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Willkommen im "Home of British Motor Racing"
Vorschau auf den Grand Prix von Großbritannien: Geschichte, Gegenwart und Kultur in und um den ehemaligen Militärflughafen in Silverstone
(Motorsport-Total.com) - Silverstone ist schon seit jeher bemüht, sich als das Zuhause des (britischen) Motorsports ("Home of British Motor Racing") bezeichnen zu dürfen, auch wenn die Wurzeln des Automobilsports vielleicht doch eher in Frankreich zu suchen sind und langjährige Formel-1-Fans sich wohl mehr an spannende Rennen in Brands Hatch erinnern dürften als an packende Positionskämpfe in Silverstone.
© Schlegelmilch
Kaum ein anderer Grand Prix hat mehr Formel-1-Tradition als Silverstone Zoom Download
Doch die Rennstrecke, auf der die Formel 1 am 13. Mai 1950 mit einem Sieg von Giuseppe Farina auf einem Alfa Romeo 158 "geboren" wurde, beheimatet den britischen Grand Prix zum 47. Mal. Jahrelang stand die veraltete Anlage in der Kritik, Promoter wandten sich von dem Verlustgeschäft ab und schon die zähen Verhandlungen für das Rennen 2006 wurden erst Ende 2005 abgeschlossen. Doch statt des geplanten Umzugs nach Donington ab 2010 folgten ein Generalumbau sowie ein neuer Vertrag.
Fest verankert in der Geschichte
Die Strecke von Silverstone entstand auf einem ehemaligen Flugplatz der Royal Air Force, den diese im Zweiten Weltkrieg nutzte. Im Oktober 1948 fand hier der erste Grand Prix ohne WM-Status nach dem Krieg statt, die Streckenführung wurde damals lediglich durch Strohballen markiert.
Der Grand Prix von Großbritannien ist der einzige Grand Prix, der in der 61-jährigen Geschichte der Formel 1 ohne Unterbrechung ausgetragen wurde. Jahrelang fand er im Wechsel zwischen Silverstone und Aintree (insgesamt fünfmal) statt, doch 1964 zog man nach Brands Hatch um, wo zwischen 1964 und 1984 abwechselnd mit Silverstone zwölf Rennen stattfanden.
Die Piloten waren von Aintree und Silverstone flache Pisten gewöhnt, Brands Hatch war für britische Verhältnisse einzigartig. Die 4,3 Kilometer lange Strecke war eine Berg- und Talbahn quer durch den Wald. Eine Strecke, die die Fahrer herausforderte und den Zuschauern tolle Bilder driftender Autos lieferte.
Nach Aintree kam auch für Brands Hatch das Aus
Mitte der 1980er-Jahre war das Aus für Brands Hatch gekommen. Die anderen Rennstrecken der Welt waren viel moderner und damit sicherer, ein schwerer Unfall von Jacques Laffite 1986 beendete eine Ära. Was bleibt, sind Erinnerungen an den dominierenden Jim Clark und das Rennen 1974, als Niki Lauda mit Problemen an die Box fuhr und Jody Scheckter den Sieg überlassen musste, weil sich eine Menschentraube um sein Auto gebildet hatte und der Österreicher nicht mehr auf die Strecke gehen konnte.
Doch auch Silverstone ist ein Platz unvergesslicher Momente: Ferrari feierte 1951 mit Froilan Gonzalez den ersten Formel-1-Sieg, 1979 holte Clay Regazzoni für Williams den ersten Triumph und man feierte 1997 mit Jacques Villeneuve den 100. Sieg. 1977 gab dessen Vater Gilles Villeneuve auf dem Traditionskurs sein Debüt. 1952 sahen 22 Fahrer die Zielflagge - ein Rekord, der bis 2011 Bestand hatte. Mit fünf Siegen ist Alain Prost der erfolgreichste Fahrer in Silverstone, gefolgt von Jim Clark, Nigel Mansell und Michael Schumacher, die je dreimal gewannen. Ferrari gewann 2011 durch Fernando Alonso zum 13. Mal, McLaren zwölfmal in Silverstone. 2012 siegte Mark Webber für Red Bull.
