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Webber: "Morgen wird es ein Schachspiel"
Mark Webber rechnet im Rennen mit einem erneuten Taktikkrimi und liefert eine Erklärung für die vielen Unfälle im dritten Freien Training
(Motorsport-Total.com) - Nach Position vier im Qualifying zum Großen Preis von Monaco blickt Mark Webber zuversichtlich auf das morgige Rennen. Mit einer Zeit von 1:14.181 Minuten war der Australier nur rund drei Zehntelsekunden langsamer als Polesetter Nico Rosberg (Mercedes). Nachdem die Silberpfeile jedoch in den vergangenen Rennen das Tempo aus dem Qualifying im Rennen nicht halten konnten, rechnet sich der Australier am Sonntag gute Chancen aus. "Die Mercedes werden sicherlich vorne weg fahren, wir müssen sehen, wir ihre Strategie funktioniert", meint Webber.
"Sie stehen in der ersten Startreihe, was hier gut ist", spricht der 37-Jährige den Vorteil der silbernen ersten Startreihe an, doch dieser könnte seiner Ansicht nach im Rennen schnell verspielt sein: "Wir müssen aus möglichen Fehlern oder Problemen Kapital schlagen. Für uns könnte sprechen, dass sie zwar am Samstag stark sind, dafür aber am Sonntag nicht so sehr. Vielleicht wird es hier auch so sein. Wir sind in einer guten Position, um davon zu profitieren."
Allerdings erwartet Webber nicht, dass Mercedes im Rennen so stark einbricht wie noch in Barcelona. "Am Freitag (Webber meint das Freie Training am Donnerstag, Anm. d. Red.) sah es besser aus als in Barcelona", analysiert der Red-Bull-Pilot die Longruns der silbernen Konkurrenz. "Es gibt einige Dinge, die für sie sprechen. Sie sind in einer guten Position, wir sind hier in Monaco auf einer Strecke, die die Reifen nicht so sehr beansprucht", erklärt der Australier.
Kaltes Wetter schuld an den Abflügen?
"Aber es müssen erst noch 78 Runden gefahren werden", erinnert Webber. Zwar sei das Überholen in Monaco sehr schwierig, das bedeute jedoch nicht, dass das Rennen für den Führenden einfacher sei als auf anderen Strecken. "Ich bin hier schon vorne gestartet, und weiß daher, dass es für den führenden Fahrer nicht unkompliziert ist, alles unter Kontrolle zu haben."
Alles andere als unkompliziert waren heute auch die Bedingungen in Monaco, was sich an gleich drei schweren Unfällen im dritten Freien Training zeigte. Webber sieht die kalten Temperaturen als mögliche Ursache dafür: "Es war für uns alle nicht einfach, vielleicht gab es daher einige böse Unfälle im dritten Freien Training." Die Kombination aus kühler Strecke und unkonstantem Tempo im Training habe seine Kollegen in die Bredouille gebracht.
"Die Jungs machen langsam, dann kühlen die Reifen ab, und schon bekommst du Probleme mit der Front. Das war nicht einfach, aber im Rennen sollte es leichter sein, weil dann mehr Gummi auf der Strecke liegt", erwartet Webber. "Du fährst auch konstant dein Tempo und musst nicht vom Gas gehen wie im Training. Dadurch bleibt die Reifentemperatur konstant."
Schlägt Monaco-Spezialist Webber wieder zu?
Im vergangenen Jahr war Webber in Monaco von der Pole-Position gestartet und war 29 Runden lang auf superweichen Reifen gefahren, bevor er zum einzigen Reifenwechsel an die Box kam. Ob sich diese Strategie in diesem Jahr wiederholen lässt, weiß er noch nicht: "Lass uns sehen, wann wir das erste Mal stoppen, dann kann ich sagen, ob es möglich sein wird", sagt Webber mit einem Augenzwinkern.
Als möglicher Kandidat für eine Einstoppstrategie gilt Kimi Räikkönen. Das sieht auch Webber so: "In den vergangenen Rennen waren sie sehr sanft zu den Reifen. Aber wir müssen abwarten. Morgen wird es ein Schachspiel sein", so der Australier, der auch morgen wieder mit einem taktischen Grand Prix rechnet. Auf die Frage, ob er Lotus eine Einstoppstrategie zutraut, antwortet Webber: "Das müsst ihr Kimi Fragen, aber der wird es euch auch nicht sagen."
Am Start könne man in Monaco laut Webber nur wenig gutmachen: "Der erste Sektor ist entscheidend, hoffentlich kommen wir da sauber durch. In Monza kannst du in den ersten beiden Schikanen einige Positionen gewinnen. Hier musst du den Scheitelpunkt von Ste. Devot treffen", erläutert der Australier. "Es ist auch vom Bremsen her anders, du beschleunigst nur kurz. Du musst gut von der Linie wegkommen, aber danach kannst du kaum etwas gewinnen."
Keine Zeitenjagd im Freien Training
Auffällig war im Verlauf des Rennwochenendes die deutliche Steigerung von Red Bull. Waren Webber und Teamkollege Sebastian Vettel im zweiten Freien Training noch 0,8 bzw. 1,2 Sekunden hinter Rosberg, verkürzte das Team den Abstand im Qualifying deutlich. "Das war eine Art Peter-Prodromou-Adrian-Newey-Effekt, die am Freitag für uns gearbeitet haben", sieht Webber den Chefaerodynamiker und Technischen Direktor als treibende Kräfte hinter der Steigerung.
Red Bull habe immer dann leichte Schwierigkeiten, wenn die Strecke wenig Haftung biete: "Wir waren auf 'grünen' Strecke noch nie die Schnellsten, und das ist vielleicht die grünste Strecke, auf der man fahren kann", sagt Webber. "In Barcelona ist das völlig anders, auch in Malaysia bewegt sich die Strecke in einem anderen Fenster. In Schanghai und Kanada ist das nicht so. Das ist vielleicht eine Strecke, auf der die Red Bull unter diesen Bedingungen nicht so stark sind."