• 08. Juli 2011 · 15:38 Uhr

Wieder Regen: Diesmal Massa vor Rosberg

Ein Freitag nur für die Galerie: Felipe Massa im zweiten, Mark Webber im ersten Training Schnellster - Fans bekamen lange Zeit kaum Fahrbetrieb zu sehen

(Motorsport-Total.com) - Die Technikexperten hatten sich vom ersten Trainingstag in Silverstone Aufschlüsse hinsichtlich der Auswirkungen des Zwischengas-Verbots erhofft, doch stattdessen fiel der Auftakt zum Grand Prix von Großbritannien komplett ins Wasser: Schon die ersten 90 Minuten am Vormittag waren von Regen geprägt - und am Nachmittag war das Wetter über weite Strecken sogar noch schlechter.

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Felipe Massa nutzte die besseren Bedingungen: Bestzeit am Nachmittag Zoom Download

Schnellster des zweiten Freien Trainings war am Ende Felipe Massa (Ferrari) mit einer Bestzeit von 1:49.967 Minuten, gefolgt von Nico Rosberg (Mercedes/+0,777) und Kamui Kobayashi (Sauber/+1,428). Letzterer konnte nach seinem Crash am Vormittag schon nach gut zehn Minuten auf die Strecke gehen und insgesamt noch 16 Runden zurücklegen, war also dank der guten Arbeit seiner Boxenmannschaft nicht wirklich gehandicapt.

Kein repräsentatives Ergebnis

Repräsentativ war dieses Ergebnis aber nicht: "Es ging in erster Linie um die Reifen", analysiert Experte Marc Surer bei 'Sky'. "Wer Bestzeit fahren wollte, musste am Schluss draußen sein - die letzten Runden auf Intermediates waren die schnellsten. Das beste Beispiel war Michael Schumacher: Zehn Minuten vor Schluss mit Regenreifen noch an erster Stelle, aber dann kamen sie mit den Intermediates und haben ihn bis auf Platz zwölf abstürzen lassen."

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Routinier Michael Schumacher ist bei Regen voll in seinem Element Zoom Download

In der Tat herrschte in den letzten Minuten plötzlich intensiver Fahrbetrieb - zunächst noch auf den orangen Full-Wets, dann auch auf den hellblauen Intermediates von Pirelli. Die befürchtete nächste Regenfront blieb fern, sodass die Strecke immer bessere Zeiten zuließ und das Ergebnis rein vom richtigen Timing und ein bisschen Glück abhängig war. Alleine nach Ablauf der regulären 90 Minuten gab es noch mehrere Führungswechsel.

Was kann man also aus dem Ergebnis rauslesen? "Nur wer eine gute Runde erwischt hat", winkt Surer ab. "Hamilton war mehr neben der Strecke, während Button mal wieder eine Zeit hingekriegt hat. Dass Massa vor Alonso steht, war einfach nur deswegen, weil er am Schluss noch eine schnelle Runde gefahren ist. Was mich aber gefreut hat, war Kobayashi: Nach seinem Crash heute Morgen hat er am Nachmittag seine Form gefunden und ist auf der Strecke geblieben."

Vettel trainiert am wenigsten

Zwischenzeitlich führte auch der Schnellste von heute Morgen, Mark Webber, aber unterm Strich landete der Red-Bull-Pilot mit 2,620 Sekunden Rückstand auf Rang 14, unmittelbar vor Fernando Alonso (Ferrari). Sebastian Vettel (Red Bull) hatte sein Programm nach nur einem Run schon frühzeitig abgebrochen und landete daher auf Position 18. So cool wie der Weltmeister (nur vier Runden) war sonst übrigens niemand...

Leid tun konnten einem einerseits die Teams wie Ferrari, die zahlreiche Neuerungen (Unterboden, Auspuff, Heckflügel, hinteres Bodywork) nach Silverstone gebracht haben und diese heute testen wollten, vor allem aber die Fans, die in der ersten Stunde abgesehen von einem spektakulären Drift von Nico Rosberg (Mercedes) bei Start und Ziel nicht viel zu sehen bekamen. Denn bei extrem starkem Regen blieben zunächst fast alle an der Box.

Viele enttäuschte Zuschauer

"Schade, denn die Tribünen sind ziemlich voll für einen Freitag. Ich wünschte, wir könnten eine gute Show zeigen, aber die Bedingungen sind zu schlecht", rechtfertigte sich Lotus-Technikchef Mike Gascoyne. "Die gute Nachricht ist, dass die Vorhersage für morgen und Sonntag viel besser aussieht. Bei dermaßen gefährlichen Bedingungen macht es keinen Sinn, auf die Strecke zu gehen, weil man nichts lernen kann. Im Rennen wäre das Safety-Car draußen oder es würden rote Flaggen gezeigt."

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Renault scheint sich an diesem Wochenende noch sehr schwer zu tun Zoom Download

Auch Surer versteht die Teams: "Du hast vier Sätze Intermediates (eigentlich fünf, aber einer muss am Freitag zurückgegeben werden; Anm. d. Red.) und drei Sätze für starken Regen. Diese sieben Sätze müssen für das ganze Wochenende halten", weiß der ehemalige Formel-1-Pilot. "Pirelli hat schon darauf hingewiesen, dass man da etwas machen sollte, aber es kostet halt mehr, wenn sie zusätzliche Sätze mitnehmen - und diesen Kostenaufwand will niemand bezahlen."

Die Entscheidung fiel also in den letzten Minuten, als plötzlich (fast) alle wie wild auf Zeitenjagd gingen. Doch starke Einzelergebnisse wie Platz sechs von Adrian Sutil (Force India) oder Platz sieben von seinem Teamkollegen Paul di Resta sind in Wahrheit nicht mehr als Momentaufnahmen und haben wenig Aussagekraft. Auffällig nur, wenn ein Team zu keinem Zeitpunkt vorne mithalten konnte, wie das etwa bei Renault der Fall war.

Webber am Vormittag ohne Benzin?

Mit Vorsicht zu genießen ist auch die Tatsache, dass Daniel Ricciardo (HRT) diesmal um zwei Zehntelsekunden schneller war als Vitantonio Liuzzi im zweiten Dallara-Cosworth des spanischen Teams, denn der Australier drehte um vier Runden mehr als der routiniertere Italiener. Ebenfalls mit Vorsicht zu genießen ist die Information, dass sein Landsmann (und Red-Bull-Vorgänger?) Webber heute Morgen ohne Benzin ausgerollt sein soll...


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


Einen Sieger gibt es aber auf jeden Fall, nämlich den British Racing Drivers Club (BRDC). Dem altehrwürdige Klub, seines Zeichens Eigentümer der traditionsreichen Rennstrecke, ist mit dem Umbau schon 2010 ein guter Wurf gelungen, aber nun kommt der Formel-1-Zirkus auch erstmals in den Genuss des neuen Boxenkomplexes ("Silverstone-Wing"), der - mit einigen wenigen (Detail-)Ausnahmen - überwiegend positiv angenommen wird.

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