Red Bull auf Wolke sieben: Vorbereitung war entscheidend
Christian Horner jubelt über die Revanche für Südkorea 2010 und erklärt, welche Strategie Red Bull zum zehnten Saisonsieg geführt hat
(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr hatte Red Bull im Regen von Südkorea noch für eine riesige Rauchwolke gesorgt, als Sebastian Vettel in Führung liegend seinen Renault-Motor und (vermeintlich) die Chance auf den WM-Titel verlor. Auch Mark Webber schied damals aus. Die einzige Wolke, mit der es das österreichisch-britische Team ein Jahr später zu tun hat, ist die mit der Nummer sieben, auf der es schwebt...
"Das ist die Wiedergutmachung für vergangenes Jahr! Das war das deprimierendste Rennen unserer gesamten vergangenen Saison", jubelt Christian Horner. "Das Rennen zu gewinnen, noch dazu mit einer so starken Leistung von Mark, und unsere zweite Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu erobern, rundet eine ganz besondere Woche für das Team ab." Die Leistung sei "phänomenal" gewesen, sagt der Teamchef und ergänzt: "Das Team darf stolz auf sich sein."
Wichtiges Freies Training am Samstag
Den Grundstein für den Sieg legte Red Bull paradoxerweise am Samstag, obwohl es erstmals in dieser Saison nicht zur Pole-Position gereicht hatte: "Ich glaube, unsere Vorbereitung gestern Morgen war entscheidend", analysiert Horner. "Da haben wir den Fokus im Gegensatz zu den meisten anderen Teams auf das Rennen gelegt und vielleicht ein bisschen das Qualifying geopfert. Das hat sich heute gerechnet."
Genau wie Vettels einmal mehr astreine Leistung: Der Heppenheimer ging in Kurve vier an Lewis Hamilton vorbei in Führung und hatte in der dritten Runde, als DRS von der Rennleitung freigegeben wurde, schon mehr als die kritische Sekunde Vorsprung. Das sei "absolut" entscheidend gewesen, lobt Horner, der von McLaren nach den starken Trainingsleistungen generell "eine viel größere Bedrohung" befürchtet hatte.
"Wir hatten pessimistisch damit gerechnet, dass die Reifen bis etwa Runde sieben halten würden. Als wir anfingen, darüber hinaus zu fahren, mussten wir unsere Strategie und unser Denken umstellen", berichtet er. "Von da an wurde es ein ganz anderes Rennen als das, das wir erwartet hatten. Die Reifen waren tadellos und die Supersofts waren so gut, dass wir sie sogar den härteren Reifen vorgezogen und die beiden Autos gesplittet haben. Das war glaube ich richtig."
Reifen umsonst aufgespart
Red Bull hatte sich am Samstag alle härteren Prime-Pirellis für das Rennen aufgespart, wechselte bei Vettels erstem Boxenstopp aber noch einmal auf gebrauchte Option-Reifen. Trotzdem hatte der Weltmeister mit dem Verschleiß keine Probleme. Webber hingegen wechselte von Option auf Prime, kämpfte sich damit an Lewis Hamilton heran und setzte den McLaren-Piloten vor allem nach dem zweiten Boxenstopp enorm unter Druck.
"Unser Tempo mit viel Benzin war mit beiden Autos sehr stark und der Supersoft hielt im ersten Stint länger, als wahrscheinlich alle Teams erwartet hätten. Darum waren wir uns für den zweiten Stint unsicher, also haben wir die Autos gesplittet", so Horner. "In der Phase war der Prime sehr gut. Also haben wir uns entschieden, früher reinzukommen als Lewis, aber sie entschieden sich leider für genau die gleiche Runde, um zu stoppen, und beim Boxenstopp kamen wir nicht vorbei."
"Mark hatte auf den Option-Reifen den höheren Verschleiß. Daher war es offensichtlich, ihn auf die härteren Reifen zu setzen, was für den zweiten Stint im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich der beste Reifen war", verrät der Brite. 22 Runden vor Schluss spitzte sich das Duell mit Hamilton zu, als beide gleichzeitig an die Box kamen. Dabei wollte Red Bull McLaren eigentlich austricksen und Webber vor Hamilton reinholen.
"Undercut"-Strategie von McLaren durchschaut
"Wir haben überlegt, ihn früher reinzuholen, denn Marks Performance auf der Out-Lap war mit dem vorherigen harten Reifensatz sehr stark. Leider kam McLaren in der gleichen Runde rein wie wir, also war es ein Rennen in der Boxengasse", seufzt Horner. Webber folgte Hamilton anschließend wie ein Schatten, ging einmal sogar kurzzeitig an seinem Gegner vorbei, hatte in der DRS-Zone aber keine Chance, sich gegen den pfeilschnellen McLaren zu behaupten.
"Es war eine ganz enge Kiste, aber es war ein wirklich großartiges Rennen zwischen Mark und Lewis", ist Horner begeistert und gratuliert der Konkurrenz: "Lewis hat sich hart, aber letzten Endes fair verteidigt. Auf dem Randstein in Kurve eins waren wir heute einfach nicht schnell genug. Mark kam dadurch nicht früh genug in den Windschatten des McLaren, um das DRS nutzen zu können."
Dass Vettel am Ende nochmal aufdrehte, hatte keinen besonderen Grund: "Seb wollte sich einfach einen Vorsprung herausfahren. Er fühlte sich auf dem Option wohl und unsere Strategie funktionierte gut, also war es keine Reise ins Unbekannte. Wir wussten, wie sehr und wo wir pushen können, und Sebastian hat die Reifen - wie schon so oft in diesem Jahr - perfekt verstanden und das Maximum aus ihnen herausgeholt", so der 37-Jährige.