Melbourne: Im Park dröhnen endlich wieder die Motoren
Alles, was sie über den Albert-Park wissen müssen: Welche Kriterien dort am wichtigsten sind, wer die vergangenen Rennen gewonnen hat und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Seit 1996 findet der Saisonauftakt der Formel 1 (mit wenigen Ausnahmen) in Melbourne statt. Für die TV-Zuschauer in Europa bedeutet Melbourne in erster Linie früh aufstehen, wenn auch nicht mehr ganz so früh wie in der Vergangenheit: Dank der Verlegung des Starts auf 17:00 Uhr Ortszeit geht es auf deutschen Fernsehern um 7:00 Uhr morgens los.
Die Piste im malerischen Albert-Park ist nicht einfach, was das Rennen zu einer großen Herausforderung macht, schließlich ist es das erste Rennen des Jahres und alle Teams sind mit noch recht unerprobten Autos auf der Strecke. Die 5,303 Kilometer lange Strecke ist bestimmt von Vollgaspassagen, auf die meist schikanenartige Kurven folgen, wobei die Kurveneingänge überwiegend langsamer als die Kurvenausgänge durchfahren werden können.
Stop-&-Go-Kurs im Albert-Park
Dadurch müssen die Fahrer ihre Autos zunächst deutlich herabbremsen, wodurch die Bremsen vor den Kurven hart beansprucht werden. 16 Prozent der Runde stehen die Piloten auf der Bremse, 66 Prozent auf dem Gas - die längste Vollgas-Passage ist die Start-Ziel-Gerade, wo die Fahrer 14 Sekunden lang auf dem Gaspedal stehen.
"Die Anzahl der Stellen, an denen aus hoher Geschwindigkeit verzögert werden muss, stellt hohe Ansprüche an die Bremsen - diesbezüglich ist die Strecke vielleicht nicht die härteste im Kalender, aber man darf das nicht unterschätzen", weiß McLaren-Sportdirektor Sam Michael. Darüber hinaus wird in Melbourne eine gute Traktion gefordert, um aus einigen langsamen Kurven - die langsamte ist Kurve 15 mit 80 km/h am Scheitelpunkt - gut beschleunigen zu können.
Dies ist seit 2008 ein besonders wichtiges Kriterium, denn die Formel 1 geht seit damals ohne elektronische Fahrhilfen an den Start - und somit auch ohne Traktionskontrolle. Die Fahrer müssen die Übertragung also mit dem Gaspedal dosieren, um die Kraft optimal auf den Boden zu bekommen, und können sich nicht mehr auf elektronische Hilfestellungen verlassen. Ein fahrbarer Motor ist für diesen Prozess ebenfalls sehr nützlich.
Es gibt aber für einen Stadtkurs überraschend viele schnelle Ecken - die schnellste ist Kurve 5, in der 230 km/h erreicht werden. In Kurve elf müssen die Piloten den höchsten Fliehkräften standhalten: 3,5 g - und das 0,5 Sekunden lang. Die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kurs im Albert Park beträgt 290 km/h.
Strecke verändert sich stark
Da die Rennstrecke um den Lake Albert nur einmal im Jahr als solche benutzt wird und im übrigen Jahr der normale Straßenverkehr auf ihr rollt, ist die Strecke vor allem am ersten Trainingstag sehr schmutzig. Dadurch verändert sich der Kurs im Laufe des Wochenendes sehr stark. "Zwischen dem ersten Training und dem Qualifying kann es sich bei gleicher Spritmenge um einen Unterschied von bis zu drei Sekunden handeln", weiß Lotus-Einsatzleiter Alan Permane.
