• 07. Mai 2011 · 14:05 Uhr

Red Bull doch souverän: Vettel vor Webber

Von wegen silberne Attacke: Sebastian Vettel dominiert das Qualifying in Istanbul, Mark Webber auf Platz zwei - Nico Rosberg nur erster Verfolger

(Motorsport-Total.com) - Nach den Freien Trainings durfte man auf einen Qualifying-Dreikampf zwischen Red Bull, McLaren und Mercedes hoffen, letztendlich hatte Sebastian Vettel in Istanbul aber wieder leichtes Spiel: Der Weltmeister sicherte sich im vierten Qualifying der Saison zum vierten Mal die Pole-Position, erstmals vor seinem Teamkollegen Mark Webber.

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Nico Rosberg und Sebastian Vettel lassen deutsche Herzen höher schlagen Zoom Download

Vettel erzielte in seinem einzigen Run in Q3 eine Bestzeit von 1:25.049 Minuten, 0,405 Sekunden vor Webber. Als sich die Konkurrenten des Red-Bull-Duos auf ihre Schlussattacke vorbereiteten, stiegen der Deutsche und der Australier eiskalt aus - und verließen sich darauf, dass ihre Zeiten halten würden! "Ein sehr komisches Gefühl, wenn du nur zuschauen kannst. Aber es ist gut, einen Reifensatz für morgen gespart zu haben", grinst der Polesetter zufrieden.

Vettel steckt Unfall mühelos weg

Nach seinem gestrigen Trainingscrash hat er nun allen Anlass, "sehr glücklich" zu sein: "Es war kein problemloser Vormittag, denn wir mussten aufholen, aber ich mag diese Strecke. Schön, dass ich auch ohne viele Runden einen guten Rhythmus gefunden habe. Jetzt bin ich zuversichtlich, denn wir haben ein gutes Auto. Ich bin natürlich sehr zufrieden, vor allem nach dem verhauten Tag gestern, aber morgen kommt erst die härtere Aufgabe."

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Den Freitag komplett verloren, trotzdem wieder auf Pole: Sebastian Vettel Zoom Download

Teamkollege Webber "hätte gerne noch ein paar Zehntel gefunden, aber wir haben das vor dem Qualifying so abgemacht", sagt er über die mutige Red-Bull-Taktik in Q3. Zweifel an deren Richtigkeit hat er nicht, denn: "Jede Runde, die du heute weniger fährst, kann dir morgen helfen. Wir sind gut aufgestellt, denn wir hätten nicht mehr Reifen sparen können. Seb ist eine gute Runde gefahren, aber ich freue mich schon auf das Rennen."

Kein Wunder, steht er doch erstmals in dieser Saison in der ersten Startreihe - auch dank ein bisschen Glück, denn Lewis Hamilton (4./+0,546) hätte ihn durchaus schlagen können: "Lewis wäre Zweiter geworden, wenn er seine besten Sektoren in eine Runde zusammengepackt hätte", seufzt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Wir sind schon ein bisschen enttäuscht, aber wir haben zwei grandiose Rennfahrer, also werden wir morgen trotzdem versuchen, das Rennen zu gewinnen."

Button enttäuscht, Rosberg glücklich

Auch Jenson Button (McLaren), der bisher an diesem Wochenende zumeist schneller gewesen war als Hamilton, dürfte mit Platz sechs und einer Sekunde Rückstand nicht zufrieden sein. Dafür war die Freude bei Nico Rosberg umso größer: "Für uns ein tolles Resultat heute", jubelt der drittplatzierte Mercedes-Pilot. "Schön zu sehen, wie wir uns nach so einem schwierigen Anfang gesteigert haben. Jetzt hinter Red Bull zu stehen, nur fünf Zehntel weg, ist schon super!"


Fotos: Großer Preis der Türkei


Im Qualifying-Stallduell mit Michael Schumacher (8.), der ihn heute Morgen noch klar in den Schatten gestellt hatte, zog Rosberg schon auf 4:0 davon. Dabei war Istanbul bisher ein sehr gutes Pflaster für den siebenfachen Weltmeister, aber als es in die Entscheidung ging, konnte er plötzlich nicht mehr mithalten. Der erste Top-10-Einzug der Saison ist angesichts der weitaus höheren Erwartungen nicht einmal ein schwacher Trost.

Warum es nicht weiter nach vorne ging, weiß Schumacher selbst nicht: "Ich war ja deutlich langsamer als am Morgen und auch deutlich langsamer als in Q2. Den Grund dafür würde ich gerne kennen", rätselt der Mercedes-Superstar. "Ich hatte keinen Fehler drin, aber eben auch keinen Grip. Warum das der Fall war, möchte ich nun herausfinden." Kleine Randnotiz: In Q1 stand er einmal Hamilton im Weg, was noch ein Nachspiel haben könnte.

