• 19. November 2012 · 02:23 Uhr

Ferrari in Austin: Mehr war nicht drin

Ferrari wahrte dank einer cleveren Entscheidung in Austin seine WM-Chancen - Fernando Alonso fährt aufs Podium, Felipe Massa wird starker Vierter

(Motorsport-Total.com) - Das Ferrari-Team nahm vor dem Rennen in Austin einen Schachzug vor, der sich auszahlen sollte: Man beschädigte vorsätzlich das FIA-Siegel am Getriebe von Felipe Massas Auto, damit der Brasilianer eine Strafversetzung von fünf Plätzen erhält um somit mit beiden Boliden von der sauberen Fahrbahnseite ins Rennen gehen zu können.

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Teamarbeit wurde in Austin bei Ferrari groß geschrieben Zoom Download

Die Rechnung ging auf: Vor allem Titelanwärter Fernando Alonso kam beim Start sehr gut weg, fuhr ein unauffälliges, wenn auch effektives Rennen und erzielte mit Platz drei ein Ergebnis, das er so nicht erwartet hatte. Alonso liegt vor dem Saisonfinale in Brasilien in der WM 13 Punkte hinter Sebastian Vettel und wahrte mit dem Podestplatz seine Titelchancen.

"Die Podiumsplatzierung kommt nach diesem schwierigen Wochenende etwas unerwartet", sagt Alonso nach dem Rennen. "Wir waren nicht schnell genug um es mit den Red Bull und McLaren aufzunehmen, also ist es ein schönes Geschenk, nur drei Punkte auf Vettel verloren zu haben. Es hätte durchaus schlechter laufen können. Doch nun haben wir unsere Chancen bis zum Rennen in Brasilien gewahrt."

"Auf dem Papier sieht die Chance vielleicht nicht so groß aus, aber ich denke, dass sie doch nicht unerheblich ist. In Interlagos kann alles passieren und wir sahen heute wieder, was für eine wichtige Rolle die Zuverlässigkeit spielen kann. Außerdem kann es in Brasilien ja auch regnen, was immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Wir haben definitiv nichts zu verlieren."

"Natürlich, wenn es trocken werden sollte und alles wie gewohnt läuft, dann kann man durchaus vermuten, dass Red Bull wieder vorne sein wird. Aber je mehr unbekannte Faktoren das Rennen beeinflussen, desto besser für uns."

"Was die Entscheidung mit Felipes Getriebe angeht kann ich nur sagen, dass es eine Entscheidung war, die als Team getroffen wurde. Ich teile sie, denn in der zweiten Saisonhälfte haben wir immer auf den ersten paar hundert Metern Plätze gutgemacht."

"Nach dem Start konnte ich zwar gut mithalten, aber nicht mit den beiden Vorderleuten um den Sieg mitfahren. Der Boxenstopp war nicht perfekt, vielleicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Nächsten Sonntag muss das anders laufen. Felipe hat das ganze Wochenende perfekte Arbeit abgeliefert. Er war in allen drei Qualifyings schneller als ich: Wir brauchen auch ihn in Interlagos, da wir dort auf eine sehr starke Konkurrenz treffen werden. Wir müssen geschlossen als Team auftreten um zu gewinnen."

Felipe Massa erklärt nach dem Rennen in den USA: "Für mich ist dieses Ergebnis ein bisschen wie ein Sieg. Es war definitiv mein bestes Rennen in diesem Jahr. Nun kann ich sagen, dass ich froh bin, von Platz elf gestartet zu sein. Heute Morgen, als mir gesagt wurde, dass ich fünf Plätze weiter hinten starten würde, bin ich nicht gerade vor Freude in die Luft gesprungen. Doch ich akzeptierte die Entscheidung um dem Team und meinem Teamkollegen zu helfen."

"Ich denke nicht, dass viele Fahrer ähnlich gehandelt hätten wie ich. Ich bin aber eine ehrliche Person und werde immer das Beste fürs Team geben. Beim Start machte ich drei Plätze gut, kam dann jedoch von der Bahn ab und verlor wieder ein paar. Danach war ich jedoch schnell unterwegs und konnte auch ein paar Autos überholen. Wir haben heute das Bestmögliche erreicht: Ich denke nicht, dass ich es mit Vettel oder Hamilton hätte aufnehmen können."

"Mir hat es wirklich sehr viel Spaß gemacht, auf dieser Strecke zu fahren: Die Atmosphäre ist wirklich toll. Die Strecke wird zwar nicht meine Lieblingsstrecke werden, aber ich mag sie. Nun geht es zu meinem Heimrennen nach Interlagos. Ich würde dort gerne zum Abschluss aufs Podium fahren oder sogar gewinnen. Auf jeden Fall werde ich mein Bestes geben um dem Team dabei zu helfen, seine Ziele zu erreichen. Heute hätte ich vielleicht vor Fernando landen können. Doch ich bin mir der Situation in der WM bewusst und ich tue das, was für Ferrari wichtig ist. Das habe ich schon meine ganze Karriere über gemacht."

Pat Fry, Technischer Direktor bei Ferrari, sagt: "Wir haben unser Ziel erreicht, die Fahrerwertung bis zum Ende offen zu halten. Heute Morgen entschieden wir, die Strafe zu provozieren, die für einen Getriebewechsel ausgesprochen wird, wodurch Felipe fünf Plätze verlor, aber wodurch wir mit beiden Autos von der sauberen Seite starten konnten. Das war hinsichtlich des WM-Kampfs ein entscheidender Faktor. Wir haben uns davon für beide Piloten einen Vorteil versprochen, der dann auch in der ersten Kurve eintraf."


Fotos: Ferrari, Großer Preis der USA


"Fernando kam schon beim Start wieder sehr gut weg und zeigte auch anschließend eine starke Leistung. Er profitierte von Webbers Ausfall und fuhr zum x-ten Mal in dieser Saison aufs Podium. Er hatte kein Auto, mit dem er um den Sieg hätte mitfahren können. Also ist der dritte Platz das Maximum, das wir heute erreichen konnten."

"Felipe bewies mal wieder Teamgeist, als es darum ging, die Strafe zu akzeptieren. Er fuhr dann ein tolles Rennen, in dem er von Platz elf auf Platz vier fuhr. Dabei zeigte er ein paar gute Manöver. An diesem Wochenende kam es vor allem darauf an, die Reifen auf die richtige Temperatur zu kriegen: Heute litten wir zu Beginn und nach dem Boxenstopp unter fehlender Temperatur in den Reifen - mehr als unsere Konkurrenten. Wir müssen nun die Daten analysieren um herauszufinden, warum das genau so war. Vor allem weil wir in nicht einmal einer Woche in Brasilien wieder diese Mischung verwenden werden."

"Es stimmt, dass die Strecke von Interlagos einen ganz anderen Charakter hat und auch die Temperaturen dürften ganz anders sein. Wir müssen so gut vorbereitet wie möglich nach Sao Paulo reisen. Sowohl in der Fahrer- als auch in der Teamwertung wird bis zum Ende hart gekämpft."

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