Dazu kommt das unberechenbare Wetter. "Es kann an einem Tag unglaublich heiß sein und am nächsten Tag bitterkalt", empfiehlt Permane eine ausgewogene Garderobe. Doch das Wetter stellt auch für die Teams eine große Herausforderung dar: "Wir hatten schon Rennwochenenden, wo wir im Qualifying 14 Grad und am Renntag 40 Grad hatten - man muss das Auto so einstellen, dass man mit beiden Bedingungen zurecht kommt. Man muss den Wetterbericht immer im Auge haben, denn das wirkt sich nicht nur auf die Motorentemperatur aus, sondern auch auf die Reifen."
Trotzdem freuen sich Protagonisten und Fans gleichermaßen auf das Wochenende, ist Melbourne doch nicht nur für sein pulsierendes Nachtleben bekannt, sondern auch für eine einzigartige Atmosphäre an der Strecke.
Zwar gilt Überholen in der heutigen Formel 1 nicht gerade als einfach, es ist auf dem Melbourner Kurs aber durchaus möglich. Die erste Gelegenheit bietet sich schon am Ende der Start- und Zielgeraden. Wenn ein Fahrer hier in einer der 58 Rennrunden (307,574 Kilometer) dicht hinter seinem Vordermann liegt, kann er aus dem Windschatten herausgehen und ihn vor der ersten Kurve ausbremsen. Gleiches ist vor Kurve drei möglich. Außerdem kann man in der vorletzten Kurve der Strecke überholen, wenn der Vordermann nicht aufpasst und eine Lücke offen lässt.
Erste Gespräche schon 1993
Als Anfang der 1990er-Jahre Jeff Kennett zum Premierminister des Bundestaates Victoria gewählt wurde, war eines seiner Hauptanliegen der Stadt Melbourne, ein internationales und dynamisches Profil zu geben. Kennett wollte einige bedeutende Sportereignisse in die Stadt holen, und einer seiner ersten Versuche bestand in einer Kontaktaufnahme mit Bernie Ecclestone im Jahr 1993.
Der Albert-Park, etwas südlich des Zentrums von Melbourne gelegen, war bereits in den 1950er-Jahren Austragungsort für einige Grands Prix ohne WM-Status. Die Strecke führte zumeist auf öffentlichen Straßen rund um den Lake Albert und bestand aus einer Serie schneller Kurven. Allerdings fuhr man damals noch gegen den Uhrzeigersinn und die britische Fahrerlegende Stirling Moss gewann im Jahr 1956 das erste Rennen. In der Folge entstanden jedoch zunehmende politische Querelen und so waren nach 1958 die Aktivitäten beendet.
Kennetts Idee war es nun, diese Tradition wieder aufleben zu lassen. Trotz einer Vielzahl von teilweise gewaltsamen Protesten einiger Umweltschützer wurde im März 1996 der erste Grand Prix in Melbourne veranstaltet. Da erst im November 1995 der Saisonabschluss in Adelaide, 700 Kilometer westlich von Melbourne, stattfand, kehrte die Formel 1 also bereits vier Monate später nach Australien zurück.
Weder der Albert-Park noch die Strecke in Adelaide waren permanente Rennstecken, und so wurden Zuschauertribünen, Fußgängerbrücken und die Streckenbegrenzungen von Adelaide kurzerhand auf 70 LKW-Ladungen über den Western Highway nach Melbourne transportiert und dort wieder aufgebaut.
Der Umzug der Formel 1 vom kleinen, beschaulichen Adelaide zum großen weltmännischen Melbourne war die ersten Jahre auch im Paddock umstritten. Nach nunmehr 16 Jahren Melbourne bleibt festzuhalten, dass von der Sehnsucht nach dem Vorgänger wenig übrig geblieben ist: Melbourne hat sich als äußerst charmanter Grand Prix etabliert und wird auch 2012 im Spätsommer von "Down Under" ausgetragen.
Das sagt Sebastian Vettel über die Strecke:
"Die Strecke im Albert-Park ist kein permanenter Rennkurs", weiß Sebastian Vettel. "51 Wochen im Jahr ist sie für den normalen Straßenverkehr offen und deshalb am ersten Trainingstag extrem rutschig. Von Freitag bis Sonntag ändern sich die Streckenverhältnisse eigentlich fortwährend, das macht das Setup schwierig."
