mal zu umrunden, was einer Renndistanz von 306,720 Kilometern entspricht.
Volllastanteil jenseits von 70 Prozent
Die ebene Pistenoberfläche ermöglicht das Fahren mit geringer Bodenfreiheit, was in den Kurven zu besserer Bodenhaftung führt und die sowieso schon flach eingestellten Flügel noch flacher werden lässt. Zu rund 70 Prozent geben die Piloten in der Runde Vollgas und sorgen dafür, dass der Benzinverbrauch dementsprechend hoch ist und die Motoren bis an ihre Belastungsgrenze getrieben werden. Vor der ersten Schikane, die 2000 umgebaut wurde, werden die Piloten Geschwindigkeiten von knapp 350 km/h erreichen.
Mit fünf Siegen ist Michael Schumacher der erfolgreichste Pilot in Monza (Datenbank: Die meisten Siege in Monza) vor Fangio, Moss, Peterson, Piquet, Prost und Barrichello mit jeweils drei Siegen. Ascari, Phil Hill, Surtees, Stewart, Regazzoni, Lauda, Senna, Damon Hill, Montoya sowie Fernando Alonso und Sebastian Vettel kommen jeweils auf zwei Triumphe. Bei den Poles führen Fangio und Senna mit fünf, Clark, Montoya, Surtees und Michael Schumacher kommen auf je drei.
Die Geschichte der Rennstrecke in Monza im Überblick
1922: Der Automobilklub von Mailand entscheidet anlässlich des 25-jährigen Geburtstages des Klubs, eine Rennstrecke zu bauen. Diese solle zahlreichen Motorsport-Veranstaltungen, aber auch der Automobil-Industrie für Tests dienen. Zum Bau der Strecke wird die S.I.A.S (Societa Incremento Automobilismo e Sport - Automobile and Sport Encouragement Company) komplett mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ende Februar wird der erste Grundstein gelegt, doch schon damals gab es Proteste von Landschaftsschützern gegen die Baupläne einer 14 Kilometer langen Strecke. Ende April erhält man endgültig die Baufreigabe, allerdings für eine auf zehn Kilometer Länge gekürzte Strecke, die auf einem 340 Hektar großen Areal errichtet wird.
Die Bauarbeiten beginnen am 15. Mai 1922, am 15. August möchte man bereits fertig sein. Nach 110 Tagen ist das Kunststück dank eines immensen Aufwands vollbracht. Am 28. Juli drehen die Bauherren mit einem Fiat 570 eine erste Runde auf dem Kurs. Die damalige Strecke beinhaltet zwei Steilwandkurven, die um 2,6 Meter erhört waren, einen Radius von 320 Meter aufwiesen und Höchstgeschwindigkeiten von 180 bis 190 km/h zuließen. Verbunden sind die Steilkurven durch zwei jeweils 1,070 Kilometer lange Geraden. Der Streckenbelag besteht aus geteertem Schotter und Beton. Insgesamt fassen die Tribünen 9.000 Plätze. Das erste Autorennen findet an einem verregneten 3. September statt.
1924 bis 1925: Auf dem zehn Kilometer langen Kurs erreichen die Fahrer der Alfa Romeo P2 mehr als 220 km/h in den zwei Steilkurven.
Der Kurs schrumpft zusammen
1928: Bei einem Unfall sterben Emilio Materassi und 27 Zuschauer. Dies ist bis dato der schlimmste Unfall in der Geschichte des italienischen Motorsports. Der Grand Prix von Italien wird zunächst aus dem Kalender genommen.
1929: Aus Sicherheitsgründen findet der Grand Prix in Monza nur auf dem Hochgeschwindigkeitsoval statt. Die Autos erreichen erstmals Schnitte von knapp 200 km/h.
1933: Campari, Borzacchini und Czaykowski verlieren in der südlichen Steilkurve ihr Leben, da Öl auf der Strecke liegt.
1934: Die Strecke wird verändert, indem nur der Straßenkurs und eine der beiden Steilkurven durch eine Querverbindung verwendet werden. Es werden zwei Schikanen eingebaut, um die Autos einzubremsen. Der Kurs schrumpft auf eine Länge von 6,680 Kilometer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt auf 105 km/h.
