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Vettel dominiert in Indien: Sieg vor Alonso
Besser geht's nicht: Sebastian Vettel gewinnt den Grand Prix in Noida vor Alonso und Webber - Mercedes mit blamabler Vorstellung ohne WM-Punkte
(Motorsport-Total.com) - Der Titel-"Vettrick" ist zum Greifen nah: Mit einer überragenden Performance am gesamten Wochenende sicherte sich Sebastian Vettel (Red Bull) beim Grand Prix von Indien seinen vierten Sieg hintereinander und baute damit den WM-Vorsprung auf Fernando Alonso (Ferrari), heute in Noida Zweiter, von sechs auf 13 Punkte aus. "Hinter Vettel", bringt Experte Marc Surer den Rennverlauf auf den Punkt, "war schon Spannung da, aber Vettel war von Anfang an klar."
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"Ein schöner Pokal": Sebastian Vettel freut sich über Indien-Sieg Nummer zwei Zoom Download
Nach Bestzeit in allen Freien Trainings und der Pole-Position fuhr der 25-jährige Deutsche auch heute in einer eigenen Liga. Einziger Fleck auf der ansonsten lupenreinen Weste dieses Wochenendes: Die schnellste Rennrunde sicherte sich McLaren-Pilot Jenson Button (1:28.203 Minuten in der 60. und letzten Runde). Aber Vettel wirkte zu keinem Zeitpunkt so, als sei er am Limit, und fuhr letztendlich 9,4 Sekunden vor seinem Konkurrenten Alonso über die Ziellinie.
"Zweimal hierher zu kommen und zweimal zu siegen, das ist klasse! Ich freue mich außerordentlich", jubelt der in Indien noch ungeschlagene Heppenheimer. "Was es mit dieser Strecke auf sich hat, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht - mir gefällt einfach der Flow dieser Bahn. Am Start war es ein bisschen eng. Mark hatte vielleicht den um einen Tick besseren Start, doch ich war dann etwas später auf der Bremse. So konnte ich vorne bleiben."
Vorentscheidung in der ersten Runde
Schon nach der ersten Runde hatte Vettel nach gewonnenem Start seinen Teamkollegen Mark Webber aus der DRS-Sekunde abgeschüttelt. Nach fünf Runden waren es 2,4 Sekunden, nach 13 Runden 3,6. Als Webber in der 30. Runde zum einzigen Boxenstopp reinkam, betrug der Abstand schon 12,0 Sekunden - von da an hatte Vettel leichtes Spiel. Der Deutsche ist damit der erste Fahrer seit Ayrton Senna 1989, der drei Rennen hintereinander jede einzelne Runde geführt hat!
Die Diskussionen darüber, was geschehen würde, sollte Webber den Start gewinnen, würgte Vettel gleich in der ersten Kurve ab. Zwar kam der Australier vom zweiten Platz tatsächlich etwas besser weg, doch beim Einlenken riskierte er nicht Kopf und Kragen, sondern reihte sich hinter dem Polesetter ein. Tolles Racing dahinter: Alonso schnappte sich erst beide McLaren-Piloten in einem Aufwasch, musste dann aber beide wieder passieren lassen.
Letztendlich konnte sich der Ferrari-Fahrer zumindest zwischen Jenson Button und Lewis Hamilton setzen - und in der vierten Runde schob er sich dank DRS-Knöpfchen mühelos auch an McLaren Nummer zwei vorbei und war Dritter. Es dauerte nicht lange bis zum teaminternen Platztausch zwischen Button und Hamilton, und dahinter reihten sich Felipe Massa (Ferrari), Kimi Räikkönen (Lotus), Sergio Perez (Sauber), Nico Hülkenberg (Force India) und Nico Rosberg (Mercedes) ein.
