• 19. Juli 2012 · 20:27 Uhr

Hockenheim: Kann McLaren zurückschlagen?

Nach zuletzt enttäuschenden Auftritten legt McLaren zum Grand Prix in Deutschland kräftig nach - Jenson Button: "Abtrieb ist der Schlüssel zu allem"

(Motorsport-Total.com) - Während sich Red Bull, Ferrari und Lotus an der Spitze immer mehr absetzen konnten, trat McLaren zuletzt auf der Stelle. Selbst die Updates an Frontflügel und Bremsbelüftung, mit denen die Briten beim Heimspiel in Silverstone antraten, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Nach den Rängen acht (Lewis Hamilton) und zehn (Jenson Button) berief man in Woking eine Krisensitzung ein. Fahrer, Techniker und Teamverantwortliche berieten am vergangenen Dienstag über die weitere Marschroute.

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Der große Wunsch der Briten: McLaren soll wieder an Ferrari vorbeiziehen Zoom Download

"Wir haben die vergangenen drei Rennen analysiert und auf die Zukunft geschaut. Es gab natürlich viele kritische Anmerkungen. Das ist ganz normal, wenn es nicht so läuft wie man sich das vorstellt. Es gab aber gleichzeitig auch eine Aufbruchstimmung und positive Aussichten auf die kommenden Rennen", berichtet Button. "Da wurde es nicht laut, sondern wir haben vernünftig diskutiert. Bei uns wird nicht herumgeschrien. Solche Emotionen kommen nur heraus, wenn wir Rennsiege feiern."

"Es war sehr interessant. Wir haben beispielsweise auch nochmal auf Kanada geblickt, wo wir mit zwei völlig unterschiedlichen Varianten gefahren sind. Der Reifenverschleiß unterschied sich extrem. Es ist fast unmöglich, innerhalb von drei Runden ein Graining auf den Hinterreifen zu erzeugen, aber in Kanada war das bei mir so. Wir haben viel daraus lernen können", sagt der Champion von 2009. Man habe erkannt, dass man im Vergleich zur Konkurrenz deutliche Schwächen habe.

"Wir treten hier mit zahlreichen Updates an, sowohl im mechanischen als auch im aerodynamischen Bereich. Hoffentlich funktionieren diese Neuentwicklungen gut", so Button vor dem Grand Prix in Hockenheim. "Ich bin überzeugt, dass es gut werden wird. Das sind keine komplizierten Entwicklungen wie damals ein angeblasener Diffusor oder so etwas, sondern logische Schritte, die uns schlichtweg schneller machen sollten. Ob es dann für ganz vorne reicht, weiß ich nicht. Aber es sieht gut aus."

McLaren ab sofort wieder siegfähig?

"Wir werden es morgen sehen", erklärt Teamkollege Hamilton, der in der WM-Wertung zwar 37 Punkte Rückstand hat, aber immerhin noch Titelchancen besitzt. "Ich weiß, wie viele neue Teile wir dabei haben. Ich hoffe sehr, dass diese uns den Fortschritt ermöglichen, um wieder um Siege kämpfen zu können. Das Team steht unter Druck, Updates bringen zu müssen, wir Fahrer stehen unter Druck, die nötigen Resultate zu holen. Unser Auto wird an diesem Wochenende sicherlich besser sein."

McLaren hatte in den vergangenen Wochen den Anschluss verloren. "Wir sind nicht langsamer geworden. Andere haben ihr Potenzial besser ausgeschöpft oder technisch nachgelegt", sagt Button. "Ich hatte beispielsweise bei Lotus in den ersten Rennen nicht das Gefühl, dass sie alles abrufen können. Nun schaffen sie das - einige andere eben auch. Ferrari und Red Bull sind allen etwas davongezogen. Das liegt an deren großen Updates. Ferrari ist seit Barcelona richtig schnell. Dort bekamen sie ihre neuen Teile."

"In Valencia machte Red Bull den stärksten Eindruck, in Silverstone denke ich, hätte Fernando das Rennen gewinnen können. Die hatten eine seltsame Strategie. Ich halte den Ferrari für sehr schnell. Auch Lotus ist stark. Dahinter kommt dann eine ganze Reihe verschiedener Autos: Mercedes, Sauber, Williams und unseres. Force India ist auch fast dran", so die Einschätzung von Button. "Wir hatten bislang keine ausreichend großen Entwicklungsschritte, um vorne mithalten zu können."

Dieses große, möglicherweise entscheidende Update kommt nun in Hockenheim an den MP4-27. Es wird für den weiteren Saisonverlauf sehr wichtig sein. "Ich weiß nicht, ob unser Auto sensibler als andere reagiert, aber Tatsache ist, dass es uns bisher immer schwer fiel, es im passenden Arbeitsbereich zu halten", erklärt Technikchef Paddy Lowe gegenüber 'Autosport'. "Das Auto hat keine grundlegenden Schwächen. Uns gelingt es nur nicht, stets das Beste aus den Möglichkeiten zu machen."

Abtrieb ist das Allheilmittel

Teams wie Sauber oder Williams haben es zuletzt immer besser verstanden, die Reifen im optimalen Betriebsfenster zu betreiben. "Wenn man sich den Reifenabbau im Vergleich zu den besseren Teams - inklusive Sauber - mal anschaut, dann waren wir diesbezüglich immer schlechter. Das liegt daran, dass die mehr Abtrieb haben. Es hängt zum Teil auch mit dem Setup zusammen", so die Einschätzung von Button.


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"Wir werden an diesem Wochenende besonders an unserer Longrun-Leistung arbeiten. Das war bisher eine große Schwäche. Im Qualifying sahen wir zuletzt oft besser aus als in den Rennen, was für McLaren sehr ungewöhnlich ist", sagt der Weltmeister von 2009. "Ich habe mich zuletzt schon wieder viel wohler im Auto gefühlt. Es war nur leider so, dass es generell an Tempo fehlte. Der Bereich, in dem wir am weitesten zurücklagen, war die Reifentemperatur. Wir haben dort aber auch mehr herum experimentiert als andere. "

"Abtrieb ist Abtrieb. Je mehr du davon hast, desto einfacher wird alles andere. Du kannst dann viel besser die Temperatur in die Reifen bekommen, kannst auf manche behelfsmäßigen Teile verzichten, die wir zuletzt brauchten, um die Reifen ins Fenster zu bekommen", so das Allheilmittel laut Button. "Im mechanischen Bereich haben wir neue Teile dabei, die uns bezüglich Verschleiß helfen sollten. Es sollte besser werden. Der große Schlüssel ist aber der Abtrieb. Er hilft dir beim Beheben von Problemen jeglicher Art."

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