Stand the rain: Britische Fans trotzen dem Wetter
Trotz Stau bei der Anreise, Dauerregen und kaum Fahrbetrieb auf der Strecke feierten die Fans auf den Tribünen in Silverstone eine Formel-1-Party
(Motorsport-Total.com) - Die britischen Motorsportfans haben weltweit einen sehr guten Ruf. Sie gelten als überaus fachkundig und kennen sich mit Fahrern, Autos und Rennserien oft bemerkenswert gut aus. Außerdem gilt das Publikum an britischen Rennstrecken als sehr objektiv. Zwar werden die einheimischen Fahrer mit vollem Einsatz unterstützt, doch auch gute Leistungen anderer Piloten werden anerkannt und mit Applaus honoriert. Heute wurde in Silverstone jedoch noch eine dritte herausragende Eigenschaft der britischen Fans offensichtlich: Die Leidensfähigkeit.
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Regen - na und? Den Fans in Silverstone machte das schlechte Wetter nicht viel aus Zoom Download
Denn wer immer heute das Freie Training besuchen wollte, war wirklich nicht zu beneiden. Schon die Anreise zur Rennstrecke stellte die Fans auf eine harte Geduldsprobe. Zwar ist Silverstone für seine Staus bekannt, doch was sich heute auf den Zufahrtsstraßen abspielte, erinnerte manche Beobachter an den Mega-Stau des Jahres 2000. Bis zum Nachmittag hatten viele Besucher den Kurs noch nicht erreicht, während die Organisatoren mit ihrem Latein am Ende waren.
"Ein großes Problem ist der Verkehr zu den Campingplätzen. Sie sind voll", wandten sich die Streckenbetreiber via 'Twitter' an die Fans und appellierten: "Wenn Sie nicht reserviert haben, versuchen sie bitte nicht, nach Silverstone zu kommen. Alle, die schon hier sind, versuchen wir so schnell wie möglich auf einen Parkplatz zu leiten. Es tut uns leid für alle, die im Verkehr feststecken."
Verkehrschaos rund um Silverstone
Wer es auf einen der Parkplätze geschafft hatte, für den fing die wahre Leidenszeit erst an. Über Wege, die der Dauerregen in eine matschige Seenlandschaft verwandelt hatte, kämpften sich die Zuschauer Richtung Tribüne. Dort angekommen hofften sie, von den Piloten durch aufregende Fahraction für die Entbehrungen belohnt zu werden. Doch auch daraus wurde nichts: In den den beiden Trainingseinheiten fuhren die Fahrer nur wenige Runden, minutenlang war überhaupt kein Auto auf der Strecke.
Das tat selbst den Piloten leid. Auf die Frage nach den Bedingungen empfiehlt Sebastian Vettel jemand zu fragen, der sie hautnah erlebt hat: "Geh' mal hin und frage die Fans auf den Tribünen (lacht; Anm. d. Red.). Wir dürfen uns glücklich schätzen, in der Garage sitzen zu können - im Trockenen. Die Leute auf den Rängen wissen, wie stark es geregnet hat", so der Red-Bull-Pilot. "Es tut mir leid für die Fans. Es wäre wirklich toll gewesen, mehr zu fahren", sagt auch Daniel Ricciardo im Gespräch mit 'Sky Sports F1'.
Kaum Fahrbetrieb im Nassen
"Die Drainage an diesem Kurs ist nicht so gut. Deshalb gibt es viel stehendes Wasser und hier und da auch Aquaplaning. Wir haben halt nicht genug Reifen", entschuldigt sich Hamilton. "Leider konnten wir nicht so viele Runden zurücklegen. Schade ist das vor allem für die Leute, die im Regen sitzen", denkt auch Vettel an die Fans.
"Es ist schrecklich", schließt sich auch Webber seinen Kollegen an. "Die Fans verstehen nicht, warum wir nicht fahren, vor allem wenn die Bedingungen am gesamten Wochenende ähnlich sein sollen. Heute waren den meisten von uns die Hände gebunden, denn es ist nicht sinnvoll heute viele Runden zu fahren und die Reifen zu verschleißen, denn dafür bekommen wir keine Punkte. Das ist für die Fans sehr frustrierend, wir fühlen mit ihnen."
Doch all das Mitgefühl der Fahrer hatten die Fans gar nicht nötig. Trotz der extrem widrigen Bedingungen ließen sich die Zuschauer die gute Stimmung nicht verderben und feierten eine Formel-1-Party. Als sich Kamui Kobayashi gegen Mitte des zweiten Freien Trainings erbarmte und auf die Strecke ging, schwappte eine Laloa-Welle über die Tribünen. Mancher fühlte sich an die irischen Fußballfans erinnert, die bei der Europameisterschaft ihr Team auch bei aussichtslosem Rückstand noch frenetisch durch Gesänge anfeuerten.