Valencia: Webber zweieinhalb Sekunden vor Vettel
Ein Jahr nach dem Salto: Mark Webber eröffnet in Valencia mit Bestzeit, während Sebastian Vettel mit viel Benzin auf das Rennen hinarbeitet
(Motorsport-Total.com) - Bei bewölkten, aber trotzdem 26 Grad warmen Bedingungen eröffnete heute Morgen Mark Webber das Rennwochenende in Valencia mit Bestzeit im ersten Freien Training. Für den Red-Bull-Piloten könnte das ein psychologisch wichtiger Start in den Grand Prix sein, schließlich war er hier 2010 im Rennen nach einer Kollision mit einem Nachzügler wie eine Rakete abgehoben.
Webber absolvierte insgesamt 22 Runden, die schnellste davon in 1:40.403 Minuten (also gut eine Sekunde hinter der Freitagsbestzeit 2010 von Fernando Alonso auf Ferrari). Damit hatte er nicht weniger als 2,538 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sebastian Vettel, der nach 21 Runden nur an 16. Stelle geführt wurde. Doch Sorgen machen muss man sich um den Weltmeister und WM-Leader deswegen nicht.
Vettel mit mehr Benzin unterwegs
"Die beiden Autos waren auf unterschiedlichen Programmen", relativiert Teamchef Christian Horner im Interview mit 'Sky'. "Heute gibt es ja noch keine Punkte und wegen des Testverbots ist der Freitag der einzige Tag, an dem wir etwas ausprobieren können." Red Bull verfügt an diesem Wochenende nämlich über neue Teile, genau wie McLaren (Frontflügel-Endplatte) oder auch Williams (Auspuffsystem). Ferrari fährt hingegen genau wie zuletzt in Montreal.
Starker Zweiter wurde zum Auftakt Witali Petrow (Renault), der in Valencia schon zu GP2-Zeiten immer überzeugt hat. Zwar fehlten ihm 0,824 Sekunden auf Webber, aber er ließ klingende Namen wie Alonso (+0,836), Lewis Hamilton (McLaren/+1,107) und seinen Teamkollegen Nick Heidfeld (+1,177) hinter sich. Sechster wurde Felipe Massa (Ferrari/+1,355), der am Ende einen Drift gekonnt abfing, Siebter Montreal-Sieger Jenson Button (McLaren/+1,523).
"Wir werden wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen haben, nämlich Red Bull gegen McLaren", analysiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer bei 'Sky'. "Ferrari sieht gut aus, aber nicht überzeugend genug. Renault ist stärker als je zuvor am Freitagmorgen. Hoffen wir, dass sie es halten können, denn oft ist es so, dass sich das Kräfteverhältnis mit mehr Grip wieder ändert. Jetzt war es sehr rutschig. Da hat der Renault hervorragend funktioniert."
McLaren noch mit verdeckten Karten?
Der Schweizer vermutet, dass die Teams noch nicht alles gezeigt haben. Besonders von McLaren erwartet er eine Steigerung, weil DRS aufgrund von Aerotests noch nicht im Einsatz war: "Wir dürfen nicht unterschätzen: McLaren ist die ganze Zeit mit geschlossenem Flügel gefahren. Die haben Rennabstimmung getestet. Wehe, wenn die die Flügel aufmachen - dann fahren sie auch 1:40. So viel macht das auf dieser Strecke sicherlich aus", sagt Surer.
Stark auch Adrian Sutil (Force India) als Achter, Jaime Alguersuari als Zehnter sowie Daniel Ricciardo (beide Toro Rosso) als Zwölfter. Irgendwo dazwischen reihten sich die beiden Mercedes-Silberpfeile ein, die an diesem Wochenende mit den hohen Temperaturen (für das Rennen sind bis zu 30 Grad prognostiziert) zu kämpfen haben könnten. Bester Sauber-Pilot: Sergio Perez, im Gegensatz zu Montreal anscheinend fit wie ein Turnschuh, auf Rang 14.
Wieder Freitagspech für Chandhok
Pech hatte Freitagstestfahrer Karun Chandhok: "Ich fuhr aus der Boxengasse raus und hatte keinen zweiten Gang, also rollte ich nur durch die Gegend", bedauert der Inder, der im Lotus von Jarno Trulli Platz nehmen durfte. "Ich habe dieses Jahr mit meinen Freitagseinsätzen einfach kein Glück. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich bisher nur zwei gezeitete Runden gedreht." Seine nächste Chance könnte aber schon in Silverstone kommen.
Für die gravierendsten Fahrfehler der Session sorgten übrigens zwei Deutsche: Nico Hülkenberg setzte den Force India von Paul di Resta schon zu Beginn mit überbremsenden Hinterreifen in die Mauer, Timo Glock (Marussia-Virgin) verursachte am Ende mit einem Dreher ohne Einschlag gelbe Flaggen. Erfreulich, dass (mit Ausnahme von Chandhok, der keine Zeit hatte) trotzdem alle Fahrer innerhalb des 107-Prozent-Bereichs landeten.