Keine Stallorder: Ferrari bedankt sich bei Red Bull
Chefrenningenieur Chris Dyer ist froh, dass Red Bull keine Stallorder eingesetzt hat: "Damit haben sie uns heute einen großen Gefallen getan!"
(Motorsport-Total.com) - Bei Teamchef Christian Horner läutete während des Rennens in São Paulo einige Male das Handy, doch Red Bull blieb standhaft und hielt sich an die Vorgabe von Konzernchef Dietrich Mateschitz: Keine Stallorder, Sebastian Vettel durfte den Grand Prix vor Mark Webber gewinnen - sehr zur Freude von Ferrari!
"Damit haben sie uns heute einen großen Gefallen getan", grinst Chefrenningenieur Chris Dyer. "Ich bin aber mir sicher, dass sie in Abu Dhabi nicht so großzügig sein werden." Denn hätten die Red Bulls heute die Plätze getauscht, wäre Webber mit einem Sieg in einer Woche auf jeden Fall Weltmeister gewesen. So hat der Australier acht Punkte Rückstand auf Fernando Alonso und muss selbst bei vollen 25 Punkten auf Schützenhilfe hoffen.
"Wenn es genauso ausgeht wie heute, wäre ich ziemlich glücklich", analysiert Dyer die WM-Situation (Alonso 246, Webber 238, Vettel 231 Punkte). "Es wird ein schwieriges Wochenende mit viel Druck für alle. Wir haben dieses Jahr schon oft erlebt, dass jemand unter Druck Fehler gemacht hat. Wir gehen mit einem klaren Ziel ins letzte Rennen: Wir müssen mit Fernando Zweiter oder besser werden, denn dann ist es ganz egal, was die anderen machen."
In São Paulo war Ferrari nicht konkurrenzfähig genug, um die Red Bulls ernsthaft zu gefährden. Schon während des Rennens erkannte Alonso via Boxenfunk, dass es "unmöglich" ist, Vettel/Webber einzuholen, also beschränkte er sich darauf, den dritten Platz ins Ziel zu fahren. Aber bei acht Punkten Vorsprung kann die Scuderia damit gut leben: "Nach dem gestrigen Qualifying ist das heute ein großartiges Ergebnis", freut sich Dyer.
"Realistisch betrachtet war der dritte Platz ohne Fehler der anderen an diesem Wochenende das Maximum, was wir uns erhoffen durften - ihr Auto war heute einfach ein bisschen schneller", gesteht der Australier. "Es ist fantastisch, nach dem nicht gerade besten Qualifying zurückzuschlagen und wieder auf dem Podium zu stehen. Wir haben heute nur drei Punkte auf Mark verloren. Die Weltmeisterschaft ist damit in Abu Dhabi noch weit offen."
Dyer ist aber auch ein fairer Sportsmann und gratuliert Red Bull zum Gewinn der Konstrukteurs-WM, die heute bereits entschieden wurde: "Sie hatten dieses Jahr ein fantastisches Auto und sie haben zwei fantastische Fahrer. Das hat sich schon lange abgezeichnet, daher ist das keine große Überraschung mehr." Für Ferrari wird wohl nur Platz drei bleiben - auf McLaren fehlen vor dem Saisonfinale schon 32 Punkte.