Für einen Stadtkurs ist der Albert-Park-Circuit trotz der harten Bremspunkte eine äußerst schnelle Strecke. Das erfordert Mut: "Man braucht Überwindung, um das Auto voll fliegen zu lassen, denn die Mauern stehen sehr dicht am Fahrbahn-Rand. Mir macht die Strecke trotzdem viel Spaß, weil sie sehr selektiv ist."
Das zeigt sich laut Vettel schon in der ersten Kurve, die einen Balanceakt der Piloten erfordert: "Man kommt mit gut 300 km/h die Gerade entlang, muss hart runterbremsen bis in den dritten Gang. Es ist sehr schwierig, diese Kurve optimal zu erwischen."
Abgesehen von der hohen Geschwindigkeit hat die Strecke in Melbourne viele Charakteristika eines Stadtkurses. Der Red-Bull-Pilot bestätigt: "Es gibt einige Stellen mit vielen Bodenwellen, man muss beim Bremsen ziemlich aufpassen. Falls es nass ist, kommt noch ein Problem dazu: Es gibt normale Verkehrsmarkierungen auf dem Asphalt, die extrem rutschig werden."
Doch wo befindet sich Vettels Lieblingskurve im Albert-Park? "Besonders viel Spaß macht Kurve zwölf", sagt der Weltmeister. "Es ist eine sehr schnelle Links-Rechts-Kombination, die wir im fünften Gang fahren. Doch Vorsicht: Platz für Fehler lässt diese Stelle nicht."
Zeitraffer:
1985:
Seit 1996 beginnt die Formel-1-Saison in Melbourne (mit der Ausnahme der Saison 2006), doch einen Australien-Grand-Prix gab es schon 1985 erstmals im Formel-1-Kalender. Damals fand das Saisonfinale in Adelaide statt. Aufgrund von zahlreichen technischen Defekten und einigen Unfällen erreichten nur acht der 25 Starter 1985 in Adelaide das Ziel. Sieger wurde Keke Rosberg im Williams-Honda.
1987:
Auch in den folgenden Jahren fand in Adelaide stets das Saisonfinale statt: 1987 wurde der Australien-Grand-Prix von Gerhard Berger dominiert. Im Qualifikationstraining sicherte sich der damalige Ferrari-Fahrer mit eindrucksvollen sieben Zehntelsekunden Vorsprung die Pole-Position. Im Rennen fuhr er dann nicht nur die schnellste Rennrunde, sondern gewann auch den Grand Prix vor seinem Teamkollegen Michele Alboreto, der als einziger der neun klassierten Fahrer noch mit dem Sieger in einer Runde war.
1989:
Vorzeitig beendet wurde der Australien-Grand-Prix 1989 in Adelaide. Damals regnete es am Renntag so stark, dass nach 70 Runden das Zweistundenlimit erreicht wurde und Thierry Boutson im Williams-Renault als Sieger abgewinkt wurde. Die schnellste Rennrunde hatte unterdessen der Japaner Satoru Nakajima gefahren. Der Lotus-Judd-Fahrer fuhr damit seine erste und einzige schnellste Runde in seiner 49 Rennen langen Formel-1-Karriere.
1991:
Noch mehr als 1989 regnete es 1991, als das Rennen in Adelaide bei sintflutartigen Regenfällen schon nach 14 Runden beziehungsweise 52,92 Kilometern abgebrochen werden musste. Es war der bis heute kürzeste Formel-1-Grand-Prix der Geschichte. Ayrton Senna erhielt für den Sieg die halbe Punktzahl. Rang zwei ging an Nigel Mansell vor Gerhard Berger.
