Mercedes jubelt: Reifen passen gut zum W04
Die neuen Pirelli-Reifen passen dem Mercedes W04 besser - Ross Brawn, Toto Wolff und Niki Lauda analysieren die Gründe für den Hamilton-Sieg in Ungarn
(Motorsport-Total.com) - Mercedes feierte auf dem Hungaroring den dritten Saisonsieg im zehnten Rennen. Nach der Pole-Position von Lewis Hamilton waren die Sorgen groß, ob der Umgang mit den Reifen über die Renndistanz passen würde. Es passte. Hamilton fuhr ein souveränes und fehlerfreies Rennen und holte sich seinen ersten Triumph im Mercedes Werksteam. "Er hat das Rennen gewonnen, weil er sensationell gefahren ist", lobt Niki Lauda seinen Fahrer bei 'Sky Sports F1'. "Alle Überholmanöver waren sein Job. Ich habe ihn in meinem Leben noch nie so gut fahren sehen."
"Alles war in Ordnung. Generell waren wir meiner Meinung nach nicht so schnell wie Red Bull, aber Lewis hat alles richtig gemacht, speziell wie er die Leute überholt hat. Das war sensationell." Auch Teamchef Ross Brawn war die Freude anzusehen. Sein Team hat beim Auto mit der Startnummer zehn alles perfekt auf den Punkt gebracht. "Er hat nichts falsch gemacht. Es war von Samstagnachmittag bis jetzt ein absolut perfektes Wochenende."
Der Schlüssel für den Sieg lag im Umgang mit den neuen Pirelli-Reifen, die Mercedes vor diesem Wochenende nicht kannte. "Wir wussten nicht, wie sich die Reifen verhalten würden, denn es war heute viel heißer. Es sieht für den Rest des Jahres sehr gut aus. Wir dürfen aber nicht locker lassen. Alle Jungs, die sich mit diesem Problem befasst haben, haben heute die Fortschritte gesehen", so Brawn. "Natürlich ist das ein weiterer Schritt, wenn jemand mit dem Kaliber von Lewis zum Team stößt."
Hamilton wirkte auf dem Hungaroring gefasst, cool und erledigte seinen Job. Hat Brawn bei ihm eine Veränderung gesehen? Die Trennung von Freundin Nicole Scherzinger soll Hamilton zusetzen. "Er war sehr frustriert, weil er noch kein Rennen gewonnen hatte, während Nico schon zweimal gewonnen hatte. Ich würde nicht sagen, dass ich bei Lewis eine Veränderung gesehen habe. Man hat aber an jedem Wochenende gesehen, dass die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren besser wurde. Es wurde alles relaxter, weil man sich besser kennengelernt hat."
Experte Marc Surer glaubt, dass der Sieg der Druchrbuch von Hamilton bei Mercedes sein könnte: "Das war ein ganz wichtiger Schritt für ihn, weil er bisher immer gesagt hat, dass er im Rennen enttäuscht ist, dass er sich nicht wohlfühlt im Auto und dass er es vor allem nicht hingekriegt hat, die Reifen über die Distanz zu halten."
"Diesmal hat er es geschafft, und zwar auf einer Strecke, wo es kein Mensch erwartet hätte - vor allem bei diesen Temperaturen", so der Schweizer. "Das ist eine ganz wichtige Motivation für ihn, aber auch für das Team. Vielleicht haben die neuen Reifen eine große Rolle gespielt, aber grundsätzlich denke ich, dass es für die Moral gut ist: 'Wir können bei 35 Grad im Schatten gewinnen und die Reifen sind kein Thema mehr.'"
"Die haben alles richtig gemacht. Es hat alles funktioniert. Es ist oft so: Der Fahrer passt, die Reifen passen, das Auto passt, und das Team arbeitet gut an den Boxen. Es ist alles zusammengekommen - aber das muss es auch, wenn man Rennen gewinnen will."
Über die WM wird nicht gesprochen
Auch Toto Wolff, der Geschäftsführende Direktor des Mercedes-Werksteams, zeigte sich nach der Siegerehrung überglücklich. "Die Reifen haben gut gehalten. Wir sind am Freitag zum ersten Mal mit diesen Reifen gefahren und haben sofort auf die Longruns hingearbeitet. Das hat sich heute ausgezahlt. Ich glaube, die Reifen passen mit Sicherheit besser zu unserem Auto", meint der Österreicher bei 'Sky'. "Es wurde aber auch viel gearbeitet und es sind viele Analysen seither gemacht worden."
"Wir haben viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Der Freitag ist auch sehr gut gelaufen, und wir haben gesehen, dass unsere Schritte in die richtige Richtung gehen. Ich gehe davon aus, dass ihm das Auto heute gelegen ist." Nico Rosberg schied mit einem Motordefekt aus. In der WM ist Hamilton auch deutlich besser platziert, denn es fehlen nur 48 Punkte auf die Spitze. Hat der Brite teamintern nun die Nase vorne?
"Nein, bei uns hat niemand die Nase vorne. Wir sind alle auf der gleichen Wellenlänge", sagt Wolff. "Es ist erst die erste Saisonhälfte vorbei. Das Team hat unglaublich gearbeitet, um diese Performance hinzubekommen. Lewis, Ross und sein Team gebührt der Dank. Es ist aber noch viel zu früh, um über Weltmeistertitel zu sprechen. Alle im Team freuen sich auf einige Tage Urlaub. Dann werden wir wieder über das Auto und die Performance nachdenken. Derzeit genießen wir unsere Arbeit."
"Die Reifen sind eine Herausforderung. So sollte die Formel 1 sein. Es kommen jetzt mit Spa und Monza zwei aufregende Rennen. Es kommen bei uns einige gute Entwicklungen. Dann werden wir das weitere Programm entscheiden. Wie alle anderen Teams arbeiten auch wir am aktuellen Auto und am Auto für das kommende Jahr. Dann müssen wir unsere Prioritäten festlegen."
Surer glaubt, dass wir in den kommenden Rennen weitere Mercedes-Erfolge sehen werden. "Wir könnten das erwarten, denn jetzt kommen zwei schnelle Strecken. Auf schnellen Strecken war Mercedes sowieso immer gut, weil sie auch eine gute Höchstgeschwindigkeit haben. Wenn sie jetzt das Reifenproblem in den Griff bekommen haben, muss man sagen: Ab jetzt müssen wir mit Mercedes im Rennen richtig rechnen. Das heißt, die haben jetzt zwei Strecke, die ihnen liegen."