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Pirelli bescheinigt Lotus "meisterhaftes Reifenmanagement"
Pirelli stattete die Formel-1-Teams zum Saisonauftakt mit einer mittel- und superweichen Reifenmischung aus, was unterschiedliche Strategien ermöglichte
(Motorsport-Total.com) - Beim Auftaktwochenende in Melbourne entpuppte sich der richtige Umgang mit den Reifen einmal mehr als entscheidender Faktor. Aufgrund der starken Regenfälle am Samstag fehlten den Teams für das Rennen am Sonntag wichtige Erkenntnisse. Auch das am Samstag abgebrochene und am Folgetag weitergeführte Qualifying konnte keine hilfreichen Daten liefern, fand es doch ebenfalls bei wechselhaften Bedingungen statt.
Viele Teams entschlossen sich, das Rennen mit der superweichen Pirelli-Mischung mit den roten Markierungen auf den Flanken aufzunehmen. Da die Formel-1-Fahrer denselben Reifensatz bereits im Qualifying unterschiedlich stark beansprucht hatten, war früh reger Boxenbetrieb zu verzeichnen. "Die superweiche Reifenmischung war hier in Melbourne für den Einsatz in der Qualifikation vorgesehen", erklärt Paul Hembery, Motorsport-Direktor bei Pirelli. "Wir wussten schon vor dem Rennen, dass einige Piloten in den ersten zehn Runden an die Box kommen würden, zwei oder drei Stopps waren hier notwendig. Wir wussten durch unsere Simulationen, dass unsere harte Mischung hier sogar eine Ein-Stopp-Strategie möglich machen würde."
Vor allem McLaren-Pilot Jenson Button kam auffällig früh zum Service: Der Brite steuerte in Runde vier die Box an, was zu erwarten war, legte der heute Neuntplatzierte doch im Qualifying drei schnelle Runden hin, da die Reifen auf einer schnellen Runde nicht auf Betriebstemperatur kamen. Die Lebensdauer seiner "Gummis" wurde dadurch jedoch deutlich verkürzt. "Die meisten Autos wechselten ihre Reifen innerhalb der ersten zehn Runden", schildert Hembery. Anschließend seien die Teams erwartungsgemäß auf die mittelharte Variante gewechselt: "Dieser Reifen funktionierte außergewöhnlich gut."
Reifen ließen bei leichtem Tank kaum nach
Das zeigte sich vor allem im Falle von Kimi Räikkönen, dem späteren Sieger des Auftaktrennens im Albert Park, der im durchweg trockenen Rennen zahlreiche ultraschnelle Runden auf den Asphalt zauberte. Hembery: "Kimi konnte mit beiden Sätzen je 25 Runden zurücklegen, wobei er die schnellsten Umläufe jeweils gegen Ende fuhr." Das deute vor allem auf eines hin: "Dass die Reifen offenbar nicht nachließen, weil der Tank ja auch leichter wurde. So gesehen standen sich in Sachen Haltbarkeit zwei Extreme gegenüber. Es erlaubte aber gleichzeitig auch verschiedene Strategien, was fantastisch ist und auch so beabsichtigt war."
Eine andere Strategie als der Großteil des Feldes wählte beispielsweise Adrian Sutil. Der Rückkehrer bei Force India war auf der härteren Mischung losgefahren und musste somit erst in Runde 21 zum Stopp, wodurch er zwischenzeitlich sogar in Führung lag. Anschließend wechselte er auf die superweiche Mischung und konnte attackieren.
Mit zwischenzeitlich üblen Folge: "Die Reifen ließen dramatisch nach um sich dann wiederum zu erholen. Der superweiche Reifen hat nur eine Lebensdauer von zehn Runden und er drehte insgesamt 14 Stück. Damit war der Reifen über seinem Limit", zeigt Hembery die Problematik auf, die diese Strategie mit sich brachte. Am Ende wurde Sutil aber immerhin noch Siebter.
Lotus und Ferrari fuhren am reifenschonendsten
Ein Nachlassen der Reifen war an der Spitze kaum auszumachen. Ferrari-Pilot Fernando Alonso verstand es, ähnlich wie Räikkönen, richtig mit den Pirelli-Pneus umzugehen und zur richtigen Zeit auf die richtige Mischung zu wechseln. Der Spanier musste allerdings, genauso wie Sebastian Vettel auf Position drei, drei Mal zum Reifenstopp, Räikkönen nur zwei Mal, was ein Indiz dafür ist, dass Fahrer und Auto sehr schonend mit den Pirellis umgehen.
"Das war ganz sicher die Meisterklasse des Reifenmanagements", lobt Hembery die heutige Leistung Räikkönens. "Auch wenn sie während des Rennens oft die Position wechselten, fuhren Räikkönen und Lotus ein effektives Rennen. Ferrari und Fernando Alonso waren während der zweiten Rennhälfte mit einer Drei-Stopp-Sprint-Strategie unterwegs."
"Das führte zu einem spektakulären Finish. Am Ende sahen wir drei Weltmeister wohlverdient auf dem Podium. Es erscheint kaum der Rede wert, dass Räikkönen in Runde 56 auch die schnellste Zeit fuhr, in der vorletzten Runde des Rennens mit Mediums, die 22 Runden alt waren. Wir sind mit der Leistung und Haltbarkeit beider Mischungen sehr zufrieden, insbesondere angesichts der äußerst niedrigen Strecken- und Lufttemperaturen. Sie führten zu ein wenig Graining."
Nun steht in bereits einer Woche das zweite Saisonrennen in Malaysia auf dem Programm, wo völlig andere Bedingungen herrschen werden. "Das nächste Rennen hat einen ganz anderen Charakter hat. Dort wird es heißer sein und wir werden wieder andere Mischungen einsetzen", schaut Hembery auf Sepang voraus.