1992:
Zwei Jahre bevor er in Adelaide seine erste Weltmeisterschaft gewinnen sollte, nahm 1992 Michael Schumacher zum zweiten Mal an dem Formel-1-Rennen in "Down Under" teil. Zwar konnte der Kerpener schon 1992 die schnellste Rennrunde fahren, musste sich im Rennen aber mit 0,741 Sekunden Rückstand dem McLaren-Honda-Fahrer Gerhard Berger geschlagen geben.
1993:
Im Jahr darauf ging der Sieg in Melbourne an Ayrton Senna. Der Brasilianer konnte sich gegen die Williams-Renault-Fahrer Alain Prost und Damon Hill durchsetzen, den in der Weltmeisterschaft aber vorne liegenden Alain Prost damit nicht mehr einholen. Es sollte der letzte Formel-1-Sieg des Ayrton Senna sein.
1994:
1994 sollte der Australien-Grand-Prix das Rennen des Michael Schumacher werden, auch wenn er es nicht bis ins Ziel schaffte. Zunächst überstand der Kerpener schon im Training einen schweren Unfall. Im Rennen lag er in Führung, ehe er in der 35. von 81 Runden offenbar durch einen Konzentrationsfehler mit seinem Benetton-Ford an eine Mauer stieß, zunächst jedoch den Weg auf die Strecke zurück fand. Dort wurde er in der nächsten Kurve von Damon Hill angegriffen, doch der siebenfache Weltmeister schlug dem Briten die Tür zu - Schumacher schied aus, Hill musste an der Box aufgeben. So holte "Schumi" mit einem Punkt Vorsprung seinen ersten WM-Titel - und Deutschland war endgültig im Schumacher-Fieber. Der Sieg ging unterdessen an Hills Teamkollegen Nigel Mansell.
1995:
Ein Jahr später stellte der Australien-Grand-Prix in Adelaide zum letzten Mal das Saisonfinale dar und wurde von einem schweren Unfall überschattet. Mika Häkkinen hatte im Training offenbar durch einen Reifenschaden die Kontrolle über seinen McLaren-Mercedes verloren und zog sich bei dem schweren Einschlag in die Reifenstapel einen Schädelbasisbruch zu. Während das Rennen wie gewohnt ausgetragen wurde und der Sieg an Damon Hill (Zweiter Olivier Panis, Dritter Gianni Morbidelli) ging, lag Mika Häkkinen im Koma.
1996:
Dank fantastischer medizinischer Leistungen und hartem Training stand auch Mika Häkkinen beim Formel-1-Debüt Anfang 1996 in von Melbourne wieder am Start und holte mit Platz fünf zwei WM-Punkte. Während Michael Schumacher in seinem ersten Rennen für Ferrari mit einem Bremsproblem ausschied, gewann Damon Hill das Rennen. Zuvor war Formel-1-Debütant Jacques Villeneuve von der Pole-Position gestartet und hatte das Rennen dominiert, ehe er wegen Ölverlusts seinem Teamkollegen Damon Hill den Vortritt lassen musste.
Martin Brundle sorgte mit einem spektakulären Unfall in der ersten Runde für viel Adrenalin: Beim Anbremsen zur zweiten Kurve touchierten die Boliden von David Coulthards McLaren und Johnny Herberts Sauber. Der dahinter liegende Jordan von Brundle konnte nicht mehr ausweichen, stieg über das Heck von Herbert steil in die Luft, überschlug sich mehrfach und brach in zwei Teile auseinander. Brundle entstieg unter dem Applaus der 150.000 Zuschauer dem Wrack unverletzt und konnte beim Restart im Ersatzwagen antreten.
1997:
Ein Jahr später stand mit Heinz-Harald Frentzen - in seinem ersten Rennen für das Williams-Renault-Team - ein Deutscher in Startreihe eins, der nach dem Start in Führung ging und das Rennen dominierte, ehe ihn ein verpatzter Boxenstopp auf Platz drei zurückwarf. Schließlich schied der Mönchengladbacher drei Runden vor Schluss auf Platz zwei liegend aus, als ihm die Bremsscheibe explodierte. Der Sieg ging so an Silberpfeil-Fahrer David Coulthard vor Michael Schumacher und Mika Häkkinen. Ralf Schumacher schied unterdessen in seinem Debütrennen im Jordan-Peugeot vorzeitig aus.
