Räikkönen will siegen, Grosjean ein Präsent für die Gattin
Lotus in Ungarn: Während der Finne den Journalisten keine zweiten Plätze mehr erklären will, hat ein motivierter Grosjean die Flitterwochen im Auge
(Motorsport-Total.com) - Für Lotus geht die Jagd nach dem ersten Sieg weiter. In Ungarn erwartet die Truppe um Teamchef Eric Boullier eine vielversprechende Gelegenheit, schließlich ist die Strecke vor den Toren von Budapest für ihre hohe Temperaturen bekannt. "Es sollte heiß und hoffentlich sonnig sein, was unserem Auto eher entgegenkommt als die kühlen Bedingungen, die uns zuletzt erwartet haben - und ganz sicher besser, als Kälte und Nässe", meint Romain Grosjean.
Der Franzose zieht eine gemischte Bilanz zur Saisonhalbzeit: "Wir hatten sehr gute Resultate, aber auch sehr schlechte Rennen. Das vergangene war vielleicht das schlechteste." Da passt es gut, dass Grosjean sich mit positiven Erinnerungen an den Hungaroring motivieren kann. "Es ist ein Kurs, den ich mag und mit dem ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht habe", erinnert er an seine erste Pole-Position in der GP2 im Jahr 2008 und den dritten Rang 2011.
Räikkönens heimliches Heimrennen
Grosjean bemerkt über das vergangene Jahr: "Das war ein sehr gutes Wochenende." Zurück in der Formel 1 hofft er, von den Erfolgserlebnissen in der höchsten Nachwuchsklasse zu profitieren. "Ich fahre mit einer positiven Einstellung nach Ungarn. Hoffentlich verhilft mir das zu einem gelungen Rennwochenende." Das Wetter könnte seinen Teil dazu beisteuern: "Alle Sessions im Trockenen zu bestreiten wäre sicher hilfreich", hofft Grosjean.
Auch Kimi Räikkönen hat in Osteuropa Erfolge gefeiert. "Ich habe in Ungarn ein Mal gewonnen und bin drei Mal Zweiter gewesen", erinnert er an den Grand-Prix-Sieg, den er 2005 im McLaren bejubelte. "Es ist ein sehr heißes Rennen, das viel abverlangt. Nur wenn du gewinnst, leidest du nicht. Hoffentlich leide ich dieses Mal nicht", schielt Räikkönen auf den Platz ganz oben auf dem Podium und nennt es "immer schön, nach Ungarn zu kommen".
Das dürfte auch daran liegen, dass an den Hungaroring so viele finnische Fans pilgern wie zu keinem anderen Grand Prix. Aus Helsinki ist keine Strecke im aktuellen Kalender so "nahe" wie die Piste unweit von Budapest. Auf den Autobahnen sind genau 1752 Kilometer zurückzulegen. "Es ist toll, blau-weiße Flaggen wehen zu sehen. So nahe kommen wir finnischen Fahrer sonst nie an ein Heimrennen. Hoffentlich kann ich den Fans einen Sieg schenken", erklärt Räikkönen.
Suche nach einem guten Qualifying
Viel Action auf dem Asphalt will er den Landsleuten nicht versprechen. "Es ist eine der Strecken, auf denen das Überholen sehr schwierig ist. So muss man natürlich im Qualifying vorne sein und idealerweise die schmutzige Seite der Startaufstellung vermeiden", weiß Räikkönen. Ein Problem für Lotus? "Wir waren im Zeittraining bisher nicht der Maßstab, aber bei hohen Temperaturen gut im Rennen. Es wäre nicht das Ende der Welt, wenn wir in der Qualifikation nicht an der Spitze wären, aber es würde die Dinge auch nicht einfacher machen."
Grosjean stimmt mit ein: "Die alte Geschichte: Wir brauchen ein gutes Qualifying. Wir haben einige Updates - gute Neuigkeiten. Ich bin mir sicher, dass wir uns im Vergleich zum vergangenen Rennen steigern werden." Abgesehen von den Problemen beim Überholen erkennt Räikkönen, der ebenfalls die harte Arbeit des Teams betont, im Layout weitere Tücken. "Der Kurs zählt nicht zu den schwierigsten, ist aber immer noch eine Herausforderung."
Räikkönen weiß: "Es ist eine langsame und windige Strecke mit zwei Dingen, die wichtig sind für schnelle Rundenzeiten: Gutes Einlenkverhalten und gute Traktion. Wer darüber verfügt, hat ein gutes Auto." Besonders bei hohen Temperaturen glaubt Lotus, ein solches sein Eigen zu nennen. "Wir sind zuversichtlich, was unsere Konkurrenzfähigkeit in Ungarn angeht. Normalerweise haben wir dort heiße Wochenenden und die sind es, nach denen wir uns den ganzen Sommer über gesehnt haben."
Erst Ungarn, dann Urlaub
Es sei Lotus bei sommerlichen Bedingungen immer gelungen, verschiedene Strategien zum eigenen Vorteil zu nutzen. "Außerdem ist es das letzte Rennen vor der Sommerpause und es ist eine großartige Stadt, um die erste Jahreshälfte zu beschließen", ergänzt Räikkönen. Der 32-Jährige laciert eine kleine Kampfansage: "Es ist nie schön, den Journalisten nach einem Rennen ohne Sieg gegenüberzutreten. Ich liebe es, zu gewinnen, und nicht, zu erklären, warum ich es nicht getan habe."
Nach dem Ungarn-Grand-Prix steht für die beiden Piloten Entspannung auf dem Programm. Grosjean will einen Pokal für die frisch angetraute Gattin Marion. "Ich werde in die Flitterwochen fahren, es wird also ein guter Monat für mich. Hoffentlich trete ich den Urlaub mit einem netten Geschenk - einem Podiumsplatz in Ungarn - an." Auch Räikkönen freut sich auf die Formel-1-Ferien: "Ein Sommerurlaub, um die Batterien für den letzten und wichtigsten Teil der Saison aufzuladen, ist eine angenehme Sache."