Rekordverdächtig schnell
Seit 25 Jahren gastiert die Formel 1 nun unablässig in Silverstone - seit 1987 ist Silverstone die alleinige Austragungsstrecke des Großbritannien-Grand-Prix, und in diesem Jahr wird dort der 47. Grand Prix stattfinden. Die Strecke wurde seit ihrem Bestehen häufig modifiziert. Bis 1990 gehörte Silverstone neben Monza sowie den früheren Strecken von Spa-Francorchamps und Spielberg zu den schnellsten Grand-Prix-Kursen; die schnellste Rennrunde wurde 1987 von Nigel Mansell im Williams-Honda mit 246,325 km/h Schnitt gefahren.
Speed ist noch heute in Silverstone das richtige Stichwort. In der Schikanen-Kombination Becketts werden die Piloten mit über 3 g belastet. Am 20. Juli 1985 schrieb Keke Rosberg Geschichte, als er in Silverstone auf die Pole-Position fuhr. Es war keine normale Pole-Position, denn Rosberg fuhr trotz zweier leichter Grasberührungen in seinem Williams-Honda mit einem Schnitt von 259,005 km/h die bis dahin schnellste Qualifying-Runde aller Zeiten.
Sicherer, aber immer noch schnell
Ab 1991 wurde die Strecke durch den Einbau zusätzlicher Schikanen langsamer und länger. Michael Schumacher fuhr 2004 in seiner schnellsten Rennrunde (1:18.739 Minuten) einen Schnitt von 235,050 Kilometer pro Stunde, im Qualifying brachte es Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes auf einen Schnitt von 236,570 km/h.
Schnelle Kurven stellen die Reifen auf eine Belastungsprobe, eine gute Aerodynamik und ein gutes Fahrwerk sind in den schnellen Kurven wichtig, in denen die Autos oft untersteuern. Auf den langen Geraden ist ein hoher Top-Speed gefragt, die langsamen Kurven im Schlussdrittel der Strecke verlangen eine gute Traktion - ein guter Kompromiss beim Flügel-Setup der Autos ist aus diesem Grund sehr wichtig. Das Überholen ist auf der Strecke wegen fehlender langsamer Kurven nach langen Geraden und vielen schnellen Kurven, in denen man dem Vordermann kaum folgen kann, sehr schwierig.
Neues Layout ab 2010
Das Debüt des neuen Streckenlayouts (2010) bedeutete für die Teams eine Menge Hausaufgaben. Mit dem Arena-Komplex ist die bislang so vertraute Strecke um 745 Meter länger geworden und die Rundenzeiten liegen um rund zehn Sekunden über den vorherigen Zeiten. Ein Jahr später wurde auch Start und Ziel verlegt und der neue Boxenkomplex eingeweiht. Silverstone setzt dabei auf optische Besonderheiten wie etwa einen Grünstreifen in der sehr engen Boxengasse oder ein Medienzentrum ohne Fenster, das bei den Journalisten nicht besonders gut ankommt.
Eine wesentliche Überlegung hinter dem Umbau der Traditions-Rennstrecke lautete, bessere Überholmöglichkeiten zu schaffen und damit die Show für die Fans zu verbessern. "Kurve 16 zum Beispiel scheint gut geeignet, denn davor liegen die langsame Kurve 14, eine lange Gerade sowie die Vollgaskurve 15", meint Lotus-Chefingenieur Alan Permane. "Auch Kurve 13 bietet sich für einen Angriff an, doch das hängt davon ab, wie dicht du deinem Vordermann durch Kurve elf folgen kannst. Denn danach folgt mit Kurve zwölf eine weitere Vollgaskurve."
Belastung für die Bremsen gestiegen
Das Bremssystem muss in Silverstone gegenüber den Vorjahren jetzt mit massiv höheren Belastungen fertig werden. Die Fahrer stehen über eine Runde betrachtet zwar um 0,3 Prozent weniger auf der Bremse, doch die aufgenommene Energie steigt pro Runde um 2,3 kW - schuld sind die Bremszonen vor den Kurven 13 und 16.
Die Tücken der Strecke in Silverstone kommen von oben: Oftmals sorgt das typisch britische Wetter für Regen, der den sonst sehr griffigen Asphalt rutschig werden lässt. Ein weiteres Problem äußert sich vor allem in den schnellen Kurven wie der Becketts: der Wind. Da die Landschaft rund um die Strecke sehr flach ist, fegen nicht selten heftige Windböen über die Strecke, die in diesen Passagen dazu führen, dass die Autos aus der Balance geraten und häufig unangenehm untersteuern.
