Di Resta und der mysteriöse, schlechte Reifensatz
Paul di Resta zweifelt an der Qualität seines weichen Reifensatzes und kann sich die Performanceeinbuße nicht erklären - Adrian Sutil glaubt aber nicht an die Theorie
(Motorsport-Total.com) - Dass ein Fahrer mal einen "schlechten" Reifensatz erwischt, hat man in der Formel 1 schon häufiger gehört, doch bei Paul di Resta muss es ja fast schon ein ultraschlechter gewesen sein, so wie sich der Schotte über den entscheidenden Soft-Reifensatz wundert, der ihn in Q1 hat hängen lassen. Unerwarteterweise sieht der Force-India-Pilot morgen am Start nur die vier Hinterbänklerautos im Rückspiegel und sucht händeringend nach Erklärungen.
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Paul di Restas Wagen konnte schon nach Q1 in die Garage geschoben werden Zoom Download
Sein einziger Verdacht: der Reifen. Der soll nämlich nicht so mitgespielt haben, wie er eigentlich sollte: "Das Team und ich waren echt perplex darüber", antwortet ein fragend blickender di Resta. "Wir können nicht sagen, woran es liegt. Wir wissen, dass das Auto gut funktioniert, weil wir auf den Mediums ziemlich konkurrenzfähig waren", so der Schotte weiter, der damit im Qualifying ein komplett anderes Erlebnis als im Training hatte.
Dort sah man nämlich auf den Mediumreifen nicht besonders gut aus - dafür aber auf den weichen Pneus. "Wir waren damit eigentlich eine Sekunde schneller als auf den Mediums - und plötzlich waren wir sechs oder sieben Zehntelsekunden langsamer", rätselt der ehemalige DTM-Champion. Und da Force India in Q1 nur einen Versuch auf weichen Reifen macht, konnte di Resta auch keinen anderen Reifensatz mehr fahren - und schied schon nach 20 Minuten aus.
Der Grip hat einfach gefehlt
Dieses Gefühl kennt der 27-Jährige in dieser Saison bereits zur Genüge, doch als er glaubte, das Trauma endlich überwunden zu haben, folgte der nächste Rückschritt. "Wir hatten ein paar Fehlkalkulationen, und viel konnte man auf unübliche Dinge zurückführen", doch heute war man einfach schlicht zu langsam. Doch woran lag es denn nun, dass der Reifen am VJM06 bei di Resta nicht auf Touren kam?
Das wüsste der Schotte auch gerne: "Ich habe ihn nicht überfahren, der Grip war einfach nicht da. Auf der Aufwärmrunde hat man mir gesagt, ich müsse mehr Temperatur reinbringen, aber die Temperatur war okay, das Griplevel allerdings nicht." Und dadurch war der Mercedes-Schützling am Ende ohne Chance. " Das Team sagte, ich müsse vier Zehntel finden, aber ich sagte, dass das nicht drin ist. Ich wurde am Schluss ein wenig von Maldonado aufgehalten, aber selbst ohne das hätte es nicht gereicht."
Doch di Resta will sich davon jetzt nicht aus dem Konzept bringen lassen: "Ich werde jetzt nicht auf- und abspringen und mich lauthals beschweren, denn das ist Teil des Rennsports", erklärt er. "Manchmal muss man eben mit solchen Dingen zurechtkommen. Manchmal ist man glücklich, und manchmal unglücklich. Ich kann nur sagen: Morgen wird dieser Satz nicht am Auto sein, zu keinem Zeitpunkt."
Sutil sieht keine mysteriösen Reifenprobleme
Immerhin hat der Force-India-Pilot für morgen vier neue Reifensätze übrig, die ihn gut durch das Rennen bringen werden. Leicht werde es von da hinten aber trotzdem nicht, mahnt er. "Wir müssen etwas Besonderes schaffen morgen. Es ist nicht die Platzierung, auf der man sich qualifizieren will, aber wir haben es nun mal." Dass dies auf dem überholfeindlichen Kurs in Ungarn nicht gerade die beste Ausgangsposition ist, ist dem Schotten natürlich auch bewusst. Und auch die Geschichte ist nicht auf Force-India-Seite: "Es ist nicht unbedingt eine Strecke, auf der wir viele Früchte unserer Arbeit geerntet haben", sagt di Resta.
Sein Teamkollege Adrian Sutil kann indes die ganzen Reifenaussagen nicht unbedingt nachvollziehen. Für ihn muss etwas anderes hinter den Problemen seines Stallgefährten stecken: "Die Reifen haben sich eigentlich alle sehr ähnlich verhalten", sieht der Gräfelfinger keine Ausreißer nach unten. "Es ist immer die Frage, wie man die Outlap hinbekommt, wenn man aus der Box fährt und die Reifen aufwärmt", könnte er sich andere Ursachen vorstellen. "Das ist das Wichtigste, das A und O."
"Wenn man da ein bisschen Verkehr hat und das nicht genau so ist wie mit dem Reifensatz zuvor, dann kann das schon wieder ein bisschen Leistung kosten auf der schnellen Runde", ergänzt er. "Aber eigentlich hatte ich keine schlechten Erfahrungen mit einem Satz Reifen. Es gab immer Situationen, in denen ich überhaupt nicht zurechtkam. Aber das war dann immer zurückzuführen auf die Temperatur der Reifen oder sonst irgendetwas."