Vettel ohrfeigt Webber mit nur einer Runde!
Freud und Leid für die deutschen Fahrer im dritten Training: Während Sebastian Vettel mit nur einer Runde Bestzeit fuhr, hatte Nick Heidfeld bei einem Feuer Riesenglück
(Motorsport-Total.com) - Das war wirklich weltmeisterlich: Sebastian Vettel benötigte im dritten Freien Training zum Grand Prix von Spanien im sonnigen Barcelona nur eine einzige fliegende Runde, um Bestzeit zu erzielen, und verpasste damit seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber, der bis dahin vermeintlich sicher geführt hatte, eine schallende Ohrfeige.
© Red Bull
Sebastian Vettel setzte im dritten Training eine psychologisch wichtige Bestzeit Zoom Download
Webber steht an diesem Wochenende gehörig unter Druck, eine Wende in der Weltmeisterschaft herbeizuführen, und nach der Freitagsbestzeit lag er auch heute Morgen in Führung, als die Restzeit 0:00 Minuten anzeigte. Aber Vettel, an dessen Auto bis drei Minuten vor Schluss hektisch gearbeitet wurde, fuhr ein paar Sekunden später über die Ziellinie des Circuit de Catalunya - und war tatsächlich um 0,084 Sekunden schneller!
Psychologisch wichtige Bestzeit
"So was tut weh", zeigt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer Mitleid mit dem erneut geschlagenen Australier, schränkt aber ein: "Natürlich wissen wir nicht über die Benzinmenge Bescheid, muss man fairerweise sagen, denn Vettels Mittelsektor war schon schnell." Der Vollständigkeit halber sei jedoch angemerkt, dass Webbers potenziell schnellste Runde mit Bestzeiten in den Sektoren eins und drei im Mittelsektor nicht gut genug für eine Verbesserung war.
Fest steht jedenfalls, dass Red Bull in Barcelona in einer eigenen Liga fährt, denn erster Verfolger von Vettel und Webber war Michael Schumacher (Mercedes) - mit 1,350 Sekunden Rückstand! Hinter dem Rekordsieger am Circuit de Catalunya reihten sich Lewis Hamilton (+1,361), Jenson Button (beide McLaren/+1,507) und Nico Rosberg (Mercedes/+1,690) ein. Rosberg, Schumacher und Hamilton leisteten sich zu Beginn der Session übrigens jeweils kleine Verbremser.
Schuld daran war wohl der seit gestern gedrehte Wind, der sich beim Anbremsen der Gegengerade auswirkte. Auch sonst gab es seit dem Freitagstraining einige Änderungen: Bei Williams fährt inzwischen nur noch Rubens Barrichello (10./+2,611) mit dem neuen Heckflügel, Lotus hat trotz des neuen Auspuffsystems keine Chance, Anschluss ans Mittelfeld zu finden, und Force India musste die Modifikationen nach ernüchternden Tests wieder ausbauen.
Ferrari ohne Gurney-Heckflügel abgeschlagen
So landete Adrian Sutil auf dem 15., Paul di Resta auf dem 17. Platz. Besser funktionieren hingegen die Sauber-Updates, die Kamui Kobayashi (+1,962) auf den siebten und Sergio Perez (+2,622) auf den zwölften Rang brachten. Ferrari scheint indes ohne den neuen Heckflügel, der von der FIA verboten wurde, aufgeschmissen zu sein: Lokalmatador Fernando Alonso fehlten auf Position neun trotz weicher Pirelli-Reifen zweieinhalb Sekunden auf die Spitze.
Die spektakulärste Szene der Session lieferte aber Nick Heidfeld (23./+7,493) ab, als er knapp vor Halbzeit mit einem brennenden Renault ausrollte. Der Deutsche lenkte in die Wiese, kletterte hastig aus dem Cockpit und vergaß dabei sogar darauf, den Stecker für den Boxenfunk zuerst abzuziehen. "Die Temperatur des rechten Auspuffs war sehr hoch, als Nick aus der Box gefahren ist", teilt Renault via Twitter mit. "Wir hielten das zuerst für ein Sensorproblem. Anscheinend war es doch keins."
Heidfeld-Feuer: Glück im Unglück
"Der rechte Seitenkasten ist jetzt nur noch für eBay zu gebrauchen", scherzt das französische Team - im Wissen, dass es dem Fahrer nach der Schrecksekunde gut geht: "Mir ist gar nichts passiert", gibt Heidfeld Entwarnung. "Das Feuer war zum Glück hinter und neben mir. Im Cockpit war alles in Ordnung." Es sei aber "eines der größten Feuer" gewesen, "die ich im Auto je erlebt habe. Es ist ziemlich viel kaputt. Ich hoffe, wir kriegen das bis zur Qualifikation wieder hin."
Renault-Speerspitze war damit Witali Petrow, der sich als Achter mitten ins vordere Mittelfeld mischte und nach einem eher vermurksten Freitag Ambitionen auf das Top-10-Finale anmeldete. Erfreulich aus deutscher Sicht: Timo Glock hatte diesmal seinen Marussia-Virgin-Teamkollegen Jerome D'Ambrosio im Griff. Die schlechte Nachricht: Genau wie vier weitere Piloten wäre Glock mit 5,999 Sekunden Rückstand an der 107-Prozent-Hürde gescheitert.
Für das Qualifying am Nachmittag ist die einzige Frage, welcher Red Bull sich die Pole-Position sichern wird. Spannend wird aber auch die Reifennutzung, denn zwischen harten und weichen Pneus liegen in Barcelona zwei Sekunden. Das bedeutet, dass selbst die Topteams vielleicht schon in Q1 Pirelli-Options aufziehen lassen müssen. In Q3 hätten sie dann unter Umständen nur noch einen frischen Reifensatz zur Verfügung...