• 23. September 2012 · 22:16 Uhr

Marussia: Glocks Gasfuß ist Gold wert

Marussia springt nach der fulminanten Fahrt von Timo Glock in Singapur auf Rang zehn der Konstrukteurs-WM - Geschäftsführer Lowdon: "Ein Weltklasse-Pilot"

(Motorsport-Total.com) - Im Schatten der Feierlichkeiten bei Red Bull, wo man auf den zweiten Saisonsieg von Sebastian Vettel anstößt, knallen auch im Lager von Marussia die Sektkorken. Das russisch-britische Team hat in Singapur den zehnten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft vom Rivalen Caterham übernehmen können. Dies stellt dem Team erheblich höhere Einnahmen aus dem Vermarktungstopf von Bernie Ecclestone in Aussicht. Timo Glock könnte mit seiner Fahrt auf Rang zwölf sein Gehalt für die restliche Vertragslaufzeit selbst finanziert haben.

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Timo Glock kämpfte sich in Singapur mit einem beschädigten Auto ins Ziel Zoom Download

"Das war ein kompliziertes Rennen mit vielen Variablen - von Reifenverschleiß über Safety-Car-Phasen bis hin zu einem Mauerkuss in Runde sieben, der alles hätte verändern können", atmet Teamchef John Booth erst einmal erleichtert durch. "Wir sind extrem glücklich über Timos zwölften Platz, der uns in der WM auf den zehnten Rang bringt. Der Kampf um den zehnten Platz ist für die drei neuen Teams enorm wichtig." Die Ausschüttung der Vermarktungsgelder erfolgt über einen speziellen Schlüssel. WM-Rang zehn bietet die Aussicht auf einen Sprung in die nächst höhere Beteiligungs-Kategorie. Es geht um viele Millionen.

"Leider gab es diesen Mauerkontakt in Kurve 19. Das sorgte dafür, dass wir unseren eigentlichen Strategieplan umwerfen mussten. Wir holten Timo früher rein, um die Aufhängung zu überprüfen, aber die war noch in Ordnung", sagt Booth mit Blick auf das ereignisreiche Rennen. "Wir hatten ihn dann eigentlich auf drei Stopps gepolt. Die Safety-Cars brachten uns dann doch wieder zu zwei Stopps. Aber es war eine Zitterpartie, denn der letzte Stint war 34 Runden lang."

"Ich musste im ersten Stint nahe an Heikki Kovalainen bleiben, um erfolgreich sein zu können. Ich habe daher wirklich alles gegeben. Leider sind die Reifentemperaturen etwas zu sehr in die Höhe gegangen. Ich bin dann leider in Kurve 19 mit dem rechten Hinterrad an die Mauer geschlagen", beschreibt Glock seinen Schreckmoment in Runde sieben.

Mauerkuss ohne große Folgen

"Im ersten Moment dachte ich, das Rennen sei für mich beendet. Aber es ging weiter, ich habe gekämpft. Die Spur war komplett verstellt, somit musste ich meinen Fahrstil anpassen. Ich habe den Wagen auf der Strecke gehalten und mich immer besser auf das neue Fahrverhalten eingestellt", so der Deutsche. "In allen Linkskurven musste ich den rechten Hinterreifen ganz vorsichtig behandeln, in den Rechtskurven habe ich die Zeit wieder gutgemacht."

Die zweite Safety-Car-Phase brachte Glock in eine gute Position. Das Cruisen hinter dem Führungsfahrzeug von Bernd Mayländer bedeutete für Glock, dass er seine Reifen eine Weile schonen konnte. Nur so hielten die Pneus dermaßen lang durch. "Mein Team hat bei den Boxenstopps tolle Arbeit geleistet. Wir bekommen nun konstant schnelle Reifenwechsel hin - großartig!"

"Jetzt wollen wir den zehnten Rang in der Weltmeisterschaft unbedingt halten", so die Kampfansage in Richtung Caterham. "In den zurückliegenden vier Monaten haben wir den Rückstand auf Caterham massiv verkürzt. Das ist eine grandiose Leistung des Teams", lobt der erfahrene Formel-1-Pilot seine Mannschaft nach seinem Lieblingsrennen auf den Straßen von Singapur.

"Timo war richtig stark", gibt Marussia-Geschäftsführer das Kompliment im Interview mit 'Sky Sports F1' sofort zurück. "Er hat die Mauer berührt. Ich muss sagen, das es einer der härteren Mauerküsse war. Wir dachten schon, dass die Aufhängung gebrochen sei. Aber er ist weitergefahren und hat einen perfekten Job gemacht. Wir sind sehr glücklich."

Lowdon sieht in Glock "Weltklasse"

"Timo ist ein Weltklasse-Pilot", stellt Lowdon klar. "Er ist seit Beginn bei uns. Als er uns vor dem Start unseres Formel-1-Projektes besucht hat, war ihm sofort klar, auf was für eine Aufgabe er sich da einlässt. Bis dorthin war er ein fertig entwickeltes Auto in einem Topteam gefahren. Er kam also in eine ganz andere Liga. Er hat die Führungsrolle, die wir von ihm erwarteten, sofort angenommen und ausgefüllt."

"Wir hatten einige Aufs und Abs in den vergangenen Jahren, aber er war immer voller Engagement dabei", schenkt Lowdon seinem Schützling verbal einen großen Strauß Rosen. "Er kämpft genauso hart uns seine Platzierungen wie die anderen vorne um Podestränge. Es ist für uns als Team unheimlich wichtig, dass wir jemanden mit seiner Erfahrung im Team haben."

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Timo Glock blieb auch in der Hitze von Singapur sehr cool Zoom Download

"Es liegt an uns, das Auto schneller zu machen, Wir können aber jederzeit sicher sein: Wenn uns ein Schritt gelingt, setzt er ihn maximal um", sagt der Brite. "Wir haben gemeinsam hart gearbeitet. Schon seit Wochen sagen wir, dass wir nach vorne kommen. Das wurde hier deutlich. Bereits ab Freitag waren wir gut unterwegs. Man darf nicht vergessen, dass wir im Gegensatz zur Konkurrenz kein KERS haben. Unser Auto muss also im Verhältnis noch besser sein."

Bei all dem Lob für Timo Glock wollte man nach dem ereignisreichen Rennen in Singapur aber auch den Teamkollegen Charles Pic nicht ganz vergessen. Der Franzose hatte sich auf dem für ihn neuen Stadtkurs wacker geschlagen. "Charles ist unter schwierigen Bedingungen ebenfalls ein starkes Rennen gefahren. Man darf nicht vergessen, dass er mit der Bürde von 20 Sekunden ins Rennen ging", sagt Teamchef Booth.

"Ich bin zufrieden", so der Franzose. "Ich kam auf Rang 15 ins Ziel und wurde wegen der 20-Sekunden-Strafe auf Rang 16 gewertet. Eigentlich wollte ich zwei Stopps machen mit zwei sehr langen Stints auf den härteren Pneus, aber das kam mit den Safety-Cars nicht richtig hin. Wir haben dann einen sehr langen Stint auf den superweichen Reifen absolvieren müssen, dabei bauten die Pneus extrem ab. Ich bin mit meiner Leistung an diesem Wochenende sehr zufrieden. Es kommt noch mehr!"

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