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Märchen, Mythen, Monte Carlo
Vorschau auf den Saisonhöhepunkt: Wenn 18.000 PS zum 70. Mal durch die Straßen von Monte Carlo donnern, bekommen nicht nur die vielen Prominenten Gänsehaut
(Motorsport-Total.com) - Es ist das verrückteste Formel-1-Rennen des Jahres, der Grand Prix von Monaco in Monte Carlo. Auf der einen Seite liebt der Formel-1-Tross den irren Stadtkurs inmitten der monegassischen Metropole, in der ein mehrstelliger Kontoauszug die Aufenthaltsgenehmigung für die Einwohner ist, auf der anderen Seite verabscheuen die Teams die Strecke vor allem wegen ihrer bescheidenen Sicherheitsstandards.
© xpb.cc
Jachten der Reichen und Schönen: Die Atmosphäre in Monte Carlo ist einzigartig Zoom Download
Zumindest die Arbeitsbedingungen für die Teams sind seit einigen Jahren besser, ist doch im Hafen eine geräumige Boxenanlage installiert worden. Dazu wurde die gewohnte Streckenführung in der Rascasse um zehn Meter in Richtung Meer verlegt, wo durch Aufschüttungen 5.000 Quadratmeter zusätzlicher Raum entstanden ist. Die neue Boxenanlage befindet sich direkt hinter der alten, die Fahrer biegen vor der letzten Kurve in die Boxenstraße ein.
Wer mit rund 160 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit mitten durch eine Stadt fährt, in der Auslaufzonen genauso Mangelware sind wie Restaurants, in denen man einen Kaffee zu Normalbürgerpreisen erhält, muss ein wenig verrückt sein. Für den ehemaligen Grand-Prix-Piloten Ralf Schumacher entspricht diese Strecke einfach nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards: "Ich warne immer wieder, dass dieses Rennen nicht mehr zeitgemäß ist."
In Monaco liegt das Geld
"Hier liegt das Geld", erklärt Teamchef Frank Williams, warum die Formel 1 auch heute noch so gerne nach Monaco reist. Nirgendwo sonst geben sich so viele Prominente und Sponsorenvertreter ein Stelldichein wie in der Stadt der Reichen und Schönen, in der das Formel-1-Rennen eigentlich nicht viel mehr ist als die perfekte Bühne, um sich vor der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Wer sich den Luxus leisten kann, dockt mit seinem Privatschiff am Hafen an und genießt das Rennen von Deck. Nirgendwo sonst laden die Teams so viele Prominente ein wie in das Fürstentum.
Der besondere Kick
"Rennfahren in Monaco ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer", sagte einst der dreifache Weltmeister Nelson Piquet über die Fahrerstrecke an der Cote d'Azur, wo sich Jahr für Jahr die Spreu vom Weizen trennt. Zum 70. Mal fährt die Formel 1 in diesem Jahr dort, wo sie nach all den Diskussionen um die Sicherheit nun wirklich nicht hingehört: "Es ist nach wie vor skurril, dass dort überhaupt eine Rennstrecke sein kann", meint Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Mit einer Renndistanz von knapp über 260 Kilometern bleibt man ausnahmsweise unter der ansonsten vorgeschriebenen Mindestdistanz von 305 Kilometern - sonst würde der Grand Prix die Maximaldauer eines Rennens von zwei Stunden überschreiten.
Angst vor einem Horrorunfall
Die Geschichte zollt Monaco erwartungsgemäß keinen hohen Sicherheitsstandard. 1967 wurden dem Italiener Lorenzo Bandini die eigentlich zur Absicherung gedachten Strohballen zum tödlichen Verhängnis. Nach einem Unfall in der Hafenschikane fing sein Auto Feuer, das schnell auf die Strohballen übergriff. Die damals noch unzureichend ausgerüsteten Streckenposten konnten den Piloten nicht schnell genug aus dem Flammeninferno retten. Ein paar Jahre zuvor war Alberto Ascari in der Hafenschikane ins Meer gesegelt, aber Froschmänner konnten ihn rechtzeitig aus dem Wasser fischen.