Es war das erste Rennen, in dem McLaren-Mercedes in einem neuen, silbernen Design antrat. Coulthard beendete damit eine Durststrecke von 50 sieglosen Rennen für McLaren und legte den Grundstein für die kommenden Erfolge der Silberpfeile.
1998:
1998 sorgten die McLaren-Mercedes-Fahrer Mika Häkkinen und David Coulthard für einen Doppelsieg beim Saisonauftakt in Melbourne, wobei sie das gesamte Feld einmal umrundeten. Schon der drittplatzierte Heinz-Harald Frentzen hatte eine Runde Rückstand zu den Silberpfeil-Fahrern. Gestritten wurde damals um eine Bevorzugung Mika Häkkinens. Der Finne hatte versehentlich die Box angesteuert und büßte so die Führung gegen seinen Teamkollegen ein, wurde später von "DC" aber wieder vorbeigelassen und gewann das Rennen.
1999:
Im folgenden Jahr schockierten die McLaren-Mercedes-Fahrer die Konkurrenz schon im Qualifikationstraining, als sich Mika Häkkinen und David Coulthard die erste Startreihe sicherten. Michael Schumacher qualifizierte sich für Platz drei, hatte jedoch ganze 1,3 Sekunden Rückstand. Ins Rennen musste der Ferrari-Fahrer gar vom letzten Platz aus starten, weil er beim Start in die zweite Einführungsrunde nicht gleich wegkam und angeschoben werden musste. Während sich Eddie Irvine vor Heinz-Harald Frentzen und Ralf Schumacher den Sieg sicherte, kam Michael Schumacher noch als Achter und damit Letzter ins Ziel, nachdem er auch noch einen Reifenschaden zu beklagen hatte.
2000:
Im Jahr 2000 gab es in Melbourne einen Ferrari-Doppelsieg, nachdem die McLaren-Mercedes-Fahrer erneut von den ersten beiden Startplätzen das Rennen aufgenommen hatten, aber wie im Jahr davor beide durch technische Probleme im Rennen ausfielen. So gewann Michael Schumacher vor Rubens Barrichello. Erfreulich aus deutscher Sicht auch der dritte Platz für Ralf Schumacher im ersten Rennen von Williams-Motorenpartner BMW nach dem Wiedereinstieg in die Formel 1.
2001:
Auch 2001 ging der Sieg beim Auftaktrennen an Michael Schumacher. Diesmal holte der Ferrari-Fahrer im Qualifikationstraining auch die Pole-Position und fuhr die schnellste Rennrunde. Überschattet wurde das Rennen jedoch von einem schweren Unfall in der vierten Runde: Jacques Villeneuve war auf den Williams von Ralf Schumacher aufgefahren. Bei dem Unfall hatte sich ein Rad des BAR-Honda gelöst und flog durch ein Loch im Zaun, wo es den Streckenposten Graham Beveridge tödlich traf.
Es war das Rennen, in dem gleich drei Piloten ihr Formel-1-Debüt feiern konnten, die ein paar Jahre später für viel Furore sorgen würden: Juan Pablo Montoya im Williams, Kimi Räikkönen im Sauber und Fernando Alonso im Minardi.
