• 22. September 2012 · 23:02 Uhr

Williams: Geht Maldonado voll auf Angriff?

Einen Titelkandidat vor sich, einen hinter sich: Pastor Maldonado ist auf Startplatz zwei in Singapur in pikanter Position - Welche Taktik wählt Williams im Nachtrennen?

(Motorsport-Total.com) - "Pastor an Renngott: Welche Taktik?" - Einen solchen Funkspruch wird Williams-Pilot Maldonado in der Nacht vor dem Nachtrennen in Singapur wohl ins Gebet stricken. Aber: Eine gute Renntaktik fällt nicht vom Himmel, sondern wird in irdischen Rechenzentren und Ingenieurs-Gehirnen erarbeitet. Der Zweitplatzierte aus dem Singapur-Qualifying will am Sonntag ganz oben stehen - Barcelona reloaded?

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Singapur bei Nacht: Pastor Maldonado setzt zu einem weiteren Höhenflug an Zoom Download

"Pastor hat uns mit Startplatz zwei sicherlich überrascht", sagt Williams-Chefingenieur Mark Gillan beim Blick auf das Qualifyingergebnis. Der Brite kann die angebliche Sensation schnell erklären: "Pastor hat besonderes Talent, er ist außerordentlich schnell. Er holt das Maximum aus dem Auto heraus. Ich glaube nicht, dass viele andere Fahrer in diesem Auto schneller wären."

"Die Strecke hat sich außerdem in einer Form entwickelt, die unserem Auto offenbar entgegenkommt. Wir sind immer schneller geworden. Auch Bruno hätte ohne den Mauerkuss sicherlich ins Q3 einziehen können", sagt Gillan. Williams hatte in den Trainings am Freitag guten Rennspeed auf der härteren Reifenvariante angedeutet, aber mit den Supersofts gab es zunächst keine beeindruckenden Zeiten. Das änderte sich nach Setup-Umbauten deutlich.

Der Venezolaner schaffte somit den Sprung in die erste Startreihe. Eine pikante Position, denn vor ihm liegt WM-Kandidat Lewis Hamilton, hinter ihm WM-Kandidat Sebastian Vettel. "Wenn Maldonado in der ersten Kurve auf der Innenseite liegt, komme ich wahrscheinlich ein bisschen in Schwitzen", meint McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, der eine aggressive Attacke des hitzigen Williams-Piloten beim Start befürchtet.

Attacke auf Hamilton beim Start?

"Immer wieder lässt er ein richtig gutes Tempo aufblitzen - so wie hier in Singapur", sendet Whitmarsh verbale Rosen in Richtung Maldonado. "Ich hoffe, wir können uns aus allem heraushalten und ein ordentliches Rennen fahren. Der Grand Prix ist lang. Wir sollten Pastor auf keinen Fall unterschätzen. Wir haben es in Barcelona gesehen: Er kann Rennen gewinnen. Und Platz für Fehler gibt es hier nicht."

Theoretisch könnte Maldonado das Rennen aggressiv beginnen - ganz nach dem Motto: Hamilton und Vettel haben viel zu verlieren, die werden schon zurückziehen. Darauf will man es im Lager von Williams aber wohl lieber nicht ankommen lassen, sondern eher den guten Rennspeed ausspielen. "Überholen ist hier schwierig. Hier besteht das Rennen wohl nur aus Reifenmanagement", erklärt Gillan.


Fotos: Williams, Großer Preis von Singapur


"So etwas ist natürlich alles etwas leichter, wenn du vorne fährst. Daher wäre es schön, wenn wir nach vorn kommen könnten", lächelt Gillan jedoch und deutet damit doch eine eventuelle Attacke seines Schützlings an. "Unser Auto sollte im Rennen gut sein. Auch in Barcelona haben wir unter solchen Voraussetzungen bestens ausgesehen."

"Lewis ist schon das gesamte Wochenende extrem stark. Aber wenn Pastor Druck macht, dann kann hier alles passieren. Wir setzen uns einen Podestplatz zum Ziel", meint der Williams-Chefingenieur. Auf dem Weg zum Ziel wolle man nur saubere Methoden anwenden und sich eher wenig um die Bedürfnisse und Wünsche der anderen Siegkandidaten kümmern. "Jedes Team hat seinen eigenen Kampf. Auch wir wollen natürlich ganz vorne sein."

Williams mit guten Entwicklungsschritten

Am liebsten sähe Gillan seine Schützlinge bei jedem Rennen vorne, nur das darf man in der Saison 2012 in der Formel 1 wohl kaum als realistisch ansehen. Zu groß sind die Schwankungen, zu eng der Wettbewerb. "Hamilton hatte heute eine fantastische Runde und erheblichen Vorsprung. Dahinter waren aber viele Autos innerhalb von nur drei Zehntelsekunden", so Gillan. "Das zeigt, dass man im Entwicklungswettlauf nicht nachlassen darf. Man muss während der gesamten Saison immer weiter Druck machen."

"Die Reifen sind immer noch der Schlüssel. Auch wir bringen Updates an das Auto, wie alle anderen auch. Dabei haben wir immer im Blick, dass die zusätzliche Performance nicht zu höherem Reifenverschleiß führen darf", erklärt der Brite. "Unser Entwicklungstempo ist gut und unsere Trefferrate ebenso. Viele neue Teile, die wir ausprobieren, bleiben dann sofort am Auto. Da arbeiten die Leute in Grove wirklich gut. Die Erkenntnisse aus dem Windkanal spiegeln sich oft im Betrieb auf der Strecke wider. Das hilft."

"Unsere Aerodynamik ist gut und der Renault-Motor arbeitet auf solchen Strecken und unter solch heißen Bedingungen sehr gut", schildert Gillan die Vorzüge des FW34 in Singapur. "Aber wir haben nicht nur auf solchen Strecken ein gutes Auto, sondern ich denke, unser Wagen ist überall ziemlich gut. Natürlich hat unser Auto auch gewisse Schwächen, aber an denen arbeiten wir."

Eine der Schwächen könnte die Lichtmaschine sein, die zuletzt bei anderen Renault-Partnern oft den Dienst quittierte. "Es gab zuletzt bei einigen ein paar Probleme mit der Lichtmaschine. Man versucht das in den Griff zu bekommen, was aber ohne Testfahrten ziemlich schwierig ist. Wir sind aber zuversichtlich, dass Renault das aussortiert hat", so der Techniker. "Natürlich haben auch wir diese Dinge immer im Hinterkopf, aber ehrlich gesagt, habe ich andere Dinge im Kopf, die mir wichtiger erscheinen."

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