Der letzte folgenschwere Unfall war 1994 der Crash Karl Wendlingers ausgangs des Tunnels. Der Österreicher lag anschließend wegen schwerer Kopfverletzungen wochenlang im Koma. Aus diesem Unfall hat man gelernt: Die Hafenschikane wurde durch Reifenstapel gesichert, für das Cockpit wurde ein seitlicher Kopfschutz Vorschrift. Den Tunnel in Richtung Hafenschikane verlassen die Fahrer mit rund 300 km/h - die Angst vor einem Horrorunfall am Ende des Tunnels oder gar in der nicht einsehbaren Kurve innerhalb des Tunnels fährt immer mit. 1998 (Wurz), 2002 (Sato) und 2003 (Button) entging das Fürstentum an dieser Stelle nur knapp einer Katastrophe.
1.000 Kurven, 3.000 Schaltvorgänge
3,340 Kilometer lang ist der Kurs von Monaco. 2011 drehte Sebastian Vettel im Red-Bull-Renault mit 1:13.556 Minuten im Qualifying die bisher schnellste Runde im Fürstentum. Enge Kurven, Unebenheiten, Kanaldeckel und Fahrbahnmarkierungen sind die Tücken der Strecke, die keine andere Teststrecke bietet. "Monaco ist ungewöhnlich, weil die Strecke mit knapp über 3,3 Kilometern sowohl die kürzeste und mit einem Schnitt im Qualifying von unter 170 km/h die langsamste Strecke ist. Jede Runde besteht aus 13 Kurven, was bedeutet, dass man bei 78 Runden über 1.000 Kurven zu durchfahren hat", erklärt Ingenieurslegende Pat Symonds.
"Die Fahrer haben nicht die Möglichkeit zur Erholung und machen aus diesem Grund leicht einen Fehler. Da es in Monaco an Auslaufzonen mangelt, sind diese Fehler folgenreich. Zusätzlich werden pro Runde 54 Gangwechsel durchgeführt, was pro Rennen 4.000 Schaltvorgänge bedeutet. Auch wenn man heute nur noch mit den Fingern tippen muss, verlangt das den Fahrern viel Konzentration ab, weil sie im Schnitt alle zwei Sekunden schalten müssen."
Nach dem Rennen 2011 wurden einige Kleinigkeiten an der Strecke geändert: Der Kurs wurde an manchen Stellen neu asphaltiert, um einige Bodenwellen zu beseitigen. Die Auslaufzonen in Ste. Devote, Mirabeau und in der Schikane nach dem Tunnel wurden mit rauem Asphalt versehen, um die Autos im Falle eines Unfalles schneller abzubremsen. Zudem wurde als Reaktion auf den Crash von Sergio Perez im Vorjahr auch der Krahn entfernt, wodurch man 15 Meter zusätzlichen Platz gewinnen konnte. In Ste.-Devote und beim Schwimmbad wurden die Reifenstapel durch die sichereren, nachgebenden Tec-Pro-Begrenzungen ersetzt.
Die Pole-Position ist die halbe Miete
Besondere Bedeutung kommt auf dem Stadtkurs dem Qualifying zu, weil Überholmanöver im Rennen wegen der geringen Streckenbreite äußerst schwierig sind. "Das Setup für Monaco", erklärt Symonds, "ist sehr schwierig, weil sich die Strecke sehr schnell verändern kann, und dies macht den Fahrern sehr schwer zu schaffen, weil sie ihre Autos nicht richtig verstehen. Man muss ein gutes Setup finden, das genügend Traktion bietet, aber das auch das den modernen Formel-1-Autos angeborene Untersteuern so gut wie möglich vermeidet. Dieses Problem tritt besonders in langsamen Kurven auf."
Teamchef Frank Williams ist als Formel-1-Enthusiast bekannt, und er liebt Monaco besonders deshalb, weil er der fahrerisch mit Abstand schwierigste Kurs ist - ideal, um zu sehen, welcher Fahrer über das meiste Talent verfügt: "Der Straßenkurs von Monaco bedeutet für die Fahrer eine nicht endende Aneinanderreihung von Schwierigkeiten: scheinbar endlose Leitplanken, eingeschränkte Sicht durch die engen Visiere und wechselnd nach innen und nach außen hängende Kurven. Es ist offensichtlich, weshalb dieser Kurs eine besondere Herausforderung ist."