1937 bis 1938: Der Kurs wird erneut umgebaut, es wird neu asphaltiert, die Steilwandkurven werden abgesenkt, neue Tribünen errichtet. Die neue Strecke ist 6,3 Kilometer lang und wird in dieser Form bis 1954 verwendet.
1948: Nachdem das Militär im Zweiten Weltkrieg die Anlage zeitweise für seine Zwecke verwendet hat, können die Veranstalter die Anlage innerhalb von zwei Monaten wieder einsatzbereit bekommen.
1950: Der erste Formel-1-WM-Lauf in Monza
1950: Der erste zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählende Grand Prix findet statt. Am Start sind 31 Autos, es gewinnt Giuseppe Farina auf Alfa Romeo.
1955: Die Strecke wird wieder fast in ihre Ursprungsform von 1922 mit ihren Steilkurven umgebaut und ist wieder zehn Kilometer lang. Die Steilkurven weisen bis zu 80 Prozent Gefälle auf und sollen theoretisch Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 285 km/h ermöglichen. Zwischen 1955 und 1961 wird dieser Kurs für die Formel-1-Rennen genutzt. Musso erreicht auf dem neuen Kurs einen Schnitt von 281 km/h.
1961: Bei einem Unfall verunglücken der deutsche Ferrari-Pilot Wolfgang Graf Berghe von Trips und 15 Zuschauer. Es werden Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um die Strecke weniger gefährlich zu machen.
1963: Die Boxenanlage wird komplett abgerissen und moderner neu aufgebaut.
1966: Durch den Einbau zweier Schikanen direkt vor den Steilwandkurven steigt die Gesamtlänge des Kurses um 100 Meter.
1970: Die Formel 1 fährt nun auf einem 5,750 Kilometer langen Kurs ohne Steilwandkurven. Die schnelle Parabolica wird um 25 Meter versetzt, um mehr Auslaufzone zu schaffen.
Tragische Unfälle trotz erhöhter Sicherheit
1972: Vor den schnellen Kurven Grande und Ascari werden zwei Schikanen eingebaut, um die mit der technischen Aufrüstung immer schneller werdenden Autos einzubremsen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der 5,755 Kilometer langen Strecke beträgt nun rund 215 km/h. 1975 fährt Clay Regazzoni im Ferrari mit 223,501 km/h einen neuen Rekord.
1974: Da es in den Schikanen immer wieder zu schweren Unfällen kommt, wird die Vialone-Schikane modifiziert und Kiesbetten und Sicherheitszäune errichtet.
1976: Durch Modifizierungen einer weiteren Schikane erreichen die Autos vor der Curva Grande statt 300 nur noch 180 km/h. Gleichzeitig wird vor der ersten Lesmo-Kurve eine Schikane eingebaut, um die Höchstgeschwindigkeit auf der folgenden Gerade von 280 auf 180 km/h zu senken. Beide Schikanen werden mit Kiesbetten und Fangzäunen abgesichert. Die Streckenlänge steigt auf 5,800 Kilometer an, die Durchschnittsgeschwindigkeit kann trotz der enorm besser gewordenen Autos auf rund 210 km/h gesenkt werden.
1978: Ein paar hundert Meter nach der Start- und Ziellinie crashen Ronnie Peterson und Vittorio Brambilla. Ersterer verstirbt im Krankenhaus, Brambilla kann das Krankenhaus erst nach mehreren Monaten verlassen.
1979: Im Rahmen weiterer Sicherheitsverbesserungen werden die Sturzräume in der Curva Grande, der Lesmo und der Vialone vergrößert und mit Reifenstapeln abgesichert. Die Randsteine werden abgesenkt und haben weniger gefährliche scharfe Kanten. Für die Arbeiten müssen rund 400 Bäume gefällt werden, die durch die Anpflanzung 1.200 neuer Setzlinge an anderer Stelle wieder aufgeforstet wurden.
1982: Ein neues Podium wird errichtet.
Das moderne Monza entsteht
1983: Das Fahrerlager wird vergrößert.
1983 bis 1985: Die Zuschauerkapazitäten werden auf rund 9.000 erhöht.
1986 bis 1988: Modernisierung des Paddock-Clubs, Neuaufbau der Überdachung der Lesmo-Tribüne, die wegen starken Schneefalls zusammengebrochen war. Die Fangzäune werden durch Reifenstapel ersetzt.
