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150. Pole-Position für McLaren: Hamilton souverän
McLaren-Fahrer Lewis Hamilton setzte sich in der Qualifikation deutlich gegen Romain Grosjean und Sebastian Vettel durch - Debakel für Mercedes
(Motorsport-Total.com) - "Lewis fuhr eine perfekte Runde." Mit dieser Einschätzung trifft McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh voll ins Schwarze. Sein Schützling Lewis Hamilton hatte das Qualifying zum Großen Preis von Ungarn nämlich gut im Griff. In Q3 setzte der Brite in 1:20.953 Minuten zudem einen starken Schlusspunkt, mit dem er die Konkurrenz um rund vier Zehntel distanzierte. Gegen ihn war heute kein Kraut gewachsen.
© xpbimages.com
Romain Grosjean, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel winken ins Publikum Zoom Download
Das mussten in Q3 vor allem Romain Grosjean (Lotus) und Sebastian Vettel (Red Bull) erfahren, die ihrem McLaren-Kontrahenten in den entscheidenden Augenblicken nichts mehr entgegensetzen konnten. Am schlimmsten erwischte es jedoch Mercedes: Nico Rosberg und Michael Schumacher kamen im Qualifying kaum in Fahrt. Das Ergebnis: Beide Silberpfeile verpassten die Top 10.
Stark präsentierte sich dafür das Williams-Team. Der an diesem Wochenende gut aufgelegte Bruno Senna und sein Stallgefährte Pastor Maldonado lösten das Ticket für Q3 und brachten ihre Autos für das letzte Formel-1-Rennen vor der Sommerpause in eine gute Ausgangslage. Neben Vettel schaffte es noch ein weiterer Deutscher in die Top 10: Nico Hülkenberg (Force India) wurde solider Zehnter.
Einen herben Rückschlag musste hingegen der aktuelle WM-Zweite Mark Webber (Red Bull) einstecken. Der Teamkollege von Vettel schied - ähnlich wie Rosberg und Schumacher - schon in der zweiten Einheit aus und konnte nur noch zuschauen. Dies könnte sich in der Fahrer-WM bemerkbar machen, denn bis auf Webber starten die Top 5 der Tabelle kollektiv aus den vorderen Positionen.
In einer ersten Stellungnahme zeigt sich Webber aber erstaunlich gefasst: "Es war sehr eng", meint der Red-Bull-Pilot und gesteht: "Ich habe aus dem letzten Reifensatz nicht alles herausgeholt. Bei den angefahrenen Reifen sah es eigentlich ganz gut aus, aber zum Schluss war ich nicht schnell genug. Ich konnte nicht den optimalen Grip herausholen." Ganz anders klingt das Fazit von Hamilton.
"Es war bisher ein unglaubliches Wochenende", sagt er nach seiner 22. Pole-Position in der Formel 1. Sein Auto sei perfekt vorbereitet gewesen - auch im Hinblick auf die jüngsten Modifizierungen. "Zu sehen, dass die Upgrades funktionieren, ist schön. Ich kann mit dem Auto Dinge anstellen, die davor nicht gegangen sind." Das war im Qualifying zu sehen. Hamilton in Ungarn - eine Klasse für sich.
Ricciardo hat ganz früh Feierabend
Doch der Reihe nach: Im unter strahlendem Sonnenschein und unter sommerlich-warmen bis heißen Temperaturen ausgetragenen Q1 wurde rasch deutlich, dass die drei jüngsten Formel-1-Teams mal wieder ohne Chance sein würden. Die Frage war nur: Wer würde das "Kellerduell" der Königsklasse für sich entscheiden. Überraschungen blieben dabei aus: Caterham schlug Marussia und auch HRT.
Einmal mehr behielt Heikki Kovalainen (Caterham/19.) die Oberhand und verwies Witali Petrow (Caterham/20.) sowie Charles Pic (Marussia(21.), Timo Glock (Marussia/22.), Pedro de la Rosa (HRT/23.) und Narain Karthikeyan (HRT/24.) auf die Plätze. Zittern musste dagegen das Sauber-Team: Die Zeit war schon abgelaufen, da saß Kamui Kobayashi noch auf dem heißen Stuhl.
In buchstäblich letzter Sekunde gelang es dem Japaner aber, den 18. Platz zu verlassen und sich weiter vorn einzureihen, sodass Daniel Ricciardo (Toro Rosso) den schwarzen Peter bekam. Und beinahe wäre es sogar für Red Bull richtig dick gekommen: Die aktuellen Weltmeister lagen mit Webber und Vettel auf den Rängen 16 und 17, als abgewinkt wurde. Das war mehr als knapp!
Eine recht klare Angelegenheit war indes die Vergabe der vorderen Plätze: Hamilton fuhr in 1:21.794 Minuten vor Paul di Resta (Force India) und Jenson Button (McLaren) zur Bestzeit und sicherte sich das Weiterkommen. Auch die beiden Mercedes-Fahrzeuge kamen ohne Probleme durch - Hoffnung keimte auf. Rosberg hatte sich als ordentlicher Vierter qualifiziert, Schumacher noch als Elfter.
Webber und Mercedes enttäuschen
In Q2 lief für Silber aber plötzlich gar nichts mehr. Während Hamilton ganz vorn in 1:21.060 Minuten eine neue absolute Wochenend-Bestzeit aufstellte und Vettel auf Rang zwei mehr als drei Zehntel abnahm, kamen Rosberg und Schumacher einfach nicht auf Touren. Das aus Mercedes-Sicht sehr enttäuschende Resultat: Rang 13 für Rosberg und sogar nur Position 17 für Schumacher.