"Abtrieb" heißt das Zauberwort
Neben Budapest ist Monaco die Strecke, auf der man am meisten Abtrieb benötigt. Die Flügel sind so steil wie nur möglich gestellt. Man wird auf der engsten Strecke im Kalender aus diesem Grund zahlreiche Zusatzflügel sehen, die alle nur das eine Ziel haben: mehr Abtrieb zu generieren. Besonders belastet werden auch die Radaufhängungen, denn es kann gelegentlich zu Leitplankenkontakt kommen, und wegen der Bodenwellen auch das Getriebe. Die meisten Teams bringen daher verstärkte Teile nach Monaco mit.
Wie Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger erklärt, kann man sich auf dieses Rennen als Team kaum vorbereiten: "Monaco ist die am wenigsten berechenbare Rennstrecke im Kalender. Der Kurs ist kaum zu simulieren, weder die Asphaltverhältnisse noch die Streckenführung, die keiner permanenten Rennstrecke der Welt ähnelt. Kein Team weiß im Vorfeld wirklich, ob dieser Stadtkurs dem eigenen Auto liegt oder nicht. Als Fahrer setzt man sich gerne unter Druck, weil dies ein besonderes Rennen, mit vielen besonderen Gästen ist. Fast jeder Fahrfehler endet in der Leitplanke."
Nirgends muss der Motor länger vorbereitet werden
Obwohl Monaco alles andere als eine Motorenstrecke ist, müssen sich die Motorentechniker aufgrund des atypischen Layouts besonders intensiv auf das Rennen im Fürstentum vorbereiten. "In puncto Arbeitsstunden verlangt der Grand Prix von Monaco von den Ingenieuren die intensivste Vorbereitung", bestätigt Renaults Einsatzleiter Remi Taffin. "Zwischen zwei und vier Tagen arbeiten die Experten an den Motorenprüfständen und in der Konstruktionsabteilung gezielt auf das Rennen im Fürstentum hin. Bei anderen Rennen wie zum Beispiel dem Großen Preis von China ist es gewöhnlich nur ein Tag."
Wichtig ist nicht die Leistung, sondern die Fahrbarkeit: "Die Herausforderung in Monaco besteht darin, über einen Motor zu verfügen, der ein gutes Ansprechverhalten zeigt und bei Ein- und Ausfahrt in den langsamen Kurven mit einer guten Fahrbarkeit glänzt. Die Ingenieure programmieren daher ein Motormapping, das maximales Drehmoment in einem niedrigeren Drehzahlbereich zwischen 15.000 und 17.000 Touren bereitstellt als normalerweise zwischen 16.000 bis 18.000."
Zudem wird die Kühlung aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit auf eine harte Probe gestellt: "Das verwinkelte Streckenlayout gönnt dem Motor zudem keine Pause. Wir können es uns aber nicht erlauben, einfach zusätzliche Kühlöffnungen in die Karosserie zu scheiden, denn in den zahlreichen Kurven ist maximaler Abtrieb gefragt, zu dem jede aerodynamische Komponente beiträgt."
Die "Big Names" der Formel 1 sind in Monaco vorne
Dass der Circuit de Monaco an die Formel-1-Fahrer hohe Ansprüche stellt, zeigt auch ein Blick in die Statistik: Ayrton Senna liegt mit sechs Siegen in Führung, gefolgt von Michael Schumacher und Graham Hill mit jeweils fünf Triumphen. Alain Prost kommt auf vier Siege, vor Stirling Moss und Jackie Stewart mit drei und Juan Manuel Fangio, Niki Lauda, Jody Scheckter, David Coulthard und einigen weiteren Piloten mit zwei Siegen. Der zweifache Weltmeister Sebastian Vettel feierte 2011 seinen Premierensieg im Fürstentum. Dank der meist vielen Ausfälle können aber auch einmal ganz unerwartete Fahrer die Ziellinie als Erster überqueren, so zum Beispiel Olivier Panis im Jahr 1996.
