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Montreal: Vettel auf Pole, McLaren setzt auf Regen
Nicht Montreal-Spezialist Lewis Hamilton (5.), sondern die Ferraris waren im Qualifying in Montreal die schärfsten Gegner von Polesetter Sebastian Vettel
(Motorsport-Total.com) - Der Circuit Gilles Villeneuve mit seinen langen Geraden gilt eigentlich nicht als Red-Bull-Terrain. Umso mehr spricht es für Seriensieger Sebastian Vettel, dass er sich im heutigen (trockenen) Qualifying zum Grand Prix von Kanada erneut die Pole-Position sicherte. Dabei hatten die meisten Experten im Vorfeld eher McLaren oder Ferrari favorisiert.
"Wir wussten, das dies nicht unsere beste Strecke sein würde, trotzdem hatten wir heute das schnellste Paket", jubelt Vettel, der seine Bestzeit von 1:13.014 Minuten schon im ersten von zwei Q2-Runs erzielte und sich den zweiten eigentlich hätte sparen können. Nur ein einziger Topfahrer schaffte im Finish noch eine Verbesserung: Fernando Alonso (Ferrari) verdrängte seinen Teamkollegen Felipe Massa um (psychologisch wichtige) 18 Tausendstelsekunden auf Platz drei.
Ferrari statt McLaren erster Verfolger
Ferrari nahm heute die Rolle ein, die man eigentlich am ehesten McLaren zugetraut hätte. "Ich fühle mich gut", strahlt Alonso. "Wir haben uns heute auf das Qualifying konzentriert und Zweiter und Dritter ist das beste Teamergebnis. Eineinhalb Zehntel hinter Red Bull ist ein viel besseres Abschneiden als in den ersten sechs Rennen. Es war bisher ein starkes Wochenende. Ich freue mich auf das Rennen. Wir haben sicher eine Chance, es zu gewinnen."
Aber Vettel, im Vorjahr mit einer völlig falschen Strategie nur Vierter, ist ebenfalls zuversichtlich: "Unsere Longruns haben sehr gut ausgesehen, die Pace ist da. Es wird nicht einfach, aber wir haben in den letzten zwei Rennen gesehen, dass ich auch fighten kann", gibt er sich kämpferisch und unterstreicht: "Wir sind seit dem Vorjahr besser geworden. Es war ein reibungsloses Qualifying mit zwei guten Runs. Ich bin glücklich, aber die Hauptaufgabe kommt erst morgen."
Viele hatten damit gerechnet, dass sich Lewis Hamilton zum vierten Mal auf dieser Strecke die Pole-Position sichern würde, aber McLaren hat am Vormittag offenbar nicht geblufft, denn Hamilton und Jenson Button kamen auch am Nachmittag nicht über die enttäuschenden Positionen fünf und sieben hinaus. "Vielleicht haben wir nicht die beste Konfiguration", jammert Hamilton und beschwert sich ausdrücklich über fehlenden Topspeed auf den Geraden.
Verwirrung um McLarens Setup
Aber: "Bei den Höchstgeschwindigkeitsmessungen taucht nirgendwo ein McLaren vorne auf, dabei waren die immer vorne dabei. Daher kann ich mir vorstellen, dass die auf Regen gesetzt haben", analysiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Teamchef Martin Whitmarsh nickt lächelnd: "Laut Wettervorhersage wird es zu 60 oder mehr Prozent regnen. Wir hoffen, dass es regnen wird und dass wir dann stärker sein werden als bei diesen Bedingungen."
Hamilton verwirrt allerdings, denn er will von einem Regensetup nichts wissen: "Ich wünschte, es wäre so, aber wir haben versucht, den bestmöglichen Startplatz herauszuholen", dementiert er. Force-India-Testfahrer Nico Hülkenberg freilich vermutet: "Der will uns nur in die Irre führen." Tatsache ist, dass nicht Hamilton Vettels erster Herausforderer war, sondern - zumindest bis zur letzten Alonso-Runde - der von vielen schon totgesagte Massa.