"Wir fahren gerade Achterbahn", meint der Rekord-Weltmeister und macht keinen Hehl aus seiner Stimmungslage: "Das ist eine ernüchternde Abkühlung. Es ist aber so." Eine solche Form habe sich bereits im dritten Freien Training angedeutet. "Heiße Bedingungen sind nicht für uns gemacht. Das wissen wir", sagt Schumacher, der noch dazu seine letzte Runde vorzeitig abbrechen musste.
Williams-Fahrer Maldonado war direkt vor ihm in den Kies gerutscht, was Dreck auf die Bahn geschleudert und Schumacher irritiert hatte. Viel besser wäre es aber vermutlich nicht gelaufen, wie Rosbergs Abschneiden beweist. Doch der jüngere der beiden Mercedes-Piloten zeigt sich ratlos: "Es ist schwierig zu verstehen, warum so viel gefehlt hat. Das müssen wir jetzt erst einmal analysieren."
"Eigentlich lief das Qualifying optimal", meint Rosberg. Nur das Tempo habe gefehlt. Damit stand Silber aber nicht alleine da - auch bei Webber lief es nicht nach Plan. Di Resta, in Q1 noch Zweiter, brachte seine Runde ebenfalls nicht auf den Punkt. Und auch die beiden Sauber-Piloten waren nicht dazu in der Lage, sich weiter vorn zu platzieren. In Q3 waren all diese Fahrer daher nur Zuschauer.
Q3 ist ein Fall für Hamilton
Und sie sahen eine wahre Hamilton-Show. Der britische McLaren-Fahrer setzte sich sofort erneut an die Spitze und wäre selbst mit diesem ersten "Schuss" vorn gewesen, legte aber noch einmal nach. In 1:20.953 Minuten knallte er der Konkurrenz eine ordentliche Breitseite vor den Bug und meinte danach: "Jede Runde war gut, bis auf die erste in Q3." Selbst dieser "schlechte" Versuch hätte ausgereicht.
Vettel sah dies nach seiner einzigen Runde ein und stellte den Red Bull vorzeitig an der Box ab - mit fast einer halben Sekunde Rückstand auf Hamilton. "Lewis war heute etwas zu weit voraus", sagt der Weltmeister anerkennend. Dass er sich allerdings noch hinter Lotus-Pilot Grosjean einreihte, stinkt Vettel. "Romain wäre schlagbar gewesen", meint er angesichts des Abstands von 0,050 Sekunden.
Vom eigenen Teamkollegen gebügelt, aber immerhin Vierter wurde Button, der damit Räikkönen im Lotus auf Distanz hielt. Und den WM-Spitzenreiter im Ferrari, Fernando Alonso. Der zeigt sich ganz realistisch: "Wir müssen so ehrlich sein und uns eingestehen, dass wir hier nicht so schnell sind wie die Spitze. Im Moment bin ich Sechster und denke an die Weltmeisterschaft", erläutert Alonso.
Und er wähnt sich gut aufgestellt - weil Webber patzte. "Er ist mein erster Verfolger, und er wurde Elfter", sagt Alonso. Das Ziel könne daher nur lauten, den Red-Bull-Piloten am Sonntag hinter sich zu behalten. Hinter Alonso, da stehen in der Startaufstellung übrigens noch sein Ferrari-Teamkollege Massa, das Williams-Duo und Hülkenberg als zweitbester Deutscher. Doch "Hülk" ist enttäuscht.
Hamilton geht als Favorit ins Rennen
"Es wäre mehr drin gewesen", meint der Force-India-Fahrer. "Meine Runde war alles andere als gut. Ich wollte zu viel, ich war zu gierig. Hätte ich meine Runde aus Q2 wiederholt, wäre ich Sechster." So ist es Platz zehn, direkt vor Webber und Teamkollege di Resta. "Positiv ist natürlich, dass ich in Q3 gekommen bin", erklärt Hülkenberg. "Mit dem Startplatz bin ich aber eigentlich nicht ganz zufrieden."
Groß ist die Freude hingegen bei McLaren, die am Sonntag zum 150. Mal von der Pole-Position in ein Formel-1-Rennen starten. "Lewis ist schon das gesamte Wochenende sehr stark", sagt Teamchef Whitmarsh. "Er hat das Qualifying dominiert und fuhr eine perfekte Runde. Besonders schön ist, dass er hier unsere 150. Pole geholt hat. Jetzt müssen wir am Sonntag aber auch die Punkte einfahren."
Nichts Anderes hat Hamilton im Sinn: Mit der nötigen Gelassenheit peilt er 25 Zähler an. "Wenn du Rennen gewinnen willst, musst du einfach kühlen Kopf bewahren, einen guten Start erwischen und die Strategie richtig hinbekommen", meint der McLaren-Pilot. Klingt ganz einfach, doch Grosjean, Vettel und Co. werden sicher alles daran setzen, Hamilton das Leben ziemlich schwer zu machen.
Und dann wären da noch die wechselhaften Bedingungen bei Budapest. Schon am Freitag war es urplötzlich zu heftigen Regenschauern gekommen - am Sonntagnachmittag können sogar kleine Gewitter auftreten. Heiß wird es in jedem Fall: Vorhergesagt sind Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Und vorn dabei sind einige Piloten, die Hamilton den Sieg streitig machen wollen ...