Lowe: Monza fordert Kompromisse
Hohe Geschwindigkeiten und flache Flügel - McLaren-Technikchef Paddy Lowe zeigt, dass die Rechnung in Monza nicht ganz so einfach ist
(Motorsport-Total.com) - Der Hochgeschwindigkeitskurs in Monza stellt die Teams vor eine große Herausforderung. Nicht nur die Haltbarkeit des Materials wird auf die Probe gestellt - auch die Vorbereitungen der einzelnen Teams werden knallhart aufgedeckt. Die Getriebe-Übersetzung ist ein heikles Thema. Durch die begrenzte Anzahl an Übersetzungen müssen die Ingenieure oft Kompromisse eingehen.
"Wir haben nur eine begrenzte Anzahl an Übersetzungen, die wir vor der Saison festlegen müssen. Monza sticht bei der Abstimmung vollkommen heraus. Man wählt also nicht in erster Linie die perfekte Übersetzung für Monza, weil das lediglich eine Veranstaltung ist", stellt McLaren-Technikchef Paddy Lowe klar. "Bei den anderen 19 Rennen müsste man dann Kompromisse hinnehmen."
An der Regel rütteln möchte Lowe aber nicht. "Diese Regel hat einen Sinn - man möchte damit die Kosten reduzieren. Das stellt die Teams vor eine Herausforderung, aber das ist für alle gleich", bemerkt er. Bei McLaren kam man am Freitag recht gut zurecht. Das britische Traditionsteam konnte bei den vergangenen zwei Rennen den Sieger stellen. In Monza könnte sich die Erfolgsstory fortsetzen.
Lowe rechnet mit wenigen Boxenstopps
"Es war schön, einen trockenen Tag zu haben", so Lowe, der beobachtete, wie Lewis Hamilton am Nachmittag zur Bestzeit fuhr. "Sie haben verschiedene Programme absolviert." In Spa-Francorchamps siegte Teamkollege Jenson Button mit einer Einstoppstrategie. Lowe denkt, dass sich die Strategien der Teams zwischen Monza und Spa kaum unterscheiden werden.
"Wir müssen die Daten noch auswerten. Es scheint, als ob die Reifen hier ziemlich gut halten. Es wird sich zwischen einem und zwei Stopps entscheiden. Die Situation ist ähnlich wie in Spa", erklärt er. Im Vergleich zu Spa gab es aber beim Flügelwerk der Boliden große Unterschiede. An den Autos stehen vor allem die Heckflügel deutlich flacher, um auf den Geraden den Luftwiderstand zu senken.
In Spa profitierte McLaren vom neuen Heckflügel. "Der hier verwendete Flügel ist dem von Spa recht ähnlich. Er wurde für das Rennen in Monza nur ein bisschen angepasst", schildert der McLaren-Technikchef. "Der Frontflügel ist ein anderer Flügel, den wir für diese Strecke konstruiert haben." Die Wirkung des DRS wird durch die ohnehin schon flachen Flügel in Monza klar reduziert: "Durch die flachen Flügel wird der Effekt des DRS abgeschwächt."
Stellt McLaren auch in Monza den Sieger?
Ans Limit gehen die Teams gerne in Sachen Sturz. Vor allem Red Bull fiel im Vorjahr durch extreme Sturzwerte an der Vorderachse auf. In Monza kann es dazu schnell zu Schäden an den empfindlichen Pneus kommen. "Es gibt Grenzen für den Sturz. Wir müssen innerhalb des erlaubten Fensters bleiben", betont Lowe. "Es ist sowieso kein Vorteil, wenn man diesen vorgegebenen Wert überschreitet."
McLaren war 2012 das erste Team, dass zwei Rennen hintereinander für sich entscheiden konnte. "Es ist schön, dass wir das auf zwei recht verschiedenen Strecken geschafft haben, wenn man sich das Abtriebslevel einmal anschaut. Ich bin froh, was das über die Performance des Autos aussagt. Wichtiger als diese Statistik ist, dass wir für den Rest der Saison gut aufgestellt sind", bemerkt Lowe.
Nach der Bestzeit am Freitag peilen die Briten in Italien den Sieg an. "Wir wissen, dass wir ein Auto haben, mit dem wir um den Sieg kämpfen können. Das Ziel für dieses Wochenende ist es, beide Autos aufs Podium zu bringen", stellt Lowe klar. In der Weltmeisterschaft liegen die beiden McLaren-Piloten derzeit lediglich auf den Position fünf (Hamilton, 117 Punkte) und sechs (Button, 101 Punkte). WM-Leader Fernando Alonso ist mit 164 Punkten klar vor den beiden Briten.