Der Brasilianer landete mit zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Vettel auf dem dritten Platz und ist damit zufrieden: "Ein sehr gutes Wochenende bis jetzt. Wir waren schon gestern und heute Morgen sehr konkurrenzfähig, auch mit den gleichen Reifen wie Red Bull in Q2 war es eng. Das ist gut für uns, gut für mich - endlich stehe ich wieder weiter vorne." Kleiner Wermutstropfen: Zum ersten Mal hat er in Montreal ein Qualifying-Stallduell verloren, wenn auch nur knapp.
Rosberg nach Platz sechs guter Dinge
Mark Webber schaffte mit vier Zehntelsekunden Rückstand auf Vettel den ordentlichen vierten Platz, nachdem er das Freie Training am Vormittag wegen einer defekten KERS-Batterie komplett hatte streichen müssen. Dahinter fuhren Hamilton und Nico Rosberg in Reihe drei. "Sechster Platz, darauf kann man aufbauen", so der Mercedes-Pilot. "Wir haben mehr als sonst auf das Rennen aufgebaut. Das Podium wird schwierig, aber wir sind auf jeden Fall näher dran."
Montreal-Rekordsieger Michael Schumacher im zweiten Silberpfeil hatte gegen Rosberg erneut keine Chance. Wieder einmal gab es dafür auch technische Gründe: "Ab Kurve vier war die Durchzugskraft etwas verringert", erklärt er. "Warum, das muss ich herausfinden. Ich hoffe nicht, dass es etwas Ernstes ist." Zumindest reichte die Performance noch, um die beiden Renault-Piloten (Nick Heidfeld diesmal hauchdünn vor Witali Petrow) hinter sich zu lassen.
Mit je zwei Red Bulls, Ferraris, McLarens, Mercedes und Renaults in den Top 10 war für Force India kein Platz mehr. Montreal-Neuling Paul di Resta lieferte aber im Rahmen seiner Möglichkeiten eine starke Leistung ab und wurde Elfter, unmittelbar vor Pastor Maldonado (Williams), Kamui Kobayashi (Sauber) und Adrian Sutil (Force India). Sebastien Buemi (Toro Rosso) landete im dicht gestaffelten Q2-Mittelfeld auf Rang 15.
De la Rosa: Nicht schlecht für einen Rookie...
17. und Letzter wurde Pedro de la Rosa, der nach seiner kurzfristigen Einberufung am Vormittag weiteren Sauber-Schrott produziert hatte. Dennoch überstand er die Q1-Hürde recht sicher und büßte in Q2 nur drei Zehntelsekunden auf seinen Stallkollegen ein. Da lobte selbst Sauber-Teammanager Beat Zehnder: "Nicht schlecht für einen Rookie!" Wohlgemerkt für einen 40-jährigen, der an diesem Wochenende sein viertes Comeback feiert...
In Q1 hatte de la Rosa noch Glück, als ein "Streifschuss" an der Mauer für ihn glimpflich ausging und stattdessen Jaime Alguersuari (Toro Rosso) mit den drei neuen Teams die Segel streichen musste. Möglicherweise gar nicht am Rennen teilnehmen wird der Belgier Jerome D'Ambrosio: Nach seinem Trainingscrash fand der Marussia-Virgin-Pilot keinen Rhythmus mehr, sodass er die 107-Prozent-Marke um fast eine halbe Sekunde verfehlte.
Die Regenwahrscheinlichkeit für morgen ist hoch. "Wenn das Wetter umschwenkt, war dieses Qualifying das am wenigsten wichtige der Saison", vermutet Alonso. Vettel fügt an: "Sehr wahrscheinlich, dass sich die Bedingungen ändern werden. Es wird regnen - die Frage ist nur: Wie viel und wann?" Doch selbst wenn es trocken bleiben sollte, ist mit der Premiere einer Doppel-DRS-Zone auf jeden Fall Spannung garantiert!