Webber dominiert verregneten Auftakt
Mark Webber nimmt Schumacher/Barrichello im Regen von Silverstone mehr als eine halbe Sekunde ab - Experte Marc Surer kritisiert Kobayashi-Unfallstelle
(Motorsport-Total.com) - Die "Wetterfrösche" lagen richtig: Teilweise strömender Regen erwartete die 24 Formel-1-Piloten während des ersten Freien Trainings zum Grand Prix von Großbritannien in Silverstone. Dementsprechend gab es während der 90 Minuten zahlreiche kleine Ausrutscher und Dreher, aber nur einen einzigen wirklich nennenswerten Unfall.
Für diesen sorgte Kamui Kobayashi (18./Sauber/+3,530) in einer Phase mit stärkerem Regen, als er bei Start und Ziel marginal von der Ideallinie abkam, die Kontrolle über das Auto verlor und in die Barrieren einschlug. "Er hätte vom Gas gehen sollen", kritisiert Lotus-Technikchef Mike Gascoyne, während 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer bei 'Sky' zustimmend analysiert: "Er bleibt neben der Strecke voll auf dem Gas, verliert das Auto und überschlägt sich beinahe."
Experte kritisiert Unfallstelle
"Dieser Absatz, wo der Rasen anfängt, darf da nicht sein - den müssen sie wegmachen", fordert Surer nun eine Modifikation der Unfallstelle. "Es ist typisch für die heutigen Fahrer, dass sie einfach voll weiterfahren, auch wenn sie neben der Strecke sind. Wäre er vom Gas gegangen, hätte er das Ganze retten können. Schade für den Rasen, aber das müssen sie jetzt mit einer Maschine ausgleichen. So ist es jedenfalls zu gefährlich."
Bestzeit fuhr bei variierendem Regen Mark Webber (Red Bull) in 1:46.603 Minuten. Der Australier hängte damit den Rest der Welt um mehr als eine halbe Sekunde ab, rollte allerdings nach Ablauf der Zeit kurz vor der Boxengasse aus. "Wahrscheinlich ist ihm der Sprit ausgegangen", glaubt Surer. Bereits zuvor war Webber aufgefallen, als sich während der Fahrt der Schaumstoff seiner Schutzverkleidung aus dem Cockpit löste.
Teamkollege Sebastian Vettel war am Ende nicht mehr auf der Strecke und rutschte daher noch auf Rang 13 zurück, Sorgen machen muss man sich um den Seriensieger aber nicht. Generell kann man den Zeiten aufgrund der wechselnden Bedingungen kaum eine Bedeutung beimessen, sodass es derzeit auch noch unmöglich ist, die Auswirkungen des erstmals in vollem Umfang greifenden Zwischengas-Verbots seriös einzuschätzen.
Starke Leistung der Routiniers
Erfreulich allerdings, dass sich "Silberfisch" Michael Schumacher im Wasser anscheinend voll in seinem Element fühlt, denn der Routinier schob sich am Ende bei besser werdenden Bedingungen noch auf Platz zwei nach vorne, wenn auch mit 0,660 Sekunden Rückstand auf Webber. Dritter wurde mit Rubens Barrichello (Williams/+0,744) ein alter Bekannter des Deutschen, Vierter der starke Kobayashi-Stallgefährte Sergio Perez (+0,819).
Für die meisten Topteams stand aber weniger die Zeitenjagd als vielmehr das Ausprobieren neuer Teile im Vordergrund. So fuhren zum Beispiel die McLaren- und Ferrari-Piloten jeweils mit unterschiedlichen Heckflügeln, um die bessere Variante für den Rest des Wochenendes herauszufinden, und Lewis Hamilton (8./+1,946) riskierte es kurz nach Halbzeit schon mal, mit Slicks den Grip zu erkunden - viel zu früh, wie er einsehen musste.
Ricciardo nicht im 107-Prozent-Bereich
Technische Probleme gab es zu Beginn der Session bei Witali Petrow (17./Renault), der genau drei Sekunden Rückstand auf Webber hatte und ausnahmsweise auch deutlich langsamer war als sein Teamkollege Nick Heidfeld (16.). Bester Vertreter der drei neuen Teams war indes Jarno Trulli (Lotus) vor Lotus-Freitagstester Karun Chandhok und Timo Glock im Marussia-Virgin in "Cars-2"-Optik. Glock blieb um mehr als zwei Sekunden hinter Trulli zurück.
Keinen Fehler machte bei schwierigen Bedingungen Grand-Prix-Debütant Daniel Ricciardo, was bei 24 Runden für einen Rookie durchaus nicht selbstverständlich ist. Allerdings landete er nur auf dem 24. und letzten Platz, mehr als eine Sekunde hinter Vitantonio Liuzzi im zweiten HRT. Zudem schrammte der Landsmann von Spitzenreiter Webber an der 107-Prozent-Marke vorbei, die für dieses Wochenende eines seiner erklärten Ziele ist.