Allgemeine Informationen
Nordwestlich des Dorfes Silverstone mit der gleichnamigen Grand-Prix-Strecke liegt Stratford-upon-Avon, Geburtsort von William Shakespeare, einem der berühmtesten Söhne Englands. Nordöstlich liegt Northampton mit 158.000 Einwohnern, Hauptstadt der Grafschaft Northamptonshire, zu der auch Silverstone gehört, bekannt geworden durch seine Schuhfabrikation.
Um die Strecke herum herrscht eine eher ländliche Gegend vor, auch wenn viele Formel-1-Teams ihre Fabriken unweit der 5,891 Kilometer langen Strecke platziert haben. Um die Piste gelagert sind zahlreiche Campingplätze, die Anreise mit dem Auto stellt die Fans, die sich das 52-Runden-Rennen über 306,198 Kilometer anschauen wollen, wegen ständiger Staus vor eine Geduldsprobe.
Kultur
Sachsen und Normannen prägten die frühen Epochen Northamptons und seiner Umgebung. Viele Sehenswürdigkeiten aus jener Zeit sind in der Stadt jedoch einem Großfeuer im Jahr 1675 zum Opfer gefallen, die damaligen Straßenzüge sind allerdings noch weitgehend die gleichen wie heute.
Im Schloss von Northampton stritten 1164 König Heinrich II. und Thomas Becket. An der Stelle des früheren Schlosses, das im 12. Jahrhundert auch Tagungsort des Parlaments war, steht heute eine Bahnstation. Nur das Postern Gate erinnert noch an früher. Northampton, am Nordufer des Nene gelegen, ist heute Industriestadt mit bedeutenden Schuhherstellern und besitzt einen der größten Marktplätze Englands.
Sehenswürdigkeiten
Die Central-Museum and Art-Gallery in der Guildhall-Road widmet sich der örtlichen Schuhindustrie. Fußbekleidungen von der Römerzeit bis heute sind hier zu sehen. Das Althorp-House, Sitz des Earl of Spencer, sechs Meilen nordwestlich von Northampton, erlangte traurige Berühmtheit als letzte Ruhestätte der 1997 verstorbenen Lady Diana, Prinzessin von Wales. In einer permanenten Ausstellung wird ihr Leben gewürdigt.
Rund 30 Meilen zu fahren, aber einen Besuch wert ist Shakespeares Geburtshaus in Stratford-upon-Avon. Das Gebäude ist im Inneren baulich unverändert geblieben und zeigt das Leben einer Familie der unteren Mittelschicht aus dem 16. Jahrhundert, also jener Zeit, in der Shakespeare als Sohn eines Wollhändlers aufwuchs.
Die historische Northampton-and-Lamport-Eisenbahn, fünf Meilen nördlich der Stadt, basiert auf der ehemals 15 Meilen langen Strecke nach Market Harborough, eröffnet 1859. Ein kleines Teilstück wird mit Dampf- und klassischen Diesel-Lokomotiven wieder befahren.
Essen und Trinken
In Silverstone kann man in den wenigen Pubs nicht viel besser essen als an den Imbissbuden der Strecke selbst - das britische Essen ist eben gewöhnungsbedürftig. Wer nicht auf dem Campingplatz übernachtet, der ist gut beraten, Silverstone zu verlassen und in einen der Pubs in Northampton oder Stratford-upon-Avon zu gehen, wo man sich als Nichtengländer deutlich wohler fühlt - Essen, Bier und Stimmung sind hier wesentlich besser.
Von der pulsierenden Metropole in Montreal zieht es die Formel 1 also nun in die tiefste englische Provinz. Das berühmte "Home of British Motor Racing" liegt in einer ziemlich verlassenen Gegend, 150 Kilometer nördlich von London zwischen Northampton und Oxford.
Für Liebhaber der britischen Trinkkultur empfehlen sich die zahlreichen Pubs an der A43 in Silverstone, die auch schon mal länger als bis Mitternacht geöffnet haben. Die bekanntesten sind The Green Man, The Royal Oak, The White Horse und das Marlburough Arms. Jugendliche treffen sich gern im Browns und im Gee's in Oxford. Das Malt Shovel in der Bridge Street 121 in Oxford ist Anlaufstelle für alle jene, die auch schon mal mehr wollen als nur einen Pint Guinness trinken.
