Lotus mit Rückenwind nach Barcelona
Lotus startet mit einem doppelten Podestplatz in Bahrain in die Europasaison, die ihren Anfang in Barcelona nimmt - Piloten streben nach Höherem
(Motorsport-Total.com) - Mit einem Doppelpodium von Bahrain im Rücken kehrt Lotus nach dreiwöchiger Pause am kommenden Wochenende an die Rennstrecke zurück. Auf dem Circuit de Catalunya erwartet das Team der ersehnte Europaauftakt, bei dem das Feld noch einmal erheblich durchgemischt werden könnte. Bisher kann man bei Lotus allerdings recht zufrieden sein, nach dem Auftaktsieg von Kimi Räikkönen in Melbourne und zwei zweiten Plätzen in China und Bahrain liegt der Finne mit 67 Punkten auf Rang zwei - zehn Punkte hinter Spitzenreiter Sebastian Vettel.
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Kimi Räikkönen durfte in Bahrain zum dritten Mal im vierten Rennen auf das Podium Zoom Download
"Mit Sicherheit war der Start ganz okay", lässt sich der Iceman nicht wirklich aus der Reserve locken. "Wir sind in einer besseren Position als im vergangenen Jahr, aber vor uns liegt noch eine lange Saison und es ist noch zu früh um zu sagen, ob wir bis zum Ende um die Weltmeisterschaft kämpfen können. Es wird hart, Sebastian einzuholen, wenn er weiterhin gute Resultate einfährt. Wir müssen anfangen, ihm mehr Punkte wegzunehmen, aber man weiß nie, was passiert. Wir werden das Auto weiter verbessern und schauen, wo wir am Ende landen."
Um den Sprung auf Platz eins zu schaffen, müsse vor allem eines her: "Ein paar mehr Siege", so der Finne. "Um die Führenden einzufangen, müssen wir doppelt so hart arbeiten wie sie. Es ist kein Geheimnis, dass wir mehr Speed im Qualifying wollen. Es ist so eng an der Spitze und wir müssen wirklich in den ersten beiden Startreihen stehen, wenn wir immer um Siege kämpfen wollen. Es ist gut, die Europasaison von unserer Position aus zu starten, da hier der Zeitpunkt ist, wo die Teams mit vielen neuen Teilen für die Autos pushen."
Viele Punkte sind besser als wenige Punkte
"Es ist noch sehr früh, aber viele Punkte seit Saisonstart gesammelt zu haben, ist natürlich besser, als sie nicht gesammelt zu haben", analysiert Räikkönen gewohnt sachlich. "Wir müssen auch weiter so Punkte sammeln. Selbst wenn wir ein schlechtes Wochenende haben, müssen wir so gut es geht ankommen. So werden wir bis zum Ende der Saison kämpfen." Für Barcelona hat sich der Lotus-Pilot jedenfalls einiges vorgenommen.
"Ich habe in Barcelona bereits zweimal gewonnen und stand im letzten Jahr hier auf dem Podium. Ich freue mich also wirklich hierher zurückzukehren, und hoffe, das Wochenende mit einem weiteren starken Resultat zu beenden. Es ist eine Strecke, wo man alles exakt richtig machen muss, um an der Spitze zu sein. Alle Teams haben oft hier getestet, einen Vorteil zu bekommen ist also nicht einfach. Das Setup ist sehr wichtig, da sich die Strecke mit dem Wind und der Temperatur verändert - es gibt also auch viel Arbeit für die Ingenieure."
Nach den vier Übersee-Rennen ist der 33-Jährige froh, wieder nach Europa zu kommen. "Ich mag es, in Europa Rennen zu fahren. Wir müssen nicht so weit reisen, also ist die ganze Energie für das Wochenende selbst gespart. Traditionell beginnt hier die wirkliche Saison." Zudem muss Räikkönen am Freitag nicht mehr von Grund auf neu beginnen, schließlich besitzen er und das Team schon Vorkenntnisse aus den Wintertests. "Aber man muss bedenken, dass das Ende Februar und Anfang März war. Die Bedingungen waren sehr unterschiedlich zu dem, was wir uns im Mai erhoffen", ist er vorsichtig.
Verpasste Tage im Februar kein Problem
"Es war schwierig, die Reifen ordentlich zum Arbeiten zu bewegen", spricht er über die Testfahrten. "Aber das war für alle gleich. Wir starten im ersten Training alle wieder von Null." Dadurch würde auch nicht so sehr ins Gewicht fallen, dass der Iceman aufgrund von Problemen am Auto viel Testzeit auf dem Circuit de Catalunya verpasst habe. Zudem musste er einen Tag wegen Unwohlsein aussetzen.
"Trotzdem kennen ich und das Team die Strecke gut, also glaube ich nicht, dass wir überrascht sein werden, wie sich die Strecke entwickelt oder welches Setup wir benutzen. Obwohl ich nicht viele Kilometer gefahren bin, war das Wichtigste, dass ich mich im Auto die ganze Zeit wohl gefühlt habe. Unser Auto scheint auf allen Kursen bisher gut zu sein." Bei drei Podestplätzen in vier Rennen für Kimi Räikkönen ist diese Aussage sicherlich angebracht, dennoch wirkte der Finne nach dem zweiten Platz in Bahrain unzufrieden.