Alonso holt alles aus dem Ferrari

Überraschend stark präsentierte sich nach bestenfalls durchschnittlichen Trainingsleistungen Ferrari-Speerspitze Fernando Alonso, der alles aus seinem 150° Italia herausholte, Felipe Massa (10.) um fast eine Sekunde abhängte und mit Platz fünf das Maximum erreichte. "Gar nicht so schlecht, vor allem eine tolle Leistung von Fernando", lobt die Scuderia über Twitter. Massa war in Q3 chancenlos, weil er schon in Q1 einen Satz weicher Pirellis aufgezogen hatte.

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Fernando Alonso holte das Maximum aus dem Ferrari raus und wurde Fünfter Zoom Download

Gemischte Gefühle dürfte Nick Heidfeld empfinden: "Das Ergebnis geht für mich in Ordnung", bilanziert er nach Platz neun. "Natürlich möchte man immer weiter vorne stehen, das Potenzial dafür wäre da gewesen. Aber bis Q2 hatte ich Probleme, den Grip zu finden. Dafür lief es recht gut." Nicht gut genug, um seinem Teamkollegen Witali Petrow (7.) gefährlich zu werden. Aber "Quick Nick" ist optimistisch, denn: "Wir haben ein Auto, das unter Rennbedingungen besser ist."

Das wird auch bitter nötig sein, denn nach KERS-Problemen im Training wäre Heidfeld beinahe schon in Q2 ausgeschieden - gerade mal 24 Tausendstelsekunden retteten ihn im direkten Vergleich mit Rubens Barrichello (11./Williams). Zwölfter wurde Adrian Sutil: "Damit bin ich eigentlich ziemlich zufrieden", erklärt der Force-India-Pilot. "Wir hatten keine großartigen Hoffnungen, hier in die Top 10 zu fahren. Wir waren aber nahe dran und das war wichtig."

Sutil: Wichtiger Sieg gegen di Resta

Am meisten freut er sich über den Sieg im Stallduell mit Paul di Resta (13.), den er um gut eine Zehntelsekunden bezwingen konnte: "Bei uns geht es immer knapp zu", lächelt Sutil. "Natürlich ist es wichtig, vor dem Teamkollegen zu stehen - man will stets die Nase vorne haben. Zum Glück hat es gereicht. Wie liegen wieder sehr eng beieinander, was gut ist für das Team. Beide holten wir das Maximum heraus. Jetzt schauen wir mal. Der Sonntag ist der wichtige Tag."

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P8: Michael Schumacher kämpfte auf einmal wieder mit zu wenig Grip Zoom Download

Für die Schweizer Fraktion setzte es diesmal eine Enttäuschung, denn Sauber-Hoffnung Kamui Kobayashi wurde ohne Zeit 24. und Letzter. Das bedeutet für morgen wegen der Rückversetzung von Jerome D'Ambrosio (20./Marussia-Virgin) den vorletzten Startplatz. "Der Motor ist einfach ausgegangen. Sowas ist halt Pech", grummelte der Japaner, nachdem sein C30 bereits während der ersten Aufwärmrunde langsam geworden war.

Sein Teamkollege Sergio Perez konnte die Kohlen auch nicht aus dem Feuer holen, belegte Rang 15 - knapp vor Sebastien Buemi (Toro Rosso). Der Schweizer gewann immerhin sein Stallduell um drei Zehntelsekunden. Indes durfte Heikki Kovalainen (Lotus) eine Zeit lang vom Einzug ins zweite Qualifying träumen, am Ende fehlte dem Finnen dann aber doch eine halbe Sekunde. Jarno Trulli (DRS defekt, Rang 19) hängte er um eine Sekunde ab.

Glock langsamer als D'Ambrosio

Niedergeschlagen ist Timo Glock, der gegen D'Ambrosio eine deutliche Abfuhr kassierte und mit Narain Karthikeyan (HRT) nur einen Gegner hinter sich lassen konnte. Zumindest sucht er nicht nach Ausreden: "Jerome fuhr einfach eine bessere Runde als ich", gibt er zu. "Mit meinem Versuch war ich eigentlich ganz zufrieden. Im Mittelsektor hatte ich einen kleinen Fehler drin - da war er deutlich schneller als ich. So etwas passiert. Er ist halt schnell und macht keine Fehler."

Die 107-Prozent-Grenze stellte heute erfreulicherweise für niemanden ein Problem dar, auch nicht für HRT - überhaupt scheint die spanisch-deutsche Truppe von Colin Kolles auf dem Vormarsch zu sein und sich in Richtung Marussia-Virgin und Lotus zu orientieren. Aber weit mehr interessiert natürlich der Kampf an der Spitze, der bei strahlendem Sonnenschein weniger spannend war als erhofft. So geht Red Bull morgen wieder als klarer Favorit in den Grand Prix.

"Wenn keine Fehler oder Probleme auftreten, sind wir absolute Favoriten", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko ganz unbescheiden. Diesmal hat Vettel auch Reifen gespart, ganz im Gegensatz zu Hamilton, der in Q3 ein zweites Mal rausging, sich aber nicht mehr steigern konnte - und viele frische Reifen könnten ein entscheidendes Kriterium sein, denn: "Drei Stopps werden das Minimum sein, um im Rennen erfolgreich zu sein", glaubt Marko.

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