Mercedes-Power dominiert: Button vor Rosberg
McLaren und Mercedes gaben im zweiten Freien Training in Istanbul den Ton an - Kein reibungsloser Auftakt für Red Bull und Ferrari
(Motorsport-Total.com) - Nachdem es am Vormittag noch geregnet hatte, fand das zweite Freie Training zum Grand Prix der Türkei bei trockenen Bedingungen statt. Schnellster war Jenson Button, der seinen McLaren zu einer Bestzeit von 1:26.456 Minuten peitschte und damit seine eigene Freitagsbestzeit aus dem vergangenen Jahr um fast zwei Sekunden unterbot.
Insgesamt setzten sich nicht weniger als vier Fahrer mit Mercedes-Power an der Spitze, denn hinter Button klassierten sich Nico Rosberg (Mercedes/+0,065), Lewis Hamilton (McLaren/+0,577) und Michael Schumacher (Mercedes/+0,607) auf den Plätzen zwei bis vier. Mark Webber wurde mit 0,693 Sekunden Rückstand "nur" Fünfter, aber: "Ich denke, dass Mark sicherlich mit viel Benzin gefahren ist", vermutet Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
Wie stark ist Red Bull wirklich?
Denn der Australier war nach dem Unfall seines Teamkollegen Sebastian Vettel am Vormittag in der zweiten Session auf sich alleine gestellt. Vettel verfolgte die Session in Jeans gemeinsam mit Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko und blieb damit bei vier Runden am gesamten Freitag stehen. Aber trotz des Rückstands glaubt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer: "Ich sehe Red Bull immer noch knapp vorne."
Bei Mercedes gibt es freitags nur Grund zur Freude, "wenn man das geplante Programm weitgehend fahren konnte. Das ist bei uns der Fall", analysiert Haug. "Wir haben sicher noch was zu tun, aber es war ein solider Tag." Aber: "Wir springen nicht innerhalb von zwei Rennen von der Position, in der wir vorher waren, an die Spitze. Wenn wir etwas ähnliches stabilisieren könnten, wie wir es in China geschafft haben, dann wären wir zufrieden."
Schumacher, heute einmal mehr im Schatten von Rosberg, erlebte rund zehn Minuten vor Schluss eine Schrecksekunde, als er in der schnellen Kurve elf einen Konkurrenten durchlassen wollte. Dabei kam er jedoch von der Ideallinie ab und schlitterte in einen Highspeed-Dreher. Sorgen ganz anderer Art hatte das Ferrari-Team, denn trotz diverser Neuerungen am 150° Italia waren Felipe Massa (6./+0,884) und Fernando Alonso einfach zu langsam.
Viele Probleme bei Ferrari
Alonso lieferte knapp nach Halbzeit in Kurve sechs einen Dreher ab, als ihm das Heck wegging. Anschließend wollte er zurück an die Box fahren, aber wenige Meter vor seinem Ziel blieb er plötzlich stehen. Das lag möglicherweise an einem Hydraulikproblem, das die Ferrari-Mechaniker vermeintlich schon behoben hatten. Am Ende kam er dann nicht einmal mit den weicheren Pirelli-Reifen näher als 1,613 Sekunden an Button heran - Platz elf.
Guter Siebter wurde Witali Petrow (Renault/+1,061), gefolgt von Paul di Resta (Force India/+1,269), Sergio Perez (Sauber/+1,388) und Adrian Sutil (Force India/+1,596). Nick Heidfeld (Renault) kam über Rang 13 nicht hinaus, war um eine glatte Sekunde langsamer als sein Teamkollege. Auch Timo Glock (21./Marussia-Virgin/+4,765) kassierte gegen seinen Stallgefährten eine Niederlage - Jerome D'Ambrosio war um zwei Zehntelsekunden schneller.
Schwierigkeiten auch bei Williams
Beim krisengeschüttelten Williams-Team landete Pastor Maldonado (+2,372) knapp vor Rubens Barrichello an 15. Stelle - und das, obwohl Barrichello einen neuen Heckflügel testete. Probleme hatten beide: Barrichello musste die Session wegen eines KERS-Wasserlecks vorzeitig beenden, Maldonado leistete sich in Kurve acht schon wieder zwei Fahrfehler. Bei Lotus-Pilot Heikki Kovalainen (19./+3,825) streikte indes der verstellbare Heckflügel.
Aus den heutigen Zeiten etwas ins Kräfteverhältnis für den Rest des Wochenendes zu interpretieren, ist schwierig, weil der Referenzwert Vettel fehlte. Außerdem machen zehn Kilogramm Unterschied im Benzingewicht pro Runde fast vier Zehntelsekunden Unterschied aus - mehr als auf einer durchschnittlichen Strecke. Insofern werden die Karten vor Qualifying und Rennen in Istanbul wahrscheinlich neu gemischt.