Das dominanteste Team in Monaco ist McLaren. Das Team konnte 15 Rennen im Fürstentum für sich entscheiden, gefolgt von Ferrari mit acht, sowie BRM und Lotus mit je fünf Siegen.
Monaco - heiße Flitzer, heiße Jachten und heiße Kurven
In Monaco bestätigen sich sämtliche Klischees, die man mit der Gattung der Reichen und Schönen verbindet: Fotomodelle in Begleitung gut aussehender Herren, ältere Damen mit lila gefärbten Haaren, mit Brillanten behängt und Pudeln auf den Arm, neureiche Herren, die auch schon mal mehr als nur eine Rolex am Handgelenk tragen und jede Menge spärlich bekleideter junger Mädchen, die am Hafen entlang stolzieren und selten vergebens darauf hoffen, auf eine der Luxusjachten eingeladen zu werden.
Der Boulevard der Eitelkeiten kennt keine Grenzen. Aber es ist auch genügend wirkliche Prominenz vor Ort. So kann es ohne weiteres passieren, dass man auf der Straße mit Alain Delon zusammenstößt oder im Stau am Hafen einen unsanften Stoß von dem hinter einem stehenden Ferrari eines nicht weniger berühmten Mitbürgers bekommt. Da trifft sich Claudia Schiffer mit Phil Collins zum Mittagessen und Verona Pooth plauscht mit Udo Jürgens beim Nachmittagskaffee.
Will man dem internationalen Jetset und den Fahrern einmal ganz nahe sein, so empfiehlt sich auf jeden Fall eine Reise zum Grand Prix von Monaco. Nirgendwo sonst ist der Zuschauer so nahe am Geschehen wie in Monaco und nirgendwo sonst laufen so viel Angehörige der oberen Zehntausend auf so wenig Raum herum. In Kauf muss man dafür aber Preise nehmen, die einem normalen Bürger dazu verleiten, lieber an Durst zu leiden statt für ein Glas Mineralwasser 30 Euro zu zahlen.
Ohne Moos nix los...
Eine gut gefüllte Brieftasche ist für jeden Monaco-Besucher also ein Muss, auch wenn er nicht im Grand-Prix-Cafe Rascasse in der Avenue La Quarantaine isst oder abends im La Coupole im Hotel Mirabeau in der Avenue Princess Grace 1-3 für 800 Euro diniert, oder auch im Restaurant Le Louis XV im Hotel de Paris, wo ein Menü die Kleinigkeit von 150 bis 200 Euro kostet. Eine kleine Ausnahme unter den Restaurants bildet das Stars'n'Bars am Quai Antoine 1er 6, direkt am Zaun zum Fahrerlager, eine Blues-Bar mit hervorragenden Cajun-Spezialitäten. Hier kann sich ausnahmsweise auch Otto Normalverbraucher ein komplettes Abendessen für 20 Euro leisten.
Diejenigen, die frühzeitig reserviert haben und es sich leisten können, sitzen während des Rennens für 1.000 Euro pro Person - nur durch einen Maschendrahtzaun von der Strecke getrennt - im Grand-Prix-Cafe und speisen fürstlich Pizza und Bier.
Das Straßenbild wird von mehr Ferraris, Rolls-Royces und Lamborghinis bestimmt als auf jeder Automesse und sogar im Hafen herrscht akute Parkplatznot. Die größten und teuersten Jachten des Mittelmeers liegen so eng gedrängt, dass sich ihre Besitzer über die Reling fast die Hand geben können. Partys gibt es ebenfalls mehr als genug und in Monaco nehmen auch die Fahrer an den gesellschaftlichen Aktivitäten teil.
Sehen und gesehen werden
Abends, nachdem die Sonne untergegangen ist, beginnt das große Zurschaustellen. Vor dem Casino und dem berühmten Nachtklub Jimmy'Z in der Avenue Princess Grace 26 neben dem Monte Carlo Sporting Club stehen Horden von Menschen in kostbaren Abendroben beim Smalltalk und lächeln huldvoll in die Kameras der Fotografen. Hier herrscht am Sonntagabend reges Kommen und Gehen der Formel-1-Piloten, die ausgelassen feiern, egal ob sie gewonnen oder verloren haben.
