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Abschlusstraining: Nur Red Bull trotzt den Underdogs
Lewis Hamiltons Bestzeit-Kurs hielt nur zwei Sektoren lang, Platz eins ging im dritten Training an Sebastian Vettel - Motorenproblem bei Geheimtipp Romain Grosjean
(Motorsport-Total.com) - Für Norbert Haug ist Barcelona die Sphinx unter den Rennstrecken - und dass schon ein paar Grad weniger, leicht drehender Wind oder auch nur etwas weniger Blütenstaub auf dem Asphalt das Kräfteverhältnis komplett auf den Kopf stellen können, zeigte sich heute Morgen im sonnigen Abschlusstraining zum Grand Prix von Spanien. Denn als einziger der gehandelten Favoriten griff Vorjahressieger Sebastian Vettel in den Kampf um die Bestzeit ein.
Der Red-Bull-Pilot, heute genau wie sein Teamkollege mit konventionellem Seitenkasten ohne Luftkanal unterwegs, sicherte sich mit einem schnellen Run ganz am Ende der Session in 1:23.168 Minuten den ersten Platz und verdrängte damit die Überraschungsmänner Pastor Maldonado (Williams/+0,168) und Kamui Kobayashi (Sauber/+0,182) noch von der Spitze. Aber: "Ich bin sicher, die kleinen Teams haben schon alles gezeigt, während die Topteams noch Gewicht drin haben", vermutet Formel-1-Experte Marc Surer.
Prognose für das Qualifying unmöglich
Der ehemalige Grand-Prix-Pilot wagt diesmal keine Prognose für das Qualifying: "So schwierig war es dieses Jahr noch nie, dass man auch nach dem dritten Freien Training noch nicht sagen konnte, wer schnell ist und wie schnell. Die Zeiten sind ja nicht besonders beeindruckend. Letztes Jahr war die Pole-Position von Mark Webber 1:20.9 Minuten. Davon sind wir weit entfernt. Wie viel Sprit ist noch in den verschiedenen Tanks? Das ist die große Frage", analysiert er.
Fakt ist, dass in den ersten beiden Sektoren niemand schneller war als Lewis Hamilton (16./+1,610), doch der McLaren-Pilot wurde auf seiner schnellsten Runde von Kimi Räikkönen (9./Lotus/+0,768) aufgehalten, der in der letzten Schikane seinerseits mit HRT-Nachzügler Narain Karthikeyan (22./+5,039) beschäftigt war. Lotus konnte im dritten Freien Training das starke Freitagstempo übrigens nicht ganz reproduzieren.
Was vielleicht auch daran lag, dass Romain Grosjean schon nach einer Viertelstunde ausrollte - bevor er überhaupt eine Zeit setzen konnte. "Kein guter Vormittag. Der Motor ist auf der Geraden einfach ausgegangen", ärgert sich der Franzose, der sich für den Spanien-Grand-Prix gute Chancen ausgerechnet hatte. "Hoffentlich bekommen wir das Qualifying-Setup trotzdem hin. Es gab vieles, was wir ausprobieren wollten, aber so ist es halt."
Grosjean verpasst wertvolle Trainingszeit
Die Renault-Mechaniker schafften es nicht mehr, den Motor im Heck des Lotus rechtzeitig wieder flott zu bekommen, um noch einen Run zu fahren. Der Verdacht für den Defekt liegt bei einem plötzlichen Abfall des Öldrucks, sodass sich der Motor abgeschaltet haben dürfte. "Der Samstagmorgen", weiß Surer, "ist die Vorbereitung für die Qualifikation, wo man sich mit leichtem Auto noch einmal einschießen kann. Das fehlt ihm jetzt alles."
Mark Webber (Red Bull/+0,410) belegte heute Morgen den vierten Platz, vor dem zweiten Sauber-Piloten Sergio Perez (+0,574) und Lokalmatador Fernando Alonso (+0,639) im Ferrari, der diesmal eine saubere Runde hinbekam. Mit Jean-Eric Vergne (7./+0,665) schaffte es auch einer der beiden starken Toro-Rosso-Junioren in die Top 10; Daniel Ricciardo fiel im Finish mit knapp mehr als einer Sekunde Rückstand noch auf Rang 13 zurück.
Hatte Mercedes noch Benzin im Tank?
Zehnter wurde Nico Rosberg, der seinen Run auf weichen Reifen als erster Topfahrer hinlegte und unterm Strich 0,902 Sekunden Rückstand hatte. "Kann man nur hoffen, dass Rosberg noch Sprit drin hatte, sonst sieht das gar nicht gut aus", befürchtet Surer. Michael Schumacher attackierte im zweiten Mercedes ein paar Minuten später, konnte aber ebenfalls nicht in die Spitze fahren: Platz 17 nach 17 Runden, 1,657 Sekunden Rückstand.
Im hinteren Mittelfeld tummelten sich - mit Ausnahme von Maldonado - die üblichen Verdächtigen, darunter auch Nico Hülkenberg (12./+1,155), der diesmal um fast drei Zehntelsekunden schneller war als sein Stallgefährte Paul di Resta (15.). Pech hatte Timo Glock (21./+4,521): Sein Marussia brach in der Zielpassage ganz plötzlich aus und wurde dann langsamer, ehe der Deutsche am Boxenausgang ganz abstellte. Offensichtlich dürfte etwas gebrochen sein.
Was die im Abschlusstraining erzielten Zeiten für das Qualifying am Nachmittag zu bedeuten haben, ist schwierig einzuschätzen. Red Bull scheint auf die schnelle Einzelrunde gut gerüstet zu sein, aber als Topfavorit auf die Pole-Position gilt Hamilton. Ob Lotus und Mercedes nur geblufft haben und in Wahrheit ebenfalls ganz vorne reinfahren können, ist unklar. Und die große Frage bleibt: Wie gut sind Maldonado und Sauber, wenn es drauf ankommt?