Nachtleben rund um Silverstone
Im Pub Garrick, High Street 25 in Stratford-upon-Avon, gibt es die wohl größte Auswahl an Bieren in ganz Northamptonshire, dazu exzellentes Essen und typisch britische Gemütlichkeit. Um sich zu amüsieren, muss man aber nicht unbedingt gleich bis Northampton fahren, in England wird auch in kleinen Dörfern einiges geboten. Das Restaurant im Saracen's Head Hotel und das Rice Ball Towcester sind zwar nicht ganz billig, dafür kann man hier aber allabendlich den einen oder anderen Fahrer und auch andere Prominenz beim Dinner antreffen. Die Spezialität im Rice Ball ist übrigens Ente: die Royal Crispy Duck, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Vor dem Aufbruch ins bewegte Nachtleben von Silverstone lohnt sich ein Abstecher nach Whittlebury Hall gleich an der Strecke, der Lieblingsplatz, wo sich Fahrer und Teams schon mal einen kleinen Umtrunk gönnen. Riesenstimmung herrscht bis spät in die Nacht rund um die Karussells auf dem Kirmesplatz am Streckeneingang. Die längsten, heißesten und feuchtesten Partys in Silverstone gibt es auf den zahlreichen Campingplätzen an der Strecke, egal ob man dort auch selbst campiert oder nicht. Für Abwechslung ist auf alle Fälle gesorgt, nur trinkfest sollte man sein...
Vielleicht ist es aber auch eine keine schlechte Idee, wirklich auf einem der Campingplätze einzuchecken. Die endlosen Staus, die traditionell zum Grand Prix von Großbritannien ihren Einzug halten, haben schon so manchem den letzten Nerv geraubt, und Nichtengländer sind im Schlangestehen schließlich bei weitem nicht so geübt wie die Einheimischen, die selbst die längsten Blechschlangen mit stoischer Ruhe hinnehmen.
Die erfolgreichsten aktiven Piloten
Seit 2007 haben die Fanscharen auf den Tribünen einen neuen Liebling, dem sie zujubeln können: Lewis Hamilton. Der jetzige Mercedes-Pilot entzückte durch seinen Traumeinstieg in die Formel 1 vor allem seine Landsleute. Doch seit 2010 ist es nicht nur der Weltmeister und Sieger von 2008, den die Fans feiern werden, sondern auch Jenson Button. Beide Briten bis 2012 gemeinsam für das britische McLaren-Team.
Britische Fahrer gewannen auch in den Vorjahren schon, doch David Coulthards Traum, als Erster nach Jim Clark 1964 einen Hattrick in Silverstone zu schaffen, platzte vor neun Jahren. In Sachen WM-Punkte ist der Schotte aber dennoch einer der erfolgreichsten Piloten in Silverstone. 37 Punkte aus 15 Rennen, zwei Siege - das kann sich sehen lassen. Bester aktiver Fahrer ist Mark Webber mit 74 Punkten vor Fernando Alonso (72). Auf Platz eins liegt Formel-1-"Ruheständler" Michael Schumacher - mit 75 Zählern.
Das sagt Jenson Button über die Strecke:
"Wir alle mussten uns darauf einstellen, plötzlich von woanders loszufahren. Wenn du deine gesamte Karriere über Copse als Kurve eins angesehen hast, ist das schon eine Umstellung. Dennoch zählt Silverstone für mich nach wie vor zu den besten Rennstrecken weltweit."
"Durch die Modifizierungen wurde die Strecke verändert, ebenso wie ihre Charakteristik und das dafür erforderliche Setup, aber wir können immer noch sehr gute Rennen fahren. Und es gibt immer noch einige gute Überholmöglichkeiten. Es ist ein aufregender Start, denn man fährt voll durch die ersten zwei Kurven und bremst dann hart für eine langsame Rechtskurve. Das ist anders als Copse und Becketts, aber ich mag es."