Wer hierhin geht, sollte am besten noch viel in der Urlaubskasse haben, denn ein Fläschchen Mineralwasser kostet gerade mal die Kleinigkeit von 80 Euro und die vielen hübschen Mädchen, die gerne auch mal mehr tun als nur harmlos flirten, geben sich selten nur mit Wasser zufrieden. Klar ist auch, dass man als weiblicher Besucher des Jimmy'Z auf alle Fälle ohne Geldbeutel unterwegs ist...
Einer der Anziehungspunkte sämtlicher Monaco-Touristen ist die Tip Top Bar in der Avenue de Spelugues, die zu den Lieblingstreffpunkten der Mercedes-Mannschaft gehört und deren Stehpartys allabendlich zu großen Teilen auf dem Bürgersteig stattfinden.
Flirtchancen bieten sich in Monaco eigentlich überall, ebenso wie die Chance, Piloten und Prominenz hautnah zu sehen, insbesondere aber Wohltätigkeitsfußballturnier am Dienstagabend vor dem Grand Prix im Fußballstadion von Monte Carlo, im Stars'n'Bars, dem Grand-Prix-Cafe in der Rascasse, der Tip Top Bar und im Jimmy'Z.
Eine Runde in Monte Carlo:
In Monaco ist die Balance das Um und Auf. Man braucht ein sanftes, leicht fahrbares Auto, denn der Kurs ist äußerst eng und wellig. Anders als auf jeder modernen Strecke gibt es im Fürstentum so gut wie keine Auslaufzonen - und damit buchstäblich keinen Platz für Fehler. Daher ist das Rennen für die Piloten vor allem mental extrem anspruchsvoll. Auf den meisten Strecken gibt es mindestens eine Gerade, auf der man sich ein paar Sekunden entspannen kann, aber in Monaco sind die Fahrer pausenlos gefordert.
Wie auf allen Straßenkursen ist überholen schwierig, eigentlich fast unmöglich. Das liegt auch an dem niedrigen Gripniveau. Obwohl sich der Fahrbahnzustand im Lauf des Rennwochenendes bessert, sollte man die Ideallinie nie verlassen. Außerdem sind die meisten Bremszonen sehr wellig - wenn der Vordermann keinen Fehler macht, kommt man kaum vorbei.
Die erste Kurve, die Sainte Devote, ist eine der wenigen mit Notausgang. Der ist auch nötig, denn hier verpassen viele Fahrer mal den richtigen Brems- oder Einlenkpunkt. Die Kurve optimal zu erwischen, ist ziemlich schwierig. Erst recht direkt nach dem Start - und je weiter hinten man startest, desto enger wird es dort.
Die schnellste Stelle ist der Tunnel. Dieser kann nach wie vor mit Vollgas genommen werden, aber wegen der schwer betankten Autos dürfte das zu Beginn des Rennens etwas anspruchsvoller werden. Vor allem die Swimming-Pool-Schikane, also die Kurven 13 und 14, verlangen nach einer perfekten Fahrzeugbalance. Die Piloten fahren dort im fünften Gang - sie ist also unheimlich schnell. Man musst aggressiv über die Curbs fahren und das Auto schnell umsetzen können. Es passiert leicht, dass das Auto springt. Und wenn dabei etwas schief geht, heißt es: ab in die Leitplanken! Für viele Piloten ist dies einer der aufregendsten Streckenteile.
Zeitraffer:
2011:
Der Grand Prix von Monaco erlebte 2011 nicht nur den Premierensieg im Fürstentum von Weltmeister Sebastian Vettel, sondern auch schwere Unfälle. Im dritten Freien Training verlor Nico Rosberg das Auto ausgangs des Tunnels aus der Kontrolle und schlug nur mit Glück nicht in die Reifenstapeln ein - Sauber-Pilot Sergio Perez erging es im Qualifying an der gleichen Stelle schlechter. Der Mexikaner war zunächst bewusstlos, kam aber schließlich mit einer schweren Gehirnerschütterung und Prellungen davon. Im Rennen erwischte es den Renault-Piloten Witali Petrow, der beim Schwimmbad in die Leitplanken donnerte und ebenfalls mit dem Rettungsauto ins Krankenhaus gebracht werden musste. Er überstand den Crash unverletzt.
