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Pole im Titelkampf: Vettel Erster, Alonso Fünfter
Sebastian Vettel und Red Bull waren im Qualifying in Noida nicht zu schlagen - McLaren beim Grand Prix von Indien in der zweiten, Ferrari in der dritten Startreihe
(Motorsport-Total.com) - Knapper als erwartet, aber unterm Strich doch souverän sicherte sich Sebastian Vettel heute in Noida die Pole-Position für den Grand Prix von Indien. Mit seinem zehnten Stallduell-Sieg im 17. Qualifying der Saison sorgte der Weltmeister, WM-Leader und Vorjahressieger für die dritte Doppel-Pole des Red-Bull-Teams hintereinander - selbst für das erfolgsverwöhnte Team mit österreichischer FIA-Lizenz eine Premiere.
© xpbimages.com
Glückliche Gesichter: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Mark Webber Zoom Download
Nach drei Bestzeiten in den Freien Trainings und den Plätzen eins und zwei in Q1 beziehungsweise Q2 ging Vettel als klarer Favorit ins Top-10-Finale. Dort hatte zunächst sein Teamkollege Mark Webber die Nase vorne, aber Vettel zog im zweiten Run um 0,044 Sekunden am Australier vorbei. Der ging recht spät ein zweites Mal auf die Strecke, konnte sich im Finish nicht mehr steigern und musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben.
"Ich bin sehr zufrieden, das ganze Wochenende war sehr gut. Es war sehr wichtig, dass wir von gestern auf heute einen großen Schritt machen konnten", strahlt Polesetter Vettel, der derzeit das Momentum auf seiner Seite hat. "Das letzte Qualifying war nicht ganz wie geplant, ich hatte ein stehendes Vorderrad in Kurve vier. Ich wusste aber, dass ich die Zeit schaffen kann. Im zweiten Run hat's dann geklappt mit Kurve vier, auch wenn ich ein bisschen früh auf der Bremse war."
Webber: Pole-Position vergeben?
Auch für Webber lief es "nicht gerade rund", denn: "In der letzten Kurve kam ich etwas zu weit auf den Kunstrasen raus. Deshalb hatte ich sicher nicht die beste Anfahrt auf die Ziellinie. Es war eng zwischen uns. Zum Schluss bekam ich meine letzte Runde nicht auf die Reihe. Ich hatte im ersten Sektor keinen Grip. Meine Runde hat also nicht optimal begonnen. Deshalb bin ich ein bisschen überrascht, Zweiter zu sein, doch das nehme ich gern mit."
Zittern musste Vettel nur noch, als Felipe Massa - davor durch einen unnötigen Dreher in Q1 aufgefallen - bereits nach Ablauf der zehn Minuten absolute Bestzeit in Sektor eins in den Asphalt brannte, zwei Zehntelsekunden vor den dortigen Red-Bull-Zwischenwerten. Aber Massa verlor im zweiten und dritten Sektor und landete schlussendlich mit gut einer halben Sekunde Rückstand auf Platz sechs, 0,084 Sekunden hinter seinem Ferrari-"Chef" Fernando Alonso.
Die Scuderia hatte im ersten Qualifying versucht, Massa als "Windschatten-Zugpferd" für Alonso einzusetzen, dieser Plan wurde im weiteren Verlauf aber wieder fallen gelassen. Dass Massa am Ende nicht sogar der besser platzierte Ferrari-Pilot war, lag an einem plötzlichen Schnapp-Übersteuern in seiner letzten Runde, durch das die Drehzahl in den Keller fiel und das ihn zwei Zehntelsekunden kostete. "Sonst wären wir Vierter geworden", glaubt Renningenieur Rob Smedley.
Ferrari im Renntrimm besser aufgestellt?
Alonso hatte 0,490 Sekunden Rückstand auf Vettel. Platz fünf ist für ihn keine ideale Ausgangsposition: "Jetzt kann er für die WM nur drauf hoffen, dass Hamilton Vettel das Leben schwer macht, damit er aufschließen und vielleicht davon profitieren kann", analysiert Experte Marc Surer. Aber: "Ferrari war gestern mit vollen Tanks relativ gut unterwegs. Da könnte es doch sein, dass sie vielleicht im Rennen dranbleiben können."
Also zweimal Red Bull in Reihe eins, zweimal Ferrari in Reihe drei - und dazwischen zweimal McLaren in Reihe zwei. Hamilton hatte nach vorne zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Webber, nach hinten eine Zehntelsekunde Vorsprung auf Teamkollege Jenson Button. "Wir waren einfach nicht schnell genug, um vor diesen Jungs zu stehen", seufzt Hamilton, glaubt aber, dass die Rennpace "genauso gut" ist wie die von Red Bull: "Im Rennen sollten wir es mit ihnen aufnehmen können."
Reifen-Warmup dauert extrem lang
Hamilton war für seine erste gezeitete Q3-Runde erst spät auf die Strecke gegangen, obwohl das Aufwärmen selbst der weicheren Reifen an diesem Wochenende länger dauert als sonst. Webber ging gleichzeitig raus, hatte da aber schon eine solide Zeit in der Hinterhand. Nico Rosberg beobachtete all das von der Mercedes-Box aus: Der Deutsche schenkte sich Q3 ganz und war der einzige Top-10-Fahrer ohne Q3-Wertung.
