Bestzeit: Vettel in Valencia Pole-Position-Favorit

Nicht alles gezeigt, aber trotzdem klar voran: Sebastian Vettel nahm Mitfavorit Fernando Alonso im dritten Training fast eine halbe Sekunde ab

von Christian Nimmervoll · 25.06.2011 12:05

(Motorsport-Total.com) - Zwar konnte Fernando Alonso (Ferrari) seine Freitagsbestzeit auch am Samstagmorgen mit einer starken Leistung im dritten Freien Training zum Grand Prix von Europa bestätigen, doch Topfavorit auf die Pole-Position im sonnigen Valencia ist wieder einmal Sebastian Vettel. Der Red-Bull-Pilot wurde in der letzten Session vor dem Qualifying in 1:37.258 Minuten gestoppt und setzte sich damit an die Spitze des Klassements.

Wird im Qualifying wieder kaum zu schlagen sein: Sebastian Vettel

Vettel hätte nach Ablauf der 60 Minuten sogar noch Reserven gehabt, markierte im ersten und zweiten Sektor noch einmal Bestzeiten, musste den Versuch aber wegen eines Ausritts von Kamui Kobayashi (Sauber) abbrechen. Letzterer war in der Zielkurve einen Tick zu aggressiv, streifte leicht die Mauer und konnte daher seinen 14. Platz (Rückstand: 2,590 Sekunden) nicht mehr verbessern. Für die Mechaniker ist es aber mit einem einfachen Wechsel der Frontpartie getan.

Vettel: Nicht alles gezeigt

Auch ohne weitere Steigerung nahm Vettel seinem Verfolger Alonso 0,420 Sekunden ab, obwohl Ferrari diesmal gut in Form zu sein scheint. Denn nicht nur Alonso, sondern auch Felipe Massa (+0,582) mischt als Dritter im Spitzenfeld mit und knüpft nahtlos an die starke Performance von Montreal an. Vierter wurde Mark Webber (Red Bull/+0,810) - als letzter Fahrer mit weniger als einer Sekunde Rückstand auf den Führenden.

Fernando Alonso fährt vor eigenem Publikum in Spanien in Topform

Wie selbstbewusst Red Bull trotz der ersten Einschränkungen im Zwischengas-Bereich ist, die dieses Wochenende greifen, beweist die Tatsache, dass Vettel und Webber eine halbe Stunde warteten, ehe sie ihr Trainingsprogramm aufnahmen. Ferrari nutzte die Zeit lieber intensiv, um unterschiedliche Frontflügel zu testen: Alonso fuhr mit einer dreifachen, Massa mit einer doppelten Variante. Letztere kostet Anpressdruck, bringt aber Topspeed.

McLaren, nach dem tollen Sieg von Montreal auch in Valencia stark erwartet, spielte heute Morgen nicht die Rolle, die man Jenson Button (5./+1,068) und Lewis Hamilton (7./+1,483) zutrauen würde. Ähnlich wie vor zwei Wochen fehlt es dem Team an Höchstgeschwindigkeit - und das Qualifying bleibt sowieso die Achillesferse: "Wir würden gerne im Qualifying vorne stehen", gibt Teamchef Martin Whitmarsh zu, "aber der Sieg am Sonntag ist uns wichtiger."

Whitmarsh nur verhalten optimistisch

Das Ergebnis des dritten Freien Trainings möchte er trotzdem nicht überbewertet wissen: "Ich glaube, wir können besser sein als das", lächelt Whitmarsh, fügt aber mit besorgter Miene an: "Red Bull und Ferrari sind sehr stark. Bleibt abzuwarten, ob wir vor denen landen können. Besonders Fernando ist zu Hause immer motiviert. Wir können aber noch ein bisschen Performance finden. Hoffentlich gelingt uns das im Qualifying."


Fotos: Großer Preis von Europa


McLaren liefert sich im Bereich um die dritte und vierte Startreihe ein Teammatch mit Motorenpartner Mercedes: Nico Rosberg (+1,322) Sechster, Michael Schumacher (+1,541) Achter. Letzterer strapazierte den Notausgang in Kurve zwei schon zu Beginn, lieferte am Ende dann auch noch einen Dreher wegen blockierender Hinterräder ab. Doch für die größte Schrecksekunde sorgte er durch eine Beinahe-Kollision mit Hamilton.

Hamilton einfach übersehen?

"Wie ein Anfänger, das war ungeschickt", kritisiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer bei 'Sky'. "Er zieht nach rechts und dann nach links, aber wahrscheinlich hat er ihn einfach nicht gesehen. In der Qualifikation könnte so etwas eine Strafe nach sich ziehen." Hamilton, mit voller Geschwindigkeit aus einer Rechtskurve kommend, reagierte aber geistesgegenwärtig und konnte Schumachers Mercedes gerade noch ausweichen.

Michael Schumacher lieferte eine eher hektische dritte Session ab

Renault-intern lag Nick Heidfeld lange Zeit vor seinem Teamkollegen Witali Petrow, in letzter Minute schob sich der Russe aber noch um drei Zehntelsekunden am Deutschen vorbei. Das bedeutete mit gut eineinhalb Sekunden Rückstand die Plätze neun und zehn. Dahinter scheinen Force India und Sauber die ersten Verfolger der Top 10 zu sein. Noch eine weitere Stufe dahinter duellierten sich heute Morgen Toro Rosso und Williams.

An der 107-Prozent-Regel wäre diesmal nur Narain Karthikeyan (HRT/+7,372) gescheitert. Timo Glock (Marussia-Virgin) war als 21. erster Lotus-Verfolger unter den neuen Teams. Doch aus deutscher Sicht interessiert heute Nachmittag wohl vor allem der Kampf um die Pole-Position, in dem WM-Leader Vettel wieder die besten Karten hat. Alonso braucht beim Heimrennen wohl ein kleines Wunder, um den Deutschen ernsthaft gefährden zu können.