Das Rennen war von einer Meisterleistung Vettels geprägt, der wegen einer ungünstigen Safety-Car-Phase gegen Jenson Button (McLaren) und Fernando Alonso (Ferrari) strategisch ins Hintertreffen geriet und daher 62 Runden auf dem weichen Reifensatz unterwegs war. Seine Rivalen folgten ihm wie ein Schatten, konnten aber nicht überholen. McLaren-Star Lewis Hamilton, der von Startplatz neun weggefahren war, fiel durch Kollisionen mit Felipe Massa und Pastor Maldonado auf. Nach einer 20-Sekunden-Zeitstrafe wurde er Sechster.
2010:
Der Grand Prix von Monaco 2010 war das Rennen des Mark Webber. Der Monaco-Spezialist sicherte sich am Samstag die Pole-Position, zahlreiche Safety-Car-Phasen konnten den Red-Bull-Piloten auch am Sonntag nicht stoppen. Er sorgte damit für den ersten Monaco-Sieg der österreichischen Truppe mit Sitz in Milton Keynes. Teamkollege Sebastian Vettel wurde vor Renault-Pilot Robert Kubica, Felipe Massa und Lewis Hamilton Zweiter - erst später erkannte man einen Riss im Chassis des späteren Weltmeisters, der jeweils in den ersten Runden nach Ende der Safety-Car-Phasen an Boden verloren hatte. Der Grand Prix ging nach einer Kollision zwischen Jarno Trulli und Karun Chandhok neutralisiert zu Ende. Da das Safety-Car aber vor der Zielflagge in die Boxengasse eingebogen war, interpretierte Michael Schumacher dies als Rennfreigabe und überholte den sechstplatzierten Fernando Alonso. Die Rennkommissare brummten dem Mercedes-Star dafür nach dem Rennen eine Zeitstrafe von 20 Sekunden auf, womit der Deutsche vom siebten auf den zwölften Platz zurückfiel.
2009:
Monte Carlo stand 2009 ganz im Zeichen des Brawn-Teams: Jenson Button feierte einen überlegenen Sieg. Am meisten ins Schwitzen geriet er, als er sein Auto nach der Auslaufrunde fälschlicherweise nicht vor der Fürstenloge, sondern im Parc Fermé abstellte, weshalb er zu Fuß zur Siegerehrung joggen misste. Sein Teamkollege Rubens Barrichello wurde nach einem Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen (Ferrari) am Start Zweiter. Räikkönen wurde Dritter, Felipe Massa im zweiten Ferrari Vierter, Mark Webber Fünfter. Letzterer sammelte damit im Gegensatz zu Sebastian Vettel im anderen Red Bull Punkte, denn Vettel litt zunächst an massiven Reifenproblemen und setzte sein Auto bereits früh im Rennen in die Mauer. Nico Rosberg (Williams) lag phasenweise an vierter Stelle, wurde aber am Ende nur Sechster. Glück hatte Heikki Kovalainen (McLaren), dessen Unfall am Schwimmbad glimpflich ausging.
2008:
Ein Jahr nach dem Nichtangriffspakt gewann Lewis Hamilton (McLaren) erstmals den Grand Prix von Monaco: Der Brite lieferte abgesehen von einem Mauerkuss gleich in der Anfangsphase bei Regen eine überragende Leistung ab, setzte beim Reifenwechsel in der abtrocknenden Schlussphase auf die richtige Strategie und gewann vor Robert Kubica (BMW), der zwischenzeitlich in Führung gelegen war, und Felipe Massa (Ferrari). Tragischer Held des Rennens war Adrian Sutil (Force India), der nach einer fahrerischen Meisterleistung an vierter Stelle liegend nach der letzten Safety-Car-Phase von Kimi Räikkönen (Ferrari) abgeschossen wurde. Sebastian Vettel (Toro Rosso) wurde bei der Premiere seines neuen Chassis' starker Fünfter.
