Vettel: Als Zuschauer am Kommandostand
Sebastian Vettel machte das Beste aus seinem frühen Ausfall und lernte in Abu Dhabi, wie ein Rennen vom Kommandostand aus gesteuert wird
(Motorsport-Total.com) - Nach seinem frühen Ausfall beim Grand Prix von Abu Dhabi stieg Sebastian Vettel nicht in den ersten Flieger Richtung Heimat, sondern er blieb bis nach dem Rennen vor Ort. Vor allem nützte er die Gelegenheit, sich neben seine Chefs an den Kommandostand zu sitzen, um einen Rennverlauf einmal von der anderen Seite der Boxenmauer hautnah mitzuerleben.
© Red Bull
Sebastian Vettel schied gestern in Abu Dhabi gleich in der ersten Runde aus Zoom Download
Das war eigentlich nicht geplant, im Nachhinein aber eine interessante Erfahrung für den Red-Bull-Piloten: "So konnte ich mir anschauen, was alles läuft: Strategieentscheidungen, wie lange vor dem Stopp sie sich vorbereiten, wie sie das Rennen lesen und so weiter. Anfangs wollte ich nur fünf Runden bleiben, aber dann habe ich mir fast das ganze Rennen angeschaut, bis die Strategiefrage geklärt war", sagt er im Interview mit der 'BBC'.
Selbst keinen Fehler gemacht
Was den Reifenschaden in der zweiten Kurve angeht, wurden noch keine neuen Erkenntnisse veröffentlicht. Fest steht nur: "Ich hätte wahrscheinlich nicht viel anders machen können", meint Vettel. "Normalerweise schaffst du bei einem Luftverlust noch ein, zwei Kurven, erst dann tritt die Luft aus. Zwei, drei Kurven später hast du dann Probleme. Aber in diesem Fall ging es ganz schnell. Der Grip war sofort weg und ich habe das Auto verloren."
"Die Wahrscheinlichkeit, dort einen Reifenschaden zu erleiden, ist wahrscheinlich so hoch wie die, dass man im Lotto gewinnst. Das wäre mir ehrlich gesagt lieber, aber wir können nichts machen", sagt der 24-Jährige. "Wir können das Ergebnis nicht mehr ändern, aber wir müssen zumindest verstehen, was passiert ist." Grinsend fügt er an: "Wenn dich deine Freundin stehen lässt, willst du ja auch wissen warum, oder?"
"Pirelli schickt die Teile, die noch da sind, ins Labor, um zu untersuchen, ob sie irgendwelche Löcher oder einen Schnitt finden können", schildert Vettel, der sich auch selbst an der Untersuchung beteiligt hat: "Ich war unten in der ersten Kurve und habe mir das angeschaut. In drei Jahren hatte dort niemand einen Reifenschaden, aber ich wollte sehen, ob es dort einen offensichtlichen Grund geben könnte, was nicht der Fall ist."
Trost von Ecclestone
Getröstet wurde er noch während des Rennens übrigens von seinem Kartenspieler-Freund Bernie Ecclestone. "Er hat nur gesagt: 'Gutes Timing!'", sagt Vettel über die aufmunternden Worte des Formel-1-Geschäftsführers kurz nach dem Ausfall. "Da hat er schon recht, aber wir hatten eine sehr gute Chance, dieses Rennen zu gewinnen. Das Auto war schnell. Auf dem Kommandostand zu sitzen, war nicht so aufregend wie mitzufahren."
In der Rolle des Zuschauers verpasste der in Abu Dhabi erstmals geschlagene Doppelweltmeister übrigens die spannende erste Runde - und sah danach mit wenigen Ausnahmen nicht mehr allzu viel Überholaction. Das war schon 2010 so, "aber damals war es mir nicht unrecht", lächelt er - und fügt mit ernster Miene an: "Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was in Bezug auf die Überholmanöver auf dieser Strecke falsch ist."
"Die DRS-Zonen sind so lang wie schon das ganze Jahr, und wir hatten ja gleich zwei sehr lange Zonen. Trotzdem sah es sehr schwierig aus", gibt Vettel zu Protokoll. "Am ehesten konnte man in der ersten Zone ranfahren und in der zweiten etwas versuchen. Es ist einfach sehr schwierig, in den Kurven fünf, sechs und sieben nahe genug dranzubleiben. Es wurde aber mehr überholt als vergangenes Jahr, schätze ich."