• 08. Oktober 2012 · 19:17 Uhr

Vettel: In den Statistiken auf dem Vormarsch

Sebastian Vettel zieht im Eiltempo an großen Formel-1-Legenden vorbei, aber seine schnellste Runde in Suzuka sorgte bei vielen Beobachtern für Kopfschütteln

(Motorsport-Total.com) - Der Sieg in Suzuka war für Sebastian Vettel besonders wichtig, weil er den Rückstand auf Fernando Alonso fünf Rennen vor Schluss von 29 auf vier Punkte reduzieren konnte. Doch der Grand Prix von Japan stellte für den erst 25-Jährigen Weltmeister der Jahre 2010 und 2011 nicht nur sportlich, sondern auch statistisch einen Meilenstein dar.

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Der Vettel-Finger zeigt es an: Für "Super-Seb" geht es steil nach oben... Zoom Download

Mit seiner 34. Pole-Position übertraf Vettel am Samstag die Marke des legendären Jim Clark, womit er nun hinter Michael Schumacher (68) und Ayrton Senna (65) Nummer drei in der ewigen Bestenliste ist. Sieg Nummer 24 am Sonntag bedeutete die Einstellung von Juan Manuel Fangio, der in der Vor-Schumacher-Ära mit fünf WM-Titeln jahrzehntelang als uneinholbar galt. In dieser Wertung ist Vettel nun neuntbester Fahrer der Formel-1-Geschichte.

Auf dem Weg zum 24. Sieg drehte Vettel auch seine 13. schnellste Rennrunde - hier ist er mit Alberto Ascari, Alan Jones und Mark Webber gleichgezogen und er hat Juan Pablo Montoya überflügelt. Und Pole-Position, Sieg und schnellste Rennrunde bescherten dem Red-Bull-Piloten das fünfte "Triple" seiner Karriere - genauso viele wie Fernando Alonso und mehr als Legenden wie Stirling Moss, Jackie Stewart oder Niki Lauda.

Volle Attacke ohne jeden Druck

Doch dass er in Suzuka in der 52. von 53 Runden noch eine schnellste Runde von 1:35.774 Minuten in den japanischen Asphalt brannte, obwohl er fast 20 Sekunden Vorsprung auf Verfolger Felipe Massa hatte und von seinem Renningenieur Guillaume Rocquelin schon mehrfach aufgefordert worden war, es ruhiger angehen lassen und nichts zu riskieren, brachte Vettel nicht nur Lob ein. "Wie kann man so etwas machen? Das ist völlig unnötig", findet zum Beispiel 'Sky'-Experte Marc Surer.

Sogar das eigene Team empfand diese Machtdemonstration als überflüssig: "Dass er in der vorletzten Runden wieder eine schnellste Runde hinknallen musste, das strapaziert unser Nervenkostüm", gibt Helmut Marko zu. "Das ist Vettel, das will er. Er wollte demonstrieren, was in ihm und dem Auto steckt. Aber es war unnötig. Wir versuchen es auf die angenehme Art, indem wir sagen: 'Es ist genug, du hast eh schon die schnellste Runde.' Aber das lässt er sich nicht nehmen. Er ist ein Racer."

Rest der Welt eindrucksvoll deklassiert

Teamchef Christian Horner kann über die Aktion im 'RTL'-Interview milde lächeln, "denn er hat es kontrolliert". Aber die Art und Weise, wie Vettel mit abgefahrenen Reifen noch einmal aufs Tempo drückte, sorgte bei vielen Beobachtern für Kopfschütteln, denn seine schnellste Runde war um 0,832 Sekunden (!) schneller als jene von Jenson Button. Teamkollege Mark Webber war sogar um 1,354 Sekunden langsamer als der Deutsche.

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Der RB8 und Sebastian Vettel waren in Suzuka eine Klasse für sich Zoom Download

Williams-Fahrermentor Alexander Wurz kann über den unbändigen Ehrgeiz Vettels nur schmunzeln: "Der Funkspruch seines Ingenieurs Rocquelin, der gesagt hat 'Aufpassen, Burschi', war schon super. Er hat eigentlich nicht geantwortet, sondern mit der schnellsten Rennrunde noch einen draufgelegt", so Wurz in seiner Analyse für den 'ORF'. Vorwurf möchte er aber keinen formulieren: "Ich finde das okay. Zum Schluss ist der Fahrer voll in seinem Element."

"Wenn man in dieser Zone drin ist, alles kontrolliert und wirklich spürt, was es auf sich hat, dann kann er da auch mal hinhalten", findet der ehemalige Formel-1-Pilot. "Man hat ja gesehen, dass zum Schluss mit 20 Sekunden Vorsprung überhaupt nichts gefehlt hat. Auf der Boxenmauer wird Rocquelin natürlich nervös, denn er ist nicht drin im Geschehen und mahnt ein bisschen. Das muss man auch verstehen. Unterm Strich ein cooler Schlagabtausch!"

Perfekte Balance im Rennen

Vettel selbst gibt zu, dass es "vielleicht nicht das Allerklügste" war, ohne jede Bedrängnis noch einmal die Brechstange auszupacken, aber er argumentiert, dass er nicht riskieren wollte, zu nachlässig zu werden und zu viel Vorsprung einzubüßen. Und: "Du hast nicht oft im Leben ein Auto, mit dem du das Rennen derart unter Kontrolle hast. Die Balance und das Fahrverhalten waren sehr gut, und deshalb konnte ich am Ende noch schnelle Rundenzeiten fahren."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Japan


Die schnellste Runde sei nicht passiert, sondern war durchaus kalkuliert: "Am Ende wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen. Ich habe versucht, den Abstand zu Felipe zu kontrollieren", erklärt Vettel. "Im vergangenen Jahr war ich in einer ähnlichen Situation. Dort hatte ich auch einen Vorsprung von fünf oder sechs Sekunden, wollte dann das Rennen zu sehr kontrollieren, und dadurch wurde es am Ende sehr eng. Deshalb wollte ich heute nicht nachlässig werden."

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