1989 bis 1990: Monza wird zu einer der modernsten Rennstrecken weltweit, dank einer neuen Boxenanlage, großer Hospitality-Bereiche und einem Pressezentrum.
1994 bis 1995: Die Strecke wird modifiziert, um den Sicherheitsvorschriften der FIA zu genügen. So wird zum Beispiel die Lesmo-Kurve langsamer gestaltet. Ferner wird der Sturzraum in der Curva Grande mehr als verdoppelt. Ein neues Medical-Center wird errichtet mit einem Hubschrauberlandeplatz ganz in der Nähe.
1997: Die Sitzplatzkapazität wird von 45.000 auf 51.000 erhöht. Dazu mussten 185 Bäume gefällt werden, was auf Protest der Umweltschützer trifft. Im Gegenzug werden an andere Stelle 555 Baumsetzlinge gepflanzt.
2000: Die Schikane nach Start und Ziel wird komplett umgebaut, um das Tempo zu reduzieren. Bei einer Massenkarambolage kurz nach dem Start wird ein Feuerwehrmann durch ein herumfliegendes Rad tödlich getroffen.
2002: Ein neues Boxengebäude wird gebaut, das traditionelle Podium wird abgerissen und neu errichtet. Das Fahrerlager wird vergrößert sowie neue Geschäfte und Restaurants gebaut.
Mailand: Italiens heimliche Hauptstadt
Mailand ist Italiens heimliche Hauptstadt. Mode aus Mailand genießt Weltruf, hier sitzen die größten privaten Fernsehsender des Landes und die bedeutendsten Verlage. Das nahe gelegene Monza ist zudem ein Magnet für Motorsport-Fans aus aller Welt. Die Mailänder Scala ist das berühmteste Opernhaus der Welt.
Ganze Trauben von Fans sind jährlich vor dem Hotel de la Ville in der Viale Regina Margherita versammelt, wo die meisten Teams wohnen. Beliebt ist auch das Hotel Fossati in der Via Conte Paolo Taverna in Canonica al Lambro Triuggio. Hier trifft man den einen oder anderen Fahrer auch schon mal abends beim Essen, da das Restaurant weithin bekannt ist für seine ausgezeichnete Küche.
Lukullische Genüsse: Mehr als Pasta und Pizza...
Ein Muss für die Freunde des bitteren roten Aperitifs, der meist mit Soda oder Orangensaft getrunken wird, ist Il Camparino in der Galleria Vittorio Emanuele. Hier erfand Davide Campari das nach ihm benannte weltberühmte Getränk.
Die Osteria del Treno, Via S. Gregorio 46, offeriert in familiärer Atmosphäre gute italienische Küche, dazu mehrere Dutzend Sorten Schinken und Wurst aus allen Regionen Italiens. Die Spezialität im Bice, Via Borgospesso 12, ist "Stracotto di Manzo", zarter Rinderschmorbraten. Manchmal genießt ihn hier auch Giorgio Armani.
Aimo e Nadia, Via Montecuccoli 6, ist eine Adresse für große Küche in Mailand. Höchste italienische und internationale Auszeichnungen hat das Inhaber-Ehepaar bereits erhalten, die Preise für ihre Menüs sind dennoch bezahlbar geblieben. Unbedingt reservieren sollte man im Il Sambuco im Hotel Hermitage, Via Messina 10. Der Familienbetrieb mit hochgelobter Küche ist bei den Einheimischen sehr beliebt.
Kultur spielt in Italien eine große Rolle
Das Museo Teatrale alla Scala gibt dem Musikfan die Möglichkeit, einen Blick in die 1776 bis 1778 erbaute Oper zu werfen, auch wenn er keines der heißbegehrten Tickets ergattern konnte. Das Museo Poldi-Pezzoli, Via Manzoni 12, zeigt eine wertvolle, private Gemäldesammlung mit Werken unter anderem von Botticelli.
Das Castello Sforzesco, Piazza Castello, stammt aus dem 14. Jahrhundert und führt den Besucher durch ein Labyrinth von Steintreppen und Wendelstiegen mit gruseligen Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit. Außerdem beherbergt das Castello die städtischen Kunstsammlungen.
