Sepang: Wieder Red Bull vs. McLaren?
Mark Webber fährt in Sepang Tagesbestzeit, fünf Tausendstelsekunden vor Jenson Button - Kräfteverhältnis offenbar ähnlich wie in Melbourne
(Motorsport-Total.com) - Der befürchtete Regen blieb aus, aber sonst gab es am ersten Trainingstag zum Grand Prix von Malaysia in Sepang keine nennenswerten Überraschungen. Mark Webber und sein Red-Bull-Team sicherten sich die Freitagsbestzeit auf dem 5,543 Kilometer langen Tilke-Kurs, doch McLaren scheint erneut dafür zu sorgen, dass das Wochenende nicht langweilig wird.
Ausnahmsweise hatten in den ersten 180 Minuten dieses Wochenendes nicht die vermeintlichen Teamleader die Nase vorne, sondern Vorjahres-Polesetter Webber (1:36.876 Minuten) und Jenson Button. Die beiden waren am Ende nur durch fünf Tausendstelsekunden getrennt - und auch Lewis Hamilton (McLaren) und Sebastian Vettel (Red Bull) fehlten nur 0,134 beziehungsweise 0,214 Sekunden auf Webber. Das lässt auf ein interessantes Duell hoffen.
Bestzeiten mit beschränkter Aussagekraft
Aufschlussreicher als die Tagesbestzeiten waren jedoch die Longruns, die am Ende der zweiten Session gefahren wurden. Bei Zeiten von weit über 1:40 Minuten schenkten sich die beiden derzeitigen Topteams wenig, unterm Strich hinterließ Red Bull aber doch den marginal stärkeren Eindruck. Generell sollten die vielen schnellen Kurven ja den Stärken des aerodynamisch führenden RB7 entgegenkommen.
Dahinter scheint Mercedes die Verfolgergruppe anzuführen: Michael Schumacher Fünfter, Nico Rosberg Siebter, allerdings 1,212 beziehungsweise 1,689 Sekunden hinter der Spitze. "Es geht auf jeden Fall ein Stück voran", findet Sportchef Norbert Haug, der jedoch weiß, dass Red Bull "sicherlich noch nicht alles gezeigt" hat. Aber: "Wir haben das auch nicht gemacht. Wir haben uns nur auf das Rennen konzentriert."
Die Silberpfeile waren am Freitag in etwa auf Augenhöhe mit Ferrari und Renault. Ferrari sicherte sich die Positionen sechs (Felipe Massa) und neun (Fernando Alonso), während sich Renault erstmal vom Schock der Radaufhängungs-Gebrechen am Vormittag erholen musste. Das Team hatte sogar vor, in der zweiten Session gar nicht mehr zu fahren, machte dann aber Fortschritte bei der Ursachenforschung und riskierte doch ein paar Runs.
Heidfeld schneller als Petrow
Witali Petrow (13./+2,391) ging vor Nick Heidfeld auf die Strecke, am Ende war aber der Deutsche der Schnellere der beiden: 1,694 Sekunden Rückstand, Platz acht. Ebenfalls in den Top 10 tauchte Jaime Alguersuari (Toro Rosso) auf, der einer der Ersten auf den (neu markierten) weichen Pirelli-Options war. Elfter und Zwölfter wurden die Williams-Piloten, wobei Rookie Pastor Maldonado um zwei Zehntelsekunden schneller war als Routinier Rubens Barrichello.
Dafür leistete sich der Venezolaner einen leicht peinlich anmutenden Abflug, als er ausgerechnet in der Boxeneinfahrt mit den rechten Rädern in die Wiese kam, Haftung verlor und in hilflos die Barriere rutschte. Dabei ging der Frontflügel kaputt - zum Glück war die neueste Version davon nur bei Barrichello montiert. Auch von HRT gibt es schlechte Neuigkeiten zu berichten, denn Vitantonio Liuzzi rollte erneut früh aus.
HRT erstmals innerhalb von 107 Prozent
Der Italiener kam auf einen Randstein - und der Schlag dürfte sein Getriebe außer Gefecht gesetzt haben. Trotzdem schaffte er 14 Runden. Erfreulich: Teamkollege Narain Karthikeyan legte einen Run mit weichen Reifen und wenig Benzin hin, um das Qualifying zu üben, und knackte dabei die 107-Prozent-Hürde. Sein Puffer nach hinten betrug immerhin eine halbe Sekunde. Liuzzi, Heikki Kovalainen (Lotus) und Jerome D'Ambrosio (Marussia-Virgin) hätten sich heute nicht qualifiziert.
Zwischen den Top-10-Teams und den drei neuen Rennställen bildete sich indes eine Art Mittelfeld mit Sauber, Toro Rosso und Force India. Auffällig dabei die starke Streuung (mehr als eine Sekunde) zwischen den Toro-Rosso-Junioren Alguersuari und Sebastien Buemi. Applaus verdient auch Timo Glock, der seinen Marussia-Virgin auf Rang 19 abstellte, mehr als eine Sekunde vor Jarno Trulli im schnelleren der heute enttäuschenden Lotus-Renner!
Erdbebenartige Kräfteverschiebungen scheint es seit Melbourne also nicht gegeben zu haben, allerdings ist bei Freitagsergebnissen immer Vorsicht angebracht - in Sepang umso mehr, denn schon zehn Kilogramm weniger Benzin an Bord machen einen Unterschied von teilweise mehr als vier Zehntelsekunden pro Runde aus. Wer morgen also am meisten Benzin abtanken kann, könnte noch einen Sprung nach vorne machen...