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Button in Topform: Freitagsbestzeit in Suzuka
Warum Sebastian Vettel in Suzuka Favorit bleibt, obwohl Jenson Button am Freitag am schnellsten war - Fernando Alonso zwischen den WM-Anwärtern
(Motorsport-Total.com) - Wenn Jenson Button (McLaren) an diesem Wochenende realistische Chancen hätte, die WM-Entscheidung doch noch zu vertagen, dann müsste sich Sebastian Vettel (Red Bull) wohl (trotz Sonnenschein und 23 Grad) warm anziehen. Denn während der Weltmeister von 2010 am Vormittag im Kiesbett landete und am Nachmittag Dritter wurde, fuhr der Weltmeister von 2009 zweimal Bestzeit.
1:31.109 Minuten bedeuteten für Button nicht nur Platz eins, sondern auch eine Steigerung um zweieinhalb Sekunden im Vergleich zum ersten Freien Training und ein Unterbieten von Vettels 2010er-Freitagsbestzeit. Button war damit in allen Sektoren schneller als Vettel oder zumindest gleich schnell und könnte somit seine WM-Chance mit dem dafür notwendigen Sieg am Leben erhalten. Aber: Vettel muss bekanntlich nur Zehnter werden, um den Sack zuzumachen...
Surer befürchtet Red-Bull-Dominanz
Das sollte angesichts seiner Longrun-Tests in der letzten halben Stunde kein Problem werden: "Wenn die Zeiten mit vollen Tanks waren, mein Gott, dann Gnade dem Rest", befürchtet Experte Marc Surer. "Das war sowas von deutlich, über eine Sekunde schneller." Eine Einschätzung, die Mercedes-Sportchef Norbert Haug teilt: "Man weiß nicht, mit welchem Sprit die Konkurrenz letztendlich gefahren ist, aber die Rennsimulations-Zeiten von Red Bull haben sicher sehr gut ausgesehen."
Dass zwischen Button und Vettel noch Fernando Alonso (Ferrari/+0,174) auf Platz zwei landete, rundet das bunte Bild an der Spitze des Klassements ab. Doch Haug glaubt, dass Vettel unabhängig vom heutigen Ausgang der klare Favorit bleibt, denn: "Da muss man auch sehen, wer bei gelber Flagge unterwegs war. Das ist ein Zehntel nach vorne, das ist nicht viel. Die Abstände sind nicht sehr groß", sagt er über die Vettel-Performance.
Vierter wurde heute Nachmittag Mark Webber (Red Bull/+0,246) - und erst ab Platz fünf (Felipe Massa/Ferrari) klaffte eine Lücke von mehr als einer halben Sekunde. Lewis Hamilton (McLaren/+1,344) wurde sogar nur Achter, was jedoch nicht unbedingt etwas bedeuten muss, schließlich konnte er das Potenzial seiner weicheren Soft-Options von Pirelli aufgrund gelber Flaggen nicht hundertprozentig entfalten.
Schumacher schneller als Rosberg
"Obwohl beide Verkehr hatten" (Haug), landeten die Mercedes-Piloten Michael Schumacher (+0,809) und Nico Rosberg (+1,081) auf den Plätzen sechs und sieben. Auffällig: Schumacher war die ganze Zeit deutlich schneller als sein Teamkollege, Rosberg konnte den Abstand erst gegen Ende hin verkürzen, als er seine zweite schnelle Runde mit dem weichen Reifensatz fuhr. Übrigens kamen beide einmal von der Strecke ab, was jedoch beide Male ohne Konsequenzen blieb.
Das kann Rubens Barrichello nicht von sich behaupten, denn der Williams-Pilot crashte in der Degner-Kurve, weil er beim Einlenken zu weit nach außen kam und das Heck lose wurde. "Er hat viel Schaden angerichtet, was nicht hilft, wenn du verzweifelt einen Vertrag für nächstes Jahr willst", kritisiert Experte Anthony Davidson. "Eigentlich ist so etwas ein Anfängerfehler - ein Fehler, wie man ihn von einem Routinier wie Rubens nicht erwarten würde."
Knapp eine Viertelstunde später rollte an gleicher Stelle Teamkollege Pastor Maldonado (21.) aus, der über eine Sekunde langsamer war als Barrichello und drei Positionen weiter hinten landete. Ein ähnliches Schicksal ereilte Vitantonio Liuzzi, der seinen HRT-Dallara ebenfalls mit technischem Defekt abstellen musste und daher nur 24. wurde. An der 107-Prozent-Marke wäre er heute ebenso gescheitert wie Maldonado, Daniel Ricciardo (HRT) und Jarno Trulli (Lotus).
Spektakulärer Drift von Kobayashi
Sorgen ganz anderer Art hatte der umjubelte Lokalmatador Kamui Kobayashi, als er bei fast 300 km/h vor der 130R-Kurve seinen Sauber außer Kontrolle verlor, aber Riesenglück hatte und nirgendwo einschlug. Der Japaner wurde 16., blieb aber um mehr als eineinhalb Sekunden hinter seinem Stallgefährten Sergio Perez (13./+2,492) zurück. Eine kleine Schrecksekunde erlebte ansonsten auch noch Bruno Senna (14./Renault/+2,656) in Kurve eins.
Die positive Überraschung des Tages waren zweifellos die Toro-Rosso-Youngsters Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari, mit jeweils rund 1,8 Sekunden Rückstand Zehnter und Elfter. "Die haben einen neuen Heckflügel, der scheint zu funktionieren. Anders kann ich mir nicht erklären, dass die so regelmäßig da vorne auftauchen", vermutet Experte Surer, der froh ist, dass sein Schweizer Landsmann Buemi die Alguersuari-Zeit am Ende doch noch unterbieten konnte.
Während Force India enttäuschte und kein Auto in die Top 10 brachte, lieferte Timo Glock (Marussia-Virgin) heute eine tadellose Leistung ab: Platz 19, 5,539 Sekunden Rückstand, deutlich schneller als der Teamkollege. Aber im Rampenlicht steht aus deutscher Sicht weiterhin WM-Leader und Vorjahressieger Vettel, dem man vorsichtig unterstellen darf, dass er die Hosen heute wohl noch nicht ganz runtergelassen hat...