2007:
Monaco 2007 war eine rein silberne Angelegenheit: Bis auf Felipe Massa (Ferrari) überrundeten die McLaren-Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton das gesamte Feld und feierten einen überlegenen Doppelsieg. Leichten Stunk gab es nach dem Rennen allerdings um einen vom Team auferlegten Nichtangriffspakt, der Hamilton als Leidtragendem überhaupt nicht schmeckte. Vierter wurde Giancarlo Fisichella (Renault) vor Robert Kubica, Nick Heidfeld (beide BMW) und Alexander Wurz (Williams). Kimi Räikkönen kam vom 16. Startplatz dank einer Einstoppstrategie immerhin noch auf Rang acht nach vorne, biss sich aber am Ende an Wurz die Zähne aus.
2006:
Große Aufregung gab es in Monaco 2006 nur im Qualifying, als Michael Schumacher nach Bestzeit in der Rascasse einen Ferrari abstellte - Kritik schmetterte auf den Rekordweltmeister ein, er musste das Rennen von ganz hinten aufnehmen. Das Rennen wiederum verlief in ruhigeren Bahnen: Fernando Alonso übernahm vom Start weg die Führung vor dem starken Mark Webber im Williams, der später aber ausschied. Alonso gewann das Rennen vor Juan Pablo Montoya im McLaren. Teamkollege Kimi Räikkönen fiel aus. Dritter wurde David Coulthard im Red Bull, was für Partystimmung in der Energy-Station führte, Teamchef Christian Horner sprang sogar (fast) nackt in den Pool.
2005:
Kimi Räikkönen demonstrierte die gefundene Stärke bei McLaren und gewann überlegen den Grand Prix von Monaco. In einem wenig aufregenden Rennen gab es nur einige große Momente: Jarno Trulli (Toyota) zerstörte seine Chancen durch ein beherztes Überholmanöver an Giancarlo Fisichella (Renault), das zwar gelang, aber auch seinen Boliden beschädigte. Bei Sauber herrschte ebenfalls Krisenstimmung, nachdem sich die Teamkollegen Felipe Massa und Jacques Villeneuve nicht einig waren. Erfolg hingegen für Williams: Nick Heidfeld wurde Zweiter, Mark Webber Dritter.
2004:
Jarno Trulli (Renault) sicherte sich in einem verrückten Grand Prix seinen ersten Sieg vor Jenson Button (BAR) und Rubens Barrichello (Ferrari). Button-Teamkollege Takuma Sato verursachte durch einen Motorschaden einen Massencrash. Ohne Sicht krachte Sauber-Pilot Giancarlo Fisichella in das Heck von David Coulthard (McLaren). Der Römer landete unverletzt kopfüber auf einer Leitplanke. Eine weitere Schlüsselszene: Das Safety-Car musste auf die Strecke, als Fernando Alonso (Renault) beim Überrunden im Tunnel in die Leitplanken krachte. Während der Safety-Car-Phase bremste Schumacher im Tunnel, um die Bremsen aufzuwärmen. Juan Pablo Montoya (Williams) krachte dem Champion ins Heck, für den Ferrari-Piloten war das Rennen damit gelaufen. Insgesamt sahen nur neun Fahrer die Zielflagge.
2003:
Das Williams beendete in Monaco eine lange Durststrecke: Ralf Schumacher eroberte am Samstag die Pole-Position, fiel im Rennen aber wegen Reifenproblemen zurück. Teamkollege Juan Pablo Montoya entschied das Rennen für sich - der erste Monaco-Sieg für Williams seit 20 Jahren! Knapp dahinter sah Kimi Räikkönen die Zielflagge im McLaren vor Michael Schumacher im Ferrari als Zweiter. Auf den Plätzen folgten Ralf Schumacher, die beiden Renault von Fernando Alonso und Jarno Trulli, sowie Vorjahressieger David Coulthard und Rubens Barrichello im zweiten Ferrari.