Erste - und mit die teuerste - Adresse zum Shopping in Mailand ist die Galleria Vittorio Emanuele. Ihr Portal am Domplatz gleicht einem Triumphbogen. Günstiger lassen sich Designerstücke in den Outlets Emporio Isola, Via G. Prina 11, und Emporio Soldati, Via Ausonio 14, erwerben.
Von den Römern über die Habsburger bis hin zu Napoleon
Die Lombardei und mit ihr Mailand haben eine bewegte Vergangenheit: Kelten, Römer, germanische Langobarden - später die Habsburger und dann Napoleon: Sie alle herrschten in der Po-Ebene und damit in Mailand. Hunnenkönig Attila hat die Stadt 452 verwüstet, 539 geriet Mailand zwischen Goten und Byzantiner, später in die Machtkämpfe zwischen lombardischen und karolingischen Fürsten. An diese Zeit erinnert die Eiserne Krone im Dom von Monza, erbaut im 14. Jahrhundert auf einem um 800 Jahre älteren Fundament. Seit Karl dem Großen wurde an dieser Stelle den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches die Krone aufs Haupt gesetzt.
1943 wurde das Zentrum Mailands durch Bombenangriffe der Alliierten fast vollständig zerstört, doch die meisten historischen Bauten wurden originalgetreu restauriert.
Zahlen und Fakten zum Rennen in Monza:
In der Parabolica wirken vier Sekunden lang bis zu 3,1 g auf die Piloten. Nur zehn Prozent einer Runde verbringen die Fahrer mit dem Betätigen des Bremspedals. Pro Runde sind 40 Gangwechsel vonnöten. Der schnellste Scheitelpunkt einer Kurve wird mit 300 km/h durchfahren - in der Curva Grande. Die längste Volllast-Passage ist 1.200 Meter lang. Es ist die Zielgerade, auf der die Autos mehr als 320 km/h schnell werden. Am langsamsten sind die Fahrzeuge in den Schikanen. Dort fällt das Tempo kurzzeitig auf bis zu 70 km/h.
Das sagt Sebastian Vettel über das Autodromo Nazionale di Monza:
"Der Kurs ist körperlich zwar nicht besonders anstrengend - aber trotzdem ist er nicht einfach zu fahren. Wir fahren wegen der langen Geraden mit wenig Flügeln, deshalb ist das Auto sehr labil im Heck und droht besonders in den Lesmo-Kurven ständig hinten auszubrechen. Das Rausbeschleunigen aus der Parabolica ist eine Gratwanderung, weil sie hinten aufmacht. Beim kleinsten Fehler rutscht das Auto ins Kiesbett."
Das sagt Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery über Monza:
"Monza ist im Vergleich zu anderen eigentlich eine einfache Strecke. Dort ist Highspeed der einzig entscheidende Faktor. In Sachen Reifen gilt es, dort dann die harten Bremsmanöver aus hohem Tempo zu bewältigen. Man muss sie Reifenflanken auf Temperatur bringen und Blasenbildung verhindern. Das ist die einzige Problemstellung in Bezug auf Reifen in Monza. Der Rest ist eigentlich ganz klar."
Zeitraffer:
2012:
Der Monza-Grand-Prix 2012 steht ganz im Zeichen von McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Der Brite lässt der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance und dominiert das Geschehen im Königlichen Park vom Start bis ins Ziel. Sein McLaren-Teamkollege Jenson Button liegt zunächst auf Rang zwei, fällt aber zur Rennhälfte aus. Dann schlägt die Stunde von Ferrari: Felipe Massa und Fernando Alonso fahren den weiteren Podestplätzen entgegen. Massa vor Alonso? Ja, aber nicht lange: Massa muss "Reifen schonen", Alonso holt auf und geht wenig später vorbei. Platz zwei bringt er trotzdem nicht ins Ziel, denn von hinten rauscht Sergio Perez (Sauber) mit Siebenmeilen-Stiefeln heran. Der Mexikaner ist neben Hamilton der Mann des Rennens. Er überholt beide Ferrari und rückt bis auf vier Sekunden an Hamilton an, kann ihm den Sieg aber nicht mehr streitig machen. Hinter Hamilton, Perez, Alonso und Massa fahren Kimi Räikkönen (Lotus), Michael Schumacher (Mercedes), Nico Rosberg (Mercedes), Paul di Resta (Force India), Kamui Kobayashi (Sauber) und Bruno Senna (Williams) in die Punkte. Die beiden Red Bull von Sebastian Vettel (Lichtmaschine) und Mark Webber (Dreher) fallen vorzeitig aus. Insgesamt sehen 19 von 24 Piloten das Ziel.
