Hülkenbergs starke Leistung wieder nicht belohnt
Nico Hülkenberg präsentiert sich in Suzuka extrem stark, doch ein Getriebewechsel nach seinem Unfall bringt ihn um den Lohn der Arbeit
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg präsentiert sich beim Großen Preis von Japan in Suzuka in Bestform. Schon gestern setzte der Force-India-Pilot mit der viertbesten Zeit im Freitagstraining ein Ausrufezeichen. Doch heute Morgen geriet der Vorwärtsdrang des Deutschen ins Stocken. Im dritten Freien Training verlor Hülkenberg in der zweiten Degner-Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug und schlug in die Reifenstapel ein. "Es war wegen meines Unfalls heute Morgen ein schwieriger Tag. Das war so nicht geplant", sagt der 25-Jährige.
Hülkenberg suchte nicht nach Ausflüchten und nahm die Schuld für den Unfall auf sich: "Das ist alles andere als optimal, aber da muss ich mich an die eigene Nase fassen. Ich sitze im Auto und bin daher dafür verantwortlich", sagt der Deutsche, der die Situation wie folgt beschreibt: "Es war kein großer Fehler, ich habe vielleicht zehn Meter später als sonst gebremst. Die Hinterräder haben kurz blockiert, und in dieser Kurve hatte ich wegen der Überhöhung und des Kiesbetts keine Chance, das Auto zu retten. Das war unglücklich und ein schlechter Zeitpunkt."
Die verlorene Trainingszeit war jedoch noch das kleinere Übel. Für die Force-India-Mechaniker begann nämlich ein Wettlauf gegen die Uhr. "Durch die Startübungen im Anschluss an das dritte Freie Training kam das Auto sehr spät zurück", erklärt Hülkenberg. "Eine halbe Stunde vor dem Qualifying wussten wir nicht, ob wir es rechtzeitig schaffen würden." Während seine Kollegen schon auf die Strecke gingen, stand Hülkenbergs Bolide noch aufgebockt in der Box.
Kraftakt der Mechaniker
Doch seine Mechaniker schafften das fast unmögliche und wurden rechtzeitig mit der Reparatur fertig. "Meine Mechaniker haben tolle Arbeit geleistet", lobt Hülkenberg sein Team. "Es eine gewaltige Leistung meiner Jungs, dass sie es hinbekommen haben und ich rechtzeitig rausfahren konnte. Das Auto war absolut in Ordnung, sogar die Lenkung war hundertprozentig gerade. Großer Dank an meine Jungs, das ist ihr Verdienst."
Eine "Kröte" musste der 25-Jährige jedoch schlucken: "Leider müssen wir den Preis für den Unfall bezahlen. Das Getriebe wurde beschädigt und bekommen daher eine Plus-Fünf-Strafe." Durch den Schlag auf die Antriebswelle wurde das Differenzial des Force India beschädigt, sodass ein Getreibewechsel umgänglich war. Trotz dieser Hypothek ging Hülkenberg zuversichtlich ins Qualifying: "Ich hatte gestern einen guten Run und wusste, wie sich die weichen Reifen anfühlen. Ich wusste: Wenn das Auto rechtzeitig fertig wird, kann ich im Qualifying eine gute Leistung zeigen kann, denn ich fühle mich an diesem Wochenende sehr wohl im Auto", sagt der Deutsche.
Diesen Worten ließ Hülkenberg Taten folgen. Trotz der alles andere als optimalen Vorbereitung und der Hektik in den Minuten vor dem Qualifying zeigte der Deutsche eine souveräne Leistung und fuhr mit dem Force India in Q3. Seinem Teamkollegen Paul di Resta gelang das nicht. In Q3 fuhr Hülkenberg dann nur eine Aufwärmrunde und stellte sein Auto dann in der Box ab. "Wir wussten, dass wir nicht viel weiter nach vorne kommen würden, daher bin ich keine gezeitete Runde gefahren, damit die Reifen im bestmöglichen Zustand bleiben", erklärt der 25-Jährige. "Außerdem sind wir so bei der Wahl der Reifenmischung am Start flexibel."
Starke Leistung in entscheidender Phase
Hülkenberg wurde so als Zehnter gewertet und wird nach der Strafversetzung das morgige Rennen von Position 15 aufnehmen. Dennoch hat er die Punkteränge noch nicht abgeschrieben: "Das Ziel ist immer, in die Punkte zu fahren", sagt Hülkenberg, der jedoch weiß, dass seine Startposition nicht ideal ist: "Ich stehe ziemlich weit hinten und muss die erste Runde überstehen. Ich weiß nicht genau, wo wir stehen, aber ich werde alles geben und versuchen, Punkte zu gewinnen."
Die starke Vorstellung in Suzuka kommt für Hülkenberg genau zu richtigen Zeitpunkt, denn in den nächsten Wochen stehen in der Formel 1 einige Personalentscheidungen an. Zwar wird der 25-Jährige mit ziemlicher Sicherheit auch im kommenden Jahr in der Formel 1 fahren, es ist jedoch die Frage, bei welchem Team. Wie man im Fahrerlager hört, können er und Teamkollege di Resta sich immer noch Chancen auf ein Ferrari-Cockpit ausrechnen.
Zusätzlichen Druck verspürt Hülkenberg durch diesen Umstand jedoch nicht: "Druck und den Kampf mit Paul gibt es ständig." Dis Diskussionen um seine Zukunft lassen den Deutschen auf der Strecke kalt: "Auch wenn jetzt viel geredet wird, sobald du im Auto sitzt, geht es nur noch um die Leistung auf der Strecke. Dann musst du alles andere ausblenden."