Lotus: Silberner Riegel verhindert möglichen Sieg
Lotus trauert am Nürburgring einem verpassten Sieg nach: Kimi Räikkönen verlor nach dem ersten Boxenstopp hinter den Mercedes die entscheidenden Sekunden
(Motorsport-Total.com) - Nach einigen schwierigen Rennen mit durchwachsenen Ergebnissen feierte Lotus beim Großen Preis von Deutschland am Nürburgring eine Art Auferstehung. Kimi Räikkönen und Romain Grosjean überzeugten schon in den Trainingssitzungen mit starken Zeiten und fuhren im neunten Rennen der Formel-1-Saison 2013 als Zweiter und Dritter aufs Podium. Nach diesem Erfolg sollte bei Lotus eigentlich eitel Sonnenschein herrschen, doch Teamchef Eric Boullier sagt bei 'Sky Sports F1': "Wir haben den ersten Platz verloren."
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Die Silberpfeile wurden nach dem ersten Boxenstopp für Räikkönen zum Hindernis Zoom Download
Der E21 war dem RB9 von Rennsieger Sebastian Vettel vom Tempo über weite Strecken ebenbürtig, doch im Schlussangriff konnte Räikkönen den Deutschen nicht mehr ganz einholen. Die Vorentscheidung zu Ungunsten des Finnen fiel jedoch schon früher im Rennen. "Wir haben das Rennen am Anfang verloren. Nach dem ersten Boxenstopp hing Kimi hinter beiden Mercedes fest. Da haben wir einige Sekunden verloren", erklärt Boullier bei 'Sky'.
Räikkönen bestätigt: "Wir hatten eine starke Schlussphase im Rennen, aber das Tempo der Autos ist sehr ähnlich, daher ist es schwierig zu überholen. Nach dem ersten Boxenstopp hing ich einige Zeit hinter den Mercedes fest, bevor ich sie überholen konnte." Nachdem ihm das gelungen war und das Feld durch die Safety-Car-Phase wieder zusammengeführt worden war, konnten nur die beiden Lotus-Piloten Vettel folgen. "Aber unser Tempo war zu ähnlich. Daher hatte ich keine Chance zu Überholen", sagt Räikkönen.
Taktik-Poker geht nicht ganz auf
Lotus zog daher den letzten Joker und splittete die Taktik der beiden Fahrer auf. Beim letzten Boxenstopp wechselte Grosjean auf die härtere Reifenmischung, Räikkönen zog die weichen Pirelli-Reifen auf. Laut Grosjean ein Experiment mit offenem Ausgang: "Das war sinnvoll. Wir haben beim letzten Boxenstopp entschieden, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Wir wussten nicht, welcher Reifen der bessere sein würde. Offensichtlich war Kimis Wahl die bessere."
Während Grosjean nicht schneller als Vettel fahren konnte, der ebenfalls auf den härteren Reifen fuhr, machte Räikkönen als Dritter Boden gut. "Ich hatte keine Chance gegen Sebastian. Da wir auf den gleichen Reifen fuhren, hätten wir den Punkt nicht erreicht, an dem er Probleme mit den Hinterreifen bekommen und ich die Möglichkeit gehabt hätte, seine Position zu übernehmen", gibt Grosjean zu. Fünf Runden vor Rennende ließ er Räikkönen passieren, wenn auch erst nach zweimaliger Aufforderung durch die Box.
Lotus ist Red Bull auf den Fersen
Räikkönen gelang es in den Schlussrunden nicht mehr, die Lücke zu Vettel völlig zu schließen: "Wir haben es versucht, haben es aber nicht geschafft. Wäre es etwas länger gegangen, wäre uns das vielleicht entgegengekommen, aber das Rennen geht nun einmal nur über 60 Runden. Wir müssen es in dieser Zeit schaffen", sagt der Finne in der gewohnt nüchternen Art. Grosjean musste dahinter noch kurz um Platz drei zittern: "Ich musste hart gegen Fernando (Alonso, Anm. d. Red.) kämpfen, aber ich war gut genug, um ihn hinter mir zu halten."
Heute kam auch ganz und gar untypische Eifelwetter mit Sonnenschein und warmen Temperaturen dem "Schönwetterauto" Lotus E21 entgegen: "Die Hitze hilft uns, das Auto war nicht anders als vor einer Woche. Stecken, auf denen viel Abtrieb gefordert ist, liegen uns besser als solche wie Silverstone", sagt Räikkönen. Und auch Grosjean meint: "Wir und unser Auto sind bei heißem Wetter besser, das hilft dem Auto. Es hat lange gedauert, bis das Wetter kam, hoffentlich hält es an, bis wir nach Asien fahren."
Trotz des guten Abschneidens trauert Räikkönen dem möglichen Sieg ein wenig hinterher: "Wir wollen gewinnen, daher ist das Resultat nicht ideal. Aber als Team haben wir mehr Punkte als alle andere geholt." Für Grosjean war das Rennen nach schwierigen Wochen und lauter werdender Kritik an ihm eine Art Befreiungsschlag: "Ich habe mein Selbstvertrauen nie verloren, auch wenn es auf dem Papier im Vergleich zu Kimi nicht gut aussah", betont er jedoch. "Ich weiß, was in den letzten Rennen los war, und an diesem Wochenende war alles in Ordnung. Heute war es unglaublich, im ersten Stint das Rennen anzuführen."
"Ich bin sehr zufrieden, nachdem wir in letzter Zeit etwas gelitten haben", zieht auch Boullier ein positives Fazit: "Wir stehen mit beiden Autos auf dem Podium, beide Fahrer haben einen sehr guten Job gemacht. Das gilt auch für die Leute in der Fabrik. Wir haben einige Weiterentwicklungen gebracht, und es scheint, dass wir Red Bull, die der Maßstab sind, eingeholt haben. Mit etwas Glück hätten wir vielleicht gewinnen können, aber Sebastian ist sehr gut gefahren."