2011:
Ferrari-Pilot Fernando Alonso gewinnt 2011 den Start, Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel das Rennen. Der junge Deutsche verdirbt den italienischen Tifosi auf den Ränge eine Party in Rot, indem er in der schnellen Curva Grande am Spitzenreiter vorbeizieht - auf der Außenseite! Auch Jenson Button (McLaren) geht später noch an Alonso vorbei und verweist den Spanier auf Platz drei. Als Vierter kommt Lewis Hamilton (McLaren) über die Linie, nachdem er sich über etliche Runden ein enges Duell mit Michael Schumacher (Mercedes/5.) geliefert hat. "Schumi", einst der Liebling der Ferrari-Fans, weiß mit spektakulären Verteidigungsmanövern zu begeistern, schießt dabei - in den Augen mancher Beobachter - aber über das Limit hinaus. Felipe Massa (Ferrari), Jaime Alguersuari (Toro Rosso), Paul di Resta (Force India), Bruno Senna (Renault) und Sebastien Buemi (Toro Rosso) komplettieren die Top 10. Nico Rosberg (Mercedes) scheidet nach einem von Vitantonio Liuzzi (HRT) ausgelösten Startunfall schon in der ersten Runde aus.
2010:
Fernando Alonso sorgt in Monza für eine Ferrari-Sternstunde: Der spanische Pole-Setter triumphiert, obwohl ihn beim Start McLaren-Pilot Jenson Button überholt. Doch der Ferrari-Star stoppt eine Runde später, übernimmt die Führung und gibt diese nicht mehr her. Dritter wird Felipe Massa. Red Bull kommt aufgrund des Motorennachteils wie erwartet nicht auf Touren: Sebastian Vettel fällt nach einem kurzen Feuer in der Airbox sogar auf Platz acht zurück - durch einen späten Stopp wird er aber immerhin Vierter. Mark Webber muss sich hinter Nico Rosberg (Mercedes) mit Rang sechs begnügen. Lewis Hamilton (McLaren) crasht bereits in der ersten Runde, als er sich an Massas Ferrari die Aufhängung verbiegt. Michael Schumacher (Mercedes) sichert sich als Neunter zwei WM-Punkte.
2009:
Das Brawn-Team hat den Großen Preis von Italien 2009 im Griff: Rubens Barrichello und Jenson Button feiern im Königlichen Park einen souveränen Doppelsieg vor Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen. Letzterer steigt überraschend mit auf das Siegertreppchen - Lewis Hamilton (McLaren) hatte sich in der Schlussrunde (!) spektakulär in die Streckenbegrenzung verabschiedet und einen sicheren dritten Platz weggeworfen. Adrian Sutil (Force India) begeistert mit einem starken vierten Rang, Sebastian Vettel (Red Bull) kommt indes nicht über Platz acht hinaus. Damit schwinden die Titelchancen des jungen Deutschen, der massiv an Boden auf die beiden Brawn-Piloten einbüßt. Dem Duo von Teamchef Ross Brawn gelingt in Monza ein wichtiger Schritt Richtung WM-Gewinn, zumal Vettel nur einen Punkt holt und Mark Webber (Red Bull) bereits in Kurve eins ausscheidet.
2008:
Der Grand Prix steht 2008 ganz im Zeichen des Wetters: Schon am Freitag gießt es in Monza wie aus Kübeln und der Trainingsbetrieb auf dem Autodromo Nazionale di Monza kann nur bedingt geordnet über die Bühne gehen. In der Qualifikation überrascht Sebastian Vettel (Toro Rosso) und stellt sein Auto im Regen auf die Pole-Position - er ist zugleich der jüngste Pole-Setter aller Zeiten. Am Sonntag sind die Bedingungen zunächst nicht viel besser: Das Feld macht sich bei feuchter Witterung auf die Top-Speed-Reise. Vettel gewinnt dabei nicht nur den Start, sondern 53 Runden später auch noch souverän den Großen Preis von Italien - die Sensation ist perfekt! Der junge Deutsche feiert seinen ersten Rennerfolg gemeinsam mit Teamchef Gerhard Berger auf dem Podium von Monza und wird von allen Seiten frenetisch bejubelt. Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) verkommen auf dem Siegertreppchen glatt zu Statisten, die beiden WM-Aspiranten Felipe Massa (Ferrar) und Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) sehen die Zielflagge auf den Rängen sechs und sieben.
