Timing perfekt: Hamilton auf Pole-Position
Schwierige Bedingungen, viel Spannung im Spa-Qualifying: Lewis Hamilton (Mercedes) fährt in Belgien auf die Pole-Position vor Sebastian Vettel (Red Bull)
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat sich seine fünfte Pole-Position in der laufenden Saison gesichert - die 30. in seiner bisherigen Formel-1-Karriere. Der britische Mercedes-Pilot holte sich im Qualifying zum Grand Prix von Belgien den Platz an der Sonne vor Weltmeister Sebastian Vettel und dessen Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber. Grundlage für den Erfolg von Hamilton war weniger ein starkes Auto, sondern vielmehr ein perfektes Timing bei veränderlichen Bedingungen.
Die entscheidende Schlacht der besten Zehn in Q3 hatte zunächst nach einem Regenschauer bei nassen Bedingungen begonnen. Zum Ende der Session trocknete die Strecke jedoch rapide ab. So galt das Motto: Die Letzten werden die Ersten sein. Hamilton kam kurz vor dem Ablauf der Zeit noch einmal über die Start-Ziel-Linie. Er durfte somit seinen letzten Versuch bei verbesserten Bedingungen unternehmen. Der Ex-Champion nutzte seine Chance und legte eine blitzsaubere Runde auf noch teilweise rutschiger Strecke hin.
"Ich kann es nicht glauben - herrlich", funkte Hamilton seinem Team direkt nach dem Fallen der karierten Flagge. In allerletzter Sekunde hatte er mit seiner Runde in 2:01.012 Minuten den amtierenden Champion Sebastian Vettel (2./2:01.200) noch von Platz eins verdrängt. "Ich war so überrascht, als ich über die Ziellinie kam. Ich hatte erwartet, dass es noch mehr regnen würde. Ich habe alles gegeben", so der Mercedes-Pilot nach seiner schnellen Fahrt durch die Ardennen.
Hamilton hat Vettel im Visier
"Sebastian war vor mir. Ich war überrascht, dass ich an ihn heranfahren konnte. Ich mag es, bei veränderlichen Bedingungen ans Limit zu gehen", beschreibt der Brite. Vettel war ebenfalls spät noch auf der Bahn - jederzeit in Sichtweite vor Hamilton. "Ich habe gesehen, dass Lewis näher kommt. Da war klar, dass ich an manchen Stellen hätte schneller sein können", sagt der Heppenheimer. "Insgesamt können wir zufrieden sein, aber am Ende habe ich mich doch etwas geärgert. Ich habe die Pole knapp verpasst."
Die jeweiligen Teamkollegen der beiden Topleute starten aus der zweiten Reihe. Mark Webber (3./Red Bull/2:01.325) hatte seine letzte schnelle Runde ebenso früher begonnen wie Nico Rosberg (4./Mercedes/2:02.251). "Es hat ganz gut gepasst. Wir haben meist die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich bin recht glücklich", kommentiert der Australier. "Am Ende war es für mich etwas Pech. Es ist ein Vorteil, wenn man als Letzter über die Linie kommt und seine Runde fahren kann", meint Rosberg.
Alle vier Fahrer an der Spitze konnten von Glück reden, dass die Bedingungen am Ende noch einmal erheblich besser wurden. Als es zum Start ins Q3 regnete, waren alle Piloten zunächst auf Slicks auf die Strecke gegangen. Nur einer hatte den richtigen Riecher: Paul di Resta. Der Schotte war sofort auf Intermediates auf die Bahn gegangen. Während die Konkurrenz zum Wechsel hereinkommen musste, konnte der Force-India-Pilot bereits eine Rundenzeit von 2:02.332 Minuten setzen.
Di Resta verpasst die Sensation
In der Box des Schotten war man bereits in Jubelstimmung, weil niemand davon ausging, dass es bei einem Ende des Regens dermaßen schnell abtrocknen könnte. Doch zu früh gefreut. Di Resta wurde letztlich noch auf Startplatz fünf verdrängt - dennoch ein gutes Ergebnis für das Team. Kollege Adrian Sutil war im zweiten Qualifikationsabschnitt bei trockenen Verhältnissen als Zwölfter ausgeschieden. Auch für Nico Hülkenberg (11./Sauber) endete die Zeitenjagd vorzeitig. Der Emmericher darf damit jedoch durchaus zufrieden sein.
Hinter dem gut aufgelegten Spa-Spezialisten Jenson Button (6./McLaren) sowie den beiden Lotus-Piloten Romain Grosjean und Kimi Räikkönen auf den Rängen sieben und acht, waren die Ferrari-Fahrer alles andere als überzeugend. Fernando Alonso konnte sich als Neunter knapp vor Felipe Massa behaupten. Die beiden Piloten der Scuderia konnten am Ende nicht entscheidend zulegen und haben nun im Rennen viel Arbeit vor sich.
In Q2 gab es seltene Gäste aus den kleinen Teams. Giedo van der Garde (14./Caterham), Jules Bianchi (15./Marussia) und Max Chilton (16./Marussia) hatten sich mit Slicks auf abtrocknender Strecke am Ende von Q1 in den nächsten Abschnitt gefahren. Vor allem der Niederländer trumpfte sensationell auf. Am Ende des ersten Qualifikationsabschnitts stand van der Garde in den Zeitenlisten auf Platz drei! Das große Glück der Kleinen war das Pech von anderen Piloten, die man deutlich weiter vorne hatte erwarten dürfen.
Renntag: Mercedes hofft auf wechselhaftes Wetter
Neben den beiden Williams-Piloten blieben auch beide Red-Bull-Youngster aus dem Team Toro Rosso hängen. "Eine große Enttäuschung", meint Daniel Ricciardo nach Rang 19. Noch viel betrübter gab sich Teamkollege Jean-Eric Vergne, der sich nach bärenstarken Leistungen in den Trainings viel mehr ausgerechnet hatte als nur Platz 18. Sauber-Pilot Esteban Gutierrez konnte sich gerade eben noch vor dem letztplatzierten Charles Pic (Caterham) halten.
Die wechselnden Bedingungen brachten am Samstag viel Spannung ins Qualifying. "Wir wissen alle, dass Red Bull sehr schnell ist. Mal sehen, was morgen passiert - und wie sich das Wetter darstellt", sagt Polemann Hamilton mit Blick auf den Renntag. "Es wird wohl morgen bezüglich des Wetters wieder turbulent. Ich freue mich auf das Rennen", so die Kampfansage von Vettel.
Im Lager von Red Bull wird man auf trockene Bedingungen hoffen, denn der RB9 war bei normalen Bedingungen stets das schnellste Auto. Im Regen kann man die Vorteile jedoch offenbar nicht ganz so gut ausspielen. "Wir haben den passenden Setup-Kompromiss für Mischbedingungen gefunden. Nun hoffen wir morgen eben auch auf wechselnde Bedingungen", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Das Wetter soll so werden wie heute. Wenn es ein Rennen im Trockenen gibt, dann wird es schwierig für uns."