• 12. Mai 2013 · 20:40 Uhr

Sauber zwischen Himmel und Hölle

Während sich der elfte Platz für Esteban Gutierrez "wie ein Sieg" anfühlte, hadert Nico Hülkenberg mit seiner verpatzten Boxenausfahrt - Frijns sorgt für Freude

(Motorsport-Total.com) - So ganz kann man sich bei Sauber an diesem Wochenende nicht entscheiden, ob man mit dem Wochenende zufrieden sein soll oder nicht. Die Punktausbeute von null spricht natürlich eindeutig dagegen, doch zumindest macht die erste gute Leistung von Rookie Esteban Gutierrez Mut für den weiteren Saisonverlauf. Der Mexikaner konnte sich endlich einmal ohne Fehler durch das Rennen schlagen und landete beim Großen Preis von Spanien als Elfter nur knapp außerhalb der Punkteränge.

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Esteban Gutierrez zeigte sich in Barcelona endlich von seiner anderen Seite Zoom Download

"Das Wichtigste ist, dass wir einen Schritt nach vorn gemacht haben - persönlich und auch aus Teamsicht", schildert der 21-Jährige im Anschluss an das Rennen. "Das Wochenende, besonders der heutige Tag, war für mich sehr besonders." Zusätzlich dürfte ihn die Tatsache angestachelt haben, dass er zeitweise das Rennen sogar anführen durfte. Doch das sieht Gutierrez nur als Mittel zum Zweck: "Ich hatte freie Fahrt, und es war wirklich wichtig, das Beste aus dieser freien Fahrt zu machen."

"In anderen Situationen haben wir ein bisschen Zeit verloren, aber mit unserer Strategie konnten wir auf Rang elf vorfahren. Ich habe versucht, den Punkt noch zu bekommen, aber das war ein bisschen schwierig und riskant. Wir hatten nicht genug Geschwindigkeit auf der Geraden. Daran müssen wir arbeiten." Dann soll in zwei Wochen in Monaco eine ähnlich gute Leistung für den Mexikaner herausspringen. "Das ist mein Ziel", betont er.

Zahlt sich die Geduld nun aus?

Das sollte auch die Kritiker verstummen, die nach den verpatzen Auftritten zu Saisonbeginn schon seine Ablösung forderten. Doch bisher hatte das Sauber-Team Geduld mit dem jungen Neuzugang. "Ich möchte dem Team danken, weil sie die Geduld aufgebracht haben, und mir die Möglichkeiten gegeben haben, mich als Fahrer zu verbessern", weiß Gutierrez das Vertrauen seiner Mannschaft zu schätzen. "Das ist nach den vier ersten Rennen, in denen wir natürlich nicht das bekommen haben, was wir wollten, wichtig."

Zwar bedeutet ein elfter Platz, dass Gutierrez auch weiterhin ohne Zähler in der Königsklasse dasteht, dennoch ist er für den Anfang sehr zufrieden mit sich: "Das Resultat fühlt sich wie ein kleiner Sieg an, obwohl wir den Punkt nicht bekommen haben", jubelt er. So ganz einsehen möchte er die zuvor gebrachte Kritik an ihm derweil nicht. "Im Wettbewerb nimmt man gewisse Risiken in Kauf. Das ist völlig normal. Du musst die Risiken eingehen und daraus lernen. Manchmal stellt es sich als Fehler heraus und manchmal als etwas Positives."

Von positiven Dingen möchte Teamkollege Nico Hülkenberg in Barcelona nicht reden: "Es ist ein Wochenende zum Vergessen", fasst der Emmericher zusammen. "Es war kein gutes Qualifying, und wir wussten, dass es ein schwieriges Qualifying werden würde. Ich hatte einen guten Start und ein paar schöne Zweikämpfe. Alles lief nach Plan. Aber dann gab es den Zwischenfall mit einem der Toro Rossos in der Boxengasse, der uns eine Stop-and-Go-Strafe eingebracht hat. Dann war das Rennen natürlich vorbei."

