Auffahr-Situation: Surer nimmt Vettel in Schutz
Marc Surer versteht, dass die Rennkommissare in Singapur keine Strafe gegen Sebastian Vettel ausgesprochen haben - Jenson Button: "Wäre peinlich gewesen!"
(Motorsport-Total.com) - Gut eine halbe Stunde lang hörten die FIA-Rennkommissare Jose Abed, Garry Connelly, Allan McNish und Nish Shetty gestern Nacht in Singapur Sebastian Vettel, dessen Teamchef Christian Horner und Jenson Button an, um über eine etwaige nachträgliche Strafe zu entscheiden. Doch letztendlich blieb der Zwischenfall hinter dem Safety-Car ungeahndet.
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Jenson Button und Sebastian Vettel nach der Anhörung durch die Kommissare Zoom Download
Um exakt 21:22 Uhr Ortszeit wäre Button am Ende der ersten Safety-Car-Phase in Runde 38 beinahe dem führenden Red Bull ins Heck gerauscht, als dieser kurz beschleunigte, dann aber vor Kurve 16 wieder abbremste und erst später das Tempo für den eigentlichen Restart in Runde 39 anzog. Button forderte sein Team via Funk auf, den Vorfall an Rennleiter Charlie Whiting zu melden: "Das war sehr, sehr Stopp/Start von Sebastian!"
Für Marc Surer war die Aktion grenzwertig: "Da hat Vettel extrem verzögert in diese Kurve hinein. Button wurde da überrascht. Es gibt die Regel, dass man keine Vollbremsungen mehr machen soll beim Aufwärmen der Reifen. Man soll die Bremsen aufwärmen, indem man mit dem linken Fuß bremst. Button beschwerte sich auch darüber und meinte, Charlie Whiting soll sich das mal anschauen", erklärt der Formel-1-Experte.
Kurve hält als Entschuldigung her
Aber: "Ich glaube, so eindeutig war es jetzt nicht, weil ja gleich eine Kurve kam", nimmt er Vettel in Schutz. "Hätte er auf der Geraden so eine Bremsung gemacht, dann würde man sagen, das war eine Schikanenbremsung. Aber es war eine Kurve da - und da muss man bremsen. Zum Glück ist nichts passiert, denn wenn er aufgefahren wäre, wäre der Red Bull vielleicht auch kaputt gewesen und Alonso hätte das Rennen gewonnen. Das muss man sich mal vorstellen!"
Als die beiden Betroffenen das Büro der Kommissare verließen, waren sie guter Dinge - und wenig später hatte Vettel den Freispruch dann auch schwarz auf weiß in Händen: "Eine Untersuchung der Telemetrie-Überlagerung für Gas, Lenkung und Bremsen beider Autos zeigte kein fehlerhaftes Fahrverhalten des Führenden im Rennen an", heißt es in der Urteilsbegründung. Und: "Laut Artikel 40.13 darf das erste Auto das Tempo diktieren."
Vettel stellt klar: "Keine Absicht"
Der spätere Sieger hatte schon vor der Entscheidung versichert, es habe "keine Absicht" hinter seinem Bremsmanöver gesteckt: "Man versucht natürlich, seine Reifen ein bisschen aufzuwärmen. Es ist hier ein bisschen schwierig, das Safety-Car gehen zu lassen, weil man nicht so richtig sieht, wo es ist. Man sitzt im Auto, zählt und denkt, wo es jetzt sein könnte. Einfach ist das nicht. Bevor es losgeht, willst du natürlich auch deine Bremsen auf Temperatur bringen."
"Es braucht da nur einen Bruchteil einer Sekunde. Er schaut da vielleicht gerade auf sein Lenkrad oder woanders hin, ich trete in die Bremse - und ruckzuck trifft man sich da, wo man sich nicht treffen will", atmet er auf. Wie schnell das gehen kann, musste nur wenige Sekunden später Michael Schumacher feststellen, der kurz nach dem Restart dem Toro Rosso von Jean-Eric Vergne mit stehenden Rädern ins Heck donnerte.
Doch für Button, im Paddock generell nicht als Unruhestifter bekannt, ist die Sache mit Vettels Darstellung erledigt: "Sebastian hat beschleunigt und dann für die Rechtskurve gebremst. Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Geschwindigkeitsunterschied war groß. Ich musste bremsen, meine Räder blockierten und ich hätte ihn beinahe erwischt", schildert er, kann aber schon wieder lachen, wenn er sagt: "Das wäre peinlich gewesen!"