2007:
Fernando Alonso und Lewis Hamilton (beide McLaren) setzen sich von Anfang an ab, doch eine Safety-Car-Phase verhindert, dass ihre Zweistoppstrategie wie geplant aufgeht. Dadurch kommt Kimi Räikkönen (Ferrari) an Hamilton vorbei. Hamilton fährt nach seinem letzten Stopp jedoch wie entfesselt und sichert sich mit einem tollen Überholmanöver doch noch den zweiten Platz hinter seinem Teamkollegen. Felipe Massa (Ferrari) muss früh mit Defekt aufgeben. Bester Deutscher wird Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) als Vierter, Nico Rosberg (Williams) holt als Sechster ebenfalls Punkte. 20 von 22 gestarteten Autos sehen die Zielflagge.
2006:
Es ist der große Tag des Michael Schumacher (Ferrari): Nach monatelangen Spekulationen um seine Zukunft gibt der siebenfache Weltmeister seinen Rücktritt per Saisonende bekannt - unmittelbar nach dem Sieg beim Grand Prix von Italien! Der Deutsche gewinnt das Rennen vor Kimi Räikkönen (McLaren) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), der erstmals in seiner Karriere auf das Podium fährt. Mit Nick Heidfeld (8./BMW Sauber F1 Team) kommt ein weiterer Deutscher in die Punkteränge. Fernando Alonso (Renault) muss nach einem kontroversen Qualifying, in dem er wegen einer angeblichen Blockade gegen Felipe Massa (Ferrari) eine Strafe kassiert hatte, mit Motorschaden zehn Runden vor Schluss aufgeben.
2005:
Juan Pablo Montoya startet im McLaren-Mercedes von der Pole-Position aus und gewinnt das Rennen. Ganz so einfach, wie es klingen mag, ist es allerdings nicht: Die Renault-Piloten hat er im Griff, doch der wegen Motorwechsels strafversetzte Teamkollege Kimi Räikkönen brennt ein Feuerwerk ab und liefert sich auch mit Titelkontrahent Fernando Alonso einen packenden Zweikampf. Durch einen Reifenschaden fällt er aber noch auf Rang vier zurück - hinter Alonso und Giancarlo Fisichella. Auf den restlichen Punkteplätzen landen Jarno Trulli, Ralf Schumacher (beide Toyota), Antonio Pizzonia (Williams) und Jenson Button (BAR). Ferrari enttäuscht die Tifosi: Michael Schumacher nur Zehnter, Rubens Barrichello auf Rang zwölf.
2004:
Der Grand Prix von Italien beginnt auf feuchter Piste, was Rubens Barrichello (Ferrari) dazu veranlasst, mit Intermediates auf die Strecke zu gehen. Die Reifen des Brasilianers bauen anschließend aber schnell ab und er muss früh an die Box kommen und Fernando Alonso im Renault die Führung überlassen. Barrichello stellt seine Strategie anschließend von zwei auf drei Boxenstopps um und kommt nach seinem letzten Service tatsächlich in Führung liegend auf die Strecke zurück. Fast gleichzeitig fixiert Michael Schumacher mit einem Überholmanöver gegen Jenson Button (BAR) den Ferrari-Doppelsieg. Nur 15 von 20 gestarteten Autos sehen die Zielflagge. Am härtesten trifft es Gianmaria Bruni (Minardi), dessen Auto beim Boxenstopp in Flammen aufgeht. Dank der vorbildlichen Reaktion der Mechaniker wird dabei aber niemand verletzt.
2003:
Im Qualifying sichert sich Ferrari-Pilot Michael Schumacher knapp mit 0,051 Sekunden Vorsprung die Pole-Position vor Juan Pablo Montoya. Nach dem Start ziehen beide dem Feld davon und liefern sich ein packendes Duell, bei dem es teilweise sogar zu leichten Berührungen kommt. Von den zwölf Fahrern im Ziel holen Michael Schumacher, Williams-Pilot Juan Pablo Montoya und Schumacher-Teamkollege Rubens Barrichello auf dem Podium die meisten Punkte. Kimi Räikkönen (McLaren), Marc Gene, der für den nach einem Testunfall pausierenden Ralf Schumacher im Williams einspringt, sowie Jacques Villeneuve im BAR komplettieren die Top 6.