2002:
Juan Pablo Montoya trumpfte im Qualifying dank der Michelin-Pneus groß auf und sicherte sich mit deutlichem Vorsprung eine gleichermaßen unerwartete wie fahrerisch erkämpfte Pole-Position, doch im Rennen fiel der Kolumbianer mit Motorschaden aus. In Führung setzte sich gleich am Start David Coulthard, der eine vorübergehende Schwäche seiner Michelin-Reifen mit beherzter Kampflinie überwand und die Ferraris anschließend mit viel Bauchweh hinter sich lassen konnte. Für viele war es die bis dahin beste Vorstellung des Schotten überhaupt - strategisch und fahrerisch ein Meisterstück.
2001:
Im Qualifying musste sich Michael Schumacher einem extrem starken David Coulthard geschlagen geben, doch dieser würgte das Auto wegen technischer Probleme am Vorstart ab und musste sich hinten anstellen. Später hielt den Schotten Arrows-Pilot Enrique Bernoldi über 40 Runden lang auf, so dass er nur als Fünfter die Zielflagge sah. Teamkollege Mika Häkkinen, der an jenem Wochenende seinem Teamchef mitteilte, dass er eine "Babypause" einlegen möchte, stellte sein Auto ab, da es angeblich unfahrbar war. Das Rennen gewann Michael Schumacher vor Teamkollege Rubens Barrichello und Eddie Irvine, der für Jaguar den ersten Podiumsplatz einfuhr.
2000:
Michael Schumacher dominierte das Rennen, bis ihn ein Aufhängungsschaden zur Aufgabe zwang. Den Sieg erbte David Coulthard im McLaren, der als erster Brite seit Jackie Stewart 1973 siegen konnte. Rubens Barrichello kam im zweiten Ferrari auf Platz zwei vor Giancarlo Fisichella im Benetton ins Ziel. Eddie Irvine holte als Vierter die ersten Punkte für das Jaguar-Team in der Formel 1.
1999:
Michael Schumacher gewann vor Teamkollege Eddie Irvine - der erste Doppelsieg von Ferrari im Fürstentum. Mika Häkkinen im McLaren verbremste sich einmal und kam mit viel Mühe und Not wieder auf die Strecke zurück und beschädigte sich bei einer Leitplankenberührung mit dem Hinterrad kurz vor dem Ziel beinahe noch das Auto. Dennoch kam der Finne als Dritter ins Ziel.
1998:
Nach sechs Rennen ohne eine einzige Zielankunft in Monaco gelang es Mika Häkkinen, auf dem Stadtkurs zu gewinnen. Michael Schumacher lieferte sich ein packendes Duell mit Benetton-Pilot Alexander Wurz, nach einigen weiteren Zwischenfällen kam der Deutsche nur als Zehnter ins Ziel. Platz zwei ging an Giancarlo Fisichella im Benetton, Eddie Irvine im Ferrari wurde Dritter.
1997:
Wegen Regens wurde das Rennen von 78 auf 62 Runden gekürzt und Michael Schumacher ging als Erster über die Ziellinie. Der Deutsche übernahm zum ersten Mal seit seinem Wechsel zu Ferrari die Führung in der Weltmeisterschaft. Wegen der schwierigen Bedingungen kamen nur wenige Fahrer ins Ziel, darunter Rubens Barrichello im Stewart als Zweiter, der die ersten Punkte für das Team in der Formel 1 holte, und Eddie Irvine im zweiten Ferrari auf dem dritten Platz.
1996:
Der Große Preis von Monaco 1996 war wohl eines der verrücktesten Rennen überhaupt. Völlig unerwartet holte Olivier Panis im Ligier von Startplatz 14 aus seinen ersten Sieg, nachdem Damon Hill im Williams bei sehr schwierigen Regenbedingungen in Führung liegend ausgefallen war. Michael Schumacher erging es aber auch nicht besser - der Polesetter rutschte schon in der ersten Runde mit seinem Ferrari in die Leitplanken. Nur vier Autos sahen die Zielflagge: Olivier Panis als Sieger, David Coulthard im McLaren-Mercedes als Zweiter und die beiden Sauber-Piloten Johnny Herbert und Heinz-Harald Frentzen auf den Plätzen drei und vier.