Drittes Training: Muss Red Bull auch Mercedes fürchten?
Lediglich eine Tausendstelsekunde fehlt Michael Schumacher auf Sebastian Vettel - Ferrari in Istanbul bisher nur die Nummer vier
(Motorsport-Total.com) - Weltmeister und WM-Leader Sebastian Vettel sicherte sich im dritten Freien Training zum Grand Prix der Türkei zwar programmgemäß die Bestzeit, doch auf einen Spaziergang in Istanbul sollte sich der Red-Bull-Pilot besser nicht einstellen. Denn neben McLaren meldete heute Morgen auch Mercedes ernsthafte Ambitionen auf die erste Startreihe an.
Als in den Schlussminuten alle mit weichen Pirelli-Options ausrückten, legte Silberpfeil-Superstar Michael Schumacher eine Bestzeit von 1:26.038 Minuten vor. Damit war er nicht nur um vier Zehntelsekunden schneller als sein Teamkollege Nico Rosberg, sondern es hätte beinahe auch zur besten Zeit des bisherigen Wochenendes gereicht. Nur sein Freund und Landsmann Vettel machte dem siebenfachen Weltmeister noch einen Strich durch die Rechnung.
Red-Bull-Dominanz verflogen?
Vettel hatte zwar im ersten Sektor leichten Rückstand auf die Schumacher-Zwischenzeit, holte im zweiten Sektor (mit Kurve acht) aber drei Zehntelsekunden raus - und so reichte es trotz eines langsamen HRT vor der Nase unterm Strich um eine Tausendstelsekunde zu Platz eins. Mark Webber rundete das solide, aber nicht überragende Red-Bull-Teamergebnis als solider Dritter ab. Rückstand des Australiers: 0,367 Sekunden.
McLaren konnte nicht ganz an die gestern gezeigte Performance anknüpfen, was den Verdacht aufkommen lässt, dass Jenson Button (5./+0,541) und Lewis Hamilton (6./+0,689) ihre Karten möglicherweise noch nicht ganz aufgedeckt haben. Allerdings lief es für die beiden problemlos, wohingegen Vettel einmal mehr von KERS-Problemen geplagt wurde und Rosberg bei einem glimpflich verlaufenen Highspeed-Dreher wohl der Schreck in die Glieder schoss.
Trotz des spannenden Team-Dreikampfs im dritten Freien Training geht 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer davon aus, dass Vettel Favorit auf die Pole-Position ist - "wenn sein KERS funktioniert". Schließlich war der Deutsche nach seinem gestrigen Unfall mit Trainingsrückstand in den Samstag gestartet, wovon man jedoch nicht viel merkte. Denn schon nach 24 Minuten schien er erstmals als Spitzenreiter auf den Zeitenmonitoren auf.
Ferraris neue Flügel bringen zu wenig
Nicht zu den Favoriten zählt Ferrari. Ganz abgesehen von den durchschnittlichen Rundenzeiten (Achter und Neunter mit rund 0,8 Sekunden Rückstand) traten auch noch technische Probleme auf: "Fernando klagt über einen Leistungsverlust. Jetzt checken wir das Auto, um zu sehen, was nicht stimmt. Beide mussten ihre Session früher als geplant beenden", twitterte das Team, nachdem Alonso im Schneckentempo zurück an die Box gerollt war.
Direkter Gegner von Ferrari dürfte Renault sein: Witali Petrow sicherte sich mit 0,718 Sekunden Rückstand erneut den siebten Platz und war damit wiederholt um eine halbe Sekunde schneller als Nick Heidfeld (14.). Letzterer sorgte in der Boxengasse für einen ungewöhnlichen Zwischenfall, als er erst langsamer wurde, dann aber plötzlich wieder beschleunigte, als Sebastien Buemi (10./Toro Rosso/+1,043) neben ihm auftauchte.
Alguersuari mit kurzer Pause
Apropos Toro Rosso: Buemis Teamkollege Jaime Alguersuari musste schon nach 20 Minuten wegen eines Drehers in Kurve vier aussteigen, konnte aber später wieder in die Session eingreifen - Platz 17 mit 1,687 Sekunden Rückstand. Damit befand er sich am hinteren Ende des Mittelfeldes, in dem sich einmal mehr ein harter Kampf zwischen Sauber, Force India, Williams und eben Toro Rosso anbahnt - mit Vorteilen für Sauber.
Ganz hinten landeten wie immer die drei "neuen" Teams. Überraschend: Jerome D'Ambrosio knackte seinen Marussia-Virgin-Stallgefährten Timo Glock um ein paar Hundertstelsekunden - und HRT lag über weite Strecken vor Glock und Co.! Erst am Ende der Session fielen Vitantonio Liuzzi und Narain Karthikeyan wieder auf die beiden letzten Positionen zurück. Erfreulich: Im dritten Freien Training lagen alle innerhalb von 107 Prozent.