2002:
2002 schließlich begann die neue Grand-Prix-Saison noch vor der ersten Kurve mit einem Paukenschlag: Ralf Schumacher attackierte den führenden Barrichello am Start, der wechselte aber die Spur und provozierte damit unabsichtlich einen Auffahrunfall. "Schumi II" hob wie mit einem Starfighter ab, flog über den Ferrari hinweg und schlitterte ins Kiesbett. Weil sich auch dahinter mehrere Autos eliminierten, war das Ergebnis kurios: Michael Schumacher gewann nach spannendem Kampf gegen Juan Pablo Montoya, aber Lokalmatador Mark Webber bescherte dem Minardi-Team völlig unerwartete zwei WM-Zähler. Sechster wurde Mika Salo bei der Formel-1-Premiere von Toyota.
2003:
Der Australien-Grand-Prix 2003 war ein Vorgeschmack auf die dann folgende Saison. Trotz der neuen Qualifyingregeln, die jedem Piloten nur noch einen Versuch einräumten, standen mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello beide Ferraris in der ersten Startreihe. Das Rennen begann auf feuchter Strecke und alles sah nach einer wiederholten Ferrari-Dominanz aus, doch durch eine bessere Strategie lag Kimi Räikkönen in Führung und leistete sich ein aufsehenerregendes Duell mit Michael Schumacher.
Als Räikkönen in der Boxengasse zu schnell fuhr und eine Durchfahrtsstrafe bekam und Schumacher sich bei einem wilden Ritt über den Randstein die seitlichen Windabweiser abfuhr, war der Weg jedoch für Juan Pablo Montoya im Williams frei. Doch der Kolumbianer fabrizierte einen Dreher und verhalf so David Coulthard im verbesserten Vorjahres-McLaren zum Sieg. Zweiter wurde Montoya, Dritter Räikkönen. Schumacher rettete Rang vier und Heinz-Harald Frentzen holte bei seinem Sauber-Comeback mit Platz sechs drei Punkte.
2004:
Im Jahr 2004 erhofften sich viele Fans eine ähnlich spannende Saison wie 2003, doch bereits in Australien zeigte Ferrari, dass 2004 kein Weg an ihnen vorbei führen würde. Bereits im den Freien Trainings und im Qualifying deklassierten sie die Konkurrenz. Die Dominanz der beiden war so eklatant, dass Michelin-Chef Pierre Dupasquier bereits nach dem ersten Freitagstraining beschloss, ein Bierchen trinken zu gehen.
Im Rennen führten Michael Schumacher und Rubens Barrichello das Feld souverän an, konnten am Ende sogar Tempo herausnehmen und gewannen dennoch überzeugend. Auch dahinter gab es zahlreiche Überraschungen. Renault etablierte sich als zweite Kraft in der Formel 1, während das vor dem Saisonstart als Titelanwärter angesehene BMW WilliamsF1 Team mit den Plätzen vier und fünf Vorlieb nehmen musste. Ganz bitter lief es für McLaren-Mercedes: Motorschaden für Kimi Räikkönen und nur Rang acht und damit ein Punkt für David Coulthard.
2005:
Das Kräfteverhältnis der Saison 2005 zeigte sich auch im ersten Rennen in Melbourne, doch von Ferrari war dabei wenig zu sehen. Als Favorit nach Australien gereist, zeigte Renault eine tolle Vorstellung. Giancarlo Fisichella gewann sein zweites Formel-1-Rennen, Fernando Alonso wurde Dritter. Stark präsentierte sich auch Red Bull Racing beim ersten Auftritt mit Platz vier durch David Coulthard. Negativschlagzeilen gab es auch, denn rund um Minardi gab es heftige Diskussionen. Die Italiener wollten mit einem Vorjahresboliden antreten, der dem aktuellen Reglement nicht entsprach. Nach zahlreichen Querelen wurden die Boliden kurzfristig auf die 2005er-Regeln umgerüstet.
2006:
2006 entschied Fernando Alonso eines der spannendsten Autorennen der vergangenen Jahre für sich. Von der ersten bis zur letzten Runde wurde Action und Dramatik geboten. Renault-Pilot Alonso hatte seine Nase auf der Ziellinie 1,8 Sekunden vor Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), 24,8 Sekunden vor Überraschungsmann Ralf Schumacher (Toyota) auf Platz drei. Insgesamt wurden nur 13 von 22 gestarteten Teilnehmern gewertet, wobei eigentlich nur zwölf durchkamen, weil Jenson Button (Honda) etwa zehn Meter (!) vor der schwarz-weiß karierten Flagge ausrollte.