Kaltenborn sieht das Für und Wider

Als enttäuschender 15. kam Hülkenberg schließlich nach 65 von 66 Runden über die Ziellinie - sehr zum Missfallen von Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Im Großen und Ganzen ist der Tag natürlich enttäuschend, denn es ist nie schön, wenn du keine Punkte aus einem Rennen mitnimmst", seufzt die Österreicherin, will das Rennen aber nicht komplett verfluchen. "Auf der anderen Seite hatte Nico eine sehr starke Position, wenn man bedenkt von wo aus der gestartet ist, und welche Probleme wir hatten. Es sah sehr gut aus."

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Nico Hülkenberg hatte auf dem Circuit de Catalunya nicht viel zu lachen Zoom Download

Doch nicht lange: "Dann ist das Missgeschick in der Boxengasse passiert, und dann haben wir eine Stopp-and-Go-Strafe dafür bekommen. Ab da war sein Rennen im Eimer", so die Teamchefin. Doch immerhin konnte sich Kaltenborn für einen ihrer Fahrer freuen: "Esteban hat ein sehr solides Rennen gezeigt. Er hat sehr gut aufgeholt und vor allem keine Fehler gemacht. Das ist sehr positiv. Schade, dass er den Punkt nicht holen konnte, aber es ist sehr gut für ihn als Fahrer, dass es ihm wieder Selbstvertrauen bringt."

"Was ich auch als positiv erachte, ist, dass wir hier mit einigen Modifikationen angetreten sind", spricht sie über den Fortschritt des Teams. "Wir wussten, dass sie kein großer Sprung sind - besonders im Vergleich zu anderen. Aber für uns war wichtig, dass wenn sie funktionieren, wir die richtige Richtung gefunden haben um voranzuschreiten und unsere Performance darauf aufzubauen. Und sie haben funktioniert. Für uns ist das intern ein wichtiger Schritt, der sich hoffentlich in Performance niederschlägt."

Frijns macht Sauber froh

Die wird Sauber auch brauchen, denn mit aktuell fünf Punkten aus fünf Rennen kann die Schweizer Truppe natürlich nicht zufrieden sein. Trotz des verkorksten Auftakts will man in Hinwil aber am C32 festhalten. "Wie jeder haben wir auch am Auto für 2014 gearbeitet, aber wir haben definitiv noch nicht den Punkt erreicht, an dem wir sagen, dass wir die Dinge für das aktuelle Auto stoppen und uns auf das nächste konzentrieren", betont Kaltenborn. Die Saison zu einem solch frühen Zeitpunkt schon abzuschenken, komme für die 42-Jährige nicht in Frage: "Wir haben noch keine Pläne und es hat keinen Sinn darüber nachzudenken. Wir wissen, dass die Zeit irgendwann kommen muss, aber ich kann im Moment noch nicht sagen, wann das sein wird."

Neben allen Sorgen, hatte Sauber in Barcelona aber auch Grund zur Freude: Testfahrer Robin Frijns legte am Samstag auf dem Circuit de Catalunya ein exzellentes Rennen in der GP2 hin und holte seinen ersten Sieg in der Nachwuchsklasse - bei seinem erst dritten Start. Am Sonntag legte der junge Niederländer noch mit einem zweiten Platz nach. Zwar zeigte sich Kaltenborn im Anschluss als freudige Gratulantin, doch Versprechungen will sie ihm derzeit noch keine machen. Einem Freitagseinsatz stehen meist auch die GP2-Einsätze im Weg - sollten welche folgen. "Wir haben im Moment keine solchen Pläne. Wir werden sehen, wie wir seinen Weg in die Formel 1 entwickeln", kommentiert die Teamchefin die Situation. Und so hatte immerhin der Sauber-Nachwuchs in Spanien Grund zur Freude.

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