Souverän: Vettel erobert Sonntags-Pole in Melbourne
Auftakt nach Maß für Red Bull: Sebastian Vettel holt die Pole-Position vor Teamkollege Webber, Hamilton im Mercedes und den beiden Ferraris
(Motorsport-Total.com) - Mit einer souveränen Vorstellung startete Sebastian Vettel heute in die Formel-1-Saison 2013: Beim Sonntags-Qualifying zum Grand Prix von Australien in Melbourne sicherte sich der Titelverteidiger die Pole-Position vor seinem Teamkollegen Mark Webber, sodass Red Bull für das Rennen am späten Nachmittag (7:00 Uhr MEZ) in der besten Ausgangsposition ist. Ein "Favoritensieg" also - obwohl es zunächst wieder nach einer Regenlotterie ausgesehen hatte.
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Lewis Hamilton, Polesetter Sebastian Vettel und Mark Webber im Parc ferme Zoom Download
Denn nachdem Q3 schon am Samstag stattgefunden hatte, begann Q3 auf nasser Strecke und unter Aussicht auf weitere Regenschauer. Also stellten sich die 16 Fahrer zu Beginn von Q2 am Boxenausgang an, um keine Zeit zu verlieren, sollten die Bedingungen wieder schlechter werden. Auf Intermediates war es zunächst wieder Nico Rosberg (Mercedes), der den Ton angab - nach Q1 gestern beendete er auch Q2 als Erster.
Doch im letzten Abschnitt des Qualifyings trocknete die 5,303 Kilometer lange Strecke immer weiter ab, sodass es möglich war, nach einem Run auf Intermediates (den sich McLaren-Pilot Jenson Button und Force-India-Pilot Paul di Resta kurzerhand schenkten) auf Supersoft-Slicks zu wechseln. Und da war die Dominanz von Red Bull erdrückend: Vettel legte 1:27.407 Minuten vor, worauf Webber nur mit 1:27.827 Minuten antworten konnte - mit einem leichten Fahrfehler im letzten Sektor.
Guter Rhytmus von der ersten Runde an
Vettel schob dann noch eine Zwischenbestzeit in Sektor eins hinterher, konnte es sich aber leisten, die Runde vorzeitig abzubrechen, weil von hinten keine Gefahr mehr drohte. "Es war ein sehr gutes Wochenende", freut er sich über den perfekten Saisonauftakt. "Wir hatten vom Freitag weg einen guten Rhythmus und ein gutes Gefühl für das Auto. Die Verschiebung war richtig, und stattdessen heute weiterzumachen."
"Mal sehen, was am Nachmittag passiert, aber mit Mark auf Platz zwei ist das ein perfektes Ergebnis für das Team", strahlt der dreimalige Weltmeister, der im Albert Park erst einmal (2011) gewonnen hat. Experte Marc Surer prophezeit: "Es ist beeindruckend, wie gut der Red Bull liegt. Aber die Reifen sind das Fragezeichen: Wer kann mit den superweichen Reifen am längsten fahren? Das müssen wir abwarten." Denn die Top 10 müssen allesamt auf Supersoft-Pirellis starten.
Erster Red-Bull-Verfolger war mit 0,680 Sekunden Rückstand Lewis Hamilton (Mercedes), der mit diesem Ergebnis nach einem schwierigen Samstag zufrieden sein muss: "Das ist nicht schlecht", bilanziert Mercedes-Sportchef Toto Wolff. "Bei solchen Wetterbedingungen kann man mehr falsch als richtig machen. Platz drei ist ein gutes Ergebnis. Unsere Konkurrenten haben es noch etwas besser hingekriegt. Das ist aber ganz solide."
"Ich bin sehr, sehr zufrieden", jubelt Hamilton. "Ich freue mich, das Auto unter diesen schwierigen Bedingungen so weit nach vorne gestellt zu haben. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht gerade das beste Wochenende, brachte aber eine gute Runde zustande. Während des Testens hatte sich das Auto bereits gut angefühlt, aber da kannst du dir halt nicht sicher sein. Du nimmst an, dass auch alle anderen ein gutes Gefühl haben. Wir haben eine richtig gute Ausgangsbasis."