"Man ist niemals wirklich glücklich, wenn man nicht gewinnt", erklärt der Lotus-Pilot. "Aber ich denke, der zweite Platz ist schon so nah dran wie möglich. Wir hätten im Qualifying ein paar Plätze weiter vorne stehen können, was alles ein wenig einfacher gemacht hätte, aber ich habe das Maximum gegeben und glücklicherweise haben wir die Pace im Auto gefunden, die im Qualifying gefehlt hat. Hoffen wir, dass ich in Spanien glücklicher bin."
Grosjean legt endlich los
Als glücklich kann man zumindest Räikkönens Teamkollege Romain Grosjean beschreiben, der nach Problemen zu Beginn der Saison in Bahrain endlich zeigen konnte, zu was er in der Lage ist. "Es ist kein Geheimnis, dass mein Gefühl mit dem Auto vor Bahrain nicht gepasst hat", so der Franzose. "Es lag nicht am Chassis, der Aero oder sonst irgendwas, aber es hat eine Weile gedauert, bis alles zu meiner Zufriedenheit war - und das was ziemlich frustrierend."
"Wir haben den Finger auf die Wunde gelegt und nun fühle ich mich viel wohler", ergänzt er. "Mein Empfinden hinter dem Lenkrad am Sonntag in Bahrain war gut, und ein Podestplatz war das Resultat. Ich konnte das Auto mehr oder weniger dahin bringen, wo ich wollte - das ist das, was du als Fahrer möchtest. Der dritte Platz war der verdiente Lohn für jeden, nachdem wir so hart gearbeitet haben." Aus der Sicht von Grosjean hat das Rennen in Bahrain endlich einmal Spaß gemacht - besonders durch die vielen Überholmanöver. "Es gab ein paar haarige Momente, wo es vielleicht ein wenig zu eng wurde, aber es hat enorm viel Spaß gemacht.
"Von P11 auf das Podium zu fahren ist wirklich zufriedenstellend. Ich habe P4 an der Tafel gesehen und Paul (di Resta; Anm. d. Red.) war nicht zu weit voraus, also dachte ich mir: 'Na los, das ist das Podium, hau rein!' Ich wusste, dass ich frischere Reifen hatte, aber es war nicht so einfach, da ich einerseits pushen musste, andererseits aber auf die Reifen aufpassen musste - was sehr schwierig für einen Fahrer ist, wenn man ein anderes Auto in Sicht hat. Glücklicherweise konnten wir kurz vor Schluss überholen, einen kleinen Vorsprung rausfahren, und ihn bis zum Ende verteidigen."
"Reifenmanagement war immer ein Teil der Qualifying- und Rennstrategie. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, aber ich pushe immer so viel wie ich kann, um das bestmögliche Resultat herauszuholen. Natürlich kannst du mehr aus einem Reifen holen, wenn du dich anpasst, als wenn du dich nicht anpasst - aber das ist Teil des Rennfahrerdaseins. Man muss sich immer anpassen, um die maximale Performance herauszuholen", gibt Grosjean nicht viel auf die Reifenkritik.
Große Ziele mit gutem Auto
Natürlich sind die Reifen wieder ein Schlüssel für ein gutes Wochenende in Barcelona, doch der Franzose weiß, dass noch mehr dazugehört: "Es wird wichtig sein, ein gutes Qualifying hinzulegen, da Überholen hier schwieriger ist als in Bahrain. In diesem Bereich können wir uns noch verbessern, aber wir haben ein paar Ideen, wie wir das bewerkstelligen können, und hoffentlich schaffen wir es in die erste Startreihe."
Dass der E21 das Potenzial dafür hat, davon ist der ehemalige GP2-Meister überzeugt: "Wir sehen Fortschritte in den Rundenzeiten, also sehen wir, dass die Upgrades funktionieren. Das Vorjahresauto war bereits sehr konkurrenzfähig - wir haben zehn Podestplätze damit eingefahren - und es ist gut zu sehen, dass das Team die Stärken beibehalten hat und sogar ausbauen konnte. Nach Bahrain fühle ich mich viel wohler im Auto und hoffe, dass 2013 noch viel Erfolg kommt."
Angefangen zum Beispiel auf dem Circuit de Catalunya, den Grosjean noch gut aus den Wintertests kennt: "Die ersten vier Kurven im ersten Sektor sind ziemlich schnell - und dann hat man den langsamen letzten Sektor zwischen den Kurven 10 und 15. Am Ausgang der Kurve 15 braucht man ein stabiles Heck mit viel Abtrieb. Es ist wichtig, die Reifen nicht zu überhitzen. Wenn man einen hohen Abbau erreicht, dann bist du mit deinen Zeiten im Nirgendwo."
Doch das soll für den Franzosen am kommenden Wochenende nicht vorkommen. Er zielt lieber auf eine Wiederholung von Bahrain ab: "Wir hatten bisher die Konstanz, wir haben alle Rennen in den Punkten beendet. Jetzt jagen wir die großen Resultate. Jetzt habe ich das Werkzeug, was ich zu meinem Vorteil nutzen kann. Man kann sagen, meine Saison startet jetzt. Mein Podium in Bahrain war ein guter Anfang. Wenn wir so weiterarbeiten, dann bin ich sicher, dass wir große Dinge erreichen."