Toro Rosso mit frischem Start nach langer Pause
Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne wollen den Saisonstart hinter sich lassen und mit neuen Updates in Barcelona angreifen - Erkenntnisse aus dem Winter wertlos?
(Motorsport-Total.com) - Auch für Toro Rosso beginnt in Barcelona ein neuer Saisonabschnitt. Aus den vier Überseerennen konnte die Truppe von Franz Tost nicht viel Zählbares mitnehmen. Allerdings sticht der siebte Platz von Daniel Ricciardo in China ganz klar hervor - ansonsten lief für den Australier bisher nicht viel zusammen. Auch Teamkollege Jean-Eric Vergne kann angesichts des einen Zählers auf seinem Konto nicht wirklich zufrieden sein.
Nach drei Wochen Pause nehmen die beiden Toro-Rosso-Jungs in Europa einen neuen Anlauf mit dem STR8. Doch drei Woche Pause bedeuten in der Formel 1 nicht drei Wochen Pause, wie Daniel Ricciardo erzählt: "Wir waren ziemlich beschäftigt. An jedem Wochenende gab es irgendwelche Events. Am ersten Wochenende hatte ich in Spanien einen Showrun im Rahmen der Renault-World-Series. Ich saß im Red-Bull-Auto und habe ein paar Donuts gemacht."
"Dann bin ich nach England in den Simulator und habe nebenbei ein bisschen trainiert - das Übliche eben. Am letzten Wochenende hatte ich in Spanien dann einen Aerotest und jetzt bin ich hier", schildert der Australier. "Da die Temperaturen mit etwas über 20 Grad sehr angenehm waren, war ich auch ein bisschen am Strand, bin ein wenig gelaufen, und habe die Sonne auf meinem Gesicht genossen. Ich fühle mich frisch für die Europasaison, die in Barcelona beginnt."
Ricciardo: Tests vom Februar "irrelevant"
Auf dem Circuit de Catalunya erwartet die Fahrer ein Kurs, den alle Fahrer intensiv bei den Wintertests schon befahren durften. Doch die Erkenntnisse von Februar sind nicht immer nützlich, weiß Ricciardo: "Die Tests von damals sind ziemlich irrelevant", so der 23-Jährige. "Erstens weil das Wetter komplett anders sein wird, und zweitens weil alle Teams Updates bringen werden und sich die Autos somit von denen vom Februar ziemlich unterscheiden."
"Das Wetter war ziemlich kalt, wir bekamen die Reifen nicht gut zum Arbeiten und ich denke, dass jeder irgendwelche Probleme hatte, das Auto auf Speed zu bringen. Die Tests waren also ein wenig frustrierend, also erinnere ich mich nur an ein paar Teile - den Rest habe ich bereits vergessen", meint der Toro-Rosso-Pilot lachend, dass er die ernüchternden Wintertests schon aus dem Kopf gestrichen habe. "Wir sollten mit einem weißen Blatt Papier in das Wochenende gehen."
"Normalerweise sollte man mit dem Gelernten aus dem Winter anfangen, aber ich denke nicht, dass das hier der Schlüssel sein wird, weil sich die Streckenbedingungen so sehr verändert haben, dass Dinge, die vor drei Monaten gut funktioniert haben, nun schon irrelevant sind. Wir werden am Freitag loslegen und schauen, wie wir vorankommen. Wie gesagt, wir haben ein paar Updates. Wir werden sehen, wie sie sich anfühlen und wie sie das Auto verändern - hoffentlich machen sie es schneller. Aber jeder bringt irgendetwas Neues, also hoffen wir mal, dass unsere Updates besser sind - und dass wir die Lücke schließen können."
Kurs wird langsam langweilig
Der Australier ist grundsätzlich ein Fan des Kurses von Barcelona: "Die ersten Male, wo ich hierherkam, habe ich es immer genossen, weil es langsame und schnelle Kurven gibt und es allgemein ein sehr flüssiger Kurs ist. Der erste Sektor ist cool, dort ist der niedrigste Gang, den man verwendet, der Dritte. Das heißt, es ist ein ziemlich schneller erster Sektor", schildert der Mann aus Perth seine Eindrücke.
"Aber wenn man so oft herkommt - in den Juniorserien und den Wintertests - ist es ein wenig langweilig geworden", so Ricciardo weiter. "Ich bin schon zehntausende Male rumgefahren. Trotzdem bleibt es ein guter Kurs. Ich mag nur einfach Veränderungen - vielleicht weil ich jung und bereit für neue Dinge bin. Aber es ist nur das Testen, was langweilig wird. Unter Rennbedingungen macht es natürlich Spaß."
Ab diesem Rennen hat Pirelli eine Änderung der härteren Mischung angekündigt, zudem setzt man 2013 auf die harten und Medium-Pneus. Für den Toro-Rosso-Piloten geht das in Ordnung: "Die Reifen im letzten Jahr waren ziemlich gut, also sollte die Änderung auch ganz gut sein. Nach den Wintertests gab es ein paar Sorgen, wie die Reifen hier auf diesem Kurs halten, darum ist man denke ich auf die alte Spezifikation zurückgegangen. Man ist ein bisschen auf Sicherheit gegangen. Das wird wohl schon funktionieren. Aber ich denke auch, dass es vornehmlich an den Temperaturen lag. Wir werden jetzt Temperaturen von Mitte 20 Grad haben - und eine Streckentemperatur, die deutlich höher liegt. Daher sollte es gut aussehen. Am Ende des Tages ist es aber für jeden das Gleiche. Wir müssen schauen, was passiert."
Vergne war die Pause zu lang
Auch sein Teamkollege Jean-Eric Vergne freut sich, die Überseerennen hinter sich gelassen zu haben: "Es wird schön sein, in Barcelona endlich wieder Rennen zu fahren, denn die Pause war doch ziemlich lang", so der Franzose. "In der Zwischenzeit habe ich nichts Besonderes gemacht, abgesehen von dem 25-Stunden-Kartevent. Ich habe das schöne Wetter genossen und bin ein bisschen Fahrrad gefahren, habe trainiert, relaxt und bin im Simulator gewesen."
Auch Vergne weiß, dass die Ergebnisse aus den Wintertests vermutlich nicht so viel nützen werden: "Die Bedingungen werden komplett anders sein als bei den Wintertests. Im Februar hatten wir Temperaturen von maximal acht bis zehn Grad und eine ziemlich niedrige Streckentemperatur - das wird alles viel höher sein. Also werden sich Reifen und Auto anders verhalten, und auch die Balance wird eine komplett andere sein."
"Nicht alles was wir im Winter analysiert haben, wird uns vermutlich im Rennen helfen", so der 23-Jährige. "Auf jeden Fall wird es ein interessantes Rennen, die anderen Teams werden viele Updates haben. Von unserer Seite aus wird es natürlich auch gute Updates geben, die hoffentlich besser funktionieren als die der anderen. Es wird interessant zu sehen sein, wie wir uns dort schlagen."
Das hänge natürlich auch wieder einmal von den schwarzen Pirelli-Walzen ab. "Die Reifen sind immer eine große Geschichte", ist Vergne bewusst. "Man weiß vorher nie, wie die Reifen sich verhalten werden - das wissen wir erst am Freitag. Die Reifenwahl ist natürlich sehr konservativ, wir müssen schauen, was es bringt." In Europa, wo Vergne die Strecken besser kennt, hofft er auf einen frischen Start. "Ich hatte ein wenig Pech in den ersten vier Rennen in Übersee, daher hoffe ich, dass mein Glück in Europa zurückkehrt."