Wieder technische Probleme bei Red Bull
Die größte Spannung bezog der Grand Prix aus den KERS-Problemen von Webber in den letzten 15 Runden, durch die Red Bull den möglich scheinenden Doppelsieg noch verlor. Immerhin verteidigte Webber in der Schlussphase sein Podium gegen den von hinten heranstürmenden Hamilton, doch der verbremste sich in der vorletzten Runde ausgerechnet vor der DRS-Zone, fuhr vor der letzten Runde mit 1,1 Sekunden Rückstand über die Ziellinie und war am Ende um 0,6 Sekunden zu langsam.
Trotzdem sorgte Hamilton für eines der Highlights des Rennens, als seine Crew den Boxenstopp in 3,3 Sekunden abwickelte, obwohl gleichzeitig das Lenkrad gewechselt werden musste! Den schnellsten Boxenstopp des Tages absolvierte Vettels Red-Bull-Team in 2,6 Sekunden. Ferrari witterte gegen den späteren Sieger einmal eine kleine Chance: "Bei Vettel funkt der Unterboden wie die Hölle. Push!", funkte Renningenieur Andrea Stella.
Dabei war das "kein Problem", wie der ehemalige Formel-1-Pilot Adrian Sutil analysiert: "Da hat Ferrari ein bisschen übertrieben. Das war halt eines der einzigen Male, dass Vettel das DRS benutzt hat. Durch den Geschwindigkeitsüberschuss wurde das Auto auf den Boden gedrückt und setzte auf. Das Auto war klar für Platz eins abgestimmt, für die Führung. Kaum verwendet er einmal DRS, schleift schon der Unterboden."
Weniger überlegen auf den harten Reifen
Aber Vettel hatte alles im Griff: "Auf den weichen Reifen haben wir uns sehr gut gefühlt. Es hat alles prima gepasst. Wir hatten das Tempo, um noch einen draufzusetzen. Auf den harten Reifen waren die anderen etwas näher dran. Deshalb war es wichtig, nach dem ersten Boxenstopp einen Abstand zu haben. Es sieht nach einem perfekten Wochenende aus. Ich bin sehr zufrieden. Ich hoffe natürlich, dass es nächste Woche direkt so weitergeht."
Das hofft Alonso natürlich nicht: "Im Augenblick ist es nicht einfach, gegen Red Bull zu kämpfen", seufzt der Zweite des heutigen Rennens in Noida. "Wir werden nicht aufgeben. Heute dürfen wir zufrieden sein, auch wenn wir ihnen gratulieren müssen - sie waren an diesem Wochenende fantastisch unterwegs. Aber wir wollen in Brasilien jubeln, nicht nur hier. Ich bin mir sicher: Es kann uns immer noch gelingen!"
"Wir haben zwar Punkte verloren, doch das war an diesem Wochenende fast vorprogrammiert. Wir waren nicht schnell genug, um es mit ihnen aufzunehmen. Wir haben so wenige Punkte verloren wie möglich. Es werden wieder bessere Rennen kommen. Wir waren zwar schnell auf den Geraden, doch in den Kurven fehlt es uns noch ein bisschen an Grip. Hoffentlich wird sich das in den nächsten Rennen bessern", bilanziert der Ferrari-Pilot.
Button: Fünfter Platz, schnellste Rennrunde
26,2 Sekunden nach dem Sieger kam Button als Fünfter über die Ziellinie. Der Brite hatte mit Untersteuern zu kämpfen - meldete dies in der 21. Runde und kam im 26. Umlauf als Erster der Topfahrer an die Box, um von den weichen Option- auf die harten Prime-Pirellis zu wechseln. Zum Vergleich: Vettel wechselte in der 33., Webber in der 30. und Alonso in der 29. Runde. Alle Topfahrer setzten auf eine Einstopp-Strategie.
Sonderlob von Ferrari kassierte einmal mehr Massa, denn der Brasilianer wurde schon früh im Rennen angewiesen, Benzin zu sparen, hielt dem Druck von Räikkönen aber stand und rettete eine halbe Sekunde über die Ziellinie. Kurz darauf blieb er tatsächlich stehen. Nach seinem Boxenstopp war Massa vor dem "Iceman" auf die Strecke gekommen, der hatte aber die bessere Traktion und ging vorbei - ein taktischer Fehler, denn in der DRS-Zone gewann der Ferrari-Pilot die Position mühelos zurück.