2002:
Mit einem Doppelsieg von Ferrari endet der Grand Prix von Italien, dabei sieht es an den Tagen davor nicht unbedingt danach aus. Die Autos des Williams-Teams waren die erklärten Favoriten in Monza, Juan Pablo Montoya startet von Pole-Position. Doch schon nach wenigen Runden hat Ralf Schumacher einen Motorschaden. Montoya pflügt durch ein Kiesbett und beschädigt sein Auto nachhaltig - vorbei der Traum vom Sieg. Rubens Barrichello indes kann sich vorne absetzen, seine Zweistoppstrategie geht voll auf und er gewinnt sein drittes Rennen der Saison vor Michael Schumacher. Überraschend ist der dritte Platz von Eddie Irvine im Jaguar, die "Raubkatzen" waren noch nie zuvor in der Saison so konkurrenzfähig. Jarno Trulli und Jenson Button bringen für Renault beide Autos in die Punkte, während Olivier Panis im BAR einen wichtigen Zähler einfährt.
2001:
Formel-1-Neuling Juan Pablo Montoya holt in seinem 15. Formel-1-Rennen seinen ersten Grand-Prix-Sieg und ist damit der erste Kolumbianer in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports, der die Ziellinie als Erster überquert. Mit 5,175 Sekunden Vorsprung sieht der damals 25-Jährige vor Ferrari-Pilot Rubens Barrichello die karierte Flagge. Das erfolgreiche Rennergebnis für das Williams-Team komplettiert Ralf Schumacher auf dem dritten Platz. Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist das ganze Wochenende nach den Anschlägen des 11. Septembers geistig abwesend und beendet eines seiner bescheidensten Rennen auf dem vierten Platz. Vor dem Rennen sorgt der Ferrari-Pilot mit dem Vorschlag für Aufsehen, in der ersten Kurve nach dem Start ein Überholverbot auszusprechen. Die Sicherheitsinitiative wird von Jacques Villeneuve und drei Teamchefs abgelehnt.
2000:
Der Sieg von Michael Schumacher wird überschattet vom Tod des Feuerwehrmanns Paolo Ghislimberti, der nach einer schweren Kollision von einem umherfliegenden Reifen tödlich getroffen wurde. Schumacher bricht bei der Pressekonferenz in Tränen aus, er fuhr seinen 41. Sieg heraus und zog damit mit Ayrton Senna gleich. Mika Häkkinen kommt vor Williams-Pilot Ralf Schumacher auf den zweiten Platz.
1999:
Mika Häkkinen - der noch nie ein Rennen in Monza gewinnen konnte - rutscht in Führung liegend von der Strecke, und der Druck entleert sich in Tränen. Heinz-Harald Frentzen gewinnt im Jordan vor Ralf Schumacher im Williams und Mika Salo im Ferrari, der den nach dem Rennen in Silverstone verletzten Michael Schumacher vertritt.
1998:
Michael Schumacher holt vor seinem Teamkollegen Eddie Irvine den ersten Doppelsieg in Monza für Ferrari seit einem Jahrzehnt. Ralf Schumacher im Jordan wird Dritter. Johnny Herbert hat in Runde zwölf einen kuriosen Dreher ins Kiesbett, weil sich eine vergessene Zange eines Mechanikers unter dem Bremspedal verklemmt.
1997:
Sieg für David Coulthard im McLaren-Mercedes, den dieser der verstorbenen Prinzessin Diana widmet, die am Vortag beerdigt worden war. Jean Alesi im Benetton wird Zweiter vor Heinz-Harald Frentzen im Williams.
1996:
Mit dem "Gurken-Ferrari" holt Michael Schumacher zur Verblüffung aller seinen ersten Sieg für Ferrari in Italien und stellt dabei den Titelkampf zwischen den beiden Williams-Piloten Jacques Villeneuve und Damon Hill in den Schatten. Dem späteren Weltmeister Hill wurde zehn Tage vor dem Rennen mitgeteilt, dass er das Team verlassen muss. Der Brite dreht sich in Führung liegend von der Strecke.