Für Felipe Massa (Ferrari), Jarno Trulli (Toyota) und Nico Rosberg (Williams) war das Rennen bereits in der ersten Kurven-Kombination nach einer Kollision gelaufen. Michael Schumacher leistete sich einen Fahrfehler und krachte in die Streckenbegrenzung.
2007:
2007 sicherte sich Kimi Räikkönen gleich in seinem ersten Ferrari-Rennen den ersten Sieg. Der Finne gewann den Grand Prix von der Pole-Position aus in souveräner Manier vor Fernando Alonso und Formel-1-Debütant Lewis Hamilton. Hamilton sorgte auf dem Weg zu seinem ersten Podium in der Königsklasse vor allem mit einem herzerfrischenden Manöver gegen seinen McLaren-Mercedes-Teamkollegen Alonso in der ersten Kurve für Aufsehen. Nick Heidfeld wurde für das BMW Sauber F1 Team solider Vierter, Felipe Massa (Ferrari) nach einem Motorwechsel und einer Rückversetzung in der Startaufstellung nur Sechster.
2008:
McLaren-Mercedes hätte 2008 beinahe einen Doppelsieg gefeiert: Wenige Runden vor Schluss führte Lewis Hamilton sicher vor Heikki Kovalainen, doch wegen eines für ihn ungünstig getimten Safety-Cars fiel Kovalainen ans Ende des Feldes zurück - während sein Teamkollege locker gewann, musste er mit Platz fünf Vorlieb nehmen. Zweiter wurde Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) vor Überraschungsmann Nico Rosberg (Williams), der großes Safety-Car-Glück hatte. Fernando Alonso erreichte bei seiner Rückkehr zu Renault immerhin Rang vier.
Nicht mit Ruhm bekleckern konnte sich das Ferrari-Team: Kimi Räikkönens Chancen waren schon nach einem Defekt im Qualifying verschwindend gering, während Felipe Massa durch einen Dreher in der ersten Kurve weit zurückfiel. Später schied der Brasilianer nach einer weiteren Kollision mit David Coulthard mit technischen Problemen aus. Räikkönen erlitt einen Motorschaden, wurde aber als Achter gewertet, weil nur sieben Autos ins Ziel kamen.
2009:
Es war das "Wunder von Melbourne": 114 Tage nach Hondas Bekanntgabe, sich aus der Formel 1 zurückzuziehen, feierte das Ex-Honda-Team unter Ross Brawn einen sensationellen Doppelsieg! Jenson Button triumphierte beim Auftaktrennen der Saison vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello. Letzterer profitierte nach einem schlechten Start aber von einer unnötigen Kollision zwischen Sebastian Vettel (Red Bull) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), die im Kampf um Platz zwei ausschieden und das Safety-Car auf die Strecke holten, hinter dem das Rennen beendet wurde.
Überschattet wurde der Grand Prix von der "Liegate"-Affäre um Lewis Hamilton: Der McLaren-Mercedes-Pilot log die Rennkommissare bei einer Befragung an, was Toyota-Pilot Jarno Trulli nachträglich eine 25-Sekunden-Zeitstrafe einbrachte und den dritten Platz kostete. Hamilton rückte zunächst auf das Podium auf, doch dank des Hinweises eines Journalisten kam die FIA der Sache auf die Spur und disqualifizierte Hamilton nachträglich.
2010:
Zum zweiten Mal hintereinander gewann Jenson Button, diesmal auf McLaren, den Grand Prix von Australien. Zunächst sah alles nach einem Sieg von Sebastian Vettel (Red Bull) aus, der Deutsche wurde jedoch in Führung liegend von der Technik im Stich gelassen und schied aus. Button gewann vor Überraschungsmann Robert Kubica (Renault) und Felipe Massa (Ferrari).
