• 22. Juli 2011 · 15:32 Uhr

Freitag am Ring: Duell zwischen Red Bull und Ferrari

Mark Webber wiederholt am Nürburgring seine Freitagsbestzeit von 2009 - Alonso und Vettel auf den Plätzen - Haarige Situation um Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber, 2009 bisher letzter Formel-1-Sieger auf dem Nürburgring, sicherte Red Bull zwar zum Auftakt des Grand Prix von Deutschland die Freitagsbestzeit, aber den befürchteten Durchmarsch der "Bullen" wird es an diesem Wochenende wohl nicht geben. Besonders Ferrari scheint nach dem ersten Saisonsieg vor zwei Wochen in Silverstone Blut geleckt zu haben.

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Mark Webber kommt auf dem Nürburgring traditionell sehr gut zurecht Zoom Download

Fernando Alonso kam bis auf 0,168 Sekunden an die Webber-Bestzeit von 1:31.711 Minuten heran und fuhr im ersten Sektor (30,1 Sekunden) sogar absolute Bestzeit. Webber wiederum fand die meiste Zeit im Mittelabschnitt (37,8), wo er zum Beispiel seinem Teamkollegen Sebastian Vettel eine halbe Sekunde abnahm. "Wir brauchen noch ein paar Zehntel im Mittelsektor", musste sich der deutsche Seriensieger daher von seinem Renningenieur anhören.

Haarig: Alonso vs. Schumacher

In den Top 4 lagen diesmal nur Red-Bull- und Ferrari-Fahrer - hinter Webber und Alonso eben Vettel (+0,373) und Felipe Massa (+0,643). Am meisten Zähne zeigte Alonso aber bei einer Beinahe-Kollision mit Michael Schumacher (Mercedes), als er beim Anbremsen der Dunlop-Kehre ausscherte, dann hart in die Eisen steigen musste und um ein Haar in den Silberpfeil des deutschen Routiniers hineingerutscht wäre. Erst in der NGK-Schikane schnappte er sich Schumacher dann.

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Silverstone-Sieger Fernando Alonso hinterließ einen aggressiven Eindruck Zoom Download

"Er ging daneben, aber er war nicht so daneben, dass ihn Michael beim Anvisieren des Scheitelpunkts sehen konnte. Deswegen hat Alonso wohl zurückgesteckt", analysiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Norbert Haug nimmt den Zwischenfall auf die leichte Schulter: "Fernando hat heute schon mal den Ernstfall geprobt", lacht der Mercedes-Sportchef und fügt an: "Er hat das sehr gut geregelt, denn er hätte Michael auch reinfahren können. Es war gut gerettet."

Apropos Mercedes: Die Silberpfeile hinterließen heute einen guten Eindruck und belegten mit 0,700 beziehungsweise 0,846 Sekunden Rückstand die Plätze fünf und sechs. "So in etwa können wir im besten Fall im Qualifying abschneiden. Ich glaube, mehr geht im Moment nicht", meint Haug. Interessant auch, dass Schumacher diesmal um einen Tick schneller war und Rosberg seinen heftigsten Ausritt ausgerechnet in der Michael-Schumacher-Kurve hatte...

Wie gut ist Mercedes?

Experte Surer sieht Mercedes "im Qualifikationstrimm auf jeden Fall" verbessert, schränkt aber ein: "Mit vollen Tanks überzeugen sie mich nach wie vor nicht." Doch die Longruns am Ende sprachen ohnehin eine deutliche Sprache, auch hinsichtlich der vermeintlichen Auferstehung von Ferrari: "Wenn alle vollgetankt waren, war Red Bull sicherlich deutlich am schnellsten", winkt Mercedes-Sportchef Haug nach dem ersten Training nach Abschaffung des Zwischengas-Verbots ab.

Laut Surer waren Red Bull und Ferrari heute "auf einem Level", aber: "Es würde mich wundern, wenn Red Bull alles gezeigt hätte. In der Regel können sie immer noch einen draufsetzen." Zumal Webber und Vettel diesmal möglicherweise zwei Gegner weniger haben, denn die McLaren-Piloten wechselten orientierungslos zwischen altem und neuem Heckflügel hin und her und hatten eine (Lewis Hamilton/7.) beziehungsweise eineinhalb Sekunden (Jenson Button/11.) Rückstand.

Surer über McLaren: "Kapitulation"

"Das ist Kapitulation", wundert sich Surer über die Setup-Irrwege des britischen Teams, aber auch das neue Heck-Auspuffsystem von Renault scheint für ihn "kein großer Schritt" zu sein. Immerhin schafften Nick Heidfeld (8./+1,387) und Witali Petrow (9./+1,427) den Sprung in die Top 10, aber obwohl nur Heidfeld mit dem neuen Auspuff unterwegs war, hielt sich der Abstand zwischen den beiden in Grenzen. Dementsprechend ist noch keine Entscheidung über den Renneinsatz gefallen.

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Bei McLaren scheint man den Weg aus der Krise weiterhin nicht zu finden Zoom Download

Im Bereich hinter den Top 10 wirkte Sauber im Vergleich zum Vormittagstraining stark verbessert und auch Force India ließ mit zwischenzeitlichen Positionsverbesserungen immer wieder aufhorchen. Erfreulich aus deutscher Sicht: Adrian Sutil (10./+1,500) war diesmal um fast eine Sekunde schneller als sein Teamkollege Paul di Resta (12.). Enttäuschend dafür das Abschneiden des Williams-Teams - trotz einiger aerodynamischer Neuerungen.

Bei Toro Rosso kam Sebastien Buemi nach seinem Abflug im ersten Training nur auf drei (nicht gezeitete) Runden, weil seine Mechaniker an der Hinterradaufhängung arbeiteten. Technische Probleme gab es auch bei HRT, wo Daniel Ricciardo schon nach knapp zehn Minuten mit rauchendem Heck ausrollte. "Daniel ist stehen geblieben, um größere Probleme mit dem Motor zu vermeiden", twittert das spanische Team.

HRT außerhalb der 107 Prozent

Kleine Randnotiz: Erstmals seit einigen Rennwochenenden könnte auf dem Nürburgring die 107-Prozent-Regel wieder zum Thema werden, denn an dieser Hürde wären laut heutigem Tagesklassement mit Vitantonio Liuzzi, Freitagsfahrer Narain Karthikeyan und Ricciardo alle drei HRT-Piloten gescheitert. Besser lief es für Trulli-Ersatzmann Karun Chandhok (20./+5,537), auch wenn er um eineinhalb Sekunden langsamer war als Heikki Kovalainen (18.).


Fotos: Großer Preis von Deutschland


Was das heutige Ergebnis für den Rest des Wochenendes bedeutet, ist noch völlig unklar, denn zwar könnte es im morgigen Qualifying trocken bleiben, aber spätestens für das Rennen am Sonntag rechnen die Meteorologen mit Regen. Das könnte möglicherweise die Chance für Michael Schumacher sein, der auf Intermediates schon einige Male überzeugt hat. Sicher ist derzeit aber nur eins: Am Freitag gab es außer der "goldenen Ananas" nichts zu gewinnen...

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