Den Tag von Vijay Mallya rettete Nico Hülkenberg mit Platz acht für das heimische Force-India-Team: Der Deutsche machte gleich zu Beginn drei Positionen gut, überholte in Runde 14 ausgerechnet seinen Sauber-Vorgänger Perez, setzte bei freier Fahrt gleich einmal absolute Bestzeit im ersten Sektor und brachte seine Position sicher ins Ziel, obwohl Romain Grosjean (Lotus) mit den schnelleren Option-Reifen von hinten drückte.
"Das Beste oder nichts": Nichts für Mercedes
Den letzten Punkt staubte Bruno Senna (Williams) ab - dank eines Überholmanövers gegen Rosberg, dem er bis zur Zieldurchfahrt noch 6,7 Sekunden aufs Auge drückte. "Das war wirklich sehr ernüchternd", seufzt Rosberg. "Ich habe voll attackiert, und dann zieht da auf einmal der Senna an mir vorbei. Ich dachte nur: 'Das kann ja wohl nicht wahr sein!' Nichts gegen ihn, aber das kann ja eigentlich nicht sein, dass die hier schneller sind als wir."
Noch schlechter lief es für Teamkollege Michael Schumacher, dem Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) gleich am Start einen Hinterreifen aufschlitzte. "Damit war das Rennen für mich eigentlich schon vorbei", so der siebenmalige Weltmeister, der ein paar Runden vor Schluss aus taktischen Gründen aus dem Rennen genommen wurde. "Zwischenzeitlich waren wir recht schnell unterwegs, das war gar nicht mal so verkehrt. Aber es war nicht gerade das Gelbe vom Ei."
Zu allem Überdruss droht wegen Ignorierens blauer Flaggen auch noch eine nachträgliche Strafe: "Ich wollte gerade Grosjean vorbeilassen, dann kam aber jemand aus der Box - ich glaube, es war Maldonado -, der wiederum Grosjean fast ins Aus befördert hat. Dadurch wurde die Lücke wieder größer und ich konnte eine Zeit lang fahren. Die blauen Flaggen blieben allerdings, was ich nicht ganz verstehe. Das muss man sich nochmal angucken", rechtfertigt sich Schumacher.
Vibrationen bremsen Glock enorm
Der 43-Jährige kam als 22. trotzdem in die Wertung. Nicht klassiert wurden HRT-Altstar Pedro de la Rosa (Unfall nach Bremsdefekt) und Perez (Reifenschaden nach Berührung bei einer Attacke gegen Daniel Ricciardo im Kampf um Platz 14). Timo Glock (Marussia) wurde 20., eine Runde hinter seinem Teamkollegen Charles Pic. Grund dafür: Untersteuern wegen einer Vibration rechts vorne. "Zumindest bist du ins Ziel gekommen", funkte sein Renningenieur.
In der Fahrer-WM hat Button heute seine letzten theoretischen Chancen auf den Titel verloren. Vettel führt nun 13 Punkte vor Alonso und 67 vor Räikkönen - es spitzt sich also alles auf ein Duell zu. "Wichtig war, vor Fernando zu sein", sagt Vettel, warnt aber: "Trotzdem müssen wir auf dem Boden bleiben. Es ist noch ein weiter Weg. Jedes Rennen kann entscheidend sein. Ein Schritt nach dem anderen. Ich glaube, das ist uns dieses Wochenende gelungen."
Spannend bleibt der Kampf um Platz drei zwischen Räikkönen (173), Webber (167) und Hamilton (165). In der Konstrukteurs-WM hat Red Bull (407 Punkte) eine Hand schon am WM-Pokal - die Verfolger Ferrari (316) und McLaren (306) liegen weit zurück. Mercedes und Sauber verabschiedeten sich mit einem 0:0 aus Indien. Weiter geht's bereits in fünf Tagen mit den Freitagstrainings zum Grand Prix von Abu Dhabi.