Die Entscheidung fiel in der Anfangsphase, denn es wurde auf Intermediates gestartet. Button war der Erste, der es wagte, auf Trockenreifen zu wechseln - eine goldrichtige Entscheidung. Lokalmatador Mark Webber (Red Bull) kam an zweiter Stelle liegend viel zu spät rein, fiel auf Platz sechs zurück und stolperte anschließend von einem kleinen Fehler in den nächsten. Am Ende wurde er lediglich als Neunter gewertet. Michael Schumacher (Mercedes) musste nach einer Startkollision mit Platz zehn Vorlieb nehmen.
2011:
2011 trug sich erstmals Sebastian Vettel in die Siegerliste im Albert Park ein. Der Red-Bull-Pilot dominierte das Rennen von der Pole-Position. Die weiteren Podestplätze waren da schon weitaus überraschender: Lewis Hamilton wurde im McLaren Zweiter - die Truppe aus Woking konnte bei den Tests wegen Problemen mit dem Auspuff-System keine einzige Renndistanz absolvieren, war aber mit einem konservativen Auspuff in Melbourne durchaus konkurrenzfähig. Dritter wurde der Russe Witali Petrow im Renault-Boliden - sein erster Podestplatz und ein wichtiges Resultat für die Moral der Truppe, zumal Nummer-eins-Pilot Robert Kubica in der Vorbereitungszeit im Rallye-Auto schwer verunglückt war.
Während beide Mercedes-Piloten schon in der Anfangsphase ausschieden, musste das Sauber-Team einen schweren Rückschlag verdauen. Rookie Sergio Perez schaffe es, mit den wenig haltbaren Pirelli-Reifen, die bis zu vier Boxenstopps erforderten, 35 Runden auf dem weichen Reifensatz zu fahren und mit nur einem Stopp durchzukommen. Er und Teamkollege Kamui Kobayashi kamen auf den Plätzen sieben und acht ins Ziel, wurden aber später wegen illegaler Heckflügel disqualifiziert.
2012:
Der Saisonauftakt 2012 stand ganz im Zeichen von Jenson Button. Mit einer souveränen Leistung siegte der McLaren-Pilot bereits zum dritten Mal im vierten Jahr im Albert Park. Button konnte bereits auf dem Weg in die erste Kurve seinen Teamkollegen Lewis Hamilton überholen und den Grundstein für einen weiteren Auftakterfolg legen. Dahinter legte Sebastian Vettel im Red Bull eine Aufholjagd hin, die ihn von Rang sechs auf zwei führte. Polesetter Hamilton wurde am Ende nur Dritter.
Fernando Alonso betrieb klassische Schadensbegrenzung. Der Spanier war nach einem Dreher im Qualifying nur von Rang zwölf gestartet und fuhr noch bis auf den fünften Platz nach vorne. Für die weiteren Deutschen verlief das Rennen zwar aufregend aber unerfreulich: Nico Rosberg landete nach einer Feindberührung in letzter Runde noch außerhalb der Punkte, Teamkollege Michael Schumacher musste seinen Mercedes schon nach zehn Runden mit Getriebedefekt abstellen. So weit kam Nico Hülkenberg erst gar nicht. Der Force-India-Pilot schied bereits in Runde eins nach einem Startunfall aus.
So wie das Rennen begonnen hatte, endete es letztlich auch: mit einem Knalleffekt. In der letzten Runde warf Pastor Maldonado seinen Williams auf Rang sechs liegend in die Mauer und schied aus. Bereits in der zweiten Runde hatte er mit einer Kollision mit Überraschungsmann Romain Grosjean für den Ausfall des Franzosen gesorgt, der sensationell von Rang drei ins Rennen ging.