Austin naht: Marussia läuft das Wasser im Mund zusammen
Timo Glock und Charles Pic wollen in Texas Rang zehn in der Konstrukteurs-WM verteidigen, freuen sich auf ein historisches Rennen und eine tolle Strecke
(Motorsport-Total.com) - 56 Runden mit je 5,516 Kilometern und 20 Kurven. Elf Mal links, neun Mal rechts. Insgesamt 308.896 Kilometer Renndistanz. Das ist die Rückkehr des US-Grand-Prix in den Formel-1-Kalender am nächsten Wochenende in Texas ganz nüchtern und mathematisch ausgedrückt. Für die Fahrer steckt viel mehr dahinter, wie Timo Glock meint: "Der Schritt nach Austin ist eine große Sache für den Sport und jeden, der damit zu tun hat. Das erste Rennen, das wieder in den USA stattfindet, bedeutet uns etwas."
Sein Marussia-Teamkollege stimmt zu: "Wir haben im Sommer einige Zeit in den USA - genauer gesagt in New York - verbracht und dabei geholfen, das neue Rennen zu vermarkten. Die Resonanz der Fans und der Medien war überwältigend", schildert Charles Pic seine Eindrücke aus Nordamerika. "Obwohl ich in den USA zuvor noch nie gefahren bin, bin ich mir sicher, dass sie über die Rückkehr der Formel 1 hocherfreut sind. Toll, dass wir ein Teil dessen sein können", sagt er.
USA für Glock kein Neuland
Aber nicht nur das Drumherum, auch der Circuit of The Americas (CoTA) an sich lässt Glock und Pic das Wasser im Mund zusammenlaufen. "Der US-Grand-Prix steht ganz oben auf der Liste der Rennen, auf die ich mich in meiner Debüt-Saison am meisten gefreut habe. Nach allem, was ich gesehen habe, ist die Strecke spektakulär und das Layout scheint technisch betrachtet sehr interessant zu sein", blickt der Franzose voraus. Glock spricht von einem "atemberaubenden Wochenende".
Der Odenwälder weiter: "Es ist eine neue Strecke für alle Teams. In den Simulationen und auf den Fotos sieht sie fantastisch aus. Ich freue mich wirklich darauf und hoffe, dass für die Organisatoren und die Fans auf ein großartiges Rennen, dass die Formel 1 zurückbringt", erklärt Glock, der 2004 schon als dritter Fahrer für Jordan in Indianapolis im Einsatz war. "Ich kann es kaum abwarten, nächste Woche anzukommen, die Piste zum ersten Mal in Augenschein zu nehmen und sie abzulaufen."
Doch was ist neben jeder Menge Spaß sportlich drin? John Booth hofft, nicht wieder eine Zitterpartie um den für Marussia auch aus finanzieller Sicht so wichtigen zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM zu erleben: "Das vergangene Wochenende in Abu Dhabi hat uns am Kommandostand von den Sitzen gerissen, weil es uns daran erinnert hat, dass wir nicht kontrollieren können, was weiter vorne im Feld geschieht - weit vor unserem Privatduell mit Caterham."
Gunst der Stunde nutzen
Schließlich geht es im Zweikampf der neueren Teams nicht um Punkte, sondern nur um die beste Platzierung - ein einziges Rennen mit vielen Ausfällen kann die Entscheidung bringen. Pic meint mit Blick auf die nächste Runde in Austin: "Über unsere Ziele sollten wir gründlich nachdenken, weil es ein neues Rennen ist. Aber wir werden viel Druck machen müssen, um unsere aktuelle Form gegen Caterham zu verteidigen - im Qualifying und im Rennen", so die Nachwuchshoffnung.
Er fordert: "Wir müssen sicherstellen, die Szenerie als Zehnter der Konstrukteurs-WM zu verlassen. Es sollte ein tolles Wochenende werden." Auch Booth will in Austin nicht enttäuscht die Koffer packen: "Wir müssen den Rückstand auf Caterham weiter verkürzen und die Gunst der Stunde nutzen, um auf der Strecke vor ihnen zu liegen. Wir sind zuletzt trotz des KERS-Nachteils dran gewesen und das soll bis zur Zielflagge in Brasilien so bleiben." Marussia verwendet 2012 keine Energie-Rückgewinnung.
Gleiche Ausgangsbedingungen für alle
Trotzdem ist die britisch-russische Truppe optimistisch: "Aus unseren Simulationen kennen wir Parallelen zu anderen Strecken. Daher sind wir sicher, dass unsere Piloten das Fahren genießen und unsere Ingenieure eine Herausforderung vorfinden werden." Booth hofft, endlich ohne Altlasten in einen Grand Prix starten zu können: "Der Faktor 'Große Unbekannte' wird spannend für uns, weil niemand beim Start ins Freie Training einen Vorteil haben wird und nur zählt, was danach kommt."
Den CoTA nennt er "eine große Herausforderung für Pirelli". Die Italiener werden den weiß markierten mittelharten Reifen und mit silbernen Lettern gekennzeichnete harte Mischung anliefern - eine konservative Wahl. "Sie hatten nur Asphaltmuster und Simulationen zur Verfügung, um Abbau, Verschließ und Temperatureinfluss zu untersuchen", erinnert Booth und meint: "Das ganze Team freut sich auf den ersten US-Grand-Prix, der es für uns sein wird."
Der Brite kann es kaum noch abwarten, dem Flieger zu entsteigen: "Es ist ein historisches Rennen und wir freuen uns auf jeden einzelne Minute." Nicht nur die Boxengasse will Booth unsicher machen: "Hoffentlich gibt es etwas Zeit für Texas' Sehenswürdigkeiten. Der CoTA verspricht eine fantastische Erfahrung für die Fahrer und die Fans. Die Detailverliebtheit zeigt sich deutlich, für die Organisatoren stand nichts an zweiter Stelle."