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Pirelli erwartet in Abu Dhabi geringen Verschleiß
In Abu Dhabi kommt zum letzten Mal für 2012 der weiche Reifen zum Einsatz - Paul Hembery "Pirelli hat ganz besondere Erinnerungen an Abu Dhabi"
(Motorsport-Total.com) - Für das kommende Rennwochenende in Abu Dhabi sind der mittlere und der weiche Reifen nominiert. Für die weichen Slicks ist es der letzte Einsatz in dieser Saison, in der dieser Reifentyp bereits bei 15 von 20 Rennen nominiert war. Der spektakuläre Yas Marina Circuit bietet den perfekte Rahmen für das Abschiedsrennen des weichen Reifens. Der Asphalt ist relativ weich, der Reifenverschleiß gering und das Layout abwechslungsreich.
Bei der Entwicklung der Rennstrecke wurden einige der besten Eigenschaften existierender Strecken zum Vorbild genommen. Von vielen vorausgegangenen Reifentests existieren große Mengen Daten zur Rennstrecke in Abu Dhabi. Zu diesen Tests gehört der inzwischen etablierte Young Driver Test, der auch dieses Jahr wieder direkt nach dem Grand Prix stattfinden wird. Sechs Formel-1-Teams haben dabei ihre Teilnahme zugesagt.
Die Reifen müssen auf dem Yas Marina Circuit einige spezielle Anforderungen erfüllen. Der erste Streckenabschnitt besteht aus einer Reihe von Kurven, die fließend ineinander übergehen. Auf die Fahrer und Autos wirken hier Fliehkräfte bis zu 4G. Es folgt eine lange Gerade, auf der die Fahrer etwa 15 Sekunden lang Vollgas geben. Der Abtrieb wirkt dabei mit rund 800 Kilogramm auf die Slicks, besonders die Frontpartie der Autos wird hier belastet.
Beim harten Bremsmanöver in Kurve elf erreichen die Fliehkräfte sogar 5G. Darauf folgt eine Sequenz von Kurven, bei deren Durchfahrt sich die Reifen auf bis zu 120 Grad aufheizen. Eine weitere Besonderheit des Grand Prix von Abu Dhabi ist der Start am späten Nachmittag. Die Piloten fahren im Rennen direkt in den Sonnenuntergang. Anders als bei den meisten Grand Prix sinken daher Luft- und Streckentemperatur während des Rennens kontinuierlich: Ein sehr wichtiger Aspekt für die Teams in der Planung der Rennstrategie und des optimalen Reifenmanagements.
"Pirelli hat ganz besondere Erinnerungen an Abu Dhabi", bemerkt Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. "Denn hier begann unser Abenteuer in der Formel 1. 2010 testeten die Teams am Ende der Saison auf dem Yas Marina Circuit unsere Pneus das erste Mal. Das war eine sehr spezielle Situation. Denn die Fahrer mussten erst ein Verständnis für unsere Reifen entwickeln. Seitdem waren wir noch einige Male für Reifentests in Abu Dhabi."
"Auch zu Beginn dieses Jahres stellten wir hier unsere aktuelle Formel-1-Reifenkollektion vor. Der Grund dafür, dass wir immer wieder diese Strecke wählen: Der Kurs hat von allem etwas. So kann jeder Aspekt der Reifenleistung detailliert unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus bietet die Anlage eine hochmoderne Infrastruktur", lobt Hembery. "Wir wissen, dass die Kombination aus mittel und weich hier extrem gut funktioniert."
"Und da auch die Teams viel über Abu Dhabi wissen, sollten sie in der Lage sein, die passenden Strategien zu erarbeiten. Da die Fahrer in der Meisterschaftswertung so dicht beieinander liegen, kann die richtige Strategie schon die Vorentscheidung bringen. Auch das Qualifying ist in Abu Dhabi sehr wichtig", weiß Hembery. "Wir erwarten daher im Qualifying am Samstag drei sehr spannende Sessions."
"Abu Dhabi ist eine großartige Rennstrecke", erklärt Witali Petrow. "Hier kommen auch viele russische Fans hin, die mich unterstützen. Ich fahre gerne auf dem Yas Marina Circuit, weil er so abwechslungsreich ist. Nach dem Start kommt erst ein etwas flacherer Abschnitt. Die engen Kurven Richtung Hotel haben dagegen schon fast die Charakteristik eines Straßenrennens."
"Außerdem ist es cool, dass während des Rennens die Sonne untergeht. Auch für die Fans ist es eine tolle Show, live oder vor dem Fernseher. Technisch gesehen besteht die größte Herausforderung darin, die jeweils besten Bremspunkte zu finden. Wir haben viel daran gearbeitet, die perfekte Bremsbalance einzustellen. Wer hier in den Bremszonen nicht attackiert, hat schon verloren. Zusätzlich muss das Reifenmanagement stimmen. Alles in allem freue ich mich auf das Rennen. Hoffentlich kann ich mich etwas weiter nach vorne arbeiten und den Fans ein gute Show bieten", schildert der Russe.
Pirellis Testfahrer Lucas di Grassi meint: "In Bezug auf die Infrastruktur ist Abu Dhabi in meinen Augen die beste Anlage der Welt. Das Rennen selbst gehört zu den Veranstaltungen, die Fahrer und Ingenieure gleichermaßen fordert. Es geht vor allem um die Balance des Autos, die auf beiden Mischungen stimmen muss. Die Piloten können hier nicht so viel ausrichten wie zum Beispiel in Spa und Suzuka."
"Der Reifenverschleiß ist nicht besonders hoch. Die Teams müssen sich mehr darauf konzentrieren, dass die Traktion stimmt", warnt di Grassi. "Daher wird die Arbeit während der Freien Trainings noch wichtiger sein als bei anderen Rennen. Der Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen sollte bei korrektem Setup des Boliden recht klein sein. Zum Ende der Saison - gerade bei diesem engen Punktestand - werden alle versuchen, den kleinsten Vorteil auszunutzen."
"Es wird spannend werden, das zu beobachten. Bei den zu erwartenden hohen Temperaturen sollte es kein Problem sein, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bekommen. Ich denke, die meisten Teams werden eine Zwei-Stopp-Strategie einsetzen. Aber vielleicht versuchen einige Fahrer auch, mit nur einem Stopp das Rennen zu bestreiten", blickt der Testfahrer voraus.