"Mit neuen Reifen", begründet er, "wollen wir beim Start den einen oder anderen vor uns ärgern. Es ist natürlich doof, nicht fahren zu können, aber wir haben halt alles hochgerechnet und so ist es letztendlich besser. Es macht einen großen Unterschied für morgen, ob man mit neuen Reifen startet oder mit gebrauchten. Morgen werden wir voraussichtlich nur einmal stoppen. Da muss man dann mit den Reifen sehr lange fahren. Von daher ist das dann ein Vorteil."
Teamkollege Michael Schumacher schrammte in Q2 um fast eine halbe Sekunde am Cut vorbei. Warum, weiß er selbst nicht: "Es ist ein bisschen schwierig, das zu erklären, weil wir heute Morgen in der gleichen Situation wesentlich schneller unterwegs waren." Eine mögliche Erklärung könnte fehlender Grip von den Reifen sein: "Es gibt in gewissen Situationen mal mehr und weniger Grip. Warum das so ist, das kann Pirelli wohl besser beantworten."
Hülkenberg schafft Top-10-Finale nicht
Ärgerlich aus deutscher Sicht, dass es neben Schumacher auch Nico Hülkenberg in Q2 erwischte, denn der Force-India-Pilot hatte beim Heimspiel seines Teams (übrigens vor den Augen von Teamchef Vijay Mallya) in den Freien Trainings einen starken Eindruck hinterlassen. Am Ende der zweiten Session lag er nur kurz in den Top 10, durch Zeitenverbesserungen von Massa und Sergio Perez (8./Sauber/+1,077) fiel er aber auf Platz zwölf zurück.
"Da kommt begrenzt Freude auf", bedauert Hülkenberg. "Es ist eher ein bisschen ernüchternd, nachdem wir im dritten Freien Training Achter waren. Ich glaube, am Ende war es etwas mehr als ein Zehntel, das gefehlt hat. Meine Runde war super, da war kein Fehler drin. So gesehen war das heute das Maximum für uns. Natürlich ist es ein bisschen enttäuschend, beim Heimspiel nicht die Top 10 zu erreichen, aber Punkte werden ja erst morgen vergeben."
Nur ein Toro Rosso im zweiten Qualifying
Immerhin gewann der angehende Sauber-Pilot erneut das Stallduell gegen Paul di Resta (16.) - und zwar sowohl in Q1 als auch in Q2. Zwischen die beiden Force-India-Fahrer reihten sich heute Bruno Senna (Williams), Schumacher und Daniel Ricciardo (Toro Rosso) ein. Letzterer hatte in Q1 ausgerechnet seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne aus den Top 17 gekegelt, konnte in der zweiten Session aber nicht mehr an den zwölften Platz anknüpfen.
Relativ unauffällig war heute die Performance des Lotus-Teams, das Kimi Räikkönen (7.) ins Top-10-Finale brachte, mit Romain Grosjean (11.) aber um gerade mal 25 Tausendstelsekunden scheiterte. Grosjean wirkte schon das ganze Wochenende ein wenig nervös und war auch im Qualifying einmal neben der Strecke. Ganz hinten indes keine Überraschungen: Caterham vor Marussia und HRT. Freuen darf sich aber Timo Glock über seine Leistung - trotz eines Ausritts.
"Ich glaube, Heikki hätten wir relativ easy schlagen können", sagt der 21. der Startaufstellung, der um eine Sekunde schneller war als Marussia-Teamkollege Charles Pic. "In Kurve zehn hat das DRS meines Erachtens ein bisschen spät geschlossen und ich habe das Auto verloren. Dann war der neue Reifen eben dahin." Heikki Kovalainen im Caterham (20.) lag in Reichweite, weil der Finne ganz zum Ende der ersten 20 Minuten im Kiesbett parkte.
Surer warnt vor zu viel Optimismus
Für den morgigen 17. Saisonlauf erwarten viele ein Solo für Red Bull, aber Experte Surer warnt: "Ich glaube, es wird nicht so einfach, wie es momentan aussieht. Die Konkurrenz ist nahe dran, vor allem wenn es um volle Tanks geht." Red-Bull-Teamchef Christian Horner unterstreicht: "Mit jeweils zwei McLaren und zwei Ferrari direkt hinter uns wird es sicher kein einfaches Rennen für uns. Deren Renntempo sah gestern sehr vernünftig aus, speziell das von Ferrari."
Eine entscheidende Rolle werden wieder die Reifen spielen, wenn auch diesmal am anderen Ende des Spektrums. Denn so haltbar wie in Noida waren die beiden Pirelli-Mischungen Soft (schneller) und Hard (haltbarer) schon lange nicht mehr. "In Südkorea", winkt Horner jedoch ab, "hieß es am Samstag auch, dass ein Stopp möglich wäre. Unterm Strich wurde es am Sonntag beinahe ein Rennen mit drei Stopps."