Hamilton strahlt nach starkem Auftakt
"Ganz okay" findet Nico Rosberg seinen sechsten Startplatz hinter den beiden Ferraris (Felipe Massa 0,003 Sekunden vor Fernando Alonso): "Es fehlt zwar noch etwas auf Red Bull, wie man gesehen hat, es ist aber schon einmal ein Schritt nach vorne", sagt der Deutsche. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich hinter meinem Teamkollegen stehe, doch vom Auto her waren wir im Regen stets bei den Schnellsten und im Trockenen auch gut dabei."
"Ich denke, die Ferrari kann ich mit einer guten Strategie schon schlagen", kündigt Rosberg optimistisch an. Allerdings muss er mit einem Auge auch nach hinten schauen, denn Kimi Räikkönen und Romain Grosjean (Lotus) stehen geschlossen in Reihe vier - und waren in den Freien Trainings recht konkurrenzfähig. Di Resta sicherte sich den neunten, Button den zehnten Platz - weil die beiden ihre finale Supersoft-Attacke zu früh starteten.
Perez riskiert als Erster mit Slicks
Apropos Supersoft: Sergio Perez ging das Risiko in Q2 als Erster ein, musste dafür aber mit Startplatz 15 bitter bezahlen. Teamkollege Button machte es besser, wechselte nach dem missglückten Experiment zurück auf Intermediates und schaffte so als Vierter den Finaleinzug. Auch Jean-Eric Vergne (13./Toro Rosso) und Valtteri Bottas (16./Williams) schieden in Q2 unter anderem deswegen aus, weil sie zu früh auf Slicks gewechselt hatten.
Nico Hülkenberg (Sauber) und Adrian Sutil (Force India) teilen sich heute die sechste Startreihe, obwohl sich beide insgeheim Top-10-Chancen ausgerechnet hatten. "Es ist natürlich schwierig, bei solchen Bedingungen kalt ins Q2 geworfen zu werden, aber es war für uns alle gleich", sucht Hülkenberg nicht nach Ausreden. "Die Runde eigentlich recht ordentlich, nur in der vorletzten Kurve hatte ich ziemlich viel blockierende Vorderreifen, was nicht ganz ideal war."
Ein Kriterium war: "Vielleicht hätte ich nochmal stoppen sollen für neue Intermediates. Bin mir nicht ganz sicher, weil hinten raus haben meine Reifen ein bisschen abgebaut", ärgert er sich. "Manche haben das gemacht, manche nicht. Es ist eine gute Position für das Rennen, aber ich hätte mir natürlich eine Position unter den Top 10 gewünscht. Wenn die anderen nachher mit Slicks losfahren können, ist es kein Vorteil."
Vorteil Hülkenberg/Sutil im Rennen?
Dann nämlich, wenn die Top 10 mit ihren Supersofts früh einbrechen und Hülkenberg und Sutil mit ihren Mediums einen viel konstanteren ersten Stint fahren können. Das hängt aber alles vom Wetter ab, das im Moment völlig unberechenbar ist: "Vom Wetter her sind wir uns nicht sicher, was passieren wird. Hoffentlich etwas besser als bisher. Wir werden sehen", meint Polesetter Vettel achselzuckend.
Aus Sicht von Rückkehrer Sutil war es "heute sehr schwierig, bei wesentlich besseren Bedingungen als gestern. Denn je später man mit neuen und guten Reifen draußen war, desto besser. Ich hatte mir neue Reifen geholt, aber leider eine Minute zu früh, sodass ich die zweite Runde nicht attackieren konnte, weil die Hinterreifen schon wieder zu heiß waren. Ich habe mich noch nicht ganz wohl gefühlt im Auto, aber Zwölfter ist okay."
Bereits gestern hatten sechs Fahrer die Segel streichen müssen, darunter Pastor Maldonado (17./Williams) und Esteban Gutierrez (18./Sauber). Charles Pic (22./Caterham) hatte die 107-Prozent-Hürde nicht geschafft und ist nun darauf angewiesen, dass die Rennleitung sein Gnadengesuch akzeptiert. Weiter geht es dann schon heute ab 17:00 Uhr Ortszeit (7:00 Uhr MEZ) mit dem ersten Grand Prix der neuen Formel-1-Saison.