• 14. April 2012 · 10:55 Uhr

Mercedes jubelt über erste Pole-Position seit 1955

Die erste Pole für Nico Rosberg und die erste für Mercedes seit 1955 - die Stuttgarter sind nach dem Qualifying in China begeistert

(Motorsport-Total.com) - So einen strahlenden Mercedes-Motorsportchef hat man wohl lange nicht mehr gesehen: Norbert Haug hatte nach dem Qualifying in Schanghai ein breites Grinsen im Gesicht. Grund dafür war die silberne erste Startreihe seiner beiden Piloten Nico Rosberg und Michael Schumacher.

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Nico Rosberg und sein Mercedes F1 W03 waren heute unschlagbar Zoom Download

Für Rosberg, Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg, war es die erste Pole seiner Formel-1-Karriere, für Mercedes als Werksteam die erste seit Monza 1955. Damals hatte sich der legendäre und unvergessene Juan Manuel Fangio mit seinem "Silberpfeil" für die erste Startposition qualifiziert, was vor exakt 20.670 Tagen war. 9.394 Tage lang dauerte es, bis wieder der Name Rosberg in der Startaufstellung ganz vorne zu sehen war.

"Speziell von Nico war das heute eine herausragende Leistung", so Haug gegenüber 'Sky'. "Uns ist ein sehr guter Start in die Saison gelungen. Aber wir wissen auch, dass es morgen erst drauf ankommt. Und bis dahin steht uns noch eine Menge Arbeit ins Haus um diese Leistung auch im Rennen abrufen zu können. Mir war gar nicht bewusst, dass dies die erste Pole-Position seit so langer Zeit für uns ist. Darauf sind wir alle sehr stolz. Nico fuhr wirklich eine außergewöhnliche Runde. Vor allem in Sektor 2 war er konkurrenzlos. Bei den ersten beiden Rennen hatte er etwas Schwierigkeiten, doch jetzt hat er zurückgeschlagen."

Und wie: In Qualifying-Abschnitt 3 war der Deutsche über eine halbe Sekunde schneller als Lewis Hamilton im McLaren auf Platz zwei. Dieser wurde aufgrund eines Getriebewechsels jedoch um fünf Plätze weiter nach hinten versetzt. Somit rutschte Michael Schumacher auf Startplatz zwei nach vorne und machte die silberne Startreihe eins perfekt.

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Norbert Haug war mit der Leistung seiner Piloten sichtlich zufrieden Zoom Download

Haug sagt über das komfortable Zeitpolster und die damit verbundene starke Leistung seines Piloten gegenüber 'RTL': "Sicher war Nicos Auto gut, aber er fuhr auch mal eben eine halbe Sekunde schneller als der Zweitschnellste. Zuvor waren 15 Autos innerhalb von einer halben Sekunde, die ersten fünf lagen innerhalb von zweieinhalb Zehnteln und dann zaubert er auf einmal die Runde raus, was schon sehr stark für ihn spricht. Das freut mich vor allem, weil es bei den letzten beiden Grands Prix im Qualifying nicht so gut für ihn gelaufen war. Tatsächlich sind wir ja auf dem ersten und zweiten Platz, da Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) zurückgesetzt wird. Man kann es kaum glauben."

"Nico war sich sicher, dass die Runde sehr gut war. Und natürlich, wenn man einen zweiten Satz Option fürs Rennen noch übrig hat, dann sieht das mit einer halben Sekunde Vorsprung auf den Zweiten schon sehr souverän aus. Das zeigt einfach das Spiel mit den Reifen: Es geht mal so und mal so aus. Nun lag der Nico mit den Reifen im Temperaturfenster und dann war der Grip da."

Ein anderer Deutscher, Sebastian Vettel nämlich, hatte heute weniger zu lachen: Für den Red-Bull-Piloten war nach Qualifying 2 Schluss, er startet morgen nur von Platz elf ins Rennen. Dennoch hat Haug ihn auf der Rechnung, wie er gegenüber 'Sky' verriet: "Sebastian war knapp außerhalb der Top-Ten, das passiert schnell. Wenn wir drei Zehntel langsamer gewesen wären, wären wir auch nur auf den Plätzen fünf und sechs gelandet. Er wird im Rennen den nötigen Speed haben und wird zu den schnellsten zählen, da mache ich mir keine Sorgen. Er kann immer noch aufs Podium fahren."

"Es ist nicht anzunehmen, dass der ersten silbernen Startreihe gleich der Doppelsieg folgt."Norbert Haug
Auf die Frage, ob es denn morgen beim China Grand Prix eine interne Rangordnung beim Kampf um den Sieg gäbe, entgegnet Norbert Haug mit klarer Wortwahl: "Wir fahren wie immer Rennen und es ist ja nicht anzunehmen, dass der ersten silbernen Startreihe gleich der Doppelsieg folgt. Wir werden uns wie gesagt schrittweise steigern. Erst kommt eine schnellste Runde, dann die Pole und dann sicherlich auch mal eine gute Rennplatzierung."

Mercedes-Teamchef Ross Brawn zeigte sich nach dem Abschlusstraining zwar nicht so euphorisch wie Kollege Haug. Seine Zufriedenheit mit dem Ergebnis war ihm aber dennoch anzumerken. "Wir sind sehr glücklich", so Brawn gegenüber dem Fernsehsender 'Sky'. "Der Saisonstart war recht schwierig für uns, doch das Team hat an diesem Wochenende sehr gute Arbeit geleistet, sehr intensiv in Hinsicht aufs Rennen gearbeitet. Wir hoffen nun, dass sich die Arbeit morgen auszahlen wird. Ich muss Nico ein Kompliment aussprechen. Das war eine außergewöhnliche Runde. Und auch Michael hat mit Platz zwei hinter ihm eine starke Leistung gezeigt. Wir holten ihn bei seinem zweiten Versuch wieder rein, da Lewis ja zurückversetzt wird und es keinen Sinn machen würde, dann einen zweiten Reifensatz zu verwenden. Insgesamt ein toller Tag fürs Team."


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In den letzten Wochen war immer wieder das F-Schacht-System des Mercedes F1 W03 ein Thema. Das System erzeugt bei der Aktivierung des DRS-Systems auf den Geraden einen Strömungsabriss und ermöglicht dadurch höhere Endgeschwindigkeiten auf den Geraden. Im morgigen Rennen werden die Piloten diesen Vorteil nur in den vorgeschriebenen Zonen nutzen dürfen. Laut Ross Brawn stelle dies jedoch kein großes Problem da, da der Mercedes auch ohne F-Schacht-System schnell sei: "Auf Strecken mit langen Geraden ist das System sicherlich effektiver. Doch das Auto ist auch ohne das F-Schacht-System nicht schlecht. Wir haben gestern sehr viel gearbeitet und sind heute Morgen mit vollen Tanks gefahren. Ich denke, dass wir langsam verstehen, was zu tun ist und wie man mit den Reifen richtig umgehen muss. Ich rechne morgen mit einem schwierigen Rennen."

Ohnehin kommt es laut Ross Brawn im Rennen auf ganz andere Aspekte an: "Im Rennen wird der Umgang mit den Reifen entscheidend sein. Die Bedingungen waren heute nicht ganz wie vorhergesagt, es war heute kühler. Wir müssen schauen, wie es sich morgen darstellt. Wir haben aber hart daran gearbeitet, morgen im Rennen gut auszusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir morgen das stärkste Auto im Feld haben werden aber wir hoffen das Beste."

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