Zeitraffer:
2012:
Ferrari-Pilot Fernando Alonso holt sich beim Großen Preis von Großbritannien auf teilweise nasser Strecke erst die Pole-Position und münzt den besten Startplatz im Rennen gleich in die frühe Führung um. Ihm folgen Mark Webber (Red Bull) und Michael Schumacher (Mercedes) in die erste Kurve. Sebastian Vettel (Red Bull) fällt hinter Felipe Massa (Ferrari) und Kimi Räikkönen (Lotus) zurück. Drei Runden entscheidet sich der Kampf um den Sieg: Webber, dessen Reifen in besserem Zustand sind als die Pneus von Alonso, greift den Spanier an und geht dank des verstellbaren Heckflügels an Alonso vorbei. Wenig später sichert er sich zum zweiten Mal nach 2010 den Sieg in Silverstone. Vettel scheitert mit seinem Angriff an Alonso und wird hinter dem Ferrari-Fahrer Dritter. Dahinter sehen Massa, Räikkönen und Romain Grosjean (Lotus) das Ziel. Schumacher wird Siebter, Jenson Button (McLaren) fährt nach einem verpatzten Qualifying von Platz 18 noch auf Rang zehn nach vorn. Für Aufregung sorgt eine Kollision zwischen Sergio Perez (Sauber) und Pastor Maldonado (Williams), was das Aus für Perez zur Folge hat. Witali Petrow (Caterham) erleidet schon vor dem Start einen Motorschaden und nimmt gar nicht am Rennen teil.
2011:
Der Grand Prix von Großbritannien 2011 beginnt mit heftigen Diskussionen über die umstrittenen abgasangeblasenen Diffusoren, und die FIA setzt sich mit dem Zwischengas-Verbot durch. Ein Nachteil für Red Bull und McLaren, wie sich herausstellt - beim nächsten Rennen wird das Verbot wieder aufgehoben. Dennoch sichert sich Mark Webber im Qualifying die Pole-Position vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Sebastian Vettel und dem Ferrari-Duo Fernando Alonso und Felipe Massa. Beim Rennen, das auf nasser Strecke gestartet wird, gewinnt der Weltmeister zwar den Start, doch beim Stopp patzt die Red-Bull-Mannschaft, und Alonso wird nach vorne gespült. Der Spanier nutzt die Gunst der Stunde und sorgt für den einzigen Ferrari-Triumph der Saison - und das genau 50 Jahre, nachdem Gonzalez an gleicher Stelle den ersten Formel-1-Sieg der Scuderia einfuhr. Vettel wird unter heftigem Druck von Webber Zweiter. Der "Aussie" widersetzt sich in der Endphase Aufforderungen vom Red-Bull-Kommandostand, den WM-Leader nicht zu attackieren. Mit Nico Rosberg (6./Mercedes), Nick Heidfeld (8./Renault) und Michael Schumacher (9./Mercedes) liegen insgesamt vier Deutsche in den Punkten.
2010:
Red Bull ist in Silverstone wieder eine Klasse für sich, doch diesmal triumphiert Mark Webber nach Frontflügel-Diskussion mit seinem Team ("Nicht schlecht für eine Nummer zwei"). Der Australier zieht an Polesetter Sebastian Vettel am Start vorbei und lässt beim Boxenstopp und auch beim Restart (wegen Teilen von Sauber-Pilot Pedro de la Rosa auf der Strecke) nichts anbrennen. Vettel muss gleich zu Beginn an die Box, weil ihm Lewis Hamilton (McLaren) im Zweikampf einen Reifen aufschlitzt, und fällt dadurch ans Ende des Feldes zurück. Trotzdem wird er noch Achter. Hamilton belegt Platz zwei, Nico Rosberg (Mercedes) wird dank cleverer Strategie vor Jenson Button (McLaren/14. Startplatz) Dritter. Fernando Alonso (Ferrari) fliegt wegen einer Durchfahrstrafe aus den Punkterängen und erlebt als 14. den Tiefpunkt der Saison.
2009:
Adrian Neweys Modifikationen schlagen voll ein und bescheren Red Bull den bisher eindrucksvollsten Triumph der Saison: Polesetter Sebastian Vettel gewinnt vor seinem Teamkollegen Mark Webber und Rubens Barrichello (Brawn), der aber nach 60 Runden schon über 40 Sekunden Rückstand hat. Dahinter folgen Felipe Massa (Ferrari) und Nico Rosberg (Williams), die von WM-Leader Jenson Button (Brawn) nach dessem verpatzten Start nur in der Schlussphase unter Druck gesetzt werden können. Kimi Räikkönen (Ferrari) fällt im Rennverlauf sukzessive zurück und wird Achter, Vorjahressieger Lewis Hamilton (McLaren) nach einem durchwachsenen Wochenende gar nur 16.
2008:
Im zweiten Anlauf gewinnt Lewis Hamilton (McLaren) erstmals seinen Heim-Grand-Prix: Vom vierten Startplatz aus geht der Lokalmatador in der fünften Runde in Führung und fährt dann bei schwierigsten Bedingungen ein sensationelles Rennen, dass er schlussendlich mit über einer Minute Vorsprung beendet. Zweiter wird Nick Heidfeld (BMW), der seine Regenqualitäten ausspielt und im letzten Sektor gleich zweimal an zwei Autos gleichzeitig (!) vorbeigehen kann. Rubens Barrichello (Honda) sichert sich Platz drei, weil Ross Brawn am Kommandostand bei zunehmendem Regen als einziger den Mut hat, von Intermediates auf Full-Wets wechseln zu lassen. Der Führende der ersten Runden, Heikki Kovalainen (McLaren), beendet den Grand Prix als Fünfter. Bei Ferrari geht indes alles schief: Kimi Räikkönen kommt wegen einer falschen Strategie nicht über Rang vier hinaus, "Dreherkönig" Felipe Massa wird mit zwei Runden Rückstand als Letzter gewertet.
2007:
In einem nur taktisch unterhaltsamen Grand Prix setzt sich sehr zum Leidwesen der britischen Fans nicht Lewis Hamilton (McLaren) bei seiner Silverstone-Premiere durch, sondern Ferrari-Star Kimi Räikkönen. Hamilton münzt zwar seine Pole-Position am Start in die Führung um, muss dann aber früh zum ersten Stopp kommen und fährt auch noch an, obwohl er noch keine Freigabe hat, was wichtige Sekunden kostet und ihn auf Platz drei zurückwirft. Sein Teamkollege Fernando Alonso schnappt sich kurzzeitig Räikkönen, muss aber seinen letzten Stopp früher als der "Iceman" antreten und verliert damit die Chance auf den Sieg - Räikkönen gewinnt vor den beiden Silberpfeilen. Fünfter wird nach einer Aufholjagd infolge eines Starts aus der Boxengasse Felipe Massa im zweiten Ferrari. Nick Heidfeld (BMW) belegt Platz sechs und landet als einziger Deutscher in den Punkten.
2006:
Fernando Alonso (Renault) sichert sich von der Pole-Position aus einen souveränen Sieg, der zu keiner Sekunde wirklich in Gefahr ist. Weiter hinten im Feld begräbt Jenson Button bereits die englischen Hoffnungen, er bleibt mit einem Motordefekt liegen. An der Spitze kommt es nur zu wenigen Verschiebungen. Michael Schumacher (Ferrari) wird Zweiter vor Kimi Räikkönen (McLaren). Die restlichen Punkteplätze gehen an Giancarlo Fisichella (Renault), Felipe Massa (Ferrari), Juan Pablo Montoya (McLaren), Nick Heidfeld und Jacques Villeneuve (beide BMW).
2005:
Juan Pablo Montoya (McLaren) geht mit einem Raketenstart gleich auf den ersten Metern gnadenlos an Fernando Alonso (Renault) und Jenson Button (BAR) vorbei. Das Rennen ist anschließend von strategischen Überlegungen geprägt. Montoya gewinnt schlussendlich 0,9 Sekunden vor Alonso und feiert seinen ersten Sieg im Silberpfeil, während Kimi Räikkönen (McLaren) nach stetiger Aufholjagd als Dritter den Sprung auf das Podium schafft. Michael Schumacher (Ferrari) wird mit mehr als einer Minute Rückstand Sechster, sein Bruder Ralf (Toyota) sichert sich als Achter immerhin noch einen WM-Punkt. 19 von 20 gestarteten Autos sehen die Zielflagge.
2004:
Zunächst kann sich Kimi Räikkönen (McLaren), der von der Pole-Position startet, von Rubens Barrichello (Ferrari) absetzen. Doch Michael Schumacher (Ferrari), bis dahin Vierter, biegt später als die anderen Fahrer der Spitzengruppe zum Service an die Box ab und kommt als Führender wieder auf die Strecke. Aufregung noch einmal zum Ende des Rennens: Jarno Trulli (Renault) verunfallt vor der Priory schwer, sein Renault-Bolide überschlägt sich. Der Italiener kann dem Auto aber unverletzt entsteigen. Das Rennen gewinnt Schumacher unangefochten vor Räikkönen, Barrichello, Jenson Button (BAR), Juan Pablo Montoya (Williams), Giancarlo Fisichella (Sauber), David Coulthard (McLaren) und Mark Webber (Jaguar).
2003:
Ein Verrückter auf der Strecke und ein ebenso verrücktes Rennen, die 2003er-Ausgabe des Großbritannien-Grand-Prix' hat es in sich: Safety-Car-Phasen sorgen für ungewöhnliche Strategien und bringen Toyota und Cristiano da Matta die ersten Führungskilometer in der Formel 1 ein. Michael Schumacher (Ferrari) liefert sich auf dem Weg nach vorne ein packendes Duell mit Jacques Villeneuve (BAR) auf regennasser Fahrbahn. Rubens Barrichello (Ferrari) holt sich nach starkem Rennen den verdienten Sieg vor Juan Pablo Montoya im Williams und Kimi Räikkönen auf McLaren-Mercedes. Michael Schumacher muss sich mit Rang vier vor David Coulthard (McLaren) und Jarno Trulli (Renault) begnügen.
2002:
Mit einem Doppelsieg von Ferrari für Michael Schumacher und Rubens Barrichello (beide Ferrari) untermauern die Roten auch bei wechselhaften Bedingungen ihre Überlegenheit in der Saison 2002. Der dritte Platz geht an Juan Pablo Montoya im Williams vor den zwei überraschend starken BARs von Jacques Villeneuve und Olivier Panis. Auch Nick Heidfeld darf sich als Sechster über einen WM-Zähler freuen.
2001:
Nach elf Monaten ohne Sieg feiert Mika Häkkinen in Silverstone einen überlegenen Triumph. Für McLaren-Teamkollege David Coulthard endet das Rennen nach einer Kollision mit einer gebrochenen Aufhängung. Ferrari-Pilot Michael Schumacher hat gegen den Finnen keine Chance und sieht mit über 33 Sekunden Rückstand als Zweiter die Zielflagge vor Teamkollege Rubens Barrichello, der weitere 26 Sekunden zurückliegt.
2000:
David Coulthard holt seinen zweiten Sieg in Folge vor Teamkollege Mika Häkkinen im zweiten McLaren. In einem Qualifying mit gemischten Wetter holt Rubens Barrichello im Ferrari die Pole-Position vor Heinz-Harald Frentzen im Jordan. 31 Runden führt der Brasilianer, muss dann aber mit Hydraulikproblemen aufgeben. Michael Schumacher (Ferrari) hat keine Chance, er wird Dritter.
1999:
Trotz roter Flagge gibt Michael Schumacher in der ersten Runde nach dem Start noch Gas und versucht, Teamkollege Eddie Irvine zu überholen, als an seinem Ferrari ein Bremskreis versagt. Der Deutsche kracht mit 107 km/h in die Reifenstapel und erleidet einen doppelten Beinbruch. Es folgen sechs Rennen Pause. Mika Häkkinen (McLaren) muss seine Sieghoffnungen begraben, als er nach einem verpatzten Boxenstopp ein Rad verliert. Teamkollege David Coulthard gewinnt vor Eddie Irvine im zweiten Ferrari und Ralf Schumacher im Williams.
1998:
Eines der verrücktesten Rennen der Formel-1-Geschichte: Starker Regen sorgt für Chaos auf der Strecke, und Michael Schumacher (Ferrari) geht von Startplatz zwei aus in Führung, nachdem Mika Häkkinen (McLaren) von der Strecke rutscht. Schumacher wird eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt, die dieser in der letzten Runde in Führung liegend absitzt. Da er beim Einfahren in die Box bereits die Ziellinie überquert, wird er trotz heftiger Proteste zum Sieger erklärt. Häkkinen kommt auf den zweiten Platz, Eddie Irvine im zweiten Ferrari wird Dritter.
1997:
Jacques Villeneuve holt seinen vierten Silverstone-Sieg und den 100. Triumph für das Williams-Team. Jean Alesi kommt auf den zweiten Platz vor Benetton-Teamkollege Alexander Wurz. Michael Schumacher (Ferrari) muss mit einem Radlagerschaden in Führung liegend aufgeben.
1996:
Trotz Protests des Benetton-Teams nach dem Rennen wegen einer angeblich nicht reglementkonformen Endplatte am Frontflügel ist Jacques Villeneuve im Williams der Sieger. Gerhard Berger kommt im Benetton auf den zweiten Platz, Mika Häkkinen (McLaren-Mercedes) wird Dritter. Michael Schumacher (Ferrari) muss schon nach drei Runden mit einem Getriebeschaden aufgeben.