Bestzeit für Button, aber Vettel Schnellster
Bestzeit-Runde nicht zu Ende gefahren: Sebastian Vettel ist in Valencia Pole-Favorit, die Bestzeit ging aber vor Lotus und Force India an Jenson Button
(Motorsport-Total.com) - Ein irreführendes Resultat ergab das dritte Freie Training zum Grand Prix von Europa in Valencia. Denn Bestzeit fuhr nicht etwa der schnellste Mann im Feld, Sebastian Vettel (Red Bull), sondern McLaren-Pilot Jenson Button, gestern noch deutlich abgeschlagen. "Vielleicht sind sie gestern mit viel Sprit gefahren und haben geblufft", vermutet Experte Marc Surer.
Aber Vettel hätte die Bestzeit von 1:38.562 Minuten am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ locker unterboten. Der Weltmeister wartete lange, bis er mit weichen Reifen auf die Strecke ging, und leistete sich dann im ersten Versuch einen der erneut häufigen Verbremser in den Notausgang der Strecke. Versuch Nummer zwei begann er mit absoluten Bestzeiten im ersten und zweiten Sektor - doch die Runde konnte er wegen abgelaufener Zeit nicht mehr zu Ende fahren.
Vettel für Ferrari Pole-Favorit
"Vettel war auf der In-Lap sehr schnell. Er ist der Favorit auf die Pole-Position", steht für Ferrari fest. Dass weder der Deutsche (13./+0,872) noch Mark Webber (19./+2,720) eine ordentliche Soft-Zeit vorweisen können, sei "nicht optimal, aber für einen Red Bull verschmerzbar", findet Surer und ergänzt: "Bei Red Bull würde ich das nicht allzu tragisch einstufen." Schon eher tragisch: Webbers Bremsprobleme, wegen denen der Australier nur vier Runden absolvieren konnte.
Stark präsentierte sich das Lotus-Team, das schon gestern mit guter Longrun-Pace brillierte und heute Morgen auch im Qualifying-Trimm zu überzeugen wusste. Mit 0,093 beziehungsweise 0,197 Sekunden Rückstand landeten Romain Grosjean und Kimi Räikkönen auf den Plätzen zwei und drei. Dass Grosjean wieder einmal der schnellere Lotus-Mann war, ist insofern überraschend, als er seine schnellste Runde nicht perfekt traf.
Weiter als Geheimtipp gehandelt wird Force India: "Ihr Tempo sollte bei den anderen die Alarmsirenen aufheulen lassen", warnt Formel-1-Experte Gary Anderson. "Sie fahren mit viel weniger Anpressdruck, als für Valencia eigentlich normal ist, und das scheint recht gut zu funktionieren. Das ist ein guter Plan, denn so haben sie im Rennen viel Topspeed, um sich zu verteidigen oder zu überholen. Und man kann trotzdem Reifen schonen."
Alonso sauer auf Fotografen
In der Topspeed-Tabelle scheinen Nico Hülkenberg und Paul di Resta zwar nicht in der Top-6-Tabelle auf, im tatsächlichen Klassement aber sehr wohl - mit gerade mal drei Zehntelsekunden Rückstand. Hinter den beiden landete Sergio Perez (Sauber/+0,522) auf dem sechsten Rang, dicht gefolgt von Michael Schumacher (Mercedes/+0,579) und Lewis Hamilton (McLaren/+0,616). Felipe Massa (+0,756) landete als bester Ferrari-Pilot auf Position neun.
Ferrari fuhr heute übrigens nicht mehr mit allen Teilen, die gestern am Auto waren: "Wir haben nur die besten der neuen Updates am Auto. Den Rest werden wir wie geplant erst in Silverstone einsetzen", twittert die Scuderia. Fernando Alonso, wenig angetan von den vielen Fotografen und Kameraleuten rund um seine Box ("Die stehen jedes Mal im Weg, wenn ich reinkomme"), fuhr wieder zahlreiche Aero-Checkrunden. Am Ende Platz zwölf mit 0,833 Sekunden Rückstand.
Williams auf das Qualifying fokussiert
Spanien-Spezialist Pastor Maldonado schien zwischenzeitlich sogar auf Rang eins auf, fiel bis zum Ende der Session aber noch auf Platz zehn zurück. Ihm fehlten 0,795, Bruno Senna (14.) 0,981 Sekunden auf die Spitze. Kein perfektes Ergebnis angesichts der vorher via Twitter ausgegebenen Zielsetzung: "Wir bereiten uns heute Morgen auf das Qualifying vor. Überholen ist hier schwierig, umso wichtiger ist eine gute Startposition."
Am hinteren Ende des Feldes gab es - mit Ausnahme von Nico Rosberg (15./Mercedes/+1,384), der seine Runde nicht hinbekam - keine nennenswerten Überraschungen. Was das Ergebnis für das Qualifying bedeutet, ist aber schwierig einzuschätzen. Vettel, schon am Freitag Schnellster, gilt nun zwar für viele als Favorit, aber angesichts des engen Konkurrenzkampfs können diesmal